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Artikel aus "Der Nebenwerte Investor" Ausgabe 8/2025 vom 25.03.2025
Aktien in dieser Ausgabe: MBB, Ceotronics, SFC Energy, Secunet
MBB glänzt mit starken Zahlen, Aktienrückkäufen und Sonderdividende
Die MBB SE ist eine mittelständische, familiengeführte Beteiligungsgesellschaft mit Sitz in Berlin. Seit ihrer Gründung im Jahr 1995 durch Gert-Maria Freimuth und Christof Nesemeier verfolgt das Unternehmen das Ziel, durch den Erwerb und die langfristige Entwicklung mittelständischer Industrieunternehmen mit erheblichem technologischen und ingenieurtechnischen Know-how nachhaltiges Wachstum und Wertsteigerung zu erzielen.
Der Fokus liegt auf etablierten, nachhaltigen Geschäftsmodellen in Deutschland, Österreich und der Schweiz, wobei Unternehmen mit einem Umsatz ab 50 Mio. Euro und einem Unternehmenswert von bis zu 150 Mio. Euro im Mittelpunkt stehen. Dabei strebt MBB Mehrheitsbeteiligungen an und legt Wert auf eine langfristige Wertsteigerung sowohl der einzelnen Unternehmen als auch der gesamten Gruppe.
Diese zumeist gut positionierten Nischenmarktführer werden zu regionalen Branchenchampions weiterentwickelt, wobei MBB ihren Tochterunternehmen die unternehmerische und operative Freiheit lässt. Dem entsprechend führen die ehemaligen Gründer und/oder Vorstände meistens die Geschäfte auch nach dem Eigentümerwechsel fort und bleiben manchmal sogar als Minderheitseigentümer noch eine Weile an Bord. Die MBB bietet ihrerseits Unterstützung bei Managementaufgaben, Finanzierungsfragen und auch mit Kapital, wenn es um den Ausbau von Kapazitäten oder eigene Firmenzukäufe durch die Töchter geht. Diese „Add-on-Käufe“ folgen dann der sogenannten Plattformstrategie.
Sechs starke Töchter
MBB ist direkt an sechs Unternehmen beteiligt, die teilweise ihrerseits selbst wiederum Tochterunternehmen haben. Seine Beteiligungen gliedert die Mittelstandsholding in verschiedene Geschäftssegmente, die ein breites Spektrum an Industrien und Dienstleistungen abdecken.
Im Segment Technological Applications dominiert die selbst börsennotierte Aumann AG, ein führender Hersteller von Spezialmaschinen und automatisierten Fertigungslinien mit Fokus auf E-Mobilität. Aumann entwickelt innovative Produktionslösungen für elektrische Antriebssysteme und trägt somit zur Transformation der Automobilindustrie bei. Das Unternehmen verbindet innovative Wickeltechnologie zur hocheffizienten Herstellung von Elektromotoren mit jahrzehntelanger Automatisierungserfahrung. Im Bereich der Batteriesysteme bietet Aumann ein breites Produktportfolio von Lösungen zur Batteriemodul- und Batteriepackmontage bis zu Beschichtungsanlagen für die Elektrodenfertigung. Für die Brennstoffzellenfertigung bietet Aumann innovative Lösungen entlang der gesamten Wertschöpfungskette – vom Beschichten über das Stacking bis hin zur Endmontage.
Im Geschäftsjahr 2024 hat Aumann mit seinen Automatisierungslösungen eine Umsatzsteigerung von 7,9 % auf 312,3 Mio. Euro erzielt und das bereinigte EBITDA stieg mit einem Wachstum um 71,0 % auf einen neuen Höchstwert von 36,4 Mio. Euro. Der Auftragseingang ging auf Grund der Investitionszurückhaltung in der Automobilindustrie allerdings spürbar zurück. Mit einer Nettoliquidität von 138,2 Mio. Euro sowie einer Eigenkapitalquote von 61,9 % hat Aumann jedoch genügend Spielraum für organische und anorganische Wachstumsschritte, die vor allem außerhalb der zyklischen Automobilindustrie gesucht werden.
Ebenfalls diesem Segment rechnet MBB die börsennotierte Delignit AG zu, einen Anbieter von ökologischen, holzbasierten Werkstoffen und Systemlösungen, die vor allem in der Automobilindustrie und im Schienenverkehr eingesetzt werden. Delignit steht für nachhaltige und innovative Materiallösungen. MBB hat Delignit im Jahr 2003 übernommen und 2006 an die Börse geführt. Heute hält MBB noch 60,37 % der Anteile.
Delignit sieht sich in einem anhaltend angespannten Marktumfeld mit einer deutlichen Nachfrageschwäche in wesentlichen OEM-Serienlieferverträgen konfrontiert und musste daher die Prognose für das Geschäftsjahr 2024 senken. Besonders stark betroffen war erneut der Produktbereich Reisemobile, der erhebliche unvorhergesehene Umsatzeinbußen verzeichnet, nachdem ein Großkunde seine Produktion kurzfristig bis zum Jahresende ausgesetzt hatte. Mit einem Umsatzrückgang in 2024 auf 65,1 Mio. Euro traf Delignit die Mitte der gesenkten Prognosespanne.
Das Segment Service & Infrastruktur wird klar von der börsennotierten Friedrich Vorwerk Group SE dominiert, und hat sich zum größten Bereich im MBB-Konzern entwickelt.
Friedrich Vorwerk ist ein führendes Unternehmen im Bereich der Energieinfrastruktur. Das Unternehmen ist spezialisiert sich auf den Bau und die Wartung von Rohrleitungssystemen für Gas-, Öl- und Wasserstoffanwendungen und spielt eine entscheidende Rolle bei der Umsetzung der Energiewende.
Unmittelbar während der mehrheitlichen Erwerbs durch die MBB Ende 2019 hatte Friedrich Vorwerk selbst 100 % der Anteile an der Bohlen & Doyen Bau GmbH sowie der Bohlen & Doyen Service & Anlagentechnik GmbH übernommen. Im Jahr 2021 brachte MBB die Friedrich Vorwerk Group an die Börse und hält aktuell 49,82 % der Anteile.
Friedrich Vorwerk erzielte im Geschäftsjahr 2024 dank des hohen Investitionsbedarfes im Bereich der Energieinfrastruktur das größte Wachstum innerhalb der MBB-Gruppe und steigerte den Umsatz um 33,5 % auf 498,4 Mio. Euro. Gleichzeitig stieg das EBITDA um 151,7 % auf 80,5 Mio. Euro, was einer Marge von 16,2 % entspricht. Der Auftragsbestand lag Ende des Jahres bei 1.187,7 Mio. Euro. Die Nettoliquidität des Unternehmens erreichte 154,3 Mio. Euro und lag damit 112,2 Mio. Euro über Vorjahr. MBB hat in den letzten beiden Geschäftsjahren für rund 37 Mio. Euro Aktien von Friedrich Vorwerk erworben und damit seinen Anteil am Unternehmen um 14 Prozentpunkte auf rund 50 % ausgebaut.
Vor dem Hintergrund der hervorragenden Entwicklung soll der Hauptversammlung am 02. Juni 2025 eine Dividende in Höhe von 0,30 Euro je Aktie vorgeschlagen werden, die natürlich Großaktionär MBB am meisten zugutekommt.
Ebenfalls zu diesem Segment zählt die Tochter DTS IT AG, die umfassende Lösungen in den Bereichen IT-Sicherheit, Cloud-Services und Managed Services anbietet. Mit einem ganzheitlichen Ansatz unterstützt DTS Unternehmen bei der sicheren und effizienten Digitalisierung ihrer Geschäftsprozesse. MBB hält 80 % an DTS, während die restlichen 20 % vom Management gehalten werden.
DTS konnte im zweiten Halbjahr 2024 nicht an das starke erste Halbjahr anknüpfen, weshalb der Umsatz im Gesamtjahr um 8,5 % auf 99,1 Mio. Euro zurückging. Die EBITDA-Marge lag mit 13,4 % in etwa auf Vorjahresniveau. Insbesondere die von DTS entwickelten Softwareprodukte DTS Cockpit, DTS Identity und DTS Monitoring verzeichneten jedoch sowohl relativ als auch absolut gesehen das größte Wachstum der Unternehmensgeschichte und ihr Anteil am Gesamtumsatz ist damit weiter signifikant gestiegen. Da die Nachfrage des öffentlichen Sektors zum Ende des letzten Geschäftsjahres vor dem Hintergrund des Regierungswechsels zurückhaltend war, erwartet DTS entsprechende Nachholeffekte im aktuellen Geschäftsjahr.
Das kleinste Segment ist Consumer Goods mit den beiden nicht börsennotierten Töchtern Hanke Tissue und CT Formpolster. Hanke Tissue ist ein führender Tissue-Produzent in Polen, dessen Wertschöpfung die Herstellung von Tissue-Mutterrollen auf eigenen Papiermaschinen, die Konvertierung zu Endprodukten wie Servietten, Taschentüchern oder Küchenrollen, die Logistik sowie Design, Marketing und Vertrieb dieser Produkte umfasst. Marktführend ist das Unternehmen bei bedruckten Servietten. Die Produkte werden überwiegend in Europa abgesetzt. Die stark steigenden Preise hatten Hanke seit 2022 stark unter Druck gesetzt, da man die deutlich erhöhten Einkaufspreise nicht vollständig an den Markt weitergeben konnte.
Im Geschäftsjahr 2024 konnte Hanke mit seinen Tissue-Produkten jedoch wieder ein signifikantes Umsatzwachstum auf 70,3 Mio. Euro sowie eine deutlich zweistellige EBITDA-Marge erzielen. MBB hält 94,08 % an Hanke.
Weniger rund läuft es nach wie vor bei CT Formpolster, einem führenden Anbieter von Matratzen für Online-Händler. Als One-stop-shop reicht das Angebot des Unternehmens von der eigenen Entwicklung und Schaumherstellung über die Konfektion bis zur Verpackung und dem Drop-Shipping der Produkte zum Endkunden. MBB ist hier seit 2010 an Bord und hält 100 % der Anteile.
Angesichts der geringeren Nachfrage in der Matratzenindustrie verbuchte CT Formpolster in 2024 jedoch einen Umsatzrückgang auf 23,7 Mio. Euro.
MBB mit starkem Geschäftsjahr
Gerade gab MBB seine Zahlen für das Geschäftsjahr 2024 bekannt und konnte die eigene Prognose mit einem Umsatz von 1,06 Mrd. Euro und einer EBITDA-Marge von 14 % übertreffen. Wesentlicher Treiber war dabei Friedrich Vorwerk. Trotz Aktienrückkäufen in Höhe von 58 Millionen Euro stieg die Nettoliquidität der MBB-Gruppe auf 550 Mio. Euro, ein Plus von 75 Mio. Euro im Vergleich zum Vorjahr.
Der Umsatz stieg um 11,9 % auf 1.068,4 Mio. Euro und das bereinigte EBITDA der Gruppe stieg um 85,8 % auf 149,1 Mio. Euro, so dass die EBITDA-Marge mit 14,0 % mehr als 5,5 Prozentpunkte über Vorjahr sowie 1,5 Prozentpunkte über dem historischen Höchstwert lag. Die Nettoliquidität erreichte mit 553,9 Mio. Euro zum Jahresende einen neuen Rekordstand, von dem 280,3 Mio. auf die Holding MBB SE entfielen.
Apropos Aktienrückkäufe. MBB findet seit einiger Zeit keine geeigneten Übernahmeziele mehr, da man hierbei sehr kostendiszipliniert vorgeht und nur dann zugreift, wenn das Zielunternehmen erhebliche Wachstumsperspektiven aufweist und zudem günstig zu kaufen ist. Daher fließt ein nicht unerheblicher Teil des Cashflows der MBB in den Rückkauf eigener Aktien.
Ende Oktober 2024 erklärte MBB eine "substanzielle Unterbewertung der MBB-Aktie" und beschloss aufgrund der starken Kapitalausstattung, ab dem 15. November 2024 eigene Aktien mit einem Volumen von maximal 15,0 Mio. Euro bis zu einem Preis von 120,00 Euro pro Aktie über die Börse zurückzukaufen. Da sich der Kurs zuletzt sehr erfreulich entwickelt hat, erhöhte MBB Mitte März den maximalen Ankaufspreis auf 150,00 Euro je Aktie.
Aktionärsstruktur
Das Grundkapital der MBB beläuft sich nach der jüngsten Einziehung der im eigenen Bestand befindlichen Aktien seit Ende Oktober 2023 auf 5.436.169 Euro und ist in 5.436.169 Stück nennwertlose Inhaberaktien eingeteilt, die sich mittelbar zu 71 % im Eigentum der MBB-Gründer Dr. Christof Nesemeier und Gert-Maria Freimuth befinden. Es ist davon auszugehen, dass MBB auch die aktuell zurückgekauften Aktien einziehen wird, so dass sich der Unternehmensgewinn erneut auf weniger Aktien verteilen und damit den Gewinn je Aktie nochmals erhöhen wird.
Satte Dividendenerhöhung
Vor diesem Hintergrund hat MBB zum 15. Mal in Folge die Dividende angehoben und will nun 1,11 Euro pro Aktie ausschütten. Zusätzlich soll es anlässlich des 30-jährigen Jubiläums der MBB eine Sonderdividende in Höhe von 2,22 Euro geben und somit eine Gesamtdividende von 3,33 Euro je Aktie. Einschließlich dieser Dividende wird MBB seit dem Börsengang 2006 durch Aktienrückkäufe und Dividenden insgesamt 233 Mio. Euro an ihre Aktionäre ausgezahlt haben.
Wechsel im Management
Etwas überraschend kommen zwei Wechsel im Management, denn zum 30. Juni 2025 werden CEO Constantin Mang und COO Jakob Ammer ihre Positionen aufgeben. Ab Juli übernehmen Gründer Christof Nesemeier und Torben Teichler die Führung. Nesemeier wird als Executive Chairman die Bereiche Strategie und M&A verantworten, während Teichler als CFO weiterhin für Finanzen und Investor Relations zuständig bleibt.
Bullcase vs. Bearcase
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Quelle: wallstreet-online.de |
Bei einer Sum-of-the-Parts-Berechnung ergäben die Anteile an den börsennotierten Unternehmen 464,32 Mio. Euro für Friedrich Vorwerk, 86,0 Mio. Euro für Aumann und 15,58 Mio. Euro für Delignit, zusammen also 565,9 Mio. Euro. Hinzu kommt noch 280,3 Mio. Euro an Nettoliquidität in der MBB Holding, in Summe also ein Wert von 846,2. Dem steht Marktkapitalisierung von 593,50 Mio. Euro gegenüber und die noch nicht eingerechneten Anteile an DTS, Hanke Tissue und CT Formpolster.
Fazit
Die MBB-Aktie ist attraktiv bewertet, trotz der jüngsten Kurssteigerungen. Allerdings sollten Anleger nicht auf ein schnelles Aufholen dieser Unterbewertung hoffen, denn die besteht bereits seit vielen Jahren. Das nutzt das Management zum Rückkauf eigener Aktien und schafft damit noch einem Mehrwert für die Aktionäre. Zudem gibt es immer mal wieder Gerüchte, nach denen MBB einen Börsengang der IT-Tochter DTS planen könnte, um deren Wertpotenziale heben zu können und sichtbarer zu machen. Aber auch hierauf sollte man sich nicht alleine verlassen – zumal es auch so reichlich gute Gründe für ein Investment in MBB-Aktien gibt.
Die 4 wichtigsten Dinge, die man über MBB wissen muss
- MBB greift selten bei Firmenkäufen zu, schafft dann mit seinen Übernahmen zumeist großen Mehrwert für seine Aktionäre.
- Durch Börsengänge der Konzerntöchter holt sich MBB sein eingesetztes Kapital zurück, während man einen bestimmenden Anteil an der Tochter behält und so weiter an ihrem Erfolg teilhat, während gleichzeitig Geld für weitere Zukäufe generiert wird.
- Der Aktienkurs notiert mit deutlichem Abschlag auf den fairen Wert der Aktie, die sich aus der Sum-of-the-Parts-Ermittlung ergibt. Dies sichert der Kurs nach unten ab.
- Mögliche Kurstreiber sind die Energiewende als Megatrend und Friedrich Vorwerk als führendem Infrastrukturanbieter in diesem Segment. Zudem weitere Firmenzukäufe.
Disclaimer: Habe Delignit, Friedrich Vorwerk, MBB auf meiner Beobachtungsliste und/oder im Depot/Wiki
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