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Artikel aus "Der Nebenwerte Investor" Ausgabe 10/2025 vom 15.04.2025
Aktien in dieser Ausgabe: Hornbach, KSB, Atoss Software, FlatexDegiro
Hornbach trotzt der Konsumkrise
Der Immobilienmarkt in Deutschland spürt nach mehr als zehn Jahren des Booms inzwischen die Krise. Das gestiegene Zinsniveau und die deutlich erhöhten Preise drücken auf die Nachfrage und das Neubauvolumen ist komplett eingebrochen. Daher bleiben die Menschen in ihren alten Häusern wohnen und der Mietwohnungsmarkt sieht keinen Rückgang. Diese Entwicklungen sollten eigentlich dem Heimwerkerbedarf unter die Arme greifen, doch von Jubelarien ist die Branche weit entfernt – hofft aber nun auf Besserung.
Der deutsche Markt ist dabei sehr zersplittert; anders als in den USA gibt es keinen klaren Marktführer wie Home Depot, sondern eine ganze Reihe großer und regionaler Player. Gemessen am Bruttoumsatz im Jahr 2024 war Bauhaus mit 4,4 Mrd. Euro der Marktführer vor OBI mit 4,189 Mrd. Hornbach lag mit 3,254 Mrd. knapp vor REWE mit ihren Marken toom, B1 und Gartencenter Klee, die es auf 3,039 Mrd. Euro brachten, dann schlossen sich Hagebau mit 2,733 Mrd. und Globus mit 1,918 Mrd. Euro an.
Der Gesamtumsatz der sechs größten Unternehmen war im Jahr 2024 insgesamt rückläufig. Das Jahr sollte eigentlich einen Neustart nach dem Hochinflationsjahr 2023 bedeuten, doch weltweite Krisen, innenpolitische Herausforderungen und das Heizungsgesetz verunsicherten die Verbraucher. Zudem wirkten sich herausfordernde Wetterverhältnisse mit langen Schlecht- und Nasswetterperioden wirkten sich zusätzlich belastend auf die Branche aus.
Die Hornbach Holding AG & Co. KGaA ist eines der führenden Bau- und Gartenmarktunternehmen Europas. Mit über 170 Filialen in neun europäischen Ländern und einem umfassenden Online-Angebot bedient Hornbach sowohl Heimwerker als auch professionelle Handwerker.
Hornbach verfolgt ein integriertes Geschäftsmodell, das auf mehreren Säulen basiert.
- Bau- und Gartenmärkte: Die Hornbach Baumarkt AG bildet das Herzstück des Hornbach-Konzerns. Mit 172 Filialen in Deutschland und anderen europäischen Ländern bietet Hornbach ein breites Sortiment an Produkten für Bau, Renovierung und Garten. An der ebenfalls börsennotierten Baumarkt-Tochter hält die Holding 93,7 % der Anteile.
- Online-Handel: Der E-Commerce-Bereich, einschließlich Click & Collect, trägt mit einem Anteil von 12,4 % am Gesamtumsatz maßgeblich zum Erfolg bei.
- Baustoffhandel: Die Hornbach Baustoff Union GmbH bedient professionelle Kunden mit einem spezialisierten Sortiment und trägt rund 6 % zum Konzernumsatz bei.
- Immobilien: Der Teilkonzern Hornbach Immobilien verwaltet und entwickelt die eigenen Immobilienbestände, was zur Stabilität des Unternehmens beiträgt.
Passable Geschäftszahlen
Das Jahr 2024 war ein herausforderndes für Hornbach und so musste man Ende 2024 die Umsatzprognose für das Gesamtjahr leicht senken. Statt eines leichten Wachstums wurde zuletzt ein Umsatz auf Vorjahresniveau von 6,16 Mrd. Euro erwartet, während die Prognose für das bereinigte EBIT bestätigt wurde.
Ende März gab Hornbach nun seine Zahlen für das Geschäftsjahr 2024 bekannt. Der Umsatz lag mit 6,2 Mrd. Euro lediglich leicht über dem Vorjahr, wobei das Baumarktgeschäft als größter operativer Teilkonzern ein Umsatzplus von 1,2 % verbuchen konnte, während die Baustoff-Sparte wegen der schwachen Branchenkonjunktur in Deutschland Einbußen von gut 6 % hinnehmen musste. In den zwölf Monaten bis Ende Februar war das um Sonderposten bereinigte Ergebnis (bereinigtes EBIT) um 6 % auf 270 Mio. Euro gestiegen.
Nach einer Sonderkonjunktur in der Corona-Zeit, als die Menschen sich in ihre eigenen vier Wände zurückziehen mussten und dabei die Lust am Renovieren neu entdeckten, ist inzwischen die Konsumfreude durch politische Krisen und Inflation gedämpft. Hornbach hatte zuletzt auch mit steigenden Personalkosten zu kämpfen. Albrecht Hornbach, Chef der Gesellschafterin Hornbach Management AG, zeigte sich dennoch zufrieden. "Wir blicken positiv auf die Ergebnisse des vergangenen Geschäftsjahres. Trotz gedämpfter Verbraucherstimmung, insbesondere in Deutschland, haben wir unser Geschäft erfolgreich weiterentwickelt. So konnten wir unsere Marktanteile in Deutschland sowie in anderen wichtigen europäischen Märkten ausbauen."
Europäische Expansion und Digitalisierung im Fokus
Ende 2024 betrieb Hornbach 172 großflächige Bau- und Gartenmärkte sowie Online-Shops in neun europäischen Ländern, wobei Deutschland mit knapp 100 Filialen der größte Markt ist. Seinen hiesigen Marktanteil habe der Konzern im Kalenderjahr 2024 um 0,3 Punkte auf 15,2 % steigern können und verzeichnete darüber hinaus Marktanteilsgewinne auch in den Niederlanden, Tschechien und der Schweiz. Nach der jüngsten Eröffnung eines neuen Bau- und Gartenmarkts in Nürnberg sind vier weitere Neueröffnungen in Deutschland, Österreich und Rumänien geplant.
Der Konzern setzt in der Konsumkrise neben Investitionen in bestehende Märkte und die IT-Infrastruktur auch auf die weitere Expansion. "Wir haben das Geschäftsjahr 2024/25 genutzt, um uns für die Zukunft aufzustellen", sagte der Vorstandsvorsitzende der Hornbach-Baumärkte, Erich Harsch. Bereits seit dem 1. Dezember 2023 ist das Berliner Start-up Seniovo Teil der Hornbach Baumarkt Gruppe. Hiermit soll der Handwerkerservice gestärkt werden und der Einstieg in den Wachstumsmarkt der seriellen Sanierung gelingen. Insgesamt bieten der Ausbau des Online-Handels und die Integration digitaler Services Wachstumspotenzial, da der Trend zum Home-Shopping längst auch die Heimwerkerbranche erfasst hat.
Leisten kann sich Hornbach die Expansion, denn die Bilanz ist solide. Per 30. November 2024 betrug die Bilanzsumme 4,446 Mrd. Euro bei einer gestiegenen Eigenkapitalquote von 46,8 %, während die Nettofinanzschulden um 5,3 % auf 1,139 Mrd. Euro sanken.
Ein Familienunternehmen
Hornbach ist ein Traditions- und Familienunternehmen. Die Gründerfamilie hält über die Hornbach Familien-Treuhandgesellschaft mbH 37,5 % der Anteile an dem im Nebenwertesegment SDAX notierenden Unternehmen, während die restlichen 62,5 % dem Streubesitz zuzurechnen sind.
Attraktive Dividende
Hornbach verfolgt eine auf Kontinuität ausgerichtete Dividendenpolitik, deren Ziel es ist, einen fairen Ausgleich zwischen den Aktionärsinteressen einerseits und der Wachstumsfinanzierung des Unternehmens andererseits zu schaffen. Angestrebt wird eine Ausschüttungsquote von 30 % bezogen auf den Konzernjahresüberschuss nach Minderheitsanteilen, wobei die Dividende mindestens auf dem Niveau des Vorjahres liegen soll.
Die Hauptversammlung ist für den 4. Juli geplant und es wird ein Ausschüttungsvorschlag auf Höhe des Vorjahresniveaus von 2,40 Euro je Aktie erwartet, was eine Dividendenrendite von knapp unter 3 % ergäbe.
Bullcase vs. Bearcase
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Quelle: wallstreet-online.de |
Von Trumps Zoll-Krieg ist Hornbach nicht direkt betroffen, aber eine hieraus resultierende wirtschaftliche Eintrübung würde Hornbach zu spüren bekommen. Der Einzelhandel steht ohnehin unter hohem Wettbewerbsdruck und dies erfordert kontinuierliche Innovation und Effizienzsteigerungen. Des Weiteren muss laufend in Marketing und Werbung investiert werden, um die Marke im Bewusstsein zu halten, denn beim Angebot unterscheiden sich die verschiedenen Baumarktketten kaum. Und dann gibt es noch das Risiko steigender Material- und Lohnkosten. Die höhere Inflation zieht erhöhte Forderungen der Gewerkschaften nach Lohnausgleich nach sich und diese würden sich negativ auf die Gewinne auswirken. Eine Kompensation über Automatisierung ist nur bedingt möglich und dies vor allem im Baustoffhandel, während der Heimwerkerbedarf weiter sehr personal- und beratungsintensiv bleibt.
Fazit
Hornbach zeigt sich trotz herausfordernder Rahmenbedingungen robust und zukunftsorientiert. Mit einem diversifizierten Geschäftsmodell, soliden Finanzen und strategischen Investitionen in Digitalisierung und Nachhaltigkeit ist das Unternehmen gut positioniert, um langfristig erfolgreich zu sein und bei der weiteren Konsolidierung der Branche in Deutschland und Europa eine führende Rolle einzunehmen. Die Unsicherheiten in Bezug auf die wirtschaftliche Entwicklung in Deutschland und der weitere Verlauf von Trumps Zoll-Krieg können sich jedoch als Belastung erweisen für das Unternehmen und den Aktienkurs.
Die 4 wichtigsten Dinge, die man über Hornbach wissen muss
- Hornbach ist eine der führenden Bau- und Heimwerkermarktketten Deutschlands und Europas.
- Der Markt ist sehr zersplittert. Hornbach gewinnt weiter Markteinteile und konsolidiert aktiv mit.
- Das erhoffte Wiedererstarkungsjahr 2024 entpuppte sich als weiteres Übergangsjahrs, in dem Hornbach Umsatz und Gewinn lediglich stabil halten konnte.
- Operativ stehen die Zeichen gut, wenn die Rezession überstanden werden kann und Trumps Zoll-Krieg weniger verheerende Ausmaße annimmt, als zu befürchten ist.
Disclaimer: Habe Hornbach nicht auf meiner Beobachtungsliste und/oder im Depot/Wiki.
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