
Im Rahmen meiner Kooperation mit dem 'Aktien Report' von Armin Brack nehme ich mir in unregelmäßigen Abständen interessante Unternehmen und Themen vor. Die Ausgaben des 'Aktien Reports' und/oder 'Geld Anlage Reports' erreichen ihre Leser samstags kostenlos und 'druckfrisch' per Email und man kann sich ▶ hier beim 'Geld Anlage Report' anmelden. Bonbon für die Leser meines Blogs: einige Tage später darf ich die Artikel dann auch hier veröffentlichen.
Stell dir vor es ist Zoll-Krieg – und Vonovia und JDC Group machen einfach nicht mit
Don Trump hat mit seinen willkürlichen "reziproken" Strafzöllen gegen alles und jeden einen globalen Wirtschaftskrieg angezettelt, der nicht nur ihm zu entgleiten droht. Er ist unberechenbar und doch leicht durchschaubar. Er will "den besten Deal" für die USA bzw. für sich herausschlagen und dazu ist ihm jedes Mittel Recht, ob Bedrohung, Nötigung, Erpressung, Gewalt, Krieg. Er will die UA "great again“"machen und in seiner Vorstellung ist sie das auch, wenn alle anderen viel mehr verlieren als Amerika. Best oft he worse, tolles Prinzip.
Anders herum hat es ihm nicht gefallen. Die USA waren in den letzten Jahrzehnten der große Profiteur des boomenden Freihandels und des Abbaus von Zollschranken. Im Vergleich mit den europäischen Staaten, Russland und (fast) allen anderen Teilen der Welt haben die USA ihren Reichtum am meisten steigern können. Auch zulasten anderer Nationen, die den USA gerne ihre Waren günstig verkauft haben – für die USA ist das ein klasse Geschäft, denn sie bezahlt mit ihrer eigenen Währung, dem Dollar, und davon kann sie so viel drucken wie sie will. Hieraus (!) entsteht das Handelsbilanzdefizit, dem Trump nun den Krieg erklärt hat. Was er dabei aber übersieht und/oder missversteht ist, dass es im Grunde kein Zeichen der Schwäche ist, sondern der Stärke. Aber Fakten zählen nicht mehr, es gibt nur noch Trumps Welt und Trumps Sicht auf die Dinge. Die USA folgt blind, denn er tauscht alle Personen an der Spitze aus, in Behörden, Justiz, Militär, einfach jeden, der nicht auf seinem Kurs umschwenkt. Früher nannte man das Coup d'État, einen Staatsstreich, aber offiziell benennen möchte das bisher niemand.
Aber bleiben wir bei den Auswirkungen von Trumps Zollpolitik. Nachdem er die Strafzölle verhängt hatte, brachen die Börsen massiv ein. Immer lauterer Widerstand, auch Seitens seiner bisher größten (und reichsten) Unterstützer regte sich und so machte er die Rolle rückwärts, in dem er die Zölle für 90 Tage aussetzte – für all diejenigen Staaten, die sich „vernünftig“ verhalten und keine Gegenzölle verhängt hätten. So wie die EU. Aber China traf der Zoll-Hammer mit voller Wucht, denn China erhob seinerseits sehr hohe Strafzölle. Trump konterte mit einer weiteren Erhöhung – und auch China reagierte erneut. Allerdings mit dem Hinweis, dies sei die letzte Erhöhung seitens Pekings, da die Zölle auf US-Waren nun so hoch seien, dass die Produkte in China praktisch unverkäuflich seien und damit noch höhere Zölle ohnehin keinen Sinn machen würden.
Das könnte zu einem nachgelagerten Zoll-Krieg Chinas mit der EU führen. Denn China hat enorme Überkapazitäten aufgebaut und produziert viel mehr Waren, als in China abgesetzt werden können. Und nun entfällt mit den USA der größte Handelspartner aufgrund der Zölle, so dass sich die chinesischen Billigwaren neue Abnehmer suchen müssen - und werden. Schon jetzt schwappen immer mehr chinesische Billigangebote nach Europa und sorgen hierzulande für enormen Preisdruck für die heimischen Unternehmen, Pleiten und Entlassungen. Sollte es nun zu einer waren Schwemme kommen, wird die EU Handelsbarrieren aufbauen müssen, also Zölle, um ihren Markt bzw. ihre Unternehmen zu schützen. Ein Kollateralschaden von Trumps Zollpolitik, allerdings wird ihm das keine schlaflosen Nächte bereiten. Denn in seinen Augen hat die ganze Welt die USA ausgebeutet und ausgenutzt und er korrigiert jetzt nur diese Boshaftigkeit.
So oder so, Europa und Deutschland als dessen wirtschaftsstärkstes Land müssen sich wappnen. Die neue Bundesregierung unter Friedrich Merz hat gewaltige Aufgaben vor der Brust und steht gleich mehrfach mit dem Rücken zur Wand. Ob und wie weit sie Deutschland wieder zurück in die Erfolgsspur bringen kann, bleibt abzuwarten. Einfach wird das nicht.
Und das ist auch für Anleger ein Dilemma. Denn wenn Trump Erfolg mit seinem Nebenziel hat, den Dollar zu schwächen, verlieren deutsche Anleger mit US-Investments währungsbedingt Extraprozente. Zudem ist Deutschland eine Exportnation und damit besonders anfällig für Trumps Strafzölle. Zumal der zweitwichtigste Wirtschaftszweig die Automobilindustrie ist und die ganz besonders in Trumps Visier steht. Dabei geht es nicht nur um die Autohersteller selbst, sondern nachgelagert um die vielen Zulieferbetriebe mit zig Millionen von Mitarbeitern und deren Löhne sind die Kaufkraft, die der lokalen Wirtschaft Nachfrage bescheren: dem Bäcker, dem Handwerker, der Friseur…
Wie schlimm es wirklich wird hängt davon ab, ob Trumps Strafzölle wirklich zur Dauerbelastung werden und dem folgend die Gegenzölle der EU. Alles ist unsicher, alles verändert sich, auch Trumps Haltung, manchmal mehrmals am Tag. Die Unternehmen müssen darauf reagieren, aber das fällt nicht allen leicht. Autohersteller treffen Investitionsentscheidungen für neue Modelle und Werke, die dann jahre- und jahrzehntelang Bestand und Folgen haben. Gleiches gilt für andere Industriezweige. Softwarefirmen haben es einfacher, weil ihr größter Kostenblock das Personal ist und das ist zwar in Deutschland auch nicht einfach abzubauen, aber deutlich einfacher als ein produzierendes Werk samt Abschreibungen und Wertverlust.
Also lieber gar nicht mehr auf Aktien setzen? Sicher nicht, denn das war immer die falsche Entscheidung, auch und gerade in den Phasen größter Unsicherheit. Man muss „nur“ auf die richtigen Unternehmen setzen und hier kann man es sich bei der Auswahl durchaus einfach(er) machen, indem man auf Branchen setzt, die vergleichsweise wenig vom Zollkrieg betroffen sein werden.
Vonovia
Die Vonovia SE ist mit einem Bestand von über 545.000 eigenen Wohnungen in Deutschland, Schweden und Österreich sowie rund 71.000 verwalteten Einheiten Dritter nicht nur Marktführer in Deutschland, sondern Europas führendes privates Wohnungsunternehmen.
Vonovia verfolgt ein integriertes Geschäftsmodell, das über die reine Vermietung hinausgeht. Neben der Bewirtschaftung des Wohnungsbestands bietet das Unternehmen wohnungsnahe Dienstleistungen an, darunter energetische Sanierungen, Quartiersentwicklungen und den Ausbau erneuerbarer Energien. Ziel ist es, durch diese ergänzenden Geschäftsbereiche bis 2028 etwa 20 bis 25 % zum operativen Ergebnis (EBITDA) beizusteuern.
Ein besonderer Fokus liegt auf Investitionen in den Klimaschutz und technologische Innovationen. So plant Vonovia, die jährlichen Investitionen bis 2028 auf zwei Milliarden Euro zu verdoppeln, um den Herausforderungen des Klimawandels und der Digitalisierung gerecht zu werden – nicht immer ganz freiwillig, denn vor allem in Deutschland zwingen die in den letzten Jahren massiv verschärften Energiestandards zum Handeln.
Die seit 2022 stark gestiegenen Zinsen haben Vonovia stark zugesetzt, so dass der Konzern hohe Abschreibungen auf seinen Immobilienbestand vornehmen musste und gleichzeitig erhebliche Einbußen beim Gewinn aufgrund des deutlich höheren Zinsbelastung. Diese negativen Faktoten sind inzwischen weitgehend bilanziell verarbeitet und der Wind hat sich gedreht. So hat die EZB die Zinswende nach unten eingeleitet und der unter der Ampel-Regierung in Siechtum verfallene Neubau von Wohnungen heizt die Nachfrage nach Altwohnungen und damit die Mieten an. Das erhöht den Ertragswert und die Gewinne.
Im Geschäftsjahr 2024 verzeichnete Vonovia einen Verlust von 962,3 Mio. Euro, der hauptsächlich auf Abwertungen des Immobilienportfolios zurückzuführen war. Trotz dieses Verlusts konnte das Unternehmen seine Prognose für das bereinigte EBITDA mit über 2,6 Mrd. Euro am oberen Ende bestätigen. Die durchschnittliche Miete stieg konzernweit um 3,5 % auf 7,94 Euro pro Quadratmeter, während die Leerstandsquote bei 2,1 % stabil auf niedrigem Niveau blieb.
Zur Schuldenreduktion tätigte Vonovia einige Bestandsverkäufe, unter anderem an Apollo Global, womit man Erlöse von rund 3,7 Mrd. Euro generierte. Nach einem vorübergehenden Stopp plant Vonovia, ab 2025 wieder verstärkt in den Neubau zu investieren. Im Jahr 2024 wurden bereits 2.409 neue Wohnungen gebaut, davon 1.534 für den Verkauf an Dritte. CEO Rolf Buch zeigt sich optimistisch, dass das Unternehmen im Jahr 2025 wieder in die Gewinnzone zurückkehren wird, da sich die Immobilienwerte stabilisieren.
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Quelle: wallstreet-online.de |
JDC Group
Die JDC Group AG hat sich als führender Anbieter digitaler Plattformlösungen für Finanz- und Versicherungsvermittler etabliert. Mit ihrem zweigleisigen Geschäftsmodell bietet sie umfassende Dienstleistungen für Makler, Banken, Versicherungen und Endkunden an.
Im Bereich Advisortech stellt sie eine digitale Plattform für Versicherungs- und Investmentprodukte bereit, die Prozesse automatisiert und die Effizienz für Vermittler steigert. Im Segment Advisory bietet sie persönliche Beratung und Vermittlung von Finanz- und Versicherungsprodukten durch eigene Berater. Diese Kombination ermöglicht es der JDC Group, sowohl technologische Innovationen voranzutreiben als auch direkten Kundenkontakt zu pflegen.
Der Versicherungsvertriebsmarkt in Deutschland und Europa ist stark zersplittert und seit einigen Jahren konsolidiert die Branche durch Fusionen und Übernahmen. Auch die JDC Group ist hier aktiv am Start und hat sich als einer der führenden Player etabliert. Zudem konnte man mit der Sparkassengruppe einen der größten Kunden überhaupt gewinnen und seitdem läuft die Bestandsverwaltung und die Vermittlung beinahe aller Institute der Sparkassenorganisation über die JDC-Plattform. Zudem schloss man im November 2024 einen exklusiven Kooperationsvertrag mit den VGH Versicherungen, um die Plattformreichweite weiter zu erhöhen.
Im Geschäftsjahr 2024 erzielte die JDC Group einen Rekordumsatz von über 220 Mio. Euro und damit knapp 29 % mehr als im Vorjahr. Das operative Ergebnis (EBITDA) stieg dabei ebenfalls um 29 % auf über 15 Mio. Euro. Im 4. Quartal 2024 alleine wurde ein Umsatz von über 60 Mio. Euro erreicht, ein neuer Höchstwert für das Unternehmen. Das EBIT erhöhte sich dabei um fast 50 % auf 8,7 Mio. Euro im Vergleich zum Vorjahr.
Die JDC Group plant, den Umsatz bis 2030 auf bis zu 500 Mio. Euro zu steigern, mit einem Ziel-EBITDA von 40 bis 50 Mio. Durch kontinuierliche Investitionen in Technologie und strategische Partnerschaften positioniert sich das Unternehmen für nachhaltiges Wachstum in der digitalen Finanzwelt und bleibt ein zentraler Akteur im digitalen Wandel der Finanzdienstleistungsbranche.
Der Vertrag mit Vorstandschef Dr. Sebastian Grabmaier wurde kürzlich um weitere fünf Jahre verlängert. Und dieser sieht viel Potenzial in der Poolbranche – und damit meint er Maklerpools. Die Konsolidierungswelle rolle und es sei eine gewisse Monopolisierung zu beobachten, da die drei bzw. vier großen Player immer mehr Volumen auf sich vereinigen und damit ihren Abstand zu den kleinen ausbauen. Dies würde auf einen Versicherungsmarkt mit einer Handvoll Plattformdienstleitern hinauslaufen, von denen JDC bereits einer sei. Und zwar einer der erfolgreichsten.
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Quelle: wallstreet-online.de |
Mein Fazit
Trumps Zollkrieg sorgt für maximale Verunsicherung und das Ende ist völlig offen. Klar ist wohl nur, dass am Ende alle Verlierer sind, denn die frühere Nachkriegsordnung mit einem prosperierenden globalen Freihandel wurde vorsätzlich gegen die Wand gefahren und der Zug ist auf seinem neuen Gleis kaum mehr umzudrehen. Ob er bzw. Trump, noch die Kurve kriegt und das Dilemma sich am Ende nicht zu einer Vollkatastrophe für alle ausweitet, bleibt uns als Hoffnung erhalten. Doch solange sich der Kriegsnebel nicht gelichtet hat, ist es bestimmt nicht verkehrt, erstmal auf Sicherheit zu spielen...
Möge die Rendite mit euch sein!
Euer Börsenbarde
Michael C. Kissig
Disclaimer: Habe JDC Group auf meiner Beobachtungsliste und/oder im Depot/Wiki.
"Zur Schuldenreduktion tätigte Vonovia einige Bestandsverkäufe, unter anderem an Apollo Global, womit man Erlöse von rund 3,7 Mrd. Euro generierte. "
AntwortenLöschenSind Sie bei dem Satz bis zum Grund vorgedrungen? Da ich selbst Vonovia halte, hat mich der Verkauf der Baden-Württembergischen ehem. Landesimmobilie interessiert. Eine hohe Qualität wird wegen BW vermutet. Doch erfolgte wohl ein Teilverkauf mit Rückkaufoption. Die Konditionen sollten auf der Seite von Apollo liegen, da jeder wusste, dass Vonovia dringend Geld benötigte. Wie hoch sind die Garantiezinsen für Apollo?
"Im Geschäftsjahr 2024 verzeichnete Vonovia einen Verlust von 962,3 Mio. Euro, der hauptsächlich auf Abwertungen des Immobilienportfolios zurückzuführen war." Der wahre Grund der Krise liegt in diesem Satz. Vonovia hat jeweils maximal bilanziert und darauf mit Max-Hebel weiter finanziert. Solange es eine Immobilienhausse gibt, geht alles gut.... Diese Finanzierung ist nun geplatzt und wie teuer ist die neue?
Neben dem Risiko der Enteignung (mit zu wenig Geld bis zur Klage auf Entschädigung) steht noch die Mietpreisbremse im Raum. Die Dividende ist bei den Verlusten offensichtlich nicht durch den Gewinn gedeckt.
Nein, ich habe mir die Details des bzw. der Vonovia-Apollo-Deals nicht angesehen. Apollo ist kein Wohlfahrtsverein und Vonovia war in einer Notlage, daher dürfte man einen für Apollo sehr guten und Vonovia zweckdienlichen Deal geschlossen haben.
LöschenDass Vonovia - und fast alle übrigen Immobilienkonzerne ebenfalls - per Gefälligkeitsgutachten die Immobilienwerte stetig hochschreiben haben lassen, ist das zentrale Problem. Diese Immowerte dienten als Sicherheiten und man bekam auf diese Art mehr Geld für wenig Zinsen. Das rächte sich ab 2022, als die Preise fielen und sich die Werte als überoptimistisch herausstellten. Also mussten weitere Sicherheiten her, und/oder höhere Eigenkapitalquoten erfüllt und/oder Kredite zurückgezahlt werden. Aber kaum jemand hatte Liquidität, also stand man mit dem Rücken zur Wand. Und wenn dann noch Zinsbindungen ausliefen, mussten diese - wenn sie überhaupt verlängert wurden - zu deutlich höhere Zinsen abgeschlossen werden, was das Zinsergebnis und damit die GuV zusätzlich belastete. Die Abwertungen schlugen ebenfalls auf die GuV durch, das hat zu enormen Verlusten geführt. Aber...
Die Zinsbelastungen sind dauerhafte Kosten, die Abwertungen Einmaleffkte, die die GuV belasten, den Gewinn und die Bilanz. Danach ist Ruhe - sofern nicht weitere Abwertungen erfolgen müssen. Hier zeigt sich der Immobilienmarkt aber zuletzt stabil, daher ist hier nicht mit weiterem großen Ungemach zu rechnen.
Zur Dividende: die muss nicht aus dem Gewinn finanziert werden können, sondern aus dem operativen Ergebnis (am besten dem FFO). Der Gewinn ist immer das Ergebnis nach Bewertung, also nach Zu- oder Abschreibung der Immobilienwerte. Im weiteren Sinne also ein Fake-Gewinn (und das HGB lässt sowas schlauerweise auch gar nicht zu). Ich sehe das also nicht wirklich kritisch, sofern sich das Unternehmen die Ausschüttung leisten kann. Wenn zu ihrer Finanzierung zusätzliche Kredite oder die Ausgabe einer Anleihe nötig ist, wäre dies hingegen ein No-Go.