Samstag, 26. April 2025

In der Börsenwoche 17/2025 waren die stärksten Kurstreiber in meinem Depot nicht nur Lending Club, Kinsale Capital, Almonty Industries, KKR und Ares Management

Die Top-Werte meines Investmentdepots veröffentliche ich jeweils zum Quartalsende in meinen Investor-Updates und meine Beobachtungsliste aktualisiere ich wöchentlich.

Ergänzend gebe ich heute eine kurze Übersicht zu den Werten, die in der letzten Woche mein Investmentdepot am stärksten bewegt haben. Dabei geht es um alte Bekannte und neue Liebschaften. Und es gibt die eine oder andere Überraschung...


Diese Werte in meinem Depot verzeichneten in der vergangenen Börsenwoche die stärksten Ausschläge:

📈 LendingClub +15,5 %
📈 KKR +10,1 %
📈 Ares Management +9,0 %
📈 Fidelity National Information Services +6,4 %
📈 Apollo Global Management +5,3 %
📈 Intercontinental Exchange +3,4 %
📈 Mastercard +3,2 %
📉 Rheinmetall -5,7 %
📉 Almonty Industries -11,6 %
📉 Kinsale Capital -13,5 %

Es war eine weitere volatile Börsenwoche, doch zum dritten Mal infolge mit positivem Ausgang. Der Volatilitätsindex VIX ist nach seiner Spitze vor 14 Tagen mit über 50 Punkten inzwischen auf 25 Punkte zurückgekommen, liegt damit aber immer noch überdurchschnittlich hoch. Die Nervosität lässt jedoch spürbar nach und folgt damit den Entspannungssignalen, die aus dem Weißen Haus kommen in Bezug auf Strafzölle, Deals und damit reduzierte Wirtschaftskriegsfolgeschäden. Handfestes gibt es allerdings bisher nicht, nur (über-)optimistische Verlautbarungen von Don Trump und seiner "Famiglia". Die sind nicht viel wert und der Wind kann sich innerhalb weniger Augenblicke auch wieder drehen. Zumal zu jedem Deal, ob Wirtschaftsabkommen, Friedensverhandlungen (in der Ukraine oder dem Nahen Osten) oder Atomgesprächen (mit dem Iran), immer mindestens zwei Seiten gehören und sich nicht jeder Trumps "Diktatfrieden" (aka Erpressungsversuch) ergeben will. Vor allem China nicht - aber auch da schlägt Trump inzwischen moderatere Töne an - notgedrungen. Er hat den Bogen völlig überspannt und sucht einen halbwegs ehrenhaften Ausweg aus seiner selbst gestellten Falle...
"Der S&P 500 hat seit 1950 eine durchschnittliche Rendite von 11 % pro Jahr erzielt, und das trotz eines durchschnittlichen Rückgangs von 14 % innerhalb eines Jahres und oft noch viel größerer Rückgänge. Die Lehre daraus ist, dass Volatilität nicht gleichbedeutend ist mit einem dauerhaften finanziellen Verlust - es sei denn, man verkauft. (...) Schlechte Anleger verkaufen, wenn der Volatilitätsindex über 50 Punkte steigt. Gute Anleger werden nervös, halten sich aber zurück. Gute Anleger sind völlig unbeeindruckt. Die besten Anleger sind begeistert von den sich bietenden Chancen."
(Peter Mallouk)
Wer in den letzten Wochen seine Aktien verkauft und nicht reinvestiert hat, steht auf dem Schlauch; er kann den steigenden Kursen nur hinterhersehen. Wie fast immer folgte auf dem heftigen Einbruch, den man nach mehr als 25 Rückgang durchaus als Crash einordnen kann, ein starker Rebound. Das bedeutet nicht, dass wir das Gröbste hinter uns haben an den Börsen, aber Volatilität kann man mit Risikoaufschlag gleichsetzen: je höher die Volatilität, desto höher der Preis für Fehler. Wer in Panikphasen verkauft, erzielt viel zu niedrigere Preise und wer im Giermodus kauft, bezahlt viel zu viel. Diese Lehre machen Anleger alle paar Jahre aufs Neue und es diesmal nicht anders. Aber auch wer an den emotionalen Extremtagen seine Positionen "nur" tauscht, zahlt drauf, denn die Spreads zwischen An- und Verkaufskurs sind dann besonders hoch. Und trotzdem habe ich es getan. Ein wenig...

Ich habe mein Depot in den letzten Wochen immer wieder gedanklich auf Schwachstellen abgeklopft und mir die Frage gestellt, ob ich mich in der aktuell unsicheren Lage mit meinen Positionen wohl fühle. Nicht, ob sie das größte Wiederaufholpotenzial bieten! Und ich habe einige Veränderungen vorgenommen. Dabei habe ich vor allem Qualitätsunternehmen gesetzt, die von Trumps Zollkrieg wenig(er) betroffen sind und von den Folgen, die diese in der Wirtschaft hinterlassen. Ob ich damit die renditestärksten Entscheidungen getroffen habe, wird sich zeigen (vermutlich aber nicht!), doch ich fühle mich damit wohl. Auch das ist wichtig, um schwierige Zeiten durchstehen zu können.

In meinem Depot habt vor allem der zuvor arg gebeutelte Finanzsektor eine starke Erholung gezeigt - aber das liegt natürlich auch daran, dass Finanzwerte von mir deutlich übergewichtet sind. In Rezessionsphasen ist das ein Risiko, weil Kreditausfälle tendenziell zunehmen, doch die heftigen Kurseinbrüche habe hier schon viel vorweggenommen - zu viel. Die Ergebnisse der meisten Unternehmen, die in der laufenden Earnings Season schon Zahlen vorgelegt haben, liegen zumeist über den Erwartungen, aber der Ausblick auf die nächsten Monate kommt verhalten bis enttäuschend rüber. Aber das kann doch keine Überraschung sein! Seit Wochen prasselt eine Trump'sche Hiobsbotschaft nach der nächsten auf die Welt ein und nicht nur die Stimmungslage hat sich massiv ins Negative gedreht. Würden die Unternehmenslenker nun heile Welt spielen, wäre das völlig unglaubwürdig. Ihr Ausblick spiegelt also folgerichtig die erhöhte Verunsicherung wider und das Risiko einer Rezession in den USA und der Welt. Dennoch gibt es die eine oder andere heftige Kursreaktion, aus der sich aber auch (neue) Chancen ergeben können.

Quelle: wallstreet-online.de
Und so habe ich den zweistelligen Kurseinbruch bei Spezialversicherer Kinsale Capital genutzt und hier wieder eine Position etabliert. Der ausgewiesene Wochenverlust hat mein Depot also nicht getroffen, sondern die Basis für künftige Überrenditen gelegt. Denn Kinsale ist eines der am besten geführten und profitabelsten Versicherungsunternehmen, was sich auf lange Sicht auszahlen und sich auch (bald) wieder im Aktienkurs niederschlagen sollte. Kurseinbrüche nach den Quartalszahlen sind hier eher die Regel als die Ausnahme und (bisher) stets eine neue Chance für Hartgesottene. Geschichte wiederholt sich nicht, aber sie reimt sich...

Konkret: Im 1. Quartal stieg der operative Gewinn je Aktie um 6 % auf 3,71 USD, die gebuchten Bruttoprämien wuchsen um 8 % im Vergleich zum Vorjahresquartal, die Netto-Kapitalerträge legten ggü. dem Vorjahreswert um 33,1 % zu und die annualisierte operative Eigenkapitalrendite ging mit 22,5 % durchs Ziel. Die Verluste aus Katastrophen dürften brutto bei 41 Mio. USD liegen und netto bei 22 Mio. nach Ausgleich durch die Rückversicherungen. Die kombinierte Schaden-Kosten-Quote wurde mit 82 % ausgewiesen und hier liegt der Hase im Pfeffer... Denn die Großschadenereignisse der letzten Zeit haben zu außergewöhnlich hohen Versicherungsleistungen geführt, so dass Kinsales Ergebnis unter Vorjahr liegt - bei einer zurückgehenden Schaden-Kosten-Quote. Die Profitabilität ist also gesunken, allerdings branchenweit, während Kinsale nach wie vor zu den profitabelsten Branchenvertretern gehört. Auch weil man konsequent nur sehr auskömmliche Versicherungen abschließt und lieber auf Geschäft verzichtet als auf Margen. Der zuletzt erhöhte Wettbewerbsdruck brachte daher weniger Zuwachs als früher, doch solche Kampfpreise zahlen sich für die Billigheimer selten aus und gipfeln in den folgenden Jahren in üppigen Verlusten. Dieses Spiel macht Kinsale Capital nicht mit. man wird seine Prämien an die erhöhten Schadenfälle anpassen und seine Top-Position bei der Schaden-Kosten-Quote verteidigen. Zudem setzt Kinsale seine Aktienrückkäufe fort und hat im 1. Quartal für weitere 10 Mio. USD eigene Aktien erworben.

Meine Einschätzung: Das Unternehmen liegt weiter auf Erfolgskurs und (mir wieder) ein Investment wert.

Der Fear-and-Greed-Index ist in dieser Woche von 21 auf 35 Punkte weiter gestiegen und hat damit das Territorium "extremer Angst" verlassen.

In Zahlen: In den ersten Wochen des Jahres 2025 hatte sich mein Vermögen nach den Rekordzuwächsen in 2024 erstmal um +8 % weiter sehr positiv entwickelt. Doch anschließend ging es durch das Börsenblutbad Anfang April auf -17 % abwärts. In der letzten drein Woche erholten sich die Börsen und mein Depot und nach einem erneuten Zuwachs von +1,5 % liegt mein 2025er Vermögenszuwachs nun bei -7,0 % (YTD).

Auf welche Unternehmen und welche Schwerpunkte ich in meinem Depot setze, zeigt mein Investor-Update, das ich immer zu Ende eines Quartals veröffentliche - quasi mein persönliches 13F.
Meine langfristige durchschnittliche Zielrendite liegt bei +15 % pro Jahr und die ersten Börsenwochen des Jahres hatten mit +8 % schon mal gut darauf eingezahlt. So hätte es gerne weitergehen können, ging es aber - natürlich - nicht. Die Börse verläuft nicht linear und auch wenn sie auf lange Sicht rund 10 % pro Jahr zulegt, tut sie dies doch unter teilweise heftigen Schwankungen. Die sollte man aushalten und sich nicht aus seinen Qualitätsaktien spülen lassen. Auch wenn heftige Korrekturen emotional höchst stressig sind und der Weg zur Wunschrendite anschließend sehr viel länger ist.

Es bleibt spannend - wie eigentlich immer an der Börse. ツ

Disclaimer: Habe die meisten der genannten Werte auf meiner Beobachtungsliste und/oder im Depot/Wiki.

1 Kommentar:

  1. Hallo Michael,
    hättest du Lust mal bei einem Podcast mitzumachen. Fände ich cool.
    Viele Grüße

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