Samstag, 19. April 2025

In der Börsenwoche 16/2025 waren die stärksten Kurstreiber in meinem Depot nicht nur Almonty, Viper Energy, Rheinmetall, Hannover Rück und Texas Pacific Land. Zusätzlich blicke ich noch auf Intercontinental Exchange und Fidelity National Information Services...

Die Top-Werte meines Investmentdepots veröffentliche ich jeweils zum Quartalsende in meinen Investor-Updates und meine Beobachtungsliste aktualisiere ich wöchentlich.

Ergänzend gebe ich heute eine kurze Übersicht zu den Werten, die in der letzten Woche mein Investmentdepot am stärksten bewegt haben. Dabei geht es um alte Bekannte und neue Liebschaften. Und es gibt die eine oder andere Überraschung...


Diese Werte in meinem Depot verzeichneten in der vergangenen Börsenwoche die stärksten Ausschläge:

📈 Almonty Industries +26,4 %
📈 Viper Energy +9,6 %
📈 Rheinmetall +7,3 %
📈 Hannover Rück +4,9 %
📈 Texas Pacific Land +4,6 %
📈 FS KKR Capital +4,2 %
📈 Costco +3,0 %
📈 LendingClub +3,0 %
📈 Fidelity National Info Services +2,9 %
📈 Friedrich Vorwerk +2,4 %

Es war eine weitere volatile Börsenwoche, doch zum zweiten Mal infolge mit einem positiven Ende. Der Volatilitätsindex VIX ist von über 50 Punkten auf unter 30 zurückgekommen, aber auch das ist noch deutlich über Durchschnitt. Don Trump sendet weiterhin irritierende und sich im Tagesverlauf widersprechende Botschaften in die Welt, aber momentan nimmt die Hektik der Reaktionen hierauf stetig ab - sowohl im politischen Raum als auch an den Börsen. Momentan wird überall und alles verhandelt und das fühlt sich an wie im Auge eines Hurrikans: eine trügerische Ruhe.

Die Fed hat die Zinsen stabil gehalten und ihr Chef Jerome Powell sagte im Economic Club of Chicago, dass die Zentralbank davon ausgehe, dass die von Trump in diesem Monat eingeführten Einfuhrzölle die Lebenshaltungskosten in die Höhe treiben werden, und dass sie entschlossen sei, zu verhindern, dass dieser Preisanstieg zu einer längeren Inflationsperiode führt.
"Die Zölle sind höher als von den Prognostikern erwartet, sicherlich höher als wir erwartet haben, sogar in unserem positiven Szenario."
(Jerome Powell, April 2025)
Zudem sagte Powell, die Handelspolitik könne ein Rückschlag für beide Seiten des "doppelten Mandats" der Fed sein, die Inflation unter Kontrolle zu halten und die Arbeitslosigkeit einzudämmen. Er deutete an, dass die Fed nicht bereit sei, die Finanzmärkte und die Wirtschaft durch Zinssenkungen anzukurbeln - zumindest noch nicht. Und damit zog er selbstverständlich den Zorn des Trump auf sich, der polterte, er würde Powell lieber früher als später rausschmeißen. Wie üblich sind andere schuld - Trumps Zollkriege treiben nicht nur die Inflationserwartungen hoch und Wirtschaft sowie Verbraucherstimmung in den Keller, sondern sie hat auch die kurz- und langfristigen Zinsen so stark ansteigen lassen, wie nicht einmal zu Zeiten der Lehman-Pleite während der Globalen Finanzkrise. Und da die USA weiterhin ein hohes Defizit aufweisen, müssen sie ständig neue - und nun teurere - Kredite zur Staatsfinanzierung aufnehmen. Doch damit nicht genug: es sind in den nächsten Monaten viele US-Staatsanleihen fällig zur Refinanzierung, die noch zu Niedrigstzinsen ausgegeben worden waren und die nun rund 4 % höher verzinst werden müssen. Das wird zu einer immer größeren Belastung im US-Haushalt, wo die Zinslasten soeben die Militärausgaben vom Spitzenplatz der Kostenblöcke verdrängt haben - mit steigender Tendenz. Trumps Wunsch nach Zinssenkungen der Fed ist also nachvollziehbar, doch er erkennt sich selbst nicht als den herumtrumpelnden Elefanten im Porzellanladen. Keine Überraschung...

Die EZB hingegen wurde von Trump indirekt gelobt, denn sie hat zum siebten Mal infolge die Leitzinsen für den Euro-Raum gesenkt. Klar, die Inflation ist rückläufig, der schwache Dollar und der gesunkene Ölpreis nehmen weiter Druck von den Preisen und die Wirtschaft befindet sich bereits in einer zähen Rezession. Trumps Vergleich zwischen weiser EZB und dummer Fed hinken, wie üblich, denn sie agieren aufgrund unterschiedlicher Rahmenbedingungen. Doch Trump lobt nur den, der in seinen Augen das Gewünschte tut, während er auf demjenigen herumtrumpelt, der sich seinen Wünschen widersetzt. Ein Hoch auf Powell (und die EZB macht auch vieles richtig)!

In meinem Depot haben vor allem die Energie- und Rohstoffwerte starke Erholungen gezeigt, aber auch Schergewicht Rheinmetall konnte erneut profitieren. Zudem haben sich die BDCs von ihrem kolossalen Einbruch etwas erholt. Ich habe zwei neue Werte ins Depot gekauft aus dem Finanzsektor. In unserem letzten "Börsentalk am Montag", der alle paar Wochen bei X/Twitter mit Leo NelissenMax RahnEmil JusifovLars und mir stattfindet, richtete sich eine Hörerfrage an Leo, wie er die Aussichten von Börsenbetreibern einschätze und welches seine Favoriten seien. Er nannte dabei u,a, Intercontinental Exchange und die habe ich ja bereits mehrfach gestreift, weil sie bei einigen der von mir im Rahmen meiner Portfoliochecks beobachteten Value Investoren im Depot liegt.

Allerdings habe ich Intercontinental Exchange, die u.a. die New York Stock Exchange (NYSE) betreiben, immer eher etwas stiefmütterlich behandelt. Doch Leos Hinweis machte mich neugierig und ich fand ein sehr attraktives Unternehmen vor. Der Wettbewerbsvorteil von ICE liegt in der Größe und dem diversifizierten Angebot über verschiedene Marktsegmente hinweg. Sie besitzt mit der NYSE eine prestigeträchtige und wertvolle Marke und bietet eigenen Produkte, Datendienste und die umfassende eine umfassende Palette von Hypotheken-Dienstleistungsprodukten. Die Strategie umfasst ein Kombination von organischem Wachstum mit strategischer Akquisitionen wie Ellie Mae (die größte US-Softwareplattform für die Hypothekenvergabe) und Black Knight (die größte US-Hypothekenverwaltungssoftware-Plattform), die ICE im Zentrum des Hypotheken-Ökosystems positioniert hat. Denn über 50 % aller neuen Hypotheken werden über die Ellie Mae-Plattform und über 50 % aller bestehenden US-Hypotheken über die Plattform von Black Knight abgewickelt. Das Geschäftsmodell und die dominante Marktstellung dieses Segment von ICE erinnern stark an die deutsche Hypoport. ICE wird also nicht nur stark davon profitieren, wenn sich endlich der Knoten im US-Immobilienmarkt wieder löst, sondern profitiert als Betreiber mehrerer Börsen von der erhöhten Volatilität durch Trumps Aktionismuskannonade.

Der zweite Finanzwert, in den ich mich eingekauft habe, ist Fidelity National Information Services (FIS). Ein alter Bekannter, den ich ebenfalls im Rahmen einiger Portfoliochecks schon vorgestellt hatte, doch mit meiner früheren positiven Einschätzung zur Worldpay-Übernahme hatte ich gründlich schief gelegen und mich mit einem Verlust von rund 20 % wieder aus dem Unternehmen verbschiedet.
"Wenn Unternehmen sich entscheiden, außerhalb eines starken Kerngeschäftsbereichs zu investieren, in dem sie bereits über Fachwissen verfügen, besteht die Gefahr, dass sie Werte vernichten, insbesondere dann, wenn sie in einen Sektor einsteigen, der bereits schlechte Renditen aufweist."
Der Niedergang setzte sich in den letzten Jahren weiter fort, auch wenn der seit 2022 agierenden neuen CEO Stephanie Ferris erst die Konsolidierung und inzwischen auch der Turnaround gelungen ist. FIS hatte Worldpay 2017 für 43 Mrd. USD übernommen und sich damit ganz klassisch im Sinne von Peter Lynch verdiworsifiziert.
Mitte 2023 veräußerte FIS dann 55 % von Worldpay wieder an die Private-Equity-Firma GTCR LLC, wobei Worldpay mit 18,5 Mrd. USD bewertet wurde und damit 57 % unter dem Kaufpreis, den FIS selbst auf den Tisch gelegt hatte. Und am Donnerstag lief die Meldung über den Börsenticker, FIS habe auch den Rest seiner Worldpay-Anteile veräußert. Konkret haben FIS und GTGR das ganze Unternehmen an Global Payments verkauft zu einem Verkaufspreis für Worldpay von 22,7 Mrd. USD (netto), wovon 10,2 Mrd. auf FIS entfallen. FIS hat also insgesamt etwas weniger als die Hälfte seines ursprünglichen Kaufpreises erlöst, hinzu kommen die zwischenzeitlich aufgelaufenen operativen Verluste und natürlich der Wertverlust des Dollars in Form von Inflation. Eine Vollkatastrophe - die aber nicht Stephanie Ferris anzulasten ist. Die hat vielmehr endlich einen Schlussstrich gezogen und FIS wieder auf seine Kernkompetenzen ausgerichtet.

Und nicht nur das... denn der zweite Teil des Deals mit Global Payments hat es in sich: FIS erwirbt von Global Payments deren Bereichs Issuer Solutions (Emittentenlösungen), so dass Global Payments zu einem reinen Payment-Solutions-Unternehmen wird, während sich FIS in der Zahlungsverkehrsabwicklung verstärkt. Dieser Bereich Issuer Solutions ist in über 75 Ländern tätig, unterhält Beziehungen zu über 170 Finanzinstituten und anderen Unternehmen und wickelt jedes Jahr über 40 Mrd. Transaktionen ab. Hübscher Nebeneffekt: während Worldpay chronisch defizitär war, wirft das übernommene Issuer Solutions-Business eine Menge Geld ab mit EBITDA-Margen in Höhe der Hälfte des Umsatzes. FIS benennt die Synergien aus der Transaktion mit 150 Mio. USD beim operativen Ergebnis (EBITDA), die innerhalb von drei Jahren gehoben werden sollen. Auf synergetischer Basis und unter Berücksichtigung eines Steuervorteils in Höhe von 1,5 Mrd. USD entspricht der Kaufpreis einem attraktiven Multiplikator von etwa dem 9-fachen des für 2025 erwarteten bereinigten EBITDA von Issuer Solutions. CFO James Kehoe erwartet, dass sich durch die Akquisition das EBITDA von FIS um 1,1 Mrd. USD und damit das bereinigte EBITDA des Bankgeschäfts um mehr als ein Drittel auf 4,1 Mrd. USD erhöhen wird. Die EBITDA-Margen verbesserten sich um 30 Basispunkte auf 44,3 %, während die Margen in beiden Geschäftsbereichen bis 2024 mit einem EBITDA-Wachstum von 4,5 % stärker als das Umsatzwachstum von 2,6 % gestiegen waren. Damit wird die Übernahme von Issuer Solutions zu einem beständigen Ertragswachstum führen.
"Issuer Solutions positioniert FIS besser, um die Wachstumschancen über den gesamten Geldlebenszyklus hinweg zu nutzen. Erstens stärkt die Übernahme unsere Position als skalierender Technologieführer. Durch den Zusammenschluss entsteht ein globales Unternehmen mit einem Jahresumsatz von 12,6 Mrd. USD, das eine Reihe von unternehmenskritischen Lösungen für die anspruchsvollsten Kunden anbietet. Mit einem Umsatz von rund 2,5 Mrd. USD wird FIS durch die Übernahme zu einem skalierbaren Kreditabwickler. Zweitens ergänzen die Issuer Solutions-Fähigkeiten unser breites Angebot an erstklassigen Lösungen und stärken die Position von FIS als Partner der Wahl mit End-to-End-Fähigkeiten im gesamten Zahlungsverkehr und Bankwesen. Und schließlich wird unser globaler Vertrieb gestärkt und unser Kundenstamm, insbesondere bei Finanzinstituten und Unternehmen, erweitert."
(Stephanie Ferris, April 2025)
Der Verkauf der Worldpay-Beteiligung und die Übernahme des Issuer Solutions Business von Global Payments dürfte also zu einer "weiteren Verbesserung der Kreditverarbeitungskapazitäten und einer Stärkung des Zahlungsangebots für Finanzinstitute und Unternehmen" führen, wie FIS es ausdrückte. Der Deal wird das Wachstum des Issuer Solutions-Geschäfts beschleunigen und dazu beitragen, die Kreditabwicklung auf seinen Kundenstamm auszuweiten. Zudem kauft man sich ein profitables Business ein, so dass Cashflow und Gewinne absehbar steigen werden und auch die Profitabilität. Erkauft wird das Ganze allerdings auch mit einer erhöhten Verschuldung, denn FIS gibt mehr Geld aus, als man für den Worldpay-Anteil erhält. Doch das Management spricht davon, innerhalb von 18 Monaten nach Vollzug der Transaktion den erhöhten Verschuldungsgrad von 3,4 wieder auf den Zielwert von 2,8 abgesenkt haben zu wollen - der starke Cashflow macht das möglich. Bis dahin hält FIS an seinen Plänen fest, eigene Aktien im Wert von 1,2 Mrd. USD zurückzukaufen. Anschließend dürfte die Priorität - vorübergehend - bei der Senkung des Verschuldungsgrads liegen und die Aktienrückkäufe in diesen 18 Monaten reduziert werden. Aktuell ist FIS ziemlich attraktiv bewertet, daher erscheinen beide Entscheidungen als sinnvoll und wertstiftend.

Ich habe unmittelbar mir nach der Meldung FIS-Aktien ins Depot gelegt und das zu rund einem Drittel unter meinem früheren Verkaufspreis. Das Kernbusiness von FIS, das man sich mit nur einem Hauptwettbewerber (Fiserv) teilt in einem De facto-Duopol, war mein ursprünglicher Investmentcase. Und der Exit der belastenden Worldpay-Beteiligung, die wie ein Mühlstein um den Hals von FIS hing, in Kombination mit der deutlichen Ausweitung des Business und perspektivisch steigender Profitabilität, ist ein Game-Changer für FIS.

Weitere spannende Entwicklungen gab es bei meinen beiden Alternativen Asset Managern Blackstone und KKR.
 
Der Fear-and-Greed-Index ist in dieser Woche entspannter als zuletzt und erholte sich weiter von 13 auf 21 Punkte. Damit spiegelt er allerdings weiterhin die "extreme Angst" der Märkte wider.

In Zahlen: In den ersten Wochen des Jahres 2025 hat sich mein Vermögen nach den Rekordzuwächsen in 2024 erstmal um +8 % weiter sehr positiv entwickelt. Doch anschließend ging es unter Schwankungen abwärts auf -6,5 % per Ende März, um durch das Börsenblutbad im April auf -17 % einzubrechen. In der letzten Woche gab es weitere eine Erholung um +4 % und mein 2025er Vermögenszuwachs liegt nun bei -8,5 % (YTD).

Auf welche Unternehmen ich in meinem Depot setze und mit welchen Schwerpunkten, habe ich in meinem jüngsten Investor-Update dargelegt. Und eine ausführliche Begründung für den großen Erfolg in 2024 und mein Ausblick auf 2025 bietet eine Reihe weiterer Erläuterungen.
Meine langfristige durchschnittliche Zielrendite liegt bei +15 % pro Jahr und die ersten Börsenwochen des Jahres hatten mit +8 % schon mal gut darauf eingezahlt. So hätte es gerne weitergehen können, ging es aber - natürlich - nicht. Die Börse verläuft nicht linear und auch wenn sie auf lange Sicht rund 10 % pro Jahr zulegt, tut sie dies doch unter teilweise heftigen Schwankungen. Die sollte man aushalten und sich nicht aus seinen Qualitätsaktien spülen lassen. Auch wenn die gegenwärtige heftige Korrektur emotional höchst stressig ist und der Weg zur Wunschrendite nun sehr viel länger ist.

Es bleibt spannend - wie eigentlich immer an der Börse. ツ

Disclaimer: Habe die meisten der genannten Werte auf meiner Beobachtungsliste und/oder im Depot/Wiki.

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