Die Top-Werte meines Investmentdepots veröffentliche ich jeweils zum Quartalsende in meinen Investor-Updates und meine Beobachtungsliste aktualisiere ich wöchentlich.
Ergänzend gebe ich heute eine kurze Übersicht zu den Werten, die in der letzten Woche mein Investmentdepot am stärksten bewegt haben. Dabei geht es um alte Bekannte und neue Liebschaften. Und es gibt die eine oder andere Überraschung...
Diese Werte in meinem Depot verzeichneten in der vergangenen Börsenwoche die stärksten Ausschläge:
📈 Friedrich Vorwerk +17,0 %
📈 Rheinmetall +16,0 %
📈 Ares +12,8 %
📈 Apollo +12,0 %
📈 Texas Pacific Land +10,7 %
📈 KKR +5,5 %
📈 Almonty Industries +3,1 %
📉 Viper Energy -3,5 %
📉 MidCap Financial -6,8 %
📉 FS KKR Capital -6,9 %
Es war eine weitere sehr volatile Börsenwoche, doch diesmal mit einem positiven Ende. Der Volatilitätsindex VIX ist auf über 50 Punkte hochgeschnellt und hat damit das Corona-Niveau von 2020 übertroffen. Das lässt sich nicht mit "normalen" Verkäufen begründen, sondern dürfte auch und entscheidend auf "Margin Calls" zurückgehen, bei denen Hedgefonds und Anleger Assets verkaufen müssen, die als Sicherheit für Kredite dienen. Solche Phasen erweisen sich oft meistens als Kursübertreibungen, da ihnen ein Verkaufen-Müssen zugrunde liegt und kein Verkaufen-Wollen. Doch es gab auch sonst reichlich Gründe für höchstnervöse Märkte.
Don Trump hatte ja kürzlich seine Strafzölle per Dekret in Kraft gesetzt und dabei die schlimmsten Befürchtungen übertroffen. Dann folgte ein Wirrwar aus unterschiedlichen Äußerungen und Andeutungen seitens verschiedener US-Regierungsvertreter und Trump nahm einen Teil der Zölle zurück - erstmal. Für einige Staaten, darunter die EU, gilt nun eine 90-tägige Aussetzung, in der verhandelt werden soll.
"Zölle führen tendenziell zu einem verringertem Wirtschaftswachstum und erhöhter Inflation."(Jerome Powell, Chef der US-Notenbank, im April 2025)
Bezeichnend ist, dass Trump versucht, die Stimmung einzufangen. Ihm schlägt massiver Widerstand entgegen, auch aus den eigenen Reihen der Republikaner und durch seine milliardenschweren Unterstützer, die im Börsenabsturz massive Vermögensverluste zu verkraften haben. Zudem ist das Verbrauchervertrauen in den USA gewaltig abgestürzt und markiert nach einem 40-prozentigen Rückgang seit Trumps Amtseinführung ein 45-Jahre-Tief - es liegt damit unterhalb der Werte aus der Globalen Finanzkrise 2008/09 und der Corona-Pandemie 2020, während es den Tiefststand aus der Ölkrise von 1978 schon im Blick hat. Kein Wunder, dass auch Trumps Zustimmungswerte kollabieren.
"Die weitreichenden US-Zollankündigungen übertrafen alles, was ich mir in meinen 49 Jahren im Finanzwesen hätte vorstellen können. Hier geht es nicht um Wall Street gegen Main Street. Der Marktabschwung wirkt sich auf die Altersvorsorge von Millionen von Menschen aus."(Larry Fink, Gründer und CEO von BlackRock, im April 2025)
Darüber hinaus brechen die Anleihemärkte ein, vor allem die Zinsen für US-Staatsanleihen schießen in die Höhe. Und das ist ein gewaltiges Problem, denn der US-Haushalt ist hoch defizitär und neue Schulden kosten immer mehr Zinsen, ebenso die Refinanzierung alter Schulden, die in der Niedrigzinsphase beinahe zinslos zu bekommen waren. Zinsausgaben sind neben dem Rüstungsbudget und der staatlichen Rentenversicherung inzwischen der größte Kostenblock im US-Haushalt. Aber auch am Hypothekenmarkt ziehen neue Sorgenfalten auf, denn die Zinssätze für 30-jährige Immobilienkredite sind auf über 7 % hochgeschossen und haben damit seit der US-Präsidentschaftswahl mehr als 1 % zugelegt. Eine Erholung bei den Transaktionen wird also unwahrscheinlicher und es droht für Banken Ungemach, wenn sich die Kreditausfälle, insbesondere bei gewerblichen Immobilien, wieder häufen. Ein Comeback der "kleinen Finanzkrise" aus dem Frühjahr 2023 ist nicht ausgeschlossen.
"Die Trump-Zölle sind die schlechteste Wirtschaftspolitik der USA seit 95 Jahren. Gegen ein Handelsdefizit ist nichts einzuwenden. Es verschafft anderen Ländern das Kapital, um unsere Anleihen zu kaufen. Selbst wenn die Zölle in naher Zukunft zurückgenommen werden, sind das weltweite Vertrauen in die USA und die für die Unternehmensplanung erforderliche Sicherheit zerstört. Selbst wenn alle Zölle aus allen Ländern auf null sinken würden, hätten wir immer noch ein Handelsdefizit."(Prof. Jeremy Siegel, im April 2025)
Es brennt also lichterloh und Brandstifter Trump reagiert. Natürlich sind andere schuld, nicht er, klar. Deshalb hat er Handelsberater Peter Navarro und Handelsminister Howard Lutnick degradiert - sie sind nicht mehr die Ansprechpartner für für ausländische Regierungen zum Thema Zölle. Diese Rolle übernimmt nun Finanzminister Scott Bessent, während Lutnik noch den "Bad Cop" spielen darf, wie "Politico" berichtet. Die neue stärkere Rolle des früheren Hedgefonds-Managers Bessent könnte eine Verlagerung der US-Politik hin zu einer Politik des "fairen Handels" widerspiegeln, für die sich Bessent eingesetzt hat. Dass Trump sich die Rücknahme bzw. Reduzierung seiner Strafzölle gegen lukrative Deals abkaufen lassen will, daraus macht er keinen Hehl. Selten war eine Regierung so offensichtlich käuflich...
"America First ist gut. Amerika allein... wenn wir am Ende allein dastehen, weil wir die Welt in Stücke reißen, dann haben wir einen Fehler gemacht."(Jamie Dimon, CEO JPMorgan Chase)
Unterm Strich konnten sich die US-Börsen in der letzten Woche erholen und die Jahrestiefststände verlassen. Sie notieren im Vergleich zum Jahresstart dennoch weiterhin stark im Minus, während Deutschland sich weiter ordentlich im Plus hält. Dabei leidet der BDC-Sektor ebenso unter Rezessionsängsten wie der Öl-Preis und dem entsprechend setzen die Aktien aus diesem Sektor die Talfahrt fort. Aber nun startet die Earnings Season und zieht die Aufmerksamkeit auf sich - etwas. Den Anfang machen traditionell die US-Großbanken und die Zahlen von JPMorgan und Wells Fargo lagen deutlich über den Erwartungen. Morgan Stanley schnitt ebenfalls besser ab, litt allerdings unter dem Einbruch bei der M&A-Aktivität. BlackRock als weltgrößter Vermögensverwalter verdiente unterm Strich weniger als im Vorjahr, verzeichnete allerdings erneut Nettomittelzuflüsse. Einig sind sich alle beim Ausblick auf das nächste Quartal und den Rest des Jahres und zeigen sich hier zurückhaltend bis vorsichtig. Der von Trump ausgelöste weltweite Vertrauensverlust in die USA erzeugt eine große Unsicherheit und die dürfte ihre negativen Folgen noch für längere Zeit zeigen - selbst wenn Trumps Zollkrieg am Ende und zähen Verhandlungen doch eher eine Scharmützel gleichen sollte als einem Atomangriff. Noch ist nur eines klar: dass nichts klar ist und alles möglich.
In meinem Depot haben vor allem die Alternativen Asset Manager stark performt nachdem sie zuvor kolossal eingebrochen waren; hier habe ich die Kurse für - moderate - Zukäufe bei Apollo, Blackstone und KKR genutzt, aber auch meine Mastercard-Position aufgestockt, ebenso Hannover Rück. Ich war also vor allem im arg gebeutelten Finanzsektor auf Schnäppchenjagd. Ob mein Timing ideal war, wird sich zeigen; vermutlich nicht, denn ich bin ja beileibe kein Timing-Experte und habe hier auch selten ein glückliches Händchen. Ich schätze die Situation aber so ein, dass der Pessimismus hier inzwischen deutlich übertrieben ist und sich auf diesem Kursniveau deshalb mittel- und langfristig attraktive Chancen ergeben. Dabei gehe ich von einer Deeskalation im Zollkrieg aus mit entsprechenden Deals. Sollte es anders kommen und es weltweit zu Zollschranken und Abschottung der jeweiligen Märkte kommen, könnte die Welt in eine neue Weltwirtschaftskrise abstürzen, wie ifo-Chef Clemens Fürst mahnte. Und dann sind eh alle bisherigen Wetten ungültig...
Der Fear-and-Greed-Index ist in dieser Woche entspannter als zuletzt und erholte sich von 4 auf 13 Punkte. Damit spiegelt er allerdings weiterhin die "extreme Angst" der Märkte wider.
In Zahlen: In den ersten Wochen des Jahres 2025 hat sich mein Vermögen nach den Rekordzuwächsen in 2024 erstmal um +8 % weiter sehr positiv entwickelt. Doch anschließend ging es unter Schwankungen abwärts auf -6,5 % per Ende März, um durch das Börsenblutbad im April auf -17 % einzubrechen. In der letzten Woche gab es eine Erholung um +4,5 % und mein 2025er Vermögenszuwachs liegt nun bei -12,5 % (YTD).
Auf welche Unternehmen ich in meinem Depot setze und mit welchen Schwerpunkten, habe ich in meinem jüngsten Investor-Update dargelegt. Und eine ausführliche Begründung für den großen Erfolg in 2024 und mein Ausblick auf 2025 bietet eine Reihe weiterer Erläuterungen.
Meine langfristige durchschnittliche Zielrendite liegt bei +15 % pro Jahr und die ersten Börsenwochen des Jahres hatten mit +8 % schon mal gut darauf eingezahlt. So hätte es gerne weitergehen können, ging es aber - natürlich - nicht. Die Börse verläuft nicht linear und auch wenn sie auf lange Sicht rund 10 % pro Jahr zulegt, tut sie dies doch unter teilweise heftigen Schwankungen. Die sollte man aushalten und sich nicht aus seinen Qualitätsaktien spülen lassen. Auch wenn die gegenwärtige heftige Korrektur emotional höchst stressig ist und der Weg zur Wunschrendite nun sehr viel länger ist.
Es bleibt spannend - wie eigentlich immer an der Börse. ツ
Disclaimer: Habe die meisten der genannten Werte auf meiner Beobachtungsliste und/oder im Depot/Wiki.
Moin Michael,
AntwortenLöschenda haben die PEs doch ordentlich auf die Mütze bekommen. Das sieht auf die kurze Rückschau heftig aus, aber mal 5 Jahre zurück geblickt, könnte es noch Luft nach unten geben.
Am Ende ist das private Kreditgeschäft vielleicht etwas wackelig, wenn es drüben wirtschaftlich rumpelt, wovon ja auszugehen ist. Ich werde vermutlich noch abwarten, wie es sich weiter entwickelt.
Grundsätzlich glaube ich an eine Einigung bei Zöllen innerhalb weniger Monate, weil dem orangen Honk doch mächtig eingeheizt wird, extern wie auch intern.
Ich bewundere immer mehr Deine fast schlafwandlerische Sicherheit beim Pick einzelner Aktien. Ich hätte nicht gedacht, dass Rheinmetall als einzige immer weiter ansteigen, und auch Friedrich Vorwerk ist mit einem KGV ´26 von ebenfalls 26 schweineteuer - es ist und bleibt eine Baufirma...mit angehängter Elektroabteilung. Ich kann nicht erkennen, was die einzigartig machen würde. Wenn ABB und Siemens da Interesse dran hätten, könnten die das auch.
Wie auch immer, für Dein Depot waren es die richtigen Aktien. Dafür meinen uneingeschränkten Respekt!
Viele Grüße und schöne Ostern!
Christian
Moin Christian,
Löschender Vergleich mit der Corona-Hochphase hinkt, vor allem bzgl. der Asset Manager. Die verdienen hauptsächlich Provisionen und deren Grundlage sind die Assets under Management - und diese AuM sind stark gewachsen in den letzten Jahren und in der Folge haben die stetigen Einnahmen aus Management Fees kräftig zugelegt. Den Kursverlauf kann ich nicht prognostizieren, aber von der Gewinn-Bewertung her, dürfte schon vieles eingepreist sein. Zumindest gab es im 1. Quartal 2025 keinen Rücksetzer bei den Mittelzuflüssen, wie Blackstone gerade heute berichtet hat...
Zu Friedrich Vorwerk habe ich eine völlig andere Einschätzung als du. Du bezeichnest sie als "Baufirma mit angehängter Elektroabteilung", aber es geht nicht um die Tätigkeit an sich, den Tiefbau, sondern um das Betätigungsfeld: Energienetze und zwar nicht von kleinen Stadtwerken, sondern die bundesweiten und teilweise europaverbindendenden. Hierin besteht der Burggraben, weil nicht viele Firmen (1.) das Know How haben, solche Netze zu planen bzw. diese Planung umzusetzen und (2.) es kaum Wettbewerber gibt, die die Größendimensionen mitgehen können. Das ist fast so, als würde man Apple als stinknormale Handybude bezeichnen. ;-)
Ich setze auf Unternehmen mit herausragender Marktstellung, also tiefem und möglichst vor Austrocknung geschütztem Burggraben. Meine Alternativen Asset Manager gehören dazu, ebenso wie Friedrich Vorwerk und auch Rheinmetall und vor allem Costco. Das zahlt sich ordentlich aus - meistens...
Auch dir schöne Ostertage!
Moin Michael,
AntwortenLöschenich will nicht lästig fallen, aber ich habe ein grundsätzliches Thema mit folgendem:
Vorwerk soll im Moment einen sehr hohen Auftragsbestand (Faktor 4 zum aktuellen Umsatz habe ich irgendwo gelesen) haben, neue Aufträge kommen mit steigenden Margen rein.
Das verstehe ich. Das bedeutet aber doch auch, dass die Margen für die bestehenden Aufträge doch fix sind (wird man ja kaum nachverhandeln können) und dazu noch Aufwand bestehen könnte für die Erweiterung der Kapazitäten, um weitere Aufträge annehmen zu können. Daraus sollte sich doch eigentlich ergeben, dass der Gewinn je Aktie für die zumindest nächsten Jahre nicht steigerungsfähig ist. Wenn man ein DCF-Modell verwendet , bedeutet das, dass es kein größeres Steigerungspotential beim Kurs geben dürfte.
Da bin ich aber schon mal bei meinem verfrühten Hensoldt-Ausstieg eines besseren belehrt worden. Nur, nachvollziehbar ist das für mich nicht.
Viele Grüße
Christian
Moin Christian,
Löschendu sprichst hier das zentrale Problem an, das Friedrich Vorwerk im Jahr 2022 gehabt hat: massive Auftragseingänge bei nicht anpassungsfähigen Verträgen. Damals explodierten die Kosten und man hat zu viele Aufträge angenommen, die man dann über sehr teure externe Dienstleister abwickeln musste. Das war allerdings auch der nationalen Notlage geschuldet, weil sich Deutschland auf eine Gasmangellage zubewegte und das Management von FW auch aus diesem Grund "gesamtstaatliche Verantwortung" übernommen hat. Finanziell ausgezahlt hat sich das nicht - im Gegenteil.
FW hat daraus gelernt und inzwischen hat man Preisanpassungsklauseln in den Verträgen, also Inflationsausgleich usw. Zudem wird man bzgl. des Personalmangels, der weiterhin herrscht, bzgl. der Auftragsgenerierung vorsichtiger sein, um nicht wieder draufzuzahlen. Ggf. plant man hier bereits bei den Ausschreibungen externe Dienstleister und damit Mehrkosten mit ein.
Wenn man in ein Unternehmen investiert, muss man Vertrauen in das Management haben. Und ich habe das Vertrauen, dass man bei FW die Fehler der Vergangenheit nicht wiederholt. Daher sehe ich das von dir angesprochene Problemfeld hier nicht (wieder) als gegeben an. Sollte das Management dies nicht berücksichtig und einkalkuliert haben, wäre es nicht geeignet für den Job. Und auch Mehrheitsaktionär MBB wird hier ein Auge drauf gehabt haben und haben...