Samstag, 1. März 2025

Die Börsenwoche 09/2025 im Rückblick: Die Kurstreiber in meinem Depot waren nicht nur Rheinmetall, Texas Pacific Land, MercadoLibre, Hypoport und MidCap Financial

Die Top-Werte meines Investmentdepots veröffentliche ich jeweils zum Quartalsende in meinen Investor-Updates und meine Beobachtungsliste aktualisiere ich wöchentlich.

Ergänzend gebe ich heute eine kurze Übersicht zu den Werten, die in der letzten Woche mein Investmentdepot am stärksten bewegt haben. Dabei geht es um alte Bekannte und neue Liebschaften. Und es gibt die eine oder andere Überraschung...


Diese Werte in meinem Depot verzeichneten in der vergangenen Börsenwoche die stärksten Ausschläge:

📈 Rheinmetall +17,3 %
📈 Texas Pacific Land +7,2 %
📈 Almonty Industries +4,3 %
📈 KKR +3,4 %
📈 Blackstone +2,6 %
📈 Costco +2,1 %
📉 PayPal -4,4 %
📉 MidCap Financial -4,8 %
📉 Hypoport -4,8 %
📉 MercadoLibre -5,4 %

Es war eine weitere volatile Woche und nach bis kurz vor Toresschluss sah es nach einen erneuten Rückgang aus. Der Finanzsektor schwächelt weiter, weil Trumps Politik die Verbraucherstimmung in den USA abstürzen lässt, die Wirtschaftslage sich eintrübt, die Inflation in die Höhe schießt und die Zinssenkungsfantasie auf 2026 verschoben wurde - oder noch später. Doch am Ende steht der erste Wochengewinn im Februar und sogar kein ganz kleiner.

Don Trump ist erst wenige Wochen im Amt, doch bereits jetzt ist er der unbeliebteste US-Präsident. Rekord! Und er verdient sich seine Stinkpunkte redlich - wie sein unglaublicher Auftritt im Oval Office am Freitag gezeigt hat, als das Trumpeltier mit seinem Vice Vance den Ukrainischen Präsidenten Selenskyj auf übelste Art und Weise vorgeführt und geradezu niedergetrumpelt hat. Spätestens seit diesem Tag ist klar, dass (1.) Trump voll auf Seiten seines Buddy Putin steht und damit (2.) die US-Unterstützung für die Ukraine am Ende ist, sowie dass (3.) Europa die Abwehrschlacht der Ukraine gegen Russlands Invasion alleine unterstützen und (4.) künftig auf sich alleine gestellt ist. Die Konsequenz daraus ist, dass Putin keine Grenzen mehr gesetzt sind beim Griff nach Westen und Wiederherstellung der UdSSR und die europäischen NATO-Staaten sehr schnell sehr viel mehr Geld in ihre Verteidigungsfähigkeit stecken müssen.

Neben diesem zentralen Thema verblassen alle anderen Entwicklungen geradezu. Dabei haben die US-Aktien ihren Absacker nach dem Trump-Eklat wieder wettgemacht, während deutsche Aktien eine schwache Woche hatten.

Rheinmetall profitieren weiter sehr stark von der Entwicklung. Ich hatte mich im Spätherbst ja dazu entschlossen, mein noch recht junges Engagement im Verteidigungssektor auf Rheinmetall zu konzentrieren und meine Position kräftig ausgebaut. Und das macht sich seitdem sehr bezahlt, denn mit einem Kurszuwachs von 66 % ist Rheinmetall der Superstar der letzten 3 Monate in meinem Depot - und seit zwei Tagen auch neuer Spitzenreiter, nachdem sogar Costco überholt wurde.
Vom Wiederhochkochen der globalen Spannungen profitierten auch mein Royalty-Play Texas Pacific Land und meine Rohstoff-Spekulation Almonty Industries. Hypoport leidet hingegen unter den neuen Zinsängsten.

MercadoLibre hat einen ordentlichen Kursabsacker hingelegt nach Vorlage seiner Quartalszahlen, dabei waren die sehr stark und der Aktienkurs notierte insgesamt um sein neues Allzeithoch herum. Das "Amazon Lateinamerikas" ist einerseits Onlinehändler, andererseits FinTech und ich habe den Wert als Ergänzung zu meinem "Retail-Cluster" aus Costco und Amazon im Depot. Den jüngsten Quartalszahlen von MELI widme ich demnächst mal ausführlicher und stelle auch meinen Investmentcase vor, das ist viel zu lange her. Und auch die Quartalszahlen von FS KKR Capital nehme ich mir noch mal vor.

Meine andere Business Development Company (BDC) ist MidCap Financial und deren Zahlen waren "inline". Gegenüber dem 30.09. ist das Net Investment Income 0,44 auf 0,40 USD je Aktie gefallen, der NAV ging von 15,10 USD je Aktie auf 14,98 zurück und der Gewinn je Aktie von 0,31 auf 0,26 USD. Wer nicht tiefer drin steckt, könnte hier Probleme wittern. Aber... die Kreditausfälle halten sich in Grenzen und der Rückgang der Kennzahlen dürfte vor allem darauf basieren, das MFIC ja die beiden CEF (Closed End Funds) Apollo Senior Floating Rate Fund Inc. (AFT) und dem Apollo Tactical Income Fund Inc. (AIF) übernommen und überwiegend mit Aktien bezahlt hat. Die CEFs spielen weniger Rendite ein und daher sinkt der Gewinn je Aktie - erstmal. Denn MFIC will ja die alten CEF-Investments aussortieren und dann die freien Mittel in Unternehmenskredite investieren. Das geht aber nicht sofort und wird einige Zeit die Ergebnisse niedriger aussehen lassen als möglich. Für 2025 bedeutet dies, dass der Vergleich mit dem Vorjahr immer nach einem deutlichen Rückgang aussieht, also einem Misserfolg oder Problemen, obwohl dies nicht der Fall ist. Und das kann jeweils den Kurs belasten, weil die meisten Anleger nur oberflächlich auf die Ergebnisse schauen, dann ggf. den Kursrutsch sehen und schlussfolgern, hier läge was im Argen. und auch verkaufen. Als Langfristanleger kann man aber entspannt bleiben und ggf. sogar über ein Aufstocken nachdenken. Denn bei MFIC entsteht auf diese Art zusätzliches Gewinnpotenzial, da die alten niedriger rentierenden Investments der beiden CEFs in die höher verzinsten BDC-Kredite umgewandelt werden. Jedenfalls mit der Zeit, denn MFIC will ja keinesfalls die Kreditrisiken erhöhen und bleibt daher wählerisch bei seinen Kreditvergaben...

Unterm Strich ging mein Depot am Ende mit einem ordentlichen Gewinn aus der Woche und dazu trugen nach der Dividendengutschriften von Blackstone und Costco in der Vorwoche auch die Zahlungseingänge von Apollo und KKR bei, die mein Konto am Freitagabend erreichten.

Der Fear-and-Greed-Index ist in dieser Woche von 35 auf 20 Punkte abgestürzt und ist damit ins Traumaland "extremer Angst" abgetaucht. Solche Stressniveaus sind in der Vergangenheit eigentlich immer gute Kaufgelegenheiten gewesen, auch wenn sie Angstphasen bisweilen mal länger anhalten können.

In Zahlen: In den ersten Wochen des Jahres 2025 hat sich mein Vermögen nach den Rekordzuwächsen in 2024 zuerst sehr positiv entwickelt und bei +8 % sein Hoch markiert. Der Februar ließ dann die zwischenzeitlichen Gewinne wieder fast auf Null zusammenschrumpfen. Doch nach fünf Wochen mit Rückgängen ging es nun um +2,5 % aufwärts und mein 2025er Vermögenszuwachs liegt nun bei +3,75 % (YTD).

Auf welche Unternehmen ich in meinem Depot setze und mit welchen Schwerpunkten, habe ich in meinem jüngsten Investor-Update dargelegt. Und eine ausführliche Begründung für den großen Erfolg in 2024 und mein Ausblick auf 2025 bietet eine Reihe weiterer Erläuterungen.
Meine langfristige durchschnittliche Zielrendite liegt bei +15 % pro Jahr und die ersten Börsenwochen des Jahres hatten mit einem Zuwachs von rund 8 % schon mal gut darauf eingezahlt. So hätte es gerne weitergehen können, ging es aber - natürlich - nicht. Die Börse verläuft nicht linear und auch wenn sie auf lange Sicht rund 10 % pro Jahr zulegt, tut sie dies doch unter teilweise heftigen Schwankungen. Die sollte man aushalten und sich nicht aus seinen Qualitätsaktien spülen lassen.

Es bleibt spannend - wie eigentlich immer an der Börse. ツ

Disclaimer: Habe die meisten der genannten Werte auf meiner Beobachtungsliste und/oder im Depot/Wiki.

4 Kommentare:

  1. Hallo, bei Apollo gab es noch Neuigkeiten, die vielleicht ganz interessant sind.
    Zusammen mit State Street wird ein Public & Private Credit ETF aufgelegt, namens
    SPDR SSGA Apollo IG Public & Private Credit ETF (PRIV)

    Da die Basiswerte langfristig angelegt sind und recht illiquide, soll wohl die kurzfristige Liquidität für den ETF durch Apollo gewährleistet werden. Der Anteil an Public & Private Credit am ETF ist schon oberhalb der normal zugelassenen Grenze, wenn ich das richtig gehört habe. Dafür gab es aber eine Sondergenehmigung. Man ist wohl skeptisch, ob das den Käufern des ETF ein gutes Geschäft ermöglicht oder doch vielleicht eher Apollo & Co.

    Man denke dort auch zurück an die Finanzkrise 2007... ist das hier im Prinzip vergleichbar mit
    den CDOs damals?

    Ich bin noch nicht ganz durchgestiegen, es wäre schön, wenn du, Michael, mal deine Meinung dazu schreiben könntest oder in einem Apollo GM-Update was dazu bringst.

    Danke für deine Artikel!

    P.S. Trump, Vance und ihre ganze Baggage spielen nicht nur in der unmöglichen Intrige gestern Abend ein zynisches, unwürdiges Spiel und stärken damit nur ihre systemischen Gegner.

    Ray Dalio schreibt in der Zeitung aktuell über die USA bzw. sein neues Buch -How countries go broke-
    dass etwa 60% der Amerikaner das Leseverständnis eines Sechstklässlers haben, in Conneticut hätten 22% der Highschool-Schüler die Schule abgebrochen oder scheiterten mit Abwesenheitsraten von 25%. Dort in USA ist die Ungleichheit noch einmal größer als in Europa.
    Wir haben hier eine Person fürs Aussenministerium, die "feministische Außenpolitik" (was ist das?) zur Maxime erhoben hat. Dann zum Vergleich mal der Auftritt gestern oder von allen anderen Ländern. Das zeigt den totalen Realitätsverlust in Europa oder der sogenannten westlichen Welt.
    In Amerika wird das Verhalten noch beschwichtigt. Das wird langfristig nicht gut gehen, weder für die Wirtschaft noch die Gesellschaft.

    "US regulator flags concerns with State Street and Apollo private credit ETF
    SEC questions how fund will maintain liquidity and value debt as product begins trading
    State Street is sponsoring the exchange traded fund, while Apollo is sourcing private credit investments for the product
    Private credit has boomed in recent years as institutional investors, including pension plans and sovereign wealth funds, have flocked to the asset class, which generally offers higher yields than traditional public credit.
    But the bonds and loans have historically been considered too illiquid to belong in ETFs, which trade throughout the day on exchanges such as stocks.
    Private credit holdings are expected to make up 10 to 35 per cent of the fund’s portfolio, which also contains corporate debt."

    https://www.bloomberg.com/news/articles/2025-02-27/state-street-apollo-debut-private-debt-etf-in-big-breakthrough

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    1. Ich hab die Meldung auch gelesen, messe ihr aber keine so große Bedeutung zu. Das Interesse privater Investoren an Private Credit ist enorm und die Finanzinvestoren suchen nach Wegen, dieses bedienen zu können.

      Der Grund für die Finanzkrise war nicht, dass Immobilienkredite und Unternehmenskredite verbrieft und dann an Investoren verkauft wurden, sondern dass erstklassige Schuldtitel mit Ramsch vermischt und dieses dann mit Top-Bonität versehen verkauft wurden. Die Risiken wurden verschleiert und daher vom Markt nicht entsprechend bewertet (über den Preis) - und irgendwann hat sich das Risiko eingestellt und der Markt hat die Bewertung angepasst. Wer die Papiere im Bestand hatte, ob Privatanleger, Bank oder Fonds, musste enorme Abschreibungen hinnehmen.

      Charlie Munger hat das mal treffend so beschrieben: "Wenn man Rosinen und Kacke mischt, hat man am Ende immer noch Kacke". Und die Kacke wurde in der Finanzkrise zum Problem, weil es um Billionen Dollar ging.

      Verbriefte Immobilienkredite gibt es in Deutschland seit mehr als 150 Jahre, nennt sich Pfandbrief. Verbriefte Unternehmenskredite kennt man in den USA als Collateralized Loan Obligation (CLO) und ich habe schon vor Jahren mal einen ausführlichen Artikel dazu verfasst (guckste hier), weil viele BDCs in CLOs investiert waren. Meistens solche, die besonders schlecht performt haben, wie z.B. Prospect Capital (PSEC). Auch bei CLOs kommt es darauf an, die einzelnen enthaltenen Kredite zu bewerten und nicht blind etwas zu kaufen, nur weil es "diversifiziert" ist.

      Ich denke, die SEC-Bedenken richten sich gegen die ETF-Konstruktion, weil diese ja eine jederzeitige vollständige Liquidität gewährleisten soll. Und Private Credit sind eben Kredite, die nicht jederzeit fällig gestellt werden können. Das kann sich beißen, wenn zu viele Leute gleichzeitig zu viel Geld abziehen wollen. Das Dilemma gibt es auch bei Immobilienfonds, daher haben die inzwischen Rückzahlungsregeln. Und vor zwei Jahren während der "kleinen Finanzkrise", als in den USA mehrere große Banken in die Insolvenz rutschten und die Börsen in Asien crashten, so dass die Chinesen ihre Gelder auch aus US-Assets abziehen wollten, kam z.B. der Blackstone Mortgage Trust (BXML) an seine Grenzen und konnte nicht alle Rückzahlungswünsche befriedigen. Das lief dann über viele Monate, denn die im Fonds liegenden Assets können nicht über Nacht zu Geld gemacht werden.

      Die Grundproblematik ist also nicht neu. Daher mache ich mir hier auch keinen allzu großen Kopf.

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  2. Moin Michael, Du hast in Deinem Wochenreport Verve nicht erwähnt, die nach den Zahlen schön gestiegen sind. Hast Du die Position verkauft? VG Mario

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    1. Moin Mario,
      als ich vor einigen Wochen die Turnaround-Spekulation bei Almonty Industries eröffnen wollte, brauchte ich Geld und habe es mir bei meine Verve-Spekulation besorgt. Insofern habe ich Verve momentan nicht mehr im Depot, denn ich habe ja selten/nie freies Geld rumliegen, so dass ich mich bei Neuengagements oder Aufstockungen immer von irgendetwas anderem trennen muss. Bei Verve habe ich erstmal weniger Trigger gesehen als bei Almonty.

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