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Sonntag, 8. Dezember 2024

Kissigs Kloogschieterei: The one to rule them all

2024 ist erneut ein starkes Börsenjahr, so viel kann man wohl vier Wochen vor dem Jahresende bereits sagen. Die Magnificent 7 haben dank der KI-Euphorie stark begonnen, inzwischen rotiert die Börse Richtung Value Aktien und Nebenwerten. Dabei geht die Kluft zwischen den USA und Europa und vor allem Deutschland immer weiter auseinander.

Der DAX feiert gerade das erstmalige Überschreiten der 20.000er Marke, aber mit MDAX-Werten konnten man nur Verluste anhäufen: in diesem Jahr liegt der Index 3% im Minus, auf Sicht von 3 Jahren mehr als 30%. Doch beim DAX machen, wie beim S&P 500, nur einige wenige Werte den Unterschied: SAP, Siemens, Allianz, Airbus, Deutsche Telekom, MunichRe bringen 45% auf die Waage. Die früheren Schwerpunkte Industrie, Banken, Chemie, Auto, Immobilien, Energie spielen kaum noch eine Rolle.

In den USA hat der Finanzsektor hingegen soeben die Technologiewerte als stärkster Sektor im S&P 500 abgelöst: 2024 ist das Jahr der Finanzwerte! Obwohl sich Zinssenkungen eher belastend auf die Banken auswirken, hat diese Entwicklung doch Hand und Fuß...

Denn üblicherweise senken die Notenbanken die Zinsen als Antwort auf eine Rezession. Aber in den USA zeigen sich Wirtschaft und Arbeitsmarkt robust und das deutlich höhere Zinsniveau hat sich auf Immobilienbesitzer in den USA kaum negativ ausgewirkt. Denn diese haben aus ihren Fehlern der Vergangenheit gelernt und so haben 90% in der Niedrigzinsphase ihre Hypothekenkonditionen festgeschrieben. Gekniffen sind also nur diejenigen, bei denen die Zinsbindung nun ausläuft. Alle andere sitzen das Zinshoch aus und hoffen auf bessere, also zinsgünstigere Zeiten. Was der Grund dafür ist, dass der US-Immobilienmarkt weiterhin so lethargisch ist.

Während die Hypothekenraten also nicht in die Höhe geschossen sind, konnten die Löhne in den letzten zwei Jahren deutlich zulegen und so die Inflation weitgehend ausgleichen. Die soeben beendete 'Black Week' erweist sich mit deutlichen Zuwächsen als großes Shopping-Event. Der US-Konsument hat Spaß am Ausgeben und er hat das nötige Geld dafür. Auch weil es ihm Banken und Kreditkartenfirmen gerne bereitstellen. So markieren die Kreditkartenschulden Monat um Monat neue Höchststände - aber dank der besseren Bonität und höherer Einkommen des US-Verbraucher steigen die Kreditausfälle nicht besorgniserregend an. Die Banken, die hinter den Kreditkartenschulden von Visa und Mastercard stehen, reichen diese Kredite immer öfter an Finanzinvestoren weiter, so dass die Spendierfreude der US-Verbraucher auch den Bereich 'Private Credit' befeuert, in den auch und vor allem die Alternativen Asset Manager drängen, weil sie hier Wachstum und Rendite finden. Und wenn Don Trump wirklich die Unternehmenssteuern senkt, dann gibt dies einen Extraschub für die Unternehmensgewinne.

Der Dezember ist statistisch gesehen der beste Börsenmonat und so ist eigentlich alles bereit für eine fulminante Jahresendrallye. Doch Vorsicht: in 2022 erwies sich der Dezember als Bullenfalle und ging beinahe als schlechtester Börsendezember seit 100 Jahren durchs Ziel. Wie es am Ende ausgegangen ist, wissen wir in drei Wochen. Für 2025 droht jedenfalls ein Kater, denn die beiden Börsenjahre, die auf eine US-Präsidentschaftswahl fallen, sind meistens weniger erfreulich aus Anlegersicht. Aber darum kümmern wir uns, wenn es soweit ist.

Alles Gute für euer Geld!
Michael C. Kissig

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