Den Börsen ist vor Weihnachten die Puste ausgegangen und der Dow Jones Index legte die längste Verlustserie seit 1978 hin. Nur ein magersüchtiges Plus von 0,04 % sorgte dafür, dass sie nicht länger anhielt. Die Euphorie über Trumps Wahlsieg ist verpufft, die Alltagssorgen sind zurück.
Aber Grund zur Panik besteht nicht. Ein paar Minustage tun der Entwicklung nur gut und kühlen die (üb)erhitzten Kurse wieder etwas ab. Und wenn man über die letzten Tage hinausschaut, bleiben noch immer rekordverdächtige Zuwächse: Jetzt, Mitte Dezember, liegt der Dow 14 % seit dem Jahresstart im Plus, beim S&P 500 sind es 24 % und die technologielastige NASDAQ verbuchte sogar satte 30 % an Kursgewinnen. 2024 ist also ein überdurchschnittliches Jahr und wir können mit der Entwicklung also sehr zufrieden sein, obwohl sich eine Woche an Kursrückgängen länger anfühlen kann als ein ganzes Jahr an Kurszuwächsen.
Allerdings gilt das nicht für alle Anleger. Wer nicht die Trendsetter im Depot hatte, kann von solchen Ergebnissen nur träumen. Die miesesten Sektoren im S&P 500 waren in diesem Jahr Gesundheit, Energie und Immobilien. Insbesondere Nebenwerte liegen fett im Minus und der Abstand zwischen Valueaktien und Wachstumsaktien ist so groß wie schon lange nicht mehr. So sind in den letzten 15 Jahren die Wachstumsaktien im S&P 500 um 907 % gestiegen, während die Valuewerte eine Rendite von 363 % erzielten. Allein in den letzten zwei Jahren haben die Wachstumswerte um 94 % zugelegt und damit die Rendite der Valueaktien um das Dreifache übertroffen. Im Vergleich steuern Valueaktien die schlechteste relative Performance gegenüber Wachstumswerten seit 42 Jahren an. Dabei ist das Jahr noch gar nicht zu Ende...
Die US-Notenbank hat soeben noch einmal die Zinsen gesenkt, aber damit eher Panik verursacht. Denn die Inflationsrate zeigt seit Wochen wieder aufwärts und Trumps angedrohte Strafzölle auf beinahe alles und jeden würden zunächst einmal die Preise der importierten Waren für die US-Verbraucher erhöhen - und damit für einen Inflationsschub sorgen. Das würde der Fed den Spielraum für weitere Zinssenkungen nehmen und vielleicht sogar perspektivisch wieder Zinsanhebungen nötig machen zur Inflationsbekämpfung. Fed-Chef Jerome Powell hat von einer knappen Entscheidung für die jüngste Zinssenkung gesprochen und anstatt von vier weiteren Zinssenkungen für 2025 geht die US-Notenbank nun nur noch von zweien aus.
Finanzinvestor Apollo ist nochmal deutlich pessimistischer und warnt vor einem Wiederaufflammen der Inflation: die Wahrscheinlichkeit für Zinsanhebungen in 2025 sehen die Finanzexperten inzwischen bei 40 %. Autsch! Das wäre für niemanden wünschenswert, weder für Trump noch für die Börsen und schon gar nicht für den US-Immobilienmarkt, wo eine weitere Runde an Pleiten drohen könnte mit sich anschließenden strauchelnden Regionalbanken.
Ob es so kommt, bleibt abzuwarten. Vorher könnten starke Zahlen aus dem Weihnachtsgeschäft noch für eine Jahresendrallye sorgen und so ein starkes Börsenjahr angemessen abschließen. Und dann sehen wir weiter...
Alles Gute für euer Geld!
Michael C. Kissig
Disclaimer: Habe Apollo auf meiner Beobachtungsliste und/oder im Depot/Wiki.
Falls Zinsen wieder erhöht werden, dann werden die BDC's wieder mehr verdienen.
AntwortenLöschenTendenziell ist das richtig. Allerdings hat sich das Zinsniveau ja bereits in den letzten Wochen wieder erhöht, trotz der Zinssenkungen der Notenbankzinsen. Und die BDCs verdienen daran gutes Geld. Idealerweise bei einer robusten Konjunktur ohne große Pleitewelle.
LöschenWas ist momentan bei Blackrock TCP Capital los? Eigentlich müssten sie ja von der jüngsten Entwicklung profitieren und wie viele andere BDCs steigen. Der Kirs sieht aber gar nicht gut aus und die Höhe der Dividende lässt eine baldige Kürzung vermuten.
AntwortenLöschenBlackrock TCP Capital (TCPC) habe ich mir noch nie genauer angesehen, daher kann ich auch nur wenig zu dem Unternehmen sagen. Der NAV je Aktie ist in den letzten zwei Jahren von 14,30 auf 10,10 USD gesunken, was auf eine ziemlich miese Kreditqualität hindeutet. Das gilt auch für den Verlauf über die letzten 12 Jahre (der NAV lag Mitte 2012 bei 14,70 USD je Aktie). TCPC fährt die klassische Loserstrategie, wonach die seht hohe Dividendenrendite mit NAV-Verlusten einhergeht. Das ist für mich immer eine Red Flag bei BDCs.
LöschenWährend sich der BDC-Sektor in 2024 sehr gut geschlagen hat, liegt die Aktie von TCPC bei -26 % (YTD in USD). Die 16 % Dividendenrendite machen also den Kursrückgang nicht einmal annähernd wett; unterm Strich bleiben -10 %. Und die Dividenden mussten auch noch versteuert werden, es sind also deutlich mehr als -15 %.
Der jüngste Kursrutsch dürfte vermutlich steuerliche Gründe haben: Anleger realisieren Kursverluste, um sie mit zuvor realisierten Kursgewinnen verrechnen zu können, um so Steuern zu sparen.
Mehr Gedanken zu TCPC habe ich leider nicht.