Sonntag, 22. Dezember 2024

Kissigs Kloogschieterei: Die Börsenrallye frisst ihre Kinder

Den Börsen ist vor Weihnachten die Puste ausgegangen und der Dow Jones Index legte die längste Verlustserie seit 1978 hin. Und nur ein magersüchtiges Plus von 0,04 % sorgte dafür, dass sie nicht noch länger anhielt. Die Euphorie über Trumps Wahlsieg ist verpufft, die Alltagssorgen sind zurück.

Aber Grund zur Panik besteht nicht. Ein paar Minustage tun der Entwicklung nur gut und kühlen die (üb)erhitzten Kurse wieder etwas ab. Und wenn man über die letzten Tage hinausschaut, bleiben noch immer rekordverdächtige Zuwächse: Jetzt, Mitte Dezember, liegt der Dow 14 % seit dem Jahresstart im Plus, beim S&P 500 sind es 24 % und die technologielastige NASDAQ verbuchte sogar satte 30 % an Kursgewinnen. 2024 ist also ein überdurchschnittliches Jahr und wir können mit der Entwicklung also sehr zufrieden sein, obwohl sich eine Woche an Kursrückgängen länger anfühlen kann als ein ganzes Jahr an Kurszuwächsen.

Allerdings gilt das nicht für alle Anleger. Wer nicht die Trendsetter im Depot hatte, kann von solchen Ergebnissen nur träumen. Die miesesten Sektoren im S&P 500 waren in diesem Jahr Gesundheit, Energie und Immobilien. Insbesondere Nebenwerte liegen fett im Minus und der Abstand zwischen Valueaktien und Wachstumsaktien ist so groß wie schon lange nicht mehr. So sind in den letzten 15 Jahren die Wachstumsaktien im S&P 500 um 907 % gestiegen, während die Valuewerte eine Rendite von 363 % erzielten. Allein in den letzten zwei Jahren haben die Wachstumswerte um 94 % zugelegt und damit die Rendite der Valueaktien um das Dreifache übertroffen. Im Vergleich steuern Valueaktien die schlechteste relative Performance gegenüber Wachstumswerten seit 42 Jahren an. Dabei ist das Jahr noch gar nicht zu Ende...

Die US-Notenbank hat soeben noch einmal die Zinsen gesenkt, aber damit eher Panik verursacht. Denn die Inflationsrate zeigt seit Wochen wieder aufwärts und Trumps angedrohte Strafzölle auf beinahe alles und jeden würden zunächst einmal die Preise der importierten Waren für die US-Verbraucher erhöhen - und damit für einen Inflationsschub sorgen. Das würde der Fed den Spielraum für weitere Zinssenkungen nehmen und vielleicht sogar perspektivisch wieder Zinsanhebungen nötig machen zur Inflationsbekämpfung. Fed-Chef Jerome Powell hat von einer knappen Entscheidung für die jüngste Zinssenkung gesprochen und anstatt von vier weiteren Zinssenkungen  für 2025 geht die US-Notenbank nun nur noch von zweien aus.

Finanzinvestor Apollo ist nochmal deutlich pessimistischer und warnt vor einem Wiederaufflammen der Inflation: die Wahrscheinlichkeit für Zinsanhebungen in 2025 sehen die Finanzexperten inzwischen bei 40 %. Autsch! Das wäre für niemanden wünschenswert, weder für Trump noch für die Börsen und schon gar nicht für den US-Immobilienmarkt, wo eine weitere Runde an Pleiten drohen könnte mit sich anschließenden strauchelnden Regionalbanken.

Ob es so kommt, bleibt abzuwarten. Vorher könnten starke Zahlen aus dem Weihnachtsgeschäft noch für eine Jahresendrallye sorgen und so ein starkes Börsenjahr angemessen abschließen. Und dann sehen wir weiter...

Alles Gute für euer Geld!
Michael C. Kissig

Disclaimer: Habe Apollo auf meiner Beobachtungsliste und/oder im Depot/Wiki.

2 Kommentare:

  1. Falls Zinsen wieder erhöht werden, dann werden die BDC's wieder mehr verdienen.

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    1. Tendenziell ist das richtig. Allerdings hat sich das Zinsniveau ja bereits in den letzten Wochen wieder erhöht, trotz der Zinssenkungen der Notenbankzinsen. Und die BDCs verdienen daran gutes Geld. Idealerweise bei einer robusten Konjunktur ohne große Pleitewelle.

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