Donnerstag, 5. Dezember 2024

Kissigs Aktien Report: Dogs of the Dow - Fahr doch einfach(ere) Börsengewinne ein

Im Rahmen meiner Kooperation mit dem 'Aktien Report' von Armin Brack nehme ich mir in unregelmäßigen Abständen interessante Unternehmen und Themen vor. Die Ausgaben des 'Aktien Reports' und/oder 'Geld Anlage Reports' erreichen ihre Leser samstags kostenlos und 'druckfrisch' per Email und man kann sich ▶ hier beim 'Geld Anlage Report' anmelden. Bonbon für die Leser meines Blogs: einige Tage später darf ich die Artikel dann auch hier veröffentlichen.

Aktien Report Nr. 190 vom 29.11.2024

Dogs of the Dow: Fahr doch einfach(ere) Börsengewinne ein

Die Börsen sind in Rekordlaune, doch viele Anleger feiern nicht so richtig mit. Es ist ein „partieller Bullenmarkt“, nur einige Aktien mit Superperformance ziehen die Börsen nach oben, die Mehrzahl der Werte kommt nicht aus der Hüfte oder liegt sogar im Minus. Die Magnificent 7 dominier(t)en 2024 das Geschehen, Energiewerte und Industrietitel stinken ab, der Finanzsektor freut sich schon mal auf Don Trump.

Das Rekordjahr steuert auf das Jahresende zu, der Black Friday läutet die Weihnachtsshoppingsaison ein und dank der zuletzt recht üppigen Tarifsteigerungen sitzt das Geld bei vielen auch locker. Clevere Igel investieren es an der Börse, vermeintlich clevere Hasen geben es für Geschenke aus – und verhelfen den Igeln damit zu einem Vorteil. Der Ausgang der Geschichte ist bekannt, wenn auch nicht unbedingt in diesem Kontext.

Hase und Igel? Wenn es doch nur so einfach wäre… ist es eigentlich auch. Oder könnte es zumindest sein. KISS macht den Unterschied. Bei mir ist der Name Programm: 'Keep it simple, stupid!' Halt die Dinge einfach, dann läuft’s einfach. Auch bei der Geldanlage. KISSig eben. ツ

Nun gibt es ja unzählige Anlagestrategien an der Börse und manche erweist sich gar als Zauberformel – meistens aber nur für kurze Zeit, dann bleiben die Erfolge aus. Cathy Wood von ARK Investment ist so ein One-Hit-Wonder. Sie hatte für einige Jahre außergewöhnlichen Erfolg, weil sie hochspekulative Werte kaufte, die danach abgingen wie ein Zäpfchen auf Speed. Ihre Fonds legten satt zu, die Medien sprangen auf und stilisierten unsere Cathy zur 'Starinvestorin' hoch und halten erbarmungslos daran fest. Auch wenn ihre Höhenflug längst vorbei ist. Sie tanzte nur in der letzten Hypephase des Börsenbooms, danach implodierten ihre Wetten und alle später hinzugekommenen Anleger haben heftige Verluste zu verdauen. Ihre Umsatz- und Gewinnprognosen für Hype-Werte wie Tesla oder Palantir sprengen jeden Rahmen – und treffen nie ein. Trotzdem bleibt unsere Cathy ein Star. Sei's drum.

Cathy spielt heute nur eine Nebenrolle in diesem Stück, die Hauptrolle wurde schon vor fast 80 Jahren vergeben und zwar an Benjamin. Doch beginnen wir lieber am Anfang ("zu spät", denkt, ihr, wo wir doch schon einige Absätze dieses Pamphlets hinter uns haben). Benjamin Graham gilt als 'Erfinder der Fundamentalanalyse'. Er hatte, wie fast alle Spekulanten, in den 'Roaring Twenties' viel Geld an der Börse verdient und ging im Börsencrash 1929 samt folgender Weltwirtschaftskrise beinahe Pleite. Während die anderen jammerten und ihr Glück verfluchten, erkannte Benjamin Graham sein eigenes Versagen. Er hatte auf Kursveränderungen gewettet, ohne zu wissen, was er da eigentlich gekauft hatte. Und diese Erkenntnis inspirierte ihn, zusammen mit David Dodd das Buch 'Die Geheimnisse der Wertpapieranalyse' zu verfassen. Es ging alleine um die Bewertung von Wertpapieren, um die fundamentalen Daten, wie Bilanzen, Gewinn- und Verlustrechnung. Sehr trockenes Zeug und so veröffentlichte Ben Graham einige Jahre später eine massentaugliche Zusammenfassung unter dem Titel 'The Intelligent Investor'. Als Warren Buffett dieses Buch in die Finger bekam, änderte sich sein Leben vollauf. Auch er hatte – festhalten – mit Charts und technischer Analyse herumgefingert und Aktien anhand von Kursbewegungen 'analysiert'. Ende. Aus. Vorbei. Warren Buffett erkannte sofort die Macht der Fundamentalanalyse und des darauf fußenden Value Investings. Er änderte nicht nur seine Anlagestrategie grundlegend, sondern setzte alle Hebel in Bewegung, um bei Benjamin Graham studieren zu dürfen. Der Ausgang ist bekannt…

Dogs of the Dow

Weniger bekannt ist, dass Graham für Privatanleger eine eigene und ganz simple Anlagestrategie verfasste: Dogs of the Dow. Mit Hunden hat dies insofern zu tun, als dass man bei der Portfolio-Analyse Wertpapiere nach zwei Kriterien unterscheidet, die man miteinander kombiniert: Wachstum und Ergebnis. Und das ergibt vier Kategorien: (Rising) Stars vereinen Wachstum und hohe Ergebnisbeiträge, Cash Cows bieten hohe Ergebnisse, aber wenig Wachstum, Question Marks wachsen kräftig, aber Gewinne sind hier (erstmal) nicht zu erzielen. Und dann gibt es die Poor Dogs ohne Wachstum und mit nur lausigen Gewinnaussichten.

Graham empfiehlt Anlegern, die 'Poor Dogs' zu kaufen. Aber nicht irgendwelche und auch nicht irgendwann. Graham forderte immer eine 'Margin of Safety', also eine Sicherheitsmarge. Und die leichteste Art, eine solche zu erzielen, sah er darin, Aktien im Wert von einem Dollar zu kaufen, dafür aber nur 50 Cents zu bezahlen. Er nutze also den Unterschied zwischen Wert und Preis aus. Denn an der Börse stimmen der Wert einer Aktie und ihr Kurs selten überein.

Zudem war Graham immer ein großer Fan solider, üppiger Dividendenzahlungen. Er sah sie sogar als ausgesprochenes Qualitätsmerkmal an.
(Benjamin Graham)
Auf diesen Überlegungen fußt seine Dogs of the Dow-Dividendenstrategie. Und sie hat nur vier Regeln, die jeder Anleger ganz leicht anwenden kann:
  1. Man muss einen Index auswählen (Graham verwendete den Dow Jones).
  2. Zu Jahresbeginn kauft man die 10 Werte mit der höchsten Dividendenrendite.
  3. Diese 10 Werte werden zu gleichen Geldanteilen gewichtet.
  4. Nach einem Jahr wird die Zusammensetzung überprüft und anhand der Kriterien das Depot gegebenenfalls neu zusammengestellt.
Die Dogs of the Dow Dividendenstrategie ist ein Investmentansatz für jedermann, denn sie erfordert nur wenig Börsen-Knowhow, ist einfach umzusetzen und reduziert die Transaktionskosten, da nur einmal jährlich geordert wird. Darüber hinaus sorgt sie für stetige Dividendeneinnahmen.

Sie soll also in turbulenten Börsenphasen Sicherheit bieten, hinkt in der Performance aber hinterher, wenn die Bullen die Börsen in die Höhe treiben. Dann hängen Wachstumsaktien mit niedrigen Dividendenrenditen erfahrungsgemäß Dividendenwerte deutlich ab.

Der Praxistest

In der Theorie klingt das alles schön und gut, aber hält die Dogs of the Dow-Strategie in der Praxis, was sie verspricht?

Untersuchungen von Vermögensverwalter Michael O´Higgins belegten, dass die Dogs of the Dow-Dividenden-Strategie den Dow Jones Index zwischen 1973 und 1999 outperformt hat. Also sogar in einer Zeit, wo Biotech-, Internet- und Telekommunikationswerte eine Superblase ausgeformt hatten, die dann im Jahr 2000 platzte. Dennoch hatte sich diese Strategie bewährt.

Im Betrachtungszeitraum 1995 bis 2021, also inklusive der Globalen Finanzkrise und des Corona-Einbruchs, legte der Dow Jones Index um 610% zu, also um durchschnittlich 7,8% pro Jahr. Die Dogs of the Dow-Strategie brachte es, sofern die Dividenden umgehend wieder reinvestiert wurden, auf 565% bzw. 7,6% pro Jahr. Ihr Ergebnis fällt also nur moderat schlechter aus, obwohl seit 2009 die größte Hausse aller Zeiten stattfand und hier vor allem die Technologie- und Wachstumswerte klassische 'Value-Aktien' meilenweit hinter sich gelassen haben.

Ein sensationelles, aber vor allem überraschend positives Ergebnis für Grahams 75 Jahre alte Börsenformel! Da man stets auf die Werte mit der höchsten Dividendenrendite setzt, sind darunter üblicherweise auch (wenn sogar nicht ausschließlich) die Aktien, die zuletzt besonders schlecht gelaufen sind. Man kauft also am Jahresanfang die Loser-Aktien – und das kostet Überwindung.

Anfang 2024 wären es übrigens diese 10 Dogs of the Dow-Werte gewesen:

Name, Dividendenrendite, (2024er Performance YTD)

• Walgreens 7,35% (-65,3%)
• Verizon 7,06% (17,7%)
• 3M 5,49% (21,2%)
• Dow 5,11% (-18,6%)
• IBM 4,06% (38,8%)
• Chevron 4,05% (8,7%)
• Coca-Cola 3,12% (9,3%)
• Amgen 3,12% (-2,8%)
• Cisco 3,09% (17,4%)
• Johnson & Johnson 3,04% (-0,9%)

Bei gleicher Gewichtung ergibt dies eine Durchschnittsrendite von 2,6%. Der Dow Jones Index erzielte in 2024 bis heute 18,7%. 2024 sieht es also nach einer klaren Underperformance der Dogs aus. Und auch schon 2023 kamen diese mit einem Minus von 1,8% in der Kursveränderung und rund 4% Dividendenrendite auf nur 2,2% Zuwachs, während der Dow Jones Index um 13,7% zulegen konnte.

Diese beiden Jahre bestätigen einmal mehr, dass Haussejahre den Dogs keine Chance lassen. Aber…

Trump hin, Zinsen her. 2025 ist kaum mit einem weiteren Börsenboomjahr zu rechnen. US-Wahljahre sind Starinvestor Ken Fisher zufolge starke Börsenjahre - 2024 bestätigt dies. Die beiden darauf folgenden Börsenjahre werden statistisch gesehen mager bis dürftig. Und das würde wieder für die Dogs sprechen, denn in solchen Börsenphasen können sie ihre Stärken ausspielen.

Mein Fazit

Anleger sollten eine Anlagestrategie wählen, die zu ihnen passt. Denn nur dann sind sie in der Lage, sie auch konsequent anzuwenden. Und es liegt in der Natur der Sache, dass Strategien nicht in jeder Börsenphase gleich gut funktionieren. Mal erzielen sie bessere Ergebnisse als 'der Markt', mal schlechtere. Entscheidend ist, dass sie auf lange Sicht Überrenditen erzielen. Und die Dogs of the Dow-Strategie leistet das. Ohne großen Aufwand. Auch das ist ein Pluspunkt.

Der Charme von Grahams Strategie liegt in zwei Dingen: Sie ist simpel und kann von jedem Anleger leicht angewandt werden und sie liegt mit dem Index auf Augenhöhe hinsichtlich der Rendite. Kaum Aufwand bei der Aktienauswahl, kaum Kontrollaufwand, kaum Transaktionsaufwand, kaum psychischer Stress – und ein Ergebnis, das die Rendite von 90% aller Anleger schlägt. Denn weil Anleger gerne auf die falschen Werte setzen und auch noch ständig traden, fahren sie kaum 2% Durchschnittsrendite ein, während die Börsen langfristig 7% bis 8% erzielen – plus Dividenden.

Die Strategie kann sich also auszahlen. Und wem der Dow und seine Werte zu langweilig sind, der kann auch den S&P 500 Index wählen und hier die 10 dividendenstärksten Werte picken.


Auch das noch… Das GewinnerAktien Dividenden-Depot

Mindestens genauso einfach gestrickt ist das von mir betreute Dividenden-Depot des Börsenbriefs 'Gewinner Aktien' von Armin Brack. Der Börsenbrief erscheint wöchentlich, die Dividendenausgabe im 14-Tages-Rhythmus. Hier setzen wir auf Dividendenkontinuität, auf eine attraktive Ausschüttungsquote und picken uns im Idealfall Dividendenwachstumswerte heraus. Am Ende wollen wir eine überdurchschnittliche Gesamtrendite erwirtschaften.

Und können wir das? Das Dividenden-Depot startete am 22. April 2022, also mitten im Börsenabschwung. Wir nutzen die Phase, um unser Depot mit aussichtsreichen Werten zu füllen. Und in der 'kleinen Finanzkrise' im Frühjahr 2023 griffen wir beherzt im Finanzsektor zu. Beides hat sich stark ausgezahlt.




Aktuell liegt das Dividenden-Depot mit 88% im Plus. Das ergibt über die gesamte Laufzeit eine durchschnittliche Rendite von 33,7% pro Jahr. Und Dividenden spielten dabei durchaus eine Rolle. Insgesamt haben wir eine Dividendenrendite von 8,9% eingespielt und aufs Jahr runtergebrochen liegt sie bei 3,4%.

Bei Interesse einfach mal hier nachsehen.

Bei solchen Ergebnissen steht man auch zwischenzeitliche Phasen, wo es mal nicht so läuft, relativ gelassen durch. Und Benjamin Graham erklärte ja zu Recht: "Geduld ist die oberste Tugend des Investors". Mit den richtigen Aktieninvestments und der richtigen Strategie kann man sich einfach zurücklehnen und… nichts tun. Dann muss man nicht für sein Geld arbeiten, sondern das Geld arbeitet für einen. Börse simplified. Auch bei lausigem Hundewetter.

Möge die Rendite mit euch sein!
Euer Börsenbarde
Michael C. Kissig

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