Die Top-Werte meines Investmentdepots veröffentliche ich jeweils zum Quartalsende in meinen Investor-Updates und meine Beobachtungsliste aktualisiere ich wöchentlich.
Ergänzend gebe ich heute eine kurze Übersicht zu den Werten, die in der letzten Woche mein Investmentdepot am stärksten bewegt haben. Dabei geht es um alte Bekannte und neue Liebschaften. Und es gibt die eine oder andere Überraschung...
Diese Werte in meinem Depot verzeichneten in der vergangenen Börsenwoche die stärksten Ausschläge:
📈 LendingClub +3,4%
📈 Ares Management +3,2%
📈 SoFi Technologies +2,2%
📈 PayPal +1,9%
📉 MPC Capital -2,5%
📉 MidCap Financial -2,5%
📉 Rheinmetall -5,1%
📉 MercadoLibre -5,8%
📉 Texas Pacific Land -9,9%
📉 Verve Group -11,6%
Eine dritte Woche in Folge mit negativer Depotentwicklung gab es zuletzt im vor vielen Monaten. Aber noch immer besteht kein Grund zur Panik, denn die Vorwochen haben mit zwei Wochengewinnen von über 15% ja kräftig vorgelegt und so konsolidieren sich diese Übergewinne nun etwas raus.
Der Aktienkurs von Texas Pacific Land gab die dritte Woche in Folge nach. Er hatte sich zuvor sehr positiv entwickelt und konnte kurzzeitig eine Verdreifachung seit dem Jahresstart verbuchen. Aktuell tendiert der Ölpreis zur Schwäche, weil die Konjunktur in China und Europa, vor allem in Deutschland und Frankreich, hinter den bisherigen Erwartungen zurückbleibt. Die OPEC hat ihre 2025er Absatzprognose für Öl gesenkt, die Internationale Energie Agentur hingegen angehoben. Kein klares Bild also. Doch das kann Auswirkungen auf TPL haben, weil deren Einnahmen aus Royalties nicht nur am Ölpreis hängen, sondern auch an den Fördermengen der Firmen, die auf TPLs Grund und Boden produzieren.
Die deutlicheren Kursverluste gerade jetzt vor dem Jahresende könnten aber noch einen anderen Grund haben: Steuern. Viele Anleger sitzen auf Kursgewinnen bei TPL, haben aber ggf. mit anderen Aktien Verluste eingefahren. Daher realisieren sie ggf. Gewinne, um sie mit den Verlusten zu verrechnen und so ihre Steuerlast zu senken. Dieser Steuereffekt tritt regelmäßig vor dem Jahresende auf und kann sowohl besonders gut, aber auch besonders schlecht gelaufene Aktien treffen. Es hängt vom einzelnen Anleger und seiner Steuersituation ab und ist daher nicht wirklich kalkulierbar. Und nicht selten gibt es nach dem Jahreswechsel auch eine entsprechende Gegenbewegung, was oft als "Tax Harvesting" bezeichnet wird.
Und ein weiterer Aspekt dürfte ebenfalls Auswirkungen (gehabt) haben: die Shortquote bei Energieaktien ist in den letzten Wochen deutlich in die Höhe geschossen und bei TPL inzwischen auf knapp 7,5% aller ausstehenden Aktien. Diese Leerverkäufe haben den Kurs belastet und signalisieren darüber hinaus, dass auf weitere Kursverluste spekuliert wird. Andererseits könnte eine Kurserholung auch zu einem sog. Short-Squeeze führen, wenn sich die Leerverkäufer schnell und gleichzeitig mit den zuvor leerverkauften Aktien eindecken müssen. Aber das sind nur Hintergrundgeräusche, die keinen Einfluss auf die operative Entwicklung des Unternehmens und/oder seine mittel- und langfristigen Perspektiven haben.
Trotzdem ist der kräftige Kursrückgang spürbar und weniger angenehm als ein deutlicher Kursanstieg, ohne Frage. TPL war vor einigen Tagen noch meine größte Depotposition mit mehr als 10% Gewichtung, doch inzwischen ist sie kräftig abgerutscht. Dennoch bleibe ich entspannt. Ich hatte meine ursprüngliche TPL-Position aus dem Jahr 2018 im Sommer deutlich aufgestockt und inkl. Dividenden ergeben sich nach wenigen Monaten rund 50% an Gesamtrendite.
Der "große Börsenexperte" Karl Marx (das ist selbstverständlich ironisch gemeint) sagte einmal: "Der Standpunkt bestimmt die Perspektive". Zumindest damit lag er richtig. Man kann den Aktienkurs von TPL vom letzten Hoch aus betrachten und sich über die Kursrückgänge ärgern. Oder man betrachtet sie von unserem Einstieg aus über die letzten vier Monate - und erfreut sich an mehr als 50% Zuwachs. Für mich ist die Entscheidung klar, denn ich bin in "meinen" Unternehmen immer aus Sicht eines Miteigentümers engagiert. Die kurzfristigen Kursbewegungen liegen außerhalb meiner Kontrolle, daher mache ich sie nicht zum Maßstab für mein Handeln und Empfinden. Ich freue mich, dass das Investmentcase bei TPL aufgeht und dass noch viele Wachstumsjahre vor "meinem" Unternehmen liegen. Dabei ist immer zu bedenken, dass Rohstoffe ein zyklischer Sektor sind und auch TPL sich dem nicht völlig entziehen kann. Wohin sich der Kurs in nächster Zeit entwickeln wird, ist kaum vorherzusagen. Nur, dass er weiterhin kräftig schwanken wird, das kann als sicher gelten.
Die anhaltenden Gerüchte um einen möglichen baldigen Waffenstillstand in der Ukraine belasten die Rüstungswerte. Rheinmetall muss dabei den starken Gewinnen aus der Vorwoche Tribut zollen, als nach einem fetten Kursschub bei 660 Euro ein neues Allzeithoch markiert worden war. Die mittelfristigen Perspektiven sind ungebrochen stark und hellen sich jeden Tag weiter auf dank neuer Kooperationen und kräftigen weiteren Auftragseingängen. Diese sind nicht in wenigen Wochen oder Monaten abgearbeitet, sondern werden für viele Jahre Rheinmetalls Umsätze und Gewinne antreiben.
Meine FinTechs legten weiter zu und begrenzten den Wochenverlust. LendingClub, SoFi und PayPal dürften auch im nächsten Jahr zu den gut laufenden Unternehmen zählen mit entsprechendem weiteren Kurspotenzial.
Und dann gab es noch einen Eigentümerwechsel bei meinem Alternativen Asset Manager MPC Capital. Der bisherige Mehrheitsaktionär, die MPC Münchmeyer Petersen & Co. GmbH und ihre Gesellschafter, haben ihre Aktien an der Gesellschaft an die Thalvora Holdings GmbH veräußert. Die Thalvora Holdings GmbH ist eine Tochtergesellschaft der an der NASDAQ börsennotierten Castor Maritime Inc., die von dem griechischen Unternehmer Petros Panagiotidis geführt wird. Die Transaktion umfasst 74,09% der MPC Capital-Aktien zu einem Preis von 7,00 Euro je Aktie. Relevant ist vor allem, dass MPC Capital mit seinem neuen Investor eine Vereinbarung geschlossen hat, die das Wachstum des Unternehmens bei der Entwicklung und dem Management von Investment-Lösungen in den Bereichen Maritime und Energy Infrastructure vorantreiben soll. Die Vereinbarung spiegelt die volle Unterstützung des neuen Ankerinvestors zur derzeitigen operativen Aufstellung und strategischen Ausrichtung von MPC Capital mit Sitz in Hamburg wider. Neben den strategischen und organisatorischen Aspekten beinhaltet die Vereinbarung weitere wichtige Grundsätze, wie etwa die Fortführung und Stärkung der Notierung an der Frankfurter Wertpapierbörse.
Meine Einschätzung: Der Eigentümerwechsel sorgt natürlich erstmal für Unruhe, der Kursrücksetzer spiegelt das wieder. Auf dem Papier sollte die Strategie fortgeführt und vermutlich mit zusätzlichem Kapital forciert werden. Das klingt grundsätzlich positiv. Inwiefern den Absichten auch taten folgen, wird sich zeigen. Für mich gibt es jedenfalls aktuell keinen Grund, meinen Investmentcase bei MPC Capital zu ändern, aber ich werde genau hinsehen, ob es negative Entwicklungen gibt für mich als Aktionär.
Meine beiden USA- und finanzlastigen Wikis entwickelten sich in dieser Woche unspektakulär: das Wiki Financial Power Investing legte um +1,9% zu und glich die Verluste aus der Vorwoche wieder aus, so dass sich seit Jahresbeginn eine Performance von +41% ergibt. Das Wiki Kissigs Quality Investments blieb unverändert, weil die Zuwächse der FinTechs durch den weiteren Kursrücksetzer von Texas Pacific Land weggefressen wurden; die 2024er Performance liegt bei +51,5%.
Der Fear-and-Greed-Index ist in dieser Woche von 53 auf 50 Punkte zurückgegangen und hält sich damit seit zwei Wochen in neutralem Terrain.
In Zahlen: In dieser Woche ist mein bisheriger 2024er Vermögenszuwachs nach dem vorherigen Rekordzuwachs erneut etwas zurückgegangen, aber nur moderat. Ende September lag er bei +27,75%, der Oktober und vor allem der November mit +21,5% waren dann saustark: das 3. Quartal brachte bisher 30,5% Rendite und ist trotz der Dezember-Rückgänge weiter auf Rekordkurs. Die letzte Woche ergab ein Minus von -1,0% und damit eine verbliebene Jahresrendite von +67,5% (YTD).
Mein Vermögen hat sich damit in den letzten 12 Monaten mehr als verdoppelt und der Zuwachs ist inzwischen mehr als doppelt so groß wie in meinem bisherigen Rekordjahr 2023. Solche Erfolge waren Anfang dieses Jahres, auch gerade angesichts der kräftigen Vorjahresgewinne, in keinster Weise zu erwarten. Ein Erfolgsfaktor ist dabei sicherlich, dass meine hoch gewichteten Positionen oft zu den Gewinnern gehören, während meine Fehlgriffe und/oder Loser sich überwiegend bei den kleineren Positionen tummeln. Die ganz großen Fehlinvestments konnte ich zudem in diesem Jahr vermeiden. Glück gehabt!
Mit diesem Zuwachs liege ich in diesem Jahr weiterhin sehr deutlich über meiner langfristigen Zielrendite von 15% und habe damit einen kräftigen 'Kurspuffer' für die restlichen Börsenwochen des Jahres. Die US-Wahl ist entschieden, es herrscht Klarheit - was die Börsen grundsätzlich begrüßen. Dass die Börsen nach der Wahl steigen, ist statistischer Normalfall - dass sie in den ersten beiden Jahren eines neuen Präsidenten eher zur Schwäche neigen, ebenfalls. Aber das wird uns dann in 2025 und 2026 beschäftigen.
Es bleibt also spannend - wie eigentlich immer an der Börse. ツ
Disclaimer: Habe die meisten der genannten Werte auf meiner Beobachtungsliste und oder/im Depot/Wiki.
Hallo Michael,
AntwortenLöschendie Marktkapitalisierung von Castor Maritime (ISIN MHY1146L2082) beträgt etwa die Hälfte des Eigenkapitals laut Bilanz. Könnte der Kauf von Castor-Aktien aus Deiner Sicht eine Möglichkeit sein, indirekt MPC-Aktien zu besitzen – und das zu einem effektiv deutlich niedrigeren Kurs als dem aktuellen Marktpreis? Immerhin scheint Castor bereits ohne MPC profitabel zu sein, praktisch keine Schulden und positive Cash Flows zu haben.
Beste Grüße
Konstantin
PS: Ich sehe gerade (https://www.castormaritime.com/media/65fdda533bd6e.pdf), dass Ende März ein Reverse Split im Verhältnis 1:10 für die Aktien von Castor Maritime durchgeführt wurde (weil die Aktie längere Zeit bei weniger als 1 USD notierte). Dadurch gibt es aktuell nur noch 9,6 Millionen Aktien. Meine Quelle für die oben genannte Marktkapitalisierung von etwa der Hälfte des Eigenkapitals war Comdirect – das scheint jedoch falsch zu sein. Denn damit läge die Marktkapitalisierung gerade einmal bei 28 Millionen EUR, während das Eigenkapital rund 500 Millionen USD beträgt.
AntwortenLöschenWie kann es sein, dass 500 Millionen USD Eigenkapital an der Börse nur 28 Millionen EUR wert sind? Die Erklärung scheint mir inzwischen zu sein: Der CEO hält über 90 % der Stimmrechte, da er eine besondere Art von Vorzugsaktien (Serie B Preferred Shares) besitzt. Von diesen hat er 12.000 Stück (also alle), und jede dieser Aktien entspricht den Stimmrechten von 100.000 normalen Aktien (vgl. Jahresbericht 2023, Seite 90). Zudem fließen die Dividenden ausschließlich über die Vorzugsaktien, während die Common Shares keine Dividende zahlen. Damit sind die normalen Aktien für einen Investor praktisch wertlos – zumindest, wenn ich die Situation richtig interpretiere. Egal wie viele dieser Aktien man kaufen würde, kann man die Kontrolle des Unternehmens nicht übernehmen, und sie zahlen auch keine laufende Einnahmen. Die sind also faktisch wertlos (nur im Falle einer Pleite könnte der Investor Einnahmen haben).
Sowas habe ich noch nie gesehen. Petros Panagiotidis wirkt alles andere als anlegerfreundlich, was wenig Gutes für die Aktionäre von MPC vermuten lässt. Die MPC-Story ist zwar grundsätzlich interessant, aber falls ich hier keinen Denkfehler mache, hält mich der neue Besitzer definitiv davon ab, einzusteigen.
Ziemlich undurchsichtig das Ganze, auch die Struktur des Firmengeflechts von Petros Panagiotidis. Der Sitz in einer Rechts- und Steueroase prallt auf verschachtelte Eigentümerstrukturen und Geld, das zwischen den einzelnen Geschwister- und Tochtergesellschaften hin und her fließt. Nichts für mich. Aber MPC ist nur die Tochter einer Tochter und eine separate AG nach deutschem Recht und an einer deutschen Börse gelistet. Soweit ist erstmal nix passiert. Doch es gilt hier genau hinzusehen, was ggf. an "weniger aktionärsfreundlichen" Aktionen stattfinden, weil das dann echte Red Flags wären. Hier kommt Ulf Holländer künftig eine Schlüsselrolle zu. Er war 24 Jahre lang CEO bei MPC Capital und ist seit einigen Monaten Mitglied des Aufsichtsrats - und er soll nach dem bevorstehenden Austausch der beiden weiteren AR-Mitglieder zum AR-Vorsitzenden aufsteigen.
LöschenDie Risiken haben sich potenziell erhöht, ob das auch für die Chancen gilt, werden die nächsten Schritte zeigen...
Hallo Michael. Glaubst du die USA steuert unter Trump auf eine Staatsschuldenkrise zu? Was würde das für die Börsen bedeuten? Ein zu starker Focus auf Private Equity könnte hier Risiken bergen.
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