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Montag, 11. November 2024

Earnings Quickcheck Q3/24: Moody's bleibt Buffetts unerkanntestes Top-Investment

In meinen "Earnings-Quickchecks" schaue ich mir die aktuellen Geschäftszahlen der Unternehmen an und unterziehe sie einem kurzen Abgleich mit meinem Investmentcase.

Moody's ist eine der weltweit führenden Ratingagenturen und seit mehr als 112 Jahren am Markt aktiv. Sie veröffentlicht Recherchen, Risikoanalysen, Bonitätsbeurteilungen, Berichte und Ratings für festverzinsliche Wertpapiere und deren Emittenten. Insgesamt werden Schuldtitel in Höhe von über 30 Billionen Dollar bewertet. Moody's als auch S&P Global kommen jeweils auf rund 40 % Weltmarktanteil und verfügen damit über einen kaum zu bezwingenden ökonomischen Burggraben.

Kürzlich legte Moody's seine Zahlen für das 3. Quartal 2024 vor und ich werfe einen Blick darauf: nicht mit dem Fokus auf die kurzfristige Erfüllung von Markterwartungen, sondern auf das mittel- und langfristige Wachstum und die Aussicht auf weiter steigende Profite...

Moody's größter Aktionär ist Starinvestor Warren Buffett. Wegen der herausragenden Marktstellung hat er die Aktie schon seit Jahrzehnten im Depot und mit einer Zugehörigkeit von 25 Jahren ist sie seine drittälteste Position. Dabei machte er quasi aus der Not eine Tugend, denn er beschrieb die Situation mal treffend und zwar nicht als Investor, sondern aus Sicht des Unternehmenslenkers eines großen Versicherungskonzerns (Berkshire Hathaway):
"Ich kann nicht frei wählen. Standard & Poor's und Moody's sind der Maßstab für Berkshire. Ich würde mich gerne woanders hinwenden. Glauben Sie mir, ich habe keine Preisgestaltung, keine Verhandlungsmacht gegenüber Standard & Poor's oder Moody's. Der Markt verlangt, dass ich von Standard & Poor's und Moody's bewertet werde."
(Warren Buffett)
Dieser nicht vorhandene Wettbewerb bedeutet für die Anbieter, dass sie sich keinem ruinösen Preiswettbewerb stellen müssen. Und für Anleger die Gelegenheit, sich in ein solides Business mit stetigen Erlösströmen einkaufen zu können.

Die börsennotierte Moody's Corp. ist die Dachgesellschaft der beiden aktiven Segmente Investor Services und Analytics. Rund 63 % seines Umsatzes generiert das Unternehmen mit Moody's Investor Services. MIS veröffentlicht Ratings und bietet Bewertungsdienste für eine breite Palette von Schuldverschreibungen an, inklusive verschiedener Unternehmens- und Regierungsanleihen und strukturierter Finanztitel. Kunden sind Unternehmen und Regierungen, die solche Wertpapiere auf den Börsen der Welt emittieren möchten.

MIS sieht seine Wachstumstreiber in der Emission von Schuldtiteln, die vom globalen BIP-Wachstum und der anhaltenden Disintermediation an den Rentenmärkten getrieben werden, also dem Wegfall einzelner Stufen der Wertschöpfungskette. Die Schuldenaufnahme von Unternehmen und Regierungen explodiert geradezu und befeuert die Nachfrage nach Ratingeinschätzungen.

Im zweiten Kernsegment Moody's Analytics werden Finanzinformationen und Analysetools bereitgestellt. Das Portfolio besteht aus spezialisierten Recherchen, Daten, Software und professionellen Dienstleistungen, mit denen institutionelle Kunden weltweit bei der Finanzanalyse und dem Risikomanagement unterstützt werden.

MA generiert sein Wachstum durch tiefere Durchdringung des Kundenstamms aufgrund von Datenanforderungen, Einhaltung gesetzlicher Vorschriften und analytischen Anforderungen, die es für kleinere Anbieter wirtschaftlich unattraktiver macht. Die großen Anbieter können hier auch auf Skalierungsvorteile setzen.

Externes Wachstum

Darüber hinaus wächst Moody's in beiden Segmenten auch über Akquisitionen und kauft vor allem in Asien bzw. China zu, um dort seine Markstellung auszuweiten. China ist inzwischen nach den USA der weltweit zweitgrößte Anleihemarkt und hat einen geschätzten Wert von über 15 Billionen USD. Dabei wurde bisher kaum eine dieser Schuldverschreibungen von einer der globalen Ratingagenturen bewertet.

Starkes 3. Quartal - und mehr

Quelle: wallstreet-online.de
Moody's Umsatz stieg im 3. Quartal um 23 % auf 1,8 Mrd. USD, die bereinigte operative Marge erhöhte sich auf 48 % und der Gewinn je Aktie legte um 32 % auf 3,21 USD zu. Dabei wuchs das Ratingbusiness um 41 %, während Analytics vergleichsweise moderat um 7 % anstieg. Die bereinigte operative Marge für MIS lag bei 59,6%, die für MA bei 30,3 %. Besonders erfreulich ist, dass die wiederkehrenden Erlöse um 9 % zulegten und die hohe Kundenbindungsrate von 93 % zeigt Moody's starke Marktstellung. Für das Gesamtjahr geht Moody's von einem Wachstum im hohen Zehnerprozentbereich aus und einem bereinigten Ergebnis je Aktie zwischen 11,90 und 12,10 US, während der Free Cash Flow etwa mit 2,3 Mrd. USD durchs Ziel gehen soll. Und hieraus speisen sich Aktienrückkäufe und Dividenden, wobei die Dividendenrendite mit 0,7 % nicht begeistern kann. Die Kursentwicklung hingegen schon: in den letzten fünf Jahren legte die Aktie 117 % zu, in den letzten 10 Jahren sogar 350 %

Mein Fazit

Die ungebremste Schuldenmacherei der Welt steigert die Nachfrage nach Kreditratings unaufhaltsam und damit den 'adressable Market' für Moody's. Gleichzeitig wächst die Nachfrage nach Risikoanalysen für Unternehmen, nicht nur durch Cybercrimes, sondern auch aufgrund zunehmender regulatorischer Anforderungen. Wer sich hier nicht absichert, kommt zudem bei Kreditratings schlechter weg, was zu höheren Zinsbelastungen führt.

Moody's profitiert also gleich mehrfach; die Aktie bietet eine starke Gesamtrendite für Anleger und ist eine 'unaufgeregte' Bereicherung fürs Depot: Compoundig at it's best! Das gefällt Warren Buffett - und mir...

Disclaimer: Habe Berkshire, Moody's auf meiner Beobachtungsliste und/oder im Depot/Wiki.

4 Kommentare:

  1. Hallo Michael,

    da du dich ja gerne mit dem Themenkomplex Schulden beschäftigst: hast du auch etwas Einblick in die Handelsplätze für Anleihen (MarketAxess, Tradeweb Markets)?
    Hier gibt es als nennenswerten Konkurrenten eigentlich nur noch die nicht gelisteten Trumid (BlackRock und T. Rowe Price sind hier u.a. investiert). Umsätze sind im Gegensatz zu den Rating-Agenturen aber hauptsachlich transaktionsabhängig da kein großes Datengeschäft besteht. Margen und Wachstum sind hier aber sehr hoch da wohl noch viel Aufholpotential bei der Umstellung auf elektronischen Anleihehandel besteht.

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    1. Ne, Anleihen und auch Anleihehandel sind überhaupt nicht meine Spielweise, da kann ich leider nichts Gehaltvolles zur Diskussion beitragen.

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  2. Hallo Michael,
    ich verfolge hier auch dein Engagement in die Alternative Asset Manager und erwäge da auch noch nachzulegen. Allerdings zögere ich nach dem fulminanten Anstieg dann doch. Du hast hier ja kürzlich erst nochmal den Unterschied zwischen teuer behalten und teuer kaufen eindrücklich erklärt.
    Was glaubst Du, geht das noch weiter oder bin ich spät? ich habe KKR, Apollo und Brookfield.
    Viele Grüße
    Isabella

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    1. Moin Isabella,
      die Alternativen Asset Manager planen allesamt, in den nächsten 5 Jahren ihre Assets under Management sowie ihre Provisionseinnahmen in etwa zu verdoppeln. Angesichts dieser Perspektiven sind die starken Kursanstiege sehr gut nachvollziehbar und fundamental solide unterfüttert (sofern die Pläne auch umgesetzt werden, das bleibt zu beobachten).

      Der jüngste zweistellige Kurshüpfer ist aber etwas zu viel des Guten: Trump-Euphorie traf auf Dollarstärke. Dem muss/sollte man nicht unbedingt hinterherlaufen, denn es dürfte in nächster Zeit einige kurzfristige orientierte Spekulanten geben, die ein paar schnelle Kursgewinne mitnehmen. Mit etwas Glück kann man die Aktien der Finanzinvestoren bald für einige Prozentpunkte niedriger einsammeln und damit die Chance auf üppige Renditen noch verbessern.

      Ansonsten kann ich nur meine Position wiederholen und Warren Buffett heranziehen: Ich bin kein Stock-Picker, ich bin ein Business-Picker. Ich setze nicht auf Kursgewinne bei den Aktien der Finanzinvestoren, sondern auf Wertzuwächse in den Unternehmen (wodurch der Wert und vermutlich in der Folge auch der Aktienkurs steigen werden). Die Perspektiven liegen klar von uns.

      Mit Apollo, Brookfield und KKR biste gut aufgestellt in dem Sektor. Wenn du hier noch ergänzen möchtest, bietet sich hier Blackstone an mit dem größten Gewicht im Bereich Immobilien und damit einer (noch) größeren Chance auf höhere Unternehmensgewinne, wenn sich der Immobilienmarkt wirklich erholen sollte.

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