Mittwoch, 9. Oktober 2024

Kissigs Portfoliocheck: Warren Buffett und die neue große Leere – nach Apple fliegt nun auch die Bank of America

In meiner Kolumne "Kissigs Portfoliocheck" nehme ich regelmäßig für das "Aktien Magazin" von Traderfox die Depots der besten Investoren unserer Zeit unter die Lupe.

In meinem 273. Portfoliocheck blicke ich wieder Warren Buffett über die Schulter. Seine Performance ist atemberaubend: über mehr als 50 Jahre hinweg legte er eine Rendite von fast 20 % pro Jahr hin und schlug den S&P 500 in den meisten Jahren. Das 'Orakel von Omaha', wie Warren Buffett von seinen Anhängern auch ehrfurchtsvoll genannt wird, ist einer der reichsten Menschen der Welt, doch er ist kein Unternehmer, sondern er ist Investor. Ein Investor der Superlative, denn seinen Reichtum verdankt er ausschließlich dem Investieren.

Ende des 2. Quartals 2024 hatte Buffett unverändert 41 Aktienpositionen im Depot, darunter zwei Neuaufnahmen. Der Gesamtwert seines Aktienportfolios fiel im Quartal von 332 auf 280 Mrd. USD. Nicht aufgrund von Kursschwäche oder Erfolglosigkeit, sondern wegen der erheblicher Aktienverkäufe, vor allem bei Apple. Dem entsprechend stellte sein Cashbestand Ende Juni neue Rekordmarken auf. Nach bereits kräftiger Erhöhung zum Ende des 1. Quartals stieg Berkshires Bestand an Bargeld und US-Staatsanleihen weiter von 189 Mrd. auf nun 277 Mrd. USD an, davon 234,6 Mrd. USD in Schatzanweisungen. Das hatte auch Folgen für die Sektorgewichtung. Neuer Spitzenreiter sind die Finanzwerte mit 37,9 %, während die Technologiewerte mit 30,9 % nur noch den zweiten Platz einnehmen. Es folgen weiterhin Defensive Konsumwerte mit 13,7 %, der Energiesektor mit 12,4 %, Kommunikationsdienste mit 2,1 % und der Gesundheitssektor mit 1,8 %.

Buffetts Depot ist stark fokussiert: Die fünf Top-Aktien stehen für knapp 75% des Gesamtwerts. Allerdings steht das US-Aktienportfolio zusammen mit dem Cashbestand lediglich für etwa die Hälfte der Vermögenswerte von Berkshire Hathaway. Hinzu kommen noch die vielen nicht börsennotierten Tochterunternehmen sowie einige Anleihen und ausländische Aktienbeteiligungen, die nicht in seinen 13F-Formularen auftauchen.

Alter und neuer Depotspitzenreiter ist Apple. Buffett hat seine größte Position allerdings signifikant reduziert. Als er im Vorquartal 13 % abbaute, erklärte er noch: "Solange nichts Dramatisches passiert, das die Kapitalallokation und die Strategie wirklich ändert, wird Apple unsere größte Investition sein". Nun folgte eine glatte Halbierung, was sein Depotvolumen alleine um ein Fünftel verringerte. Und so unspektakulär in Buffetts Portfolio die Position an Bank-of-America im 2. Quartal daherkommt, macht seine zweitgrößte Beteiligung doch seitdem immer wieder Schlagzeilen. Denn Buffett verkauft ständig weitere Aktienpakete und da er mehr als 10 % der Anteile hält, muss er seine Verkäufe zeitnah öffentlich bekannt geben. Noch. Denn inzwischen liegt er nur noch knapp über dieser Marke. Der Grund für seine Verkäufe dürfte derselbe sein wie bei Apple...


Disclaimer: Habe Apple, Berkshire Hathaway auf meiner Beobachtungsliste und/oder im Depot/Wiki.

12 Kommentare:

  1. Danke, heute gab es ein Lückentext von dir zum mitdenken ;)
    Ich denke, da muss Technologiewerte rein:
    " Neuer Spitzenreiter sind die Finanzwerte mit 37,9 %, während die mit 30,9 % nur noch den zweiten Platz einnehmen."
    grüße
    Thomas

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    1. Danke für den Hinweis, Thomas, du hast natürlich völlig Recht.

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  2. Interessant dass BRK Heico gekauft hat - mit einem Fwd PE von 70 geht das sicher nicht als Value durch. Da muss vermutlich eine sehr große Überzeugung seitens Buffett oder seiner "Offiziere" hinterstecken, dass BRK solche Preise bezahlt.

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    1. Ja, das HEICO-Investment hat mich auch etwas überrascht, insbesondere aufgrund von Buffetts eigenen Erfahrungen. Denn 2016 hatte Buffett ja bereits Precision Castparts komplett übernommen, die Branche sagt ihm also grundsätzlich zu. Allerdings hatte er damals 32 Mrd. USD bezahlt und wie er selbst zugegeben hat damit viel zu viel; es folgte 2021 eine Abschreibung um fast 10 Mrd. USD. Das lag natürlich auch am Corona-Einfluss und inzwischen dürfte das Unternehmen wieder mehr wert sein, aber eine positive Rendite wird Buffett damit bisher nicht erzielt haben.

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    2. Konstantin10.10.24, 10:16

      hmm wenn Warren aufgrund der Steuer-thematik Aktien verkauft, müsste er diese danach zeitnah wieder zurückkaufen. Das tut er aber anscheinend nicht?

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    3. Das sehe ich anders, Konstantin. Ein Topunternehmen im Depot zu behalten, auch wenn es mal überbewertet ist, ist wesentlicher Erfolgsgarant für Langfristanleger. Dies ist die hohe "Kunst, nicht zu verkaufen", wie Chuck Akre es mal formulierte.

      Nun hat Buffett Apple-Aktien wegen der Steuersituation verkauft; ein Rückkauf ist aber nicht zwangsläufig sinnvoll. Denn Apple ist mehrfach so hoch bewertet wie bei seinem ursprünglichen Einstieg. Und auch absolut ist Apple wahnsinnig teuer. Ein Kauf bietet sich hier aktuell nicht wirklich an.

      Zwischen "eine hoch bewerte Aktie halten" und "eine hoch bewertete Aktie kaufen" besteht eben ein großer Unterschied. Und ich denke, ohne das Steuerthema hätte Buffett seine Apple-Aktien einfach behalten und das Compounding nicht unterbrochen...

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    4. Konstantin10.10.24, 20:19

      Ich verstehe, dass er nicht unbedingt wieder Apple und BoA kaufen muss. Aber gar keine Aktien? Er verlässt sozusagen schrittweise den Aktienmarkt, zumindest reduziert er signifikant sein Engagement. Das müsste bedeuten, dass er sogut wie alles für überteuer sieht, also auch KKR, Blackstone, usw usw. Ein Aktienmann wie Warren Buffett der über alle Infos der Welt verfügen kann um richtige Entscheidungen zu treffen und aktuell lieber in Bonds investiert erscheint mir mehr als ein Non-Event zu sein. Das verunsichert mich etwas

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    5. Buffett kann ja gar nicht so viel kaufen, weil sein Anlagespektrum auf vielleicht hundert Aktien zusammen geschrumpft ist - und weiter schrumpft. Er hat so viel Geld, dass er keine kleinen und mittleren Unternehmen picken kann - und selbst wenn er das täte, würde das keinen Effekt auf Berkshire haben. Es müssen also schon Firmen mit Marktkapitalisierungen von 500 Mrd. USD aufwärts sein. Die müssen dann zusätzlich in seinen Kompetenzbereich fallen und auch noch günstig genug sein, um mittel- und langfristig Wertsteigerungspotenzial zu haben. Da wird die Luft echt dünn. Deshalb weicht er schon auf vergleichsweise kleine Firmen wie Chubb Ltd. aus, wofür eine Ausnahmegenehmigung der Börsenaufsicht beantragen musste, damit er mehr als sechs Monate (!) Zeit hat, um die Aktien einsammeln zu können, bevor er das publik machen musste. Und trotzdem hat er nur knapp 6 % von deren Aktien kaufen können.

      Er würde gerne ganze Unternehmen kaufen und zwar am liebsten nicht-börsennotierte. Aber da kommt er nicht zum Zug, weil sich KKR, Blackstone, Apollo, Ares, Brookfield usw. mit ebenfalls sehr tiefen Taschen vordrängeln und höhere Preise zu bezahlen bereit sind. Das ist Buffetts Dilemma: entweder er kauft und bezahlt Nicht-Buffett-Preise, oder er kauft eben nicht - und stattdessen Anleihen, weil die immer noch besser sind als Cash.

      Aus meiner Sicht ist es weniger ein Marktproblem, sondern Buffetts Problem. Es gibt eben nicht nur Größenvorteile, sondern auch Größennachteile. Frag mal Goliath. ;-)

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    6. Müsste Buffet dann nicht irgendwann anfangen eine Dividende zu bezahlen? Er hat doch die Ansicht, dass eine Dividende nur dann sinnvoll ist, wenn deren Empfänger das Geld besser investieren kann als die ausschüttende Firma. Wenn für Buffet fast nur noch Anleihen infrage kommen, weil er nichts findet…

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    7. Nun, eine Dividende ist ja ein Mittelabfluss aus dem Unternehmen, also für dieses dauerhaft verloren. Eine zu hohe Börsenbewertung ist manchmal außer Kraft gesetzt, wenn es so richtig rappelt. Das sind die Phasen, wo es ein Überangebot an Aktien gibt und wo Buffett dann beherzt und fast überall zugreifen kann. Munger sagte mal, es sei schmerzlich auf so viel Geld zu sitzen, aber es sei noch schmerzlicher, etwas Dummes damit anzustellen. Ich kann mir gut vorstellen, dass Buffett in der nächsten heftigen Korrektur wieder seinen Aktienbestand ausbaut - auch bei Apple hat er ja vor einiger Zeit noch aufgestockt, als die Aktie vergleichsweise preiswert zu haben war. Und Aktienrückkäufe bieten sich in solchen Phasen für Berkshire ja auch an. Hier hilft die eigene Marktkapitalisierung von rund 1 Billion USD jedenfalls...

      Zudem ist Buffett überzeugt, dass er das Geld auf jeden Fall besser anlegen kann als Otto Normalanleger und daher wird es zu seinen Lebzeiten keine Dividenden von/bei Berkshire geben. In gewisser Weise auch als Schutz der Anleger vor sich selbst. ;-)

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  3. Eine sehr interessante Ausführung. Da könnte man zu folgenden Schluss komme: Die Aktie von Berkshire Hathaway hat ihren Wachstumszenit überschritten, die schiere Größeermöglicht nur marginales Wachstum. Mit Aktien von Ares,KKR, Apollo und Co sind in Zukunft deutlich höhere, nachhaltige, Kurszuwächse zu erwarten als mit Buffets Berkshire.

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    1. Die Aktie von Berkshire ist eine gute Alternative für Anleger, die breit streuen möchten, ohne zu sehr auf Technologieaktien zu setzen; besser aufgestellt als viele ETFs und vermutlich mit einer Performance, die sich am breiten Markt orientiert und etwas darüber liegt - auf lange Sicht.

      Was das Wachstumspotenzial angeht, sehe ich in der Tat bei den Finanzinvestoren besser und visiblere Perspektiven, ob man nun Apollo, Ares Management, Blackstone, Brookfield oder KKR bevorzugt. Sie haben alle ihre unterschiedlichen Schwerpunkte und Stärken; aus meiner Sicht als Investor ergänzen sie sich hervorragend. Ich bin deshalb hier mit der Hälfte meines Vermögens investiert, während Berkshire in meinem Depot kaum noch eine Rolle spielt.

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