Alle Augen auf die Notenbanken: sowohl bei EZB als auch bei der Fed stehen Zinsentscheidungen auf der Agenda und nach zunehmend schlechten Konjunkturdaten erwartet der Markt Zinssenkungen. Die EZB hat die Zinswende bereits begonnen und soeben eine zweite Senkung beschlossen, bei der Fed steht der Startschuss noch an. Doch inzwischen wird bereits mit einer ersten Senkung um 50 Basispunkte gerechnet und noch einer weiteren bis zum Jahresende von mindestens weiteren 25 Basispunkten. Vor einigen Wochen noch hätte dies die Kurse befeuert, doch inzwischen hat sich jeder auf dieses Szenario eingestellt, so dass es bei seinem Eintreffen eher ein Non-Event sein wird. Viel mehr werden sich die Blicke Richtung der nächsten Konjunkturdaten richten und ob die USA doch noch in eine Rezession fallen anstelle des bisher erwarteten 'Soft Landings'.
Wenn passiert, was alle erwartet haben, passiert… nichts.
Im Grunde läuft alles so wie immer. Psychologie und Emotionen bestimmen den Kursverlauf, Meinungen sorgen für Richtungsumschwünge. Der September als statistisch schlechtester Börsenmonat macht die Anleger ohnehin nervös und negativen Meldungen werden auch deshalb höhere Bedeutung beigemessen als positiven.
Die nächsten Wochen dürften also ruckelig bleiben und sich der Blick immer stärker auf den beginnenden US-Wahlkampf richten. Ken Fisher hat dazu angeführt, dass Präsidentschaftswahljahre in den USA stets gute Börsenjahre sind, allerdings würden im unmittelbaren Vorfeld des Wahltags die Märkte eher verhalten agieren, aber nach der Entscheidung dann aber eine Erleichterungsrallye starten – unabhängig davon, wer die Wahl gewonnen hat. Fisher betont: solange keine Seite durchregieren kann, also Präsident und Kongressmehrheit nicht aus der gleichen Partei stammen, führt dies zumeist zu positiven Impulsen für die Börse.
Bis zum Wahlabend vergehen aber noch ein paar Wochen und solange kümmern wir uns lieber um das Börsentagesgeschäft. Alleine auf die Zinswende zu setzen und das Depot darauf auszurichten, ist wenig erfolgsversprechend. Man sollte sich zwar gegebenenfalls von Unternehmen trennen, die absehbar zu den Verlierern zählen werden, aber ansonsten spielen Makrofaktoren eine geringere Rolle als Mikrofaktoren. Oder wie Warren Buffett es formulierte: man sollte lieber das Spielfeld im Blick haben als die Anzeigentafel. Das klingt doch ziemlich vernünftig…
Alles Gute für euer Geld!
Michael C. Kissig
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen