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Dienstag, 17. September 2024

Im Fokus: Brookfield macht Rendite - mit dem Geld anderer Leute

In diesem Kurzportrait geht es um die Brookfield Corp, den hinter Blackstone zweitgrößten Finanzinvestor der Welt. Und kürzlich konnte Brookfield nun einen Meilenstein erreichen und ebenfalls die Marke von 1 Billion Dollar bei den Assets under Management überschreiten.

Das Unternehmen wurde bereits 1899 als São Paulo Railway, Light and Power Company gegründet und kann auf eine wechselhafte Geschichte zurückblicken. 1979 wurden die brasilianischen Vermögenswerte an das brasilianische Tochterunternehmen, Eletropaulo and Light S.A. transferiert und das Unternehmen weitete sich in andere Geschäftsbereiche aus. 2005 erfolgte die Umfirmierung in Brookfield Asset Management und inzwischen ist das Unternehmen im kanadischen Toronto beheimatet.

Ende 2022 gab es eine weitere tiefgreifende Umstrukturierung. Zuvor firmierte die Holding als Brookfield Asset Management, doch die Konzernmutter wurde in Brookfield Corp. umbenannt, während das Asset Management als selbständige und börsengelistete Einheit ausgegliedert wurde. Die Mutter hat nun das Börsenkürzel BN und die Asset Management-Tochter hat das ehemalige Kürzel BAM der Mutter übernommen. Es gibt damit heute sechs börsennotierte Brookfield-Gesellschaften, an denen die Holding Brookfield Corp. zumeist die Mehrheit hält: neben der Muttergesellschaft gibt es nun Brookfield Asset Management (73 %), Brookfield Infrastructure Partners (ca. 30 %), Brookfield Renewable Partners (ca. 50 %), Brookfield Business Partners (65 %) und Brookfield Reinsurance. Und nicht nur das macht Brookfield zu einem ganz besonderen Alternativen Asset Manager...


Die Brookfield Corp hat drei Kerngeschäftsfelder: die Vermögensverwaltung wird von Brookfield Asset Management wahrgenommen, Vermögenslösungen werden über Brookfield Reinsurance angeboten und das operative Geschäft wird mit den Schwerpunkten Immobilien, Infrastruktur, erneuerbare Energien und industrielle Dienstleistungen betrieben.

Wie es bei solchen Konglomeraten üblich ist, notiert die Aktie der Muttergesellschaft Brookfield Corp mit einigem Abschlag auf den summierten Wert ihrer Beteiligungen. Dennoch erweist sich die nicht unkomplizierte Struktur bisweilen als Vorteil. Denn Brookfield wächst seit jeher auch durch Übernahmen. Zuletzt wurde American Equity Life erworben und Brookfield finanzierte den Deal durch Verkauf von 2 % seiner Anteile an Brookfield Asset Management, wofür rund 950 Mio. USD vereinnahmt wurden. Brookfield nutzt die Aktien seiner Töchter also auch als Akquisitionswährung.

Besonderes Augenmerk verdient eine andere Transaktion. Im September 2019 übernahm Brookfield für rund 4,9 Mrd. USD 61 % an Oaktree, der Vermögensverwaltungsgesellschaft von Starinvestor Howard Stanley Marks. Dieser sitzt seitdem in Brookfields Aufsichtsrat, führt aber die Oaktree-Geschäfte unabhängig fort.

Quelle: wallstreet-online.de
Brookfield investiert in Unternehmen, Infrastruktur und Immobilien. Allesamt Bereiche, die in den letzten beiden Jahren vor einigen Herausforderungen standen und auch durch das deutlich erhöhte Zinsniveau belastet werden. Einerseits kostet Fremdkapital für Investitionen mehr Geld, andererseits wirbt Brookfield Investorengelder zum Investieren ein – und hier bieten sich bei 5 % Verzinsung auf US-Staatsanleihen durchaus attraktive Alternativen. Dennoch schaffte es Brookfield, weiter mehr frisches Geld einzuwerben, als man an seine früheren Investoren zurückzahlen musste. Der positive Saldo ist ein Erfolg, weil diese Assets under Management die Basis sind, für die Brookfield Provisionen berechnet. Als Managementprovisionen und/oder als erfolgsabhängige Gewinnbeteiligungen.

Die jetzt von der Fed anvisierte Zinswende in den USA wird also die Situation für Brookfield weiter entspannen und größere Verdienstmöglichkeiten mit sich bringen. Insbesondere der Immobilienmarkt, wo Brookfield traditionell stark engagiert ist, dürfte von niedrigeren Zinsen deutlich profitieren. Des Weiteren boomt der Bereich 'Private Credit', worunter alle Finanzierungen zusammengefasst werden, die nicht von klassischen Banken vergeben werden. Die Banken unterliegen einer verstärkten staatlichen Regulierung und fahren seit Jahren ihre Kreditvergaben zurück. In diese Lücke stoßen Finanzinvestoren, für die Private Credit der am stärksten wachsende Bereich ist. Und einer der Profitabelsten. Die Banken, allen voran JPMorgan-Chef Jamie Dimon, beklagen lautstark ihre regulatorische Benachteiligung, aber sie treten sich auch selbst gerne vors Schienbein. So haben Rüstungsunternehmen zunehmend Schwierigkeiten, bei Banken Finanzierungen für ihre Fabriken zu bekommen. Dabei ist Wehrtechnik ein boomender und profitabler Markt. Also müssen sich die Banken nicht beschweren, wenn Finanzinvestoren auch in diesen Sektor vordringen und ihr reichlich vorhandenes 'Dry Powder' hier gewinnbringend einsetzen.

Im 2. Quartal lag Brookfields Anteil am Nettogewinn seiner Töchter bei 43 Mio. USD und auf Sicht der letzten 12 Monate waren es 1,1 Mrd. USD. Der ausschüttungsfähige Gewinn vor Realisierungen betrug 1,1 Mrd. bzw. 0,71 USD je Aktie für das Quartal und 4,4 Mrd. bzw. 2,77 USD je Aktie für die letzten 12 Monate.

Das verwaltete Vermögen wuchs auf rund 1 Billion USD  und das gebührenpflichtige Kapital auf 514 Mrd. USD, was auf ein erneut starkes Fundraising in Brookfields diversifizierten Fondsangebot zurückzuführen ist. In der zweiten Jahreshälfte 2024 sollten die Mittelzuflüsse nochmals zunehmen und der neueste Flaggschiff-Fonds sollte voll finanziert sein und seine Arbeit aufnehmen, was zu einem weiteren Ertragswachstum führen dürfte. 'Wealth Solutions' verzeichnete ein weiteres starkes Quartal und profitierte von der Übernahme von American Equity Life (AEL) sowie der starken Performance von Borrkfields Kapitalanlagen. Im Gegenzug verringerte sich Brookfields Beteiligung an Brookfield Asset Management um 2 % auf 73 %, da fast eine Milliarde USD in Form von BAM-Aktien als Bezahlung  für die Übernahme von AEL verwendet wurden.

Das operative Geschäft erwirtschaftet robuste und wiederkehrende Cashflows, die von den hochwertigen Erträgen in den Bereichen erneuerbare Energien und Energiewende, Infrastruktur und Private Equity sowie einem zweiprozentigen Wachstum des Nettobetriebsergebnisses (NOI) des Kernimmobilienportfolios im Vergleich zum Vorquartal angefüttert werden. Die seit zwei Jahren daniederliegenden Aktivitäten im Markt für Fusionen und Übernahmen nehmen inzwischen wieder Fahrt auf und werden die Provisionseinnahmen zusätzlich erhöhen.

Mein Fazit

Die Zinswende wird die Geschäfte zusätzlich anheizen. Dabei läuft Brookfield bereits auf Hochtouren und auf mittelfristige Sicht werden die Assets under Management, die Provisionsströme und Gewinne weiter steigen. Für Anleger sind das tolle Aussichten, denn daraus speist sich auch die Kursentwicklung.




Ob nun KKR oder Brookfield attraktiver dasteht oder doch Blackstone oder Apollo, ist nicht einfach zu entscheiden. Sie alle haben ihre Vorzüge und ihre eigene Erfolgsgeschichte in dieser boomenden Branche und sie dürften absehbar in den nächsten Jahren ihre AuM, ihre Umsätze, ihre Provisionseinnahmen und ihre Gewinne weiter deutlich steigern können. Was für ebenfalls weitere Kurssteigerungen und steigende Dividendeneinnahmen spricht. Welchen Alternativen Asset Manager man sich ins Depot legt, ist ein Stück weit Geschmackssache. Aber ins Depot gehört einer von ihnen auf jeden Fall. Oder man wählt gleich alle vier, die sich mit ihren Geschäftsschwerpunkten hervorragend ergänzen...

Disclaimer: Habe Apollo, Blackstone, Brookfield, KKR auf der Beobachtungsliste und/oder im Depot/Wiki.

7 Kommentare:

  1. Herzlichen Dank für die interessante Analyse! Chris

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  2. Vielen Dank für Deine Analyse. Ich finde es noch erwähnenswert:
    - CEO Bruce Flalt verfolgt eine Value-Investing-Denke. Er führt das Unternehmen seit über 2 Jahrzehnten mit hervorragenden Renditen
    - Howard Marks (Oaktree) ist ebenfalls ein sehr erfolgreicher Investor.

    Mit Brookfield investiert man also in einen Finanzinvestor, der in besonderer Weise auf ein starkes, langfristig erfolgreiches Value-Investing-Management baut. Wer Anhänger der "Culture Wins"-These ist und der sich für Finanzinvestoren interessiert, der kommt kaum drum herum, sich BN, BAM & Co einmal näher anzusehen.

    Man könnte jetzt noch etwas mehr zur Struktur sagen (die nicht einfach ist und auch kritisierbar aufgrund ihrer Komplexität); das hast Du meine ich an anderer Stelle getan.

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  3. Die Dividende von Brookfield unterliegt doch der kanadischen Quellensteuer? Das sollte bei der Wahl der Depotbank berücksichtigt werden, Stichwort Vorabbefreiung oder Vorabreduzierung.

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    1. Ja, das mit der kanadischen Quellensteuer ist schon ein Ärgernis. Wie das genau vonstatten geht, werde ich mir mal ansehen; zumal meine Aktien ja in meiner GmbH liegen und da andere Regularien und ggf. Formulare gelten. Andererseits ist die Dividendenrendite bei BN so magersüchtig, dass dieses kleine Mehr bei der Quellensteuer unterm Strich hinsichtlich der Gesamtrendite wohl kaum ins Gewicht fallen dürfte. Mal sehen, ob das wirklich den Aufwand wert ist...

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    2. Ja, die Entscheidung für oder gegen Brookfield sollte nicht davon abhängen. Aber wenn man mehrere Depots hat und eine Bank die Vorabbefreiung anbietet, dann sollte Brookfield dort liegen. Wenn ich mich richtig erinnere, dann musste ich vor einigen Jahren bei einer Bank alle drei Jahre ein kostenloses Formular ausfüllen und einschicken, dafür gab es nur 15% anrechenbaren Quellensteuerabzug. Ohne dem Formular wären es 25% Abzug gewesen, von denen ich mir die 10% in Kanada holen könnte ...

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    3. Welche Bank war das?

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  4. Meine kanadischen Aktien liegen im Depot bei maxblue. Dort werden lediglich 15% Quellensteuer abgezogen. Ich musste keinen Antrag stellen oder irgendetwas veranlassen. Das soll aber keine Werbung sein.

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