Der Juli setzte anfangs neue Allzeithochs nach dem bekannten Muster: die KI-Fantasie trieb die Kurse an. Doch dann... setzte ab sich eine Sektorrotation in Gang und nahm im Verlauf des Juli immer stärker an Geschwindigkeit auf. Auf einmal waren Value-Aktien und Nebenwerte gefragt und die 'Magnificent 7' wurden aus den Depots geworfen. Sie verloren in nur drei Wochen rund 2,5 Billionen an Börsenwert, davon entfielen zeitweise alleine auf NVIDIA mehr als eine Billion. Doch zuletzt gab es auch bei den Wachstumswerten einen starken Rebound, so dass sich der Monat halbwegs versöhnlich über die Ziellinie schleppte. Der Dow Jones legte um über 4 % zu, der technologielastige NASDAQ gab 5 % ab. In Deutschland läuft es leider anders. Hier herrscht Wirtschaftsflaute und die erhoffte Erholung im 2. Quartal ist ausgeblieben. Dem entsprechend hagelt es Umsatz- und Gewinnwarnungen über alle Branchen hinweg - Ausnahmen bestätigen die Regel. Der DAX kann mit den US-Börsen annähernd mithalten, was an einigen wenigen Top-Werten liegt, wie z.B. Rheinmetall, aber ansonsten ist Heulen und Zähneklappern angesagt - auch und gerade im Nebenwertesektor. Hier gibt es weiterhin wenig zu lachen...
Die Inflation verliert an Schrecken. Sie ist zwar zählebig, aber sie entfaltet keine allzu großen Sorgenfalten mehr. sich weiter ab. Die EZB hat eine erste Zinssenkung vorgenommen, die Fed ziert sich noch. Aber für September scheint die erste Zinssenkung um 0,25 % eine ausgemachte Sache zu sein. Viel mehr Zeit kann sich die Fed auch kaum lassen, wenn sie keine harte Landung der US-Wirtschaft verursachen will - denn Zinsänderungen der Notenbanken entfalten frühestens nach sechs Monaten Wirkung in der Realwirtschaft.
Ansonsten dürfte der US-Wahlkampf zunehmend die Titelseiten füllen. Nach Bidens Ausscheiden wird es wohl auf ein Duell Trump gegen Harris zulaufen und bisher macht Kamala Harris eine passable Figur. Was vermutlich auch an der Erleichterung über Bidens Rückzug liegt und an den bisher extrem niedrigen Erwartungen, die mit Harris verbunden wurden. Trump trumpelt in bekannter Manier rum, sein Vice Vance entpuppt sich Wirtschafts- und Freiheitsfeind. Dass die Republikaner als eigentlich wirtschaftsfreundliche und steuerablehnende Partei sich sowas bieten lassen... aber in Bezug auf Amerika wundert mich fast nichts mehr. Das Land der Hoffnung verkackt's. Und machen wir uns nichts vor: Kamala Harris wird keine gute Präsidentin, sie ist nur das sehr viel kleinere Übel.
Die Börsenentwicklung
Der Juli zeiget sich am Ende unentschlossen, trotz der vorherigen neuen Allzeithochs in den USA. Die Earnings Season nimmt Fahrt auf und bisher bleiben die ganz großen Enttäuschungen aus. Vielmehr gibt es eine Reihe von positiven Überraschungen, so dass es nun auch abseits der Magnificent 7 wieder Anlegerinteresse gibt.
• Dow Jones: +4,15 % (YTD: +8,10% // 1 Jahr: +14,90 %)• S&P 500: +0,06 % (YTD: +14,54 % // 1 Jahr: +19,23 %)• NASDAQ: -4,50 % (YTD: +11,71 % // 1 Jahr: +19,33 %)• DAX: +0,96 % (YTD: +9,91 % // 1 Jahr: +11,79 %)• MDAX: +0,52 % (YTD: -6,75 % // 1 Jahr: -11,84 %)• SDAX: -0,49 % (YTD: +2,05 % // 1 Jahr: +3,99 %)
• TecDAX: +0,64 % (YTD: +0,31 % // 1 Jahr: +1,37 %)Quelle: finanzen.net
Besonders heraus sticht die schon länger anhaltende schlechte Entwicklung des MDAX. Deutschlands Mittelstand leidet besonders unter den hohen Energiepreisen und der schlechten Konjunktur. Nach knapp drei Jahren Ampelregierung hat Deutschland jeden bisher vorhandenen Standortvorteil verspielt und trägt wieder den rote Laterne als "kranker Mann Europas". Während die von uns so gescholtenen Griechen unter dem christdemokratischen Ministerpräsidenten marktwirtschaftliche Reformen vollziehen, die Sechs-Tage-Woche einführen und Wirtschaftswachstum generieren, debattiert Deutschland lieber die Vier-Tage-Woche und wie man noch mehr Menschen bedingungsloses Bürgergeld zahlen kann. In Deutschland scheint sich Leistung nicht mehr lohnen zu dürfen - und die Zeche zahlen wir alle. Nur die Ampelkoalitionäre nicht, denn die kassieren üppige Diäten und später fette Pensionen - aus dem Steuersäckel. Es ist kaum ein Hoffnungsschimmer zu erkennen, auch für die deutschen Aktien nicht. Doch möglicherweise haben wir die Talsohle bald im Blick. Möglicherweise. Die Hoffnung stirbt zuletzt...
Entwicklung meiner Wikifolios
Soweit mein kurzer Monatsrückblick; ist am Ende etwa sehr pessimistisch ausgefallen, was sonst nicht so meine Art ist. Sei's drum. Jetzt kommen wir zur Entwicklung meiner vier Wikis, die sich alle positiv entwickelt haben im Juli mit Zuwächsen zwischen 3,5 % und 14,5 %:
Kissigs Nebenwerte Champions ▶ zum Wiki
Investiertes Kapital: 830.800,- Euro
Preis: 134,10 (30.06.24: 129,50)
Rendite seit Start am 19.08.20: +34,1 %
Rendite 1 Monat: +3,6 %
Rendite in 2024: +2,3 % (YTD)
Rendite in 2023: -17,3 %
Rendite in 2022: -24,9 %
Rendite in 2021: +17,3 %
Rendite in 2020: +27,0 % (ab 19.08.)
Das Nebenwerte-Wiki hat im Juli wieder etwas aufgeholt. Aber an der Nebenwerteschwäche kam es trotzdem nicht vorbei. Lediglich zu Monatsanfang habe ich eine Anpassung vorgenommen und SoFi Technologies verkauft; 2024 ist für das FinTech ein Übergangsjahr und die von mir (für FinTechs im allgemeinen) erwartete positive Entwicklung wird hier noch etwas auf sich warten lassen. Stattdessen habe ich die Position bei MBB aufgestockt - was sich bisher noch nicht ausgezahlt hat. Zudem habe ich ein bisschen bei JDC Group zugekauft mit leichten Zugewinnen und bei LendingClub. Die Aktie hat im Juli knapp 50 % zugelegt und daraus resultiert im Wesentlichen die positive Performance des Wikis.
Die größten Positionen sind nun LendingClub, Mutares, Deutsche Rohstoff AG.
Kissigs Quality Investments ▶ zum Wiki
Investiertes Kapital: 390.400,- Euro
Preis: 121,19 (30.06.24: 113,42)
Rendite seit Start am 13.08.20: +21,2 %
Rendite 1 Monat: +6,8 %
Rendite in 2024: +20,9 % (YTD)
Rendite in 2023: +13,6 %
Rendite in 2022: -33,9 %
Rendite in 2021: +24,0 %
Rendite in 2020: +7,0 % (ab 13.08.)
Mein Quality Investments-Wiki ähnelt stark meinem privaten Investmentdepot und hat sich erneut sehr gut geschlagen. Auch hier habe ich mich von SoFi Technologies getrennt und mich Mitte des Monats von ein paar Anteilen von Microsoft und Vertiv getrennt. Das erscheint im Nachhinein als weitsichtig, war aber alleine der Tatsache geschuldet, dass ich Geld benötigte. Geld, um es in Texas Pacific Land und Rheinmetall zu investieren.
Die größten Positionen sind Costco, KKR, Blackstone.
Financial Power Investing ▶ zum Wiki
Investiertes Kapital: 10.700,- Euro
Preis: 153,87 (30.06.24: 138,76)
Rendite seit Start am 12.05.23: +53,9 %
Rendite 1 Monat: +10,8 %
Rendite in 2024: +15,3 % (YTD)
Rendite in 2023: +33,4 % (ab 12.05.)
Das Financial Power Wiki hat von den starken Kuranstiegen bei KKR, Blackstone, Apollo und LendigClub profitiert. Ich habe hier Opendoor reduziert und Hypoport, um PJT Partners kaufen zu können. Das noch verfügbare Geld habe ich wieder in ein paar Hypoport-Aktien gesteckt, nachdem der Kurs um 10 % nachgegeben hatte.
Die größten Positionen sind weiterhin KKR, Blackstone und Apollo Global Management mit jeweils deutlich über 10 % Gewichtung und zusammen stellen sie fast 40 % der Assets.
Kissigs Turnaround-Spekulationen ▶ zum Wiki
Investiertes Kapital: 56.300,- Euro
Preis: 74,93 (30.06.24: 64,75)
Rendite seit Start am 12.10.21: -26,1 %
Rendite 1 Monat: +14,4 %
Rendite in 2024: -6,3 % (YTD)
Rendite in 2023: +40,7 %
Rendite in 2022: -38,1 %
Rendite in 2021: -9,4 % (ab 12.10.)
Bei meinen Turnaround-Spekulationen gab es ebenfalls einen starken Kursanstieg. Dabei hatte ich mit meinen Transaktionen eher kein glückliches Händchen: ich habe SoFi Technologies aussortiert und dann bei allen Positionen etwas reduziert, um neue Werte aufnehmen zu können. Also habe ich Anteile bei LendingClub, PayPal und Hypoport verkauft, um damit Mutares zu kaufen - zu früh und zu teuer. Des Weiteren ist MGI Media and Games Invest zurück im Wiki - jetzt unter dem neuen Namen Verve Group und neuer Businessausrichtung.
Die größten Positionen sind LendingClub, PayPal, Hypoport.
Ende, aus, vorbei...
Es war ein weiterer interessanter Börsenmonat, der nach der Katerstimmung im Vormonat zunächst für Partylaune sorgte, dann aber Angst vor der eigenen Courage bekam. Meine durchschnittliche jährliche Zielrendite ist 15 %; in manchen Jahren liegt meine Performance darunter, oft darüber. Bisher haben zumindest die älteren Wikis diese Marke nicht erreicht, was auch an der allgemein herausfordernden Börsenstimmung seit Ende 2021 liegt, aber nicht nur. Insbesondere die FinTech-Spekulationen laufen bisher noch nicht wirklich und haben Rendite gekostet. Doch die jüngsten Zahlen von LendingClub und PayPal waren klasse und könnten die Trendwende einleiten. Endlich...
Ich bedanke mich bei allen Anlegern, die mir mit ihren Investments das Vertrauen aussprechen und in die vier Wikis zusammen gut 1,29 Mio. Euro investiert haben; das sind knapp 50.000,- mehr als vor einem Monat.
Disclaimer: Habe die genannten Werte auf meiner Beobachtungsliste und/oder im Depot/Wikifolio.
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