Im Rahmen meiner Kooperation mit dem 'Aktien Report' von Armin Brack nehme ich mir in unregelmäßigen Abständen interessante Unternehmen und Themen vor. Die Ausgaben des 'Aktien Reports' und/oder 'Geld Anlage Reports' erreichen ihre Leser samstags kostenlos und 'druckfrisch' per Email und man kann sich ▶ hier beim 'Geld Anlage Report' anmelden. Bonbon für die Leser meines Blogs: einige Tage später darf ich die Artikel dann auch hier veröffentlichen.
Apple vor dem Aus? Die wahren Gründe für Buffetts massive Verkäufe
Die Börse steckt in Turbulenzen, die Kurse taumeln. Dabei leiden auch die bisher dominierenden 'Magnificent Seven', denen die Börsenrekordjagd bis Mitte Juli weitgehend zu verdanken war. Der Rest hatte nur wenig Einfluss auf die starke Performance von NASDAQ und S&P 500 Index.
Doch seit einigen Wochen herrscht Katerstimmung, die Kurse sind massiv eingebrochen und das liegt nicht nur an den Geschäftsergebnissen des 2. Quartals und den Yen-Carry Trades, sondern auch am massiven Abfluss der Kundengelder aus den Growth-ETFs.
Als wertvollstes Unternehmen der Welt steht Apple besonders im Fokus. Die Quartalsergebnisse waren überraschend gut, die Aktie zeigte sich stabil in einem taumelnden Markt. Und dann kam Buffett…
Vielmehr präsentierte Berkshire Hathaway seine Zahlen zum 2. Quartal und offenbarte dabei einen gewaltigen Anstieg seiner Cash-Reserven. Diese lagen Ende 2023 bei 167,64 Mrd. USD und stiegen bis Ende März auf 189,0 Mrd. an. Es wurde erwartet, dass sie 'in absehbarer Zeit' die Marke von 200 Mrd. USD übersteigen würden. Doch mit den nun per Ende Juni ausgewiesenen 276,9 Mrd. USD hatte wohl niemand gerechnet. Und dann hat Warren Buffett auch noch kräftig Aktien des nach seinen Worten wohl 'besten Unternehmens der Welt' aussortiert, nämlich seine vormals mit 50 % Gewichtung dominierende Position: Apple.
Die Nachricht traf die arg angeschlagene Börsenpsyche wie ein Peitschenhieb und die Spekulationen schossen ins Kraut. Manche treffend, andere irrig, andere einfach nur zusammenhang- und hilflos. Doch der Reihe nach…
Buffett verkauft Apple
Buffett hatte seine größte Aktienposition Apple bereits im 1. Quartal um 115 Mio. Aktien bzw. knapp 13 % abgebaut und im 2. Quartal seine Verkäufe massiv erhöht: nun waren es bereits 390 Mio. Anteile, womit er seine Position annähernd halbierte. Apple stellt damit allerdings noch immer eine doppelte so große Position in Berkshires Portfolio dar wie die zweitplatzierte Bank of America oder die knapp dahinter liegende American Express und sie ist auch dreieinhalbmal so schwer wie sein Coca-Cola-Aktienpaket.
Weltweit stellen sich Anleger, Marktkommentatoren und Analysten die Frage, was hinter Buffett Verkäufen steckt und welche Botschaft sie vermitteln. Und genau hier grätschen wir mal rein…
Unsinnig: Buffett hat Angst vor einem Börsencrash
Die offensichtlichste und dennoch auch hilfloseste Vermutung ist, dass Buffett einen Börsencrash und/oder eine Rezession fürchtet und deshalb lieber 'in Cash' geht. Buffett selbst hat hierzu schon seit Jahrzehnten ausgeführt, dass er niemals aufgrund von Makrofaktoren investiere und dass er sich um den Stand der Börse oder was die Kurse in den nächsten Tagen, Wochen, Jahren tun werden, nicht kümmert. Er ist kein Markettimer. Punkt. Schluss.
Unsinnig: Buffett zweifelt an Apples Geschäftsmodell
Auch diesen Punkt können wir schnell abhaken: Buffett hatte zuletzt vor einigen Monaten erklärt, er halte Apple für das wohl beste Business der Welt und früher äußerte er einmal, er würde das Unternehmen am liebsten ganz besitzen. Er stuft Apple nicht als Technologieunternehmen ein, sondern als defensiven Konsumwert mit einem absolut unüberwindbaren Burggraben. Seine starke Marke und die Treue seiner Kunden sind die wichtigsten Assets und niemand versteht es so gut, hieraus Geld zu erschaffen wie Apple.
Sinnig: Buffett will Steuern sparen
Steuern haben wohl die wenigsten auf dem Zettel, wenn es um plausible Gründe geht. Zumal Aktienverkäufe mit hohem Gewinn ja unmittelbar Steuerzahlungen auslösen und damit zu einem cashwirksamen Mittelabfluss führen. So etwas vermeidet Buffett beinahe um jeden Preis, wie die Anlagedauer bei seinen ältesten Positionen Coca-Cola (35 Jahre), American Express (29 Jahre) oder Moody's (24 Jahre) belegt.
Und doch… Die US-Verschuldung steigt enorm an und hat soeben die schwindelerregende Marke von 35 Billionen USD überschritten. Seit 2020 ist sie um 11,8 Billionen USD und damit um ein Drittel angewachsen. Und das liegt nicht nur an Joe Biden. Der hat in seiner Amtszeit bisher 7,2 Billionen draufgesattelt, Amtsvorgänger und Möchtegern-Nachfolger Donald Trump hatte sich 7,8 Billionen gepumpt. Es spielt also keine Rolle, wer im Weißen Haus sitzt, denn beide Parteien geben das Geld mit beiden Händen aus. Neu ist allerdings, dass Schulden wieder Geld kosten und nun statt 0 % eher 5 % aufgerufen werden müssen. Mit dramatischen Folgen für den US-Haushalt, denn dort schnellt der Zinsaufwand raketengleich in die Höhe und ist inzwischen annähernd der größte Einzelposten. Pro Jahr sind es bereits mehr als 1 Billion an Zinsen und das bei einem Gesamthaushalt von 8,65 Billionen USD. Das jährliche Defizit beträgt ebenfalls rund 1 Billion USD – ohne die Zinszahlungen wäre der Etat also ausgeglichen. Aber daraus wird nichts. Selbst wenn keine neuen Schulden mehr aufgenommen würden, müssten auslaufende Altschulden zurückgezahlt werden, für die bisher keine Zinsen zu bezahlen waren, und durch neue Schulden ersetzt werden, die dann 5 % kosten.
Und genau diese Problematik hatte Buffett in seinem letzten Aktionärsbrief und auf der Berkshire Hauptversammlung Anfang 2024 in den Blick genommen. Das Schulden- und Zinsproblem wird seiner Auffassung nach zwangsläufig dazu führen, dass in den USA die Unternehmenssteuern angehoben werden müssen – egal, wer regiert und was im Wahlkampf versprochen worden sei. Die Steueranhebung könne noch eine Zeitlang auf sich warten lassen, aber sie sei unausweichlich. Und deshalb hat Buffett beschlossen, zu handeln.
Trump hatte die Steuersätze für US-Unternehmen von 35 % auf 21 % gesenkt und eine Rückkehr zu den alten Sätzen würde in der Zukunft deutlich höhere Steuern auslösen und eine erneute Senkung sei kaum absehbar. Heute Aktiengewinne zu 21 % Steuersatz zu realisieren ist viel lukrativer als zu einem späteren Zeitpunkt zu (wieder) 35 %. Selbst wenn er damit eine sofortige Steuerzahlung von um die 15 Mrd. USD. verusracht haben könnte.
"Ich werde alles tun, was grundsätzlich durch das Gesetz gedeckt ist, um den Steuersatz von Berkshire Hathaway zu senken."(Warren Buffett)
Steuern zu sparen, ist nichts Neues für Buffett. 2014 kaufte er dem Konsumgüterriesen Procter & Gamble dessen Batteriesparte Duracell für 4,7 Mrd. USD ab und bezahlte diese mit seinem P&G-Aktienbestand. Den hatte er früher einmal als Bezahlung für sein Gillette-Aktienpaket erhalten.
Die Struktur dieses Deals ermöglichte es Berkshire und P&G, Steuern zu sparen. Im Grunde hat Buffett auf seine hohen Gillette-Kursgewinne keine Steuern bezahlt, weil er die hierfür erhaltenen P&G-Aktien steuerschonend in das Unternehmen Duracell getauscht hat. Gleich mehrere Geniestreiche in einem Zug…
"Solange nichts Dramatisches passiert, das die Kapitalallokation und die Strategie wirklich ändert, wird Apple unsere größte Investition sein. Aber unter den derzeitigen Bedingungen macht es mir überhaupt nichts aus, eine Cash-Position aufzubauen. Ich denke, wenn ich mir die Alternativen auf den Aktienmärkten ansehe, und wenn ich mir anschaue, was in der Welt vor sich geht, dann finden wir das ziemlich attraktiv."(Warren Buffett, Anfang 2024)
Wiederholt sich Buffetts Apple-Spiel mit der BoA?
In den letzten Tagen wurde bekannt, dass Buffett im Juli auch erhebliche Teile seiner zweitgrößten Depotposition Bank of America veräußert hat. Am Monatsanfang veräußerte er 34 Mio. Aktien, am Monatsende weitere 18,41 Mio. Anteile, nachdem die Aktien auf ein neues Zwei-Jahreshoch gestiegen waren. Sein Aktienbestand sank damit auf 961,65 Mio. Anteile und er hält nun noch 12,3 % an der zweitgrößten US-Bank.
Bei der Bank of America ist Buffett im 2. Quartal 2017 eingestiegen. Naja, genauer gesagt schon 2011. Buffett griff der damals kriselnden BoA unter die Arme und zwar durch eine in zwei Teile strukturierte Transaktion. Für 5 Mrd. Dollar kaufte er 'Cumulative Perpetual Preferred Stocks', die keine Laufzeitbeschränkung hatten und jährlich 6 % an Zinsen abwarfen. Sie können nicht in "Common Stocks" (Stammaktien) getauscht werden. Aber Warren Buffett wäre nicht Warren Buffett, hätte es nicht einen zweiten Part gegeben. Denn zusätzlich erhielt er Wandeloptionen, die es ihm erlaubten, bis September 2021 für 5 Mrd. Dollar BoA-Aktien zu kaufen - und zwar zu einem festgelegten Preis von 7,14 Dollar je Aktie. Und Buffett wandelte die Aktien bei einem Kurs von etwa 25 USD. Und machte somit bei der Ausübung der Optionen knapp 18 USD Gewinn je Aktie und in Summe waren das - festhalten - 12,6 Mrd. Dollar. Gewinn! Mit einem einzigen Deal! Die ganzen in den dazwischenliegenden sechs Jahren vereinnahmten Zinsen noch gar nicht eingerechnet.
Buffett hielt so Ende des 2. Quartals 2017 exakt 700 Mio. Aktien der Bank of America mit einem damaligen Wert von 17,15 Mrd. Dollar; das katapultierte die BoA auf einen Schlag auf den fünften Platz in Buffetts Portfolio. In den Folgejahren hat er seine Aktienposition weiter ausgebaut. Mitte Juli 2024 lag der Kurs bei 44 USD, aktuell sind es rund 38 USD. Es haben sich neben fetten Dividendenzahlungen also auch weitere Kursgewinne angesammelt.
Auch bei der BoA realisiert Buffett Kursgewinne. Allerdings hatte er in den letzten Monaten bereits andere Bankwerte verkauft, weil sich die Branche immer schwerer tut mit der zunehmenden Regulierung und den aggressiven neuen Wettbewerbern aus FinTechs und Finanzinvestoren, die im Kerngeschäft der etablierten Banken wildern: im Kreditgeschäft.
Und was macht Buffett mit dem vielen Geld?
Nachdem wir das Was und das Warum kennen, ist noch das Was nun interessant. Was wird Buffett mit dem vielen Geld anstellen?
Ginge es nur um die Steuern alleine, hätte Buffett sein Apple-Aktienpaket ja auch schon wieder aufstocken können. Und natürlich wissen wir nicht, ob er das nicht bereits tut, denn er muss in seinen quartalsweise bei der US-Börsenaufsicht SEC einzureichenden 13F-Formularen nicht seine Transaktionen offenlegen, sondern nur den Bestand an US-Aktien im Depot zum Quartalsende. Das 13F offenbarte also nicht die Käufe und Verkäufe, sondern den Saldo.
Mit anderen Worten: wenn Buffett 49 % weniger Apple-Aktien im Depot ausweist, heißt dies nicht, dass er 49 % seiner Aktien verkauft hat. Es könnten auch 90 % gewesen sein und im Gegenzug kaufte er 41 % zurück. Auch dies würde unterm Strich eine Veränderung von 41 % ergeben.
"Man kann jede Investition in ein schlechtes Geschäft verwandeln, indem man zu viel bezahlt."(Warren Buffett)
Quelle: wallstreet-online.de |
Und Bewertung ist genau das Stichwort: Buffett begann 2016 mit dem Kauf von Apple-Aktien und griff 2018 nochmals sehr beherzt zu. Er hat insgesamt für 1,02 Mio. Anteile rund 36 Mrd. USD ausgegeben und damit – splitbereinigt – etwa 35 USD je Aktie.
Ende 2023 hielt er noch etwas mehr als 900.000 Anteile, die damals 175 Mrd. USD wert waren – ein Wertzuwachs von knapp 145 Mrd. USD. Noch gewaltiger ist die Bewertungsveränderung, denn 2016 lag das KGV bei 10 bis 12. Ein echtes Buffett-Schnäppchen und Basis für die enormen Kurszuwächse der letzten Jahre. Und der Grund, weshalb Buffett jetzt wohl kaum Apple-Aktien kaufen wird, denn die Bewertung sprengt einfach jeden seiner Maßstäbe!
Buffett und die Opportunitätskosten
Tja, da sitzt Buffett nun auf dem vielen Cash und weiß nicht wohin damit. So ist jedenfalls die Lesart vieler Marktbeobachter. Aber die ist schlicht falsch!
Zunächst ist Berkshire Hathaway ein Versicherungsunternehmen und konsolidiert mehrere Versicherungskonzerne in seiner eigenen Bilanz. Deshalb zählt Berkshire zu den 'systemrelevanten Unternehmen' der Welt und muss deutlich höhere Kapitalanforderungen erfüllen. Es müssen stets hohe zweistellige Milliardenbeträge verfügbar sein, um zu jedem Zeitpunkt alle Verpflichtungen aus dem Versicherungsgeschäft bedienen zu können – und zwar ohne die Hilfe von zusätzlichen Krediten. Zudem will Buffet, dass alle Tochterunternehmen von Berkshire zu jedem Zeitpunkt liquide sind durch Rücklagen der Mutter. Auch das bindet Cash.
"Cash ist für ein Unternehmen wie Sauerstoff für einen Menschen: Man denkt nicht daran, wenn es vorhanden ist, aber man kann an nichts anderes mehr denken, wenn es ausgeht."(Warren Buffett)
Und dann ist da noch ein weiterer, entscheidenden Punkt. Buffett nennt ihn die "Opportunitätskosten" und meint damit, die mit alternativen Anlagen im gleichen Zeitraum erzielbaren Renditen. Sich über 5 % Rendite zu freuen ist eher madig, wenn man mit anderen vergleichsweise risikolosen Anlagen 10 % erzielen konnte. Buffett greift als Vergleichsmaßstab auf die risikolosen 10-jährigen US-Staatsanleihen zurück. Damit müssen alle anderen Anlagen bzgl. der Rendite konkurrieren.
Momentan legt Buffett genau hier sein Geld an, in US-Staatsanleihen. Zuletzt vor allem im kurzfristigen Bereich und er streicht dafür 5 % an Zinsen ein. Da Berkshire selbst sich für 3 % refinanzieren kann, ist das ein tolles und risikoloses Geschäft.
"Halte immer ausreichend Cash in der Hinterhand, denn Du weißt nie, was Dir vor die Flinte läuft. (…) Cash ist immer eine wichtige Reserve, um investieren zu können, wenn andere verkaufen müssen. (…) Gelegenheiten kommen unregelmäßig. Wenn es gerade Gold regnet, stell einen Eimer vor die Tür und keinen Fingerhut."(Warren Buffett)
Mein Fazit
Buffett hortet also Cash und wartet auf eine gute Gelegenheit, um günstig Unternehmen kaufen zu können. Er hat Geduld, er wartet ab und er bekannte einmal, es sei schmerzlich, auf so viel Cash zu sitzen, aber es sei noch schmerzlicher, etwas Dummes damit anzustellen. Und Unternehmen viel zu teuer einzukaufen, ist etwas Dummes, denn es ruiniert jede positive Rendite, die damit zu erzielen wäre.
Aus diesem Grund ist es unwahrscheinlich, dass Buffett bald seine Apple-Aktien zurückkauft. Obwohl er es gerne täte, das stelle ich nicht in Zweifel. Er würde gerne sehr viel mehr Anteile am in seinen Augen besten Unternehmen der Welt halten, aber nicht zu jedem Preis. Und die Aktie ist einfach mehr als sportlich bewertet. Kaum auszumalen, wo die Aktie stünde, wenn Apple selbst nicht mehr als 100 Mrd. USD pro Jahr in Aktienrückkäufe stecken würde.
Einen Hinweis darauf, bei welcher Bewertung Buffett Apple wieder interessant genug für Aktienkäufe halten würde, gibt es aber dennoch. Bei seinen Käufen im Jahr 2022 lag das Apple-KGV bei unter 23. Das würde einem Kurs von rund 150 USD je Aktie entsprechen und bis dahin hätte die Apple-Aktie von den aktuellen 215 USD noch 30 % Luft – nach unten.
Ob es soweit kommt, bleibt abzuwarten. Wahrscheinlich ist das nicht, aber ausgeschlossen ebenso wenig. Sollte es zu einem weiteren Sell-off an den Börsen kommen und die Anleger panikartig ihr Geld auch aus den ETFs abziehen, wo auch Apple hoch gewichtet ist, dann sind auch solche massiven Kurseinbrüche nicht ausgeschlossen. Doch dann wäre sicherlich nicht nur Buffett schon längst dabei, ordentlich Apple-Aktien einzusammeln…
Möge die Rendite mit euch sein!
Euer Börsenbarde
Michael C. Kissig
Disclaimer: Habe Apple, Berkshire Hathaway, Moody's auf meiner Beobachtungsliste und/oder im Depot/Wiki.
Hallo Michael, du kannst immer so schön erklären, warum Buffet Cash hält. Selbst hast du dich vor einiger Zeit dagegen entschieden. Haben sich deine Gedanken zu dieser Entscheidung verändert – in welche Richtung auch immer?
AntwortenLöschenBei dem Kurseinbruch Anfang August habe ich ein paar Schnäppchen über "Abstauber-Limits" machen können. Hätte ich dafür Positionen verkaufen müssen, wäre das teilweise mit Abschlägen von 10% und mehr geschehen. Das hemmt mich daran zu 100% investiert zu sein.
Moin Florian,
Löschenich bin davon überzeugt, dass eine erhöhte Cash-Quote langfristig Rendite kostet. Du beschreibst die Momentaufnahme, wo ein Kurseinbruch dank Cash ausgenutzt werden kann. Und in diesem Zeitfenster erzielt man so Überrenditen. Aber eben nur da. In den Phasen, wo die Börsen "normale" steigen, lieget das Cash rum und erzielt weniger als 10 % pro Jahr, das Aktien bringen (zzgl. Dividenden). Und wenn man alle Marktphasen, die Auf- und Abschwünge voll investiert mitmacht, dann erzielt man über die Gesamtzeit 10 % pro Jahr - plus Dividenden, also zusammen rund 12 %. Es rechnet sich unterm Strich nicht, eine hohe Cash-Quote zu halten. Zumal man dieses Cash in Korrekturphasen ja auch nicht vollständig einsetzt, sondern nur zu Teil. Also hat man dauerhaft/ immer einen Cash-Anteil und wenn man damit 3 % erzielt, dann ist das eine dauerhafte Minderrendite von 9 % pro Jahr. Dauerhaft.
Ich bleibe bei meiner Meinung und immer voll investiert.
Hallo Michael, danke Dir - das ist wirklich eine sehr plausible Folgerung, das hatte ich woanders noch nicht so gelesen. Viele Grüße, Andreas
AntwortenLöschenDurchaus eine plausible Erklärung, die man mMn aber nicht verallgemeinern kann. Ich zum Beispiel, finde viele Unternehmen schon recht hoch bewertet. Und über meine ETF Sparpläne kaufe ich sie auch (zu?) „teuer“ ein. Mir hilft meine Cash-Quote (in der Regel zwischen 7-10 Prozent) ungemein gut, in volatilen Märkten „locker und ruhig zu bleiben“. Der Markt geht 5 Prozent oder so runter? Mir „fast“ egal, da ich billiger nachkaufen könnte (und es mit einem Teil des rumliegenden Geldes auch getan habe). Der nächste „Crash“, der nächste Krieg, die nächste Wahl, die nächste Epidemie kommt bestimmt und so lange meine „Reserve“ mit knapp 4 Prozent verzinst wird, habe ich auch wenig „Fomo“.
AntwortenLöschenOb die Reserve schlau ist? Evtl. nicht, aber sie hindert mich daran bei einem „Crash“ (der am Ende ja kein wirklicher war) den „Sell“ Button zu drücken, so wie es der eine oder andere im Bekanntenkreis getan hat.
Ich denke jeder muss da für sich „den richtigen Mittelweg“ finden.
Übrigens bestärken mich Nachrichten wie „Berkshire baut sein Bargeldbestand auf“ in meinem tun. Warren, der Fuchs, wird sicherlich wissen was er da tut. Zumindest mehr als ich ;-)
An dieser Stelle vielen Dank für Ihre Mühe! Ich teile nicht alle Ansichten und Einschätzungen, werde aber immer wieder angeregt meine Meinung und Gedanken zu hinterfragen.
Viele Grüße Jörn
Ob eine erhöhte Cash-Quote langfristig Rendite kostet, hängt zumindest auch davon ab, wie das Verhältnis zwischen anzulegendem Kapital und Anlagemöglichkeiten ist. Buffett (bzw. Berkshire Hathaway) verfügt über gigantische Mengen an "Cash" - meist in Form kurzlaufender Staatsanleihen. Investitionen müssen im Milliardenbereich, eher im Zehnmilliardenbereich liegen, um überhaupt einen nennenswerten Einfluss auf das Ergebnis zu haben. Da sind nicht so viele Optionen verfügbar. Dieses (Luxus-)Problem hat man als "Normalanleger" nicht.
AntwortenLöschenDaneben hängt die Frage, ob "Cash" wirklich Rendite kostet, auch davon ab, wie gut man beim Investieren ist. Mohnish Pabrai hat auf die Frage, welche zentrale Lehre er aus der Finanzkrise gezogen hat, einmal sinngemäß geantwortet, dass er künftig eine signifikante Cashreserve behalten werde. Aber Pabrai schwingt eben - in Buffett'scher Terminologie - auch nur, wenn er gute Aussichten auf eine Homerun sieht.