Gastartikel von Maximilian Rahn zu Palantir: Diese Software hat Osama bin Laden gefunden

Heute präsentiere ich euch einen weiteren interessanten Gastartikel. Dieses Mal von Max Rahn, der zu den Werten in seinem Wikifolio 'Bambus Ultra' immer wieder fundierte Artikel rund um das Investieren und aussichtsreiche Unternehmen veröffentlicht.

Daneben ist Max alle paar Wochen montagsabends mit einem Börsenspace bei X/Twitter am Start im Team mit Emil Jusifov, Leo Nelissen, Lars - und seit einiger Zeit auch mit mir.

Max hat sich eine sehr interessantes Unternehmen für seine Vorstellung ausgesucht: Palantir. Die noch einmal 15 Jahre alte Firma von Co-Gründer Peter Thiel ist bereites einer der globalen Leader im Bereich BigData und will ihre starke Marktstellung auch im KI-Zeitalter weiter ausbauen...

Gastartikel von Maximilian Rahn zu Palantir: Diese Software hat Osama bin Laden gefunden

Von Max Rahn

Gliederung des Artikels:

1. Wie ist Palantir entstanden?
2. Was macht Palantir genau?
3. Welche Wettbewerbsvorteile hat Palantir?
4. Wie sind die Finanzdaten und Bewertung?
5. Mein Fazit

1. Wie ist Palantir entstanden?

Palantir wurde nach den Anschlägen des 11. September 2001 gegründet, als die US-Regierung erkannte, dass sie bessere Werkzeuge zur Verhinderung solcher Ereignisse benötigte.

Peter Thiel gründete Palantir 2003 und investierte $30 Mio. aus dem Verkauf seiner PayPal-Anteile. Weitere Mitgründer waren Alex Karp sowie die ehemaligen PayPal-Ingenieure Joe Londsdale und Stephen Cohen.

Eine wichtige frühe Investition kam vom Venture-Capital-Arm der CIA, In-Q-Tel. Diese Unterstützung half Palantir, sein erstes Produkt 'Gotham' zu entwickeln, das Behörden hilft, ihre riesigen Datenmengen effizient zu nutzen. Die ersten Einsatzgebiete von Gotham waren Terrorismusbekämpfung, Missionsoperationen und die Aufdeckung von Steuerbetrug.

Palantir wurde mit der Vision gegründet, dass die richtigen Technologien und die richtige Nutzung von Daten dazu beitragen können, komplexe Probleme zu lösen und zukünftige Bedrohungen zu verhindern. Durch die Kombination von fortschrittlichen Analysetools und einer sicheren, zentralisierten Datenplattform will Palantir die Art und Weise revolutionieren, wie Regierungsbehörden und Unternehmen mit Daten arbeiten.

2. Was macht Palantir genau?

Palantir wird oft als geheimnisvolles Unternehmen beschrieben, das eng mit der US-Regierung zusammenarbeitet. Manche Kritiker bezeichnen es sogar als einfache Beratungsfirma, die nicht gut skalierbar ist. Doch das greift aus meiner Sicht viel zu kurz.

Welches Problem löst Palantir überhaupt?

Die Kunden von Palantir - Regierungsbehörden und Unternehmen - stehen vor drei großen Herausforderungen:

• Ständig wachsende Datenmengen und -geschwindigkeiten
• Daten-Silos durch verschiedene Orte und Quellen
• Zunehmender Zeitdruck und begrenzte Ressourcen

Palantir hat eine Technologie entwickelt, die diese Datenquellen als zentrale Plattform integriert, um bessere Entscheidungen zu ermöglichen. Diese 'Rahmensoftware' bringt alle Daten an einem Ort zusammen, strukturiert sie und hilft, fundierte Entscheidungen in komplexen Umgebungen zu treffen. Dadurch können Regierungsbehörden und Unternehmen ihre schwierigsten Probleme lösen. Anders gesagt: Die Software von Palantir kann Dinge, die andere Software nicht kann, und unterstützte z.B. die US-Regierung dabei, den Terroristen Osama bin Laden zu finden.

Palantir als Betriebssystem der modernen Organisation

Zudem ermöglicht Palantir Organisationen, ein digitales Abbild von sich selbst zu erstellen und verschiedene Szenarien zu modellieren und Maßnahmen zu ergreifen. Dabei bietet Palantir zwei verschiedene Plattformen an: Gotham und Foundry.

Palantir Gotham richtet sich an Regierungskunden und wurde ursprünglich für Analysten in Verteidigungs- und Nachrichtendiensten entwickelt. Mittlerweile unterstützt die Software bei Terrorismusbekämpfung, Steuerfahndung und militärischen Operationen.

Ein konkretes Beispiel zur Anwendung in einer Polizeibehörde:

• Ein Polizist loggt sich in das Palantir-System ein, um die Spur eines Straftäters zu verfolgen und dessen Profil zu vervollständigen.
• Mithilfe von Palantir kann er auf die umfangreichen Daten der Polizeibehörde zugreifen und Verbindungen zu anderen Personen sowie Informationen aus dem Umfeld des Straftäters herstellen, wie Wohnorte und Familienmitglieder.
• Dabei hat er nur Zugriff auf Daten, für die er eine entsprechende Sicherheitsfreigabe besitzt. Zusätzlich kann die Polizei auch auf öffentlich zugängliche, externe Datenquellen wie Websites und Social-Media-Profile zugreifen.
• Palantir aggregiert all diese Daten an einem Ort, stellt Verbindungen her, erzeugt entsprechende Visualisierungen und unterstützt bei Handlungsempfehlungen.
• Dadurch unterstützt Palantir die Polizeiarbeit nicht nur bei der Aufklärung von Straftaten, sondern auch bei der Verhinderung zukünftiger Verbrechen.

Palantir Foundry richtet sich hingegen an Unternehmen, die große Datenmengen verarbeiten müssen. Nutzer können komplexe Datenanalysen durchführen und Modelle erstellen, um Geschäftsprozesse wie z.B. Produktionsprozesse und Lieferketten zu optimieren.

Und dafür nehmen die Kunden mehrere Millionen Dollar in die Hand, um mehrjährige Verträge mit Palantir zu schließen. Zu den Palantir-Kunden zählen Airbus, Merck, Stellantis sowie die CIA, SEC und NSA.

Erweiterung durch die Artificial Intelligence Platform

Palantir positioniert sich auch als führender Profiteur im Bereich Künstliche Intelligenz. Im Jahr 2023 wurde die Artificial Intelligence Platform (AIP) vorgestellt. Diese Plattform erweitert die bestehenden Lösungen Gotham und Foundry durch den Einsatz fortschrittlicher KI und maschinellen Lernens. Dadurch ermöglicht AIP noch leistungsfähigere Datenanalysen und -verarbeitungen, die Palantirs Position als innovativer Marktführer weiter stärken.

3. Welche Wettbewerbsvorteile hat Palantir?

Es gibt meiner Analyse nach drei zentrale Wettbewerbsvorteile von Palantir: Exklusive Ressourcen, Gegenpositionierung und Wechselkosten.

• Exklusive Ressourcen: Seit 2003 hat Palantir Zugang zu umfangreichen Regierungsdaten, die bis zu 50 Jahre zurückreichen. Das verschafft dem Unternehmen einen einzigartigen Vorteil und etabliert es als klaren Marktführer im öffentlichen Sektor.
• Gegenpositionierung: Um im B2B- und B2G-Markt erfolgreich zu sein, muss die Software von Palantir für Personen ohne technischen Hintergrund einfach zu bedienen sein. Das ist entscheidend, da viele Entscheidungsträger in Unternehmen und Regierungsbehörden keine technischen Experten sind. Zudem basiert Palantir auf der Philosophie, dass Maschinen Menschen ergänzen und nicht ersetzen. Während Computer komplexe Datenmuster erkennen können, sind Menschen besser darin, Probleme zu definieren und kreative Lösungen zu entwickeln. Diese Kombination von menschlichen und maschinellen Stärken ist ein zentraler Bestandteil von Palantirs Erfolg.
• Hohe Wechselkosten: Einmal implementiert, ist es für Unternehmen und Regierungsorganisationen schwer, von Palantir zu einer anderen Lösung zu wechseln. Die Prozesse und Arbeitsabläufe sind stark auf die Palantir-Software abgestimmt und die Mitarbeiter sind entsprechend geschult. Ein Wechsel wäre also kostspielig und unangenehm.

Darüber hinaus sehe ich im langfristigen Denken ebenfalls eine Stärke von Palantir: Das Gründerteam, insbesondere Peter Thiel und Alex Karp, denkt unkonventionell und hat eine langfristige Vision für das Unternehmen. Sie kontrollieren gemeinsam 49,99% der Stimmrechte, was ihnen erlaubt, langfristige Entscheidungen zu treffen und das Unternehmen strategisch zu führen, ganz im Gegensatz zur kurzfristigen Natur der Wall Street.

"Die einzige Zeit, in der ich nicht an Palantir denke, ist, wenn ich schwimme, Qigong praktiziere oder beim Sex."

(Alex Karp, Palantir-CEO)

4. Wie sind die Finanzdaten und Bewertung?

Palantir ist ein klarer Wachstumswert: Das Unternehmen verzeichnet seit mehreren Jahren ein durchschnittliches Umsatzwachstum von mehr als 25% pro Jahr. Der Fokus des Unternehmens liegt momentan auf der Produktoptimierung, Kundengewinnung und Umsatzsteigerung.

Die Profitabilität ist derzeit noch zweitrangig, soll aber in den kommenden Jahren erheblich zunehmen. Der Grund dafür liegt in den relativ hohen Anfangsinvestitionen pro Kunde, die Palantir selbst trägt und nötig sind, um die Software zu implementieren. Diese Investitionen führen jedoch zu hochmargigen Umsätzen über mehrere Jahre hinweg.

Aktuell beläuft sich der Börsenwert von Palantir auf rund $60 Milliarden. Für das Gesamtjahr 2024 prognostiziert das Unternehmen einen Umsatz von ca. $2,7 Mrd. (+22% gegenüber 2023). Das entspricht einem erwarteten KUV von etwa 22. Der bereinigte Free Cashflow soll sogar auf bis zu $1 Milliarde ansteigen, was ein Kurs-FCF-Verhältnis von ca. 60 bedeuten würde.

Aus meiner Sicht wird Palantir seine Guidance im Jahresverlauf erhöhen und sogar diese übertreffen. Zumal das Unternehmen für 2025 sogar von einem Umsatz von $4 Mrd. ausgeht (+48% gegenüber 2024).

Hier ist also bereits viel Wachstum eingepreist, allerdings hat Palantir bisher auch Wachstum geliefert und ist mit einem Cashbestand von rund $3,8 Mrd. (fast keine Schulden) solide aufgestellt. Das Unternehmen befindet sich auf einem klaren Wachstumspfad und mit der zunehmenden Fokussierung auf Profitabilität könnte sich die finanzielle Position weiter verbessern.

5. Mein Fazit: Vom Geheimtipp zum Marktführer

Quelle: wallstreet-online.de

Seit meiner ersten Analyse und dem Kauf der Palantir-Aktie Ende 2021 hat sich das Unternehmen vom missverstandenen Geheimtipp zu einem klaren Marktführer für Datenintegration und -analyse entwickelt.

Palantir zeigt seit Jahren ein beeindruckendes Wachstum, das durch den zunehmenden Einsatz von KI-Anwendungen weiter unterstützt werden könnte. Zudem verschafft die einzigartige Marktposition, insbesondere im Regierungssektor, dem Unternehmen Zugang zu sensiblen Daten und langfristigen Verträgen, die stabile Umsätze bedeuten. Des Weiteren profitiert Palantir von einer langfristigen Vision und Führung durch das Gründerteam um Peter Thiel und Alex Karp, die das Unternehmen strategisch und nachhaltig führen.

Dennoch gibt es auch Herausforderungen: Die Aktie ist hoch bewertet, was das zukünftige Wachstumspotenzial begrenzen könnte. Die hohen Anfangsinvestitionen pro Kunde belasten außerdem kurz- bis mittelfristig die Margen - es bleibt abzuwarten, ob Palantir die Profitabilität in den nächsten Jahren steigern kann. Zudem ist das Unternehmen stark von Regierungsaufträgen abhängig, was bei Änderungen in Budgets oder politischen Entscheidungen die Einnahmen negativ beeinflussen könnte. Dem steuert Palantir allerdings mit stetig steigenden Aufträgen von Unternehmenskunden entgegen.

Insgesamt bietet Palantir also ein vielversprechendes langfristiges Potenzial, besonders wenn das Unternehmen seine Wachstumsstrategie erfolgreich fortsetzt und die Profitabilität steigert.

Gastautorenprofil

Maximilian Rahn ist Analyst und Investor. In seinem Bambus Ultra Wikifolio kombiniert er quantitative und qualitative Faktoren, um ein umfassendes Bild der analysierten Unternehmen zu erhalten. Zuvor war er im Bereich Wirtschaftsprüfung und M&A bei einer der Big Four Gesellschaften tätig.

Disclaimer: Max Rahn hat Tesla, Palantir, Hims, Tencent, Alphabet, AMD, Alibaba, Paycom, Zoom, Roku, Fevertree und Nvidia auf seiner Beobachtungsliste und/oder im Depot/Wiki. Bei Michael Kissig sind es Alphabet, PayPal und Nvidia.