Samstag, 10. August 2024

Börsenwoche 32/2024: Rückblick auf die stärksten Kurstreiber in meinem Depot und das waren nicht nur Rheinmetall, Opendoor, KKR, Texas Pacific Land und PayPal

Die Top-Werte meines Investmentdepots veröffentliche ich jeweils zum Quartalsende in meinen Investor-Updates und meine Beobachtungsliste aktualisiere ich wöchentlich.

Ergänzend gebe ich heute eine kurze Übersicht zu den Werten, die in der letzten Woche mein Investmentdepot am stärksten bewegt haben. Dabei geht es um alte Bekannte und neue Liebschaften und es gibt die eine oder andere Überraschung...

Diese Werte in mein Depot verzeichneten in der letzten Börsenwoche die stärksten Ausschläge:

📈 Rheinmetall +11,1 %
📈 KKR +4,9 %
📈 Texas Pacific Land +4,9 %
📈 PayPal +4,3 %
📈 Kinsale Capital +4,1 %
📈 Costco +4,0 %
📈 Apollo Global Management +1,1 %
📉 Blackstone -1,6 %
📉 Roper Technologies -1,8 %
📉 Danaher -3,2 %
📉 Opendoor -10,8 %

Quelle
Nach dem massiven Börsengewitter der Vorwoche versuchten sich die Börsen an einer Erholung. Das klappte mehr schlecht als recht, denn die Emotionen bestimmen weiterhin das Geschehen, während Fundamentaldaten lediglich als Klangverstärker missbraucht genutzt werden. Die Angst regiert, das belegt auch der Fear-and-Greed-Index, der die Woche mit 24 Punkten im 'Extreeme Fear' Bereich beendete. Zwischenzeitlich waren es auch schon mal 14 Punkte gewesen. Dennoch kam der Absturz ins Stocken und die Lage entspannte sich zunehmend. Die mitursächlichen Carry Trades (Yen/Dollar) sind noch nicht abgeschlossen, verursachen aber keine Panikreaktionen mehr - was man zu erkennen gelernt hat, fürchtet man nicht mehr. Als Belastung bleiben sie aber auf absehbare Zeit noch bestehen, denn es geht um Billionen Dollar, mit denen sich Amerikaner in Yen verschuldet und diese Kredite dann in Aktien gesteckt haben - in US-Werte, aber auch japanische Unternehmen. Daher crashte die japanische Börse auch und verzeichnete kurz darauf ihren stärksten Tagesgewinn seit 2002.

Die Earnings Season läuft weiter, auch wenn die ganz großen Namen es bereits hinter sich gebracht haben. Costco wird erst Ende August seine Bücher öffnen, dabei sahen die Juli-Zahlen zum Umsatz mit einem Wachstum von mehr als 7 % weiterhin robust aus. Die Zahlen von Texas Pacific Land hingegen sorgten für Freude und die von Rheinmetall noch viel mehr. Wettbewerber RTX Corp. zeigte sich insgesamt wenig schwankungsanfällig und notiert nahe am Allzeithoch.
Zudem gab es einen weiteren interessanten Gastartikel hier im Blog: Max Rahn hat sich Palantir vorgenommen und dabei ein sehr gutes Händchen bewiesen. Denn nur einen Tag später legte der BigData-Riese starke Quartalszahlen vor und im Wochenverlauf gab man eine strategische Partnerschaft mit Microsoft im Defense-Bereich bekannt.
Am Ende war es eine erfreuliche Woche und mein Depot konnte ein bisschen des vorwöchigen massiven Einbruchs wieder gut machen - des stärksten, den ich jemals zu verbuchen hatte. Diese war auf die beste Börsenwoche meines Lebens gefolgt und ich operiere nun schon mehr als 35 an der Börse. Mit anderen Worten: die Volatilität ist sehr hoch, die Gefühlsirrungen und -wirrungen der Anleger auch. Meine so gar nicht. Ich hab die letzten Jahre einige Crashs und heftige Korrekturen der Börse miterlebt und betrachte die Schwankungen inzwischen relativ gelassen. Das war nicht immer so und dürfte vielen Anlegern, vor allem jüngeren, (noch) nicht gelingen. Einer der wenigen Vorzüge des zunehmenden Alters...

Zoom out

Zur Veranschaulichung zeige ich mal zwei Grafiken zur Entwicklung meines Vermögens in diesen wilden Börsentagen - mit zwei unterschiedlichen Perspektiven.

Meine Vermögensentwicklung in 2024 YTD (Monatswerte)









Meine Vermögensentwicklung von 2014 bis heute (Quartalswerte)




Und was erkennt man? Der massive Einbruch im August kann könnte schon Panik aufkommen lassen - isoliert betrachtet. Doch schon mit Blick auf das Gesamtjahr relativiert sich der Einbruch, denn es ging nur auf die Werte von Ende Juni und Ende März runter und da hatte mein Vermögensstand keinen Grund zur Sorge gegeben, im Gegenteil. Also warum sollte es jetzt anders sein? Noch deutlicher wird dies beim Blick auf die Langzeitentwicklung, denn in der Quartalsbetrachtung kommen der starke Anstieg und der heftige Einbruch als 'Nonevent' rüber. Und genauso sollte man dies emotional betrachten...

In Zahlen: Ende dieser Woche hat sich mein bisheriger 2024er Vermögenszuwachs wieder etwas berappelt. Vor 14 Tagen waren 21,25 % gewesen, die in den letzten Juli-Tagen auf 25,0 % hochschnellten, dann folgte in der Vorwoche der massive Einbruch auf 13,25 % und nun sind es 15,25 %. Runter geht es immer schneller als hoch, dafür steigen die Kurse an 70 % der Tage und unterm Strich legen sie um 10 % pro Jahr zu. Daher bin und bleibe ich stets voll investiert und mache die Reise in beiden Richtungen vollbesetzt mit. Das zahlt sich am Ende aus und erhöht meine Rendite...

Disclaimer: Habe die meisten der genannten Werte auf meiner Beobachtungsliste und oder/im Depot/Wiki.

2 Kommentare:

  1. Konstantin10.08.24, 20:17

    Hi Michael,

    obwohl ich den beschriebenen Effekt des Margin Calls theoretisch gut nachvollziehen kann, verstehe ich die Situation der letzten Tage nicht vollständig:

    Der Yen/USD-Kurs ist von etwa 160 Anfang Juli auf aktuell ca. 145 gefallen (ein Rückgang von etwa -10 %). Das bedeutet, dass die japanischen Banken Margin-Calls, also Nachschusszahlungen, verlangen müssen. Dies hat Hedgefonds, Pensionsfonds, Versicherungen und andere Investoren gezwungen, Teile ihrer Positionen relativ gleichzeitig am Markt zu verkaufen. Da diese Marktteilnehmer in der Regel gehebelt arbeiten, dürfte der Verkaufsdruck am Markt dadurch noch verstärkt worden sein.

    All dies soll angeblich ein wesentlicher Auslöser für die starken Bewegungen am Markt gewesen sein. Nun habe ich keinen betriebswirtschaftlichen oder ähnlichen fachlichen Hintergrund, und vielleicht liegt es daran, dass ich Folgendes nicht ganz verstehe:

    Erstens, der Yen/USD-Kurs steigt seit 2021, und durch diese Korrektur haben wir das Niveau von gerade einmal Januar 2024 erreicht. Nach meinem Verständnis wer bereits vor Januar 2024 Yen leer verkauft hat, sollte doch aktuell weiterhin keine Probleme mit Margin Calls haben. Die Situation betrifft also nur diejenigen, die bei Kursen über 145 leer verkauft haben. Aber reicht das aus, um solche Volatilität auszulösen? Ich bin nicht sicher.

    Zweitens, Korrekturen des Yen/USD-Kurses von 10 % und mehr gab es auch in der Vergangenheit, z. B. zwischen Oktober 2022 und Januar 2023. Damals hat der Markt jedoch nicht wirklich darauf reagiert. Was ist heute anders?

    So oder so hoffe ich, dass sich die Volatilität bald normalisiert und dass die Kurssteigerungen dann eine deutlich breitere Anzahl von Aktien betreffen. Dann würde sich Stock-Picking wieder mehr lohnen. Es wäre schade (und meiner Meinung nach langfristig auch schädlich für den Markt), wenn man nur die „Magnificent XX“ im Depot haben müsste, um vernünftige Renditen zu erzielen.

    Ich wünsche Dir ein schönes Wochenende!

    Beste Grüße
    Konstantin

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    1. Moin Konstantin,
      der Yen-Dollar-Carry Trade ist eine beliebte Handelsstrategie im Devisenmarkt. US-Anleger leihen sich Geld in einer Währung mit niedrigen Zinssätzen, wie dem japanischen Yen. Sie tauschen den geliehenen Yen in Dollar und investieren in Anlagen, die höhere Renditen bieten, z.B. Staatsanleihen oder auch Aktien. Der Gewinn entsteht durch die Differenz zwischen den niedrigen Zinszahlungen auf die geliehenen Yen und den höheren Zinseinnahmen bzw. Kursgewinne + Dividenden für die investierten Dollar-Anlagen.

      Diese Strategie funktioniert gut, solange die Wechselkurse stabil bleiben und die Zinsdifferenz bestehen bleibt. Und genau hier ergab sich nun das Problem: es waren nicht die Margin-Calls in Japan, sondern dass die japanische Zentralbank (Bank of Japan) die Zinsen angehoben hat. Anders als in den USA oder der Eurozone hatte die BoJ die Notenbankzinsen trotz erhöhter Inflation nicht angehoben; im März 2024 folgte die erste moderate Anhebung seit 2007 und mit dem neuen Zinssatz von 0,1 % erstmals seit langem die Negativzinsphase beendet . Und das zu einem Zeitpunkt, wo der Zinsgipfel in Europa und den USA gerade überschritten zu sein scheint. Doch Anfang August schockte die BoJ die Märkte mit einer erneuten und fetten Anhebung der Zinssätze von 0,1 % auf 0,25 %. Zudem kündigte die BoJ an, ihre hohen Anleihekäufe bis zum 1. Quartal 2026 auf monatlich 2,9 Billionen Yen (etwa 17,5 Mrd. Euro) zu reduzieren. Sie wird dem Markt also Liquidität entziehen, nachdem sie ihn bisher damit dauerhaft geflutet hatte.

      Wie gesagt, die Yen-Dollar-Carry Trade-Strategie funktioniert solange gut, wie die Wechselkurse stabil bleiben und die Zinsdifferenz bestehen bleibt. Nun liefen der Yen-Dollar-Kurs gegen die Carry-Trader und zusätzlich schrumpfte die Zinsdifferenz empfindlich. Und es ist absehbar, dass die Fed die Zinsen bald senken, während die BoJ wohl den umgekehrten Weg weitergehen wird.

      Aus dieser Gemengelage entstand eine spontane und gewaltig an Dynamik gewinnende Flucht aus den Yen-Schulden und parallel dazu der Verkauf der damit erworbenen US-Assets (vor allem US-Aktien). Und die grundlegende Problematik/ Situation ist ja noch nicht behoben, da weitere Billionen an Carry Trades noch aktiv sind und ggf. rückabgewickelt werden (müssen). Nun vermutlich aber nicht mehr im Panikmodus, der Anfang August vorherrschte. Aber es wird in dieser Phase immer mal wieder etwas Druck auf die Märkte geben und die Volatilität anhalten. Dass die "schlechten Börsenmonate" des Jahres vor uns liegen, wo die Börsenpsyche ohnehin angespannt ist, macht es nicht besser...

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