Samstag, 3. August 2024

Börsenwoche 31/2024: Rückblick auf die stärksten Kurstreiber in meinem Depot und das waren nicht nur Opendoor, Apollo, Nu Holdings, KKR und Blackstone

Die Top-Werte meines Investmentdepots veröffentliche ich jeweils zum Quartalsende in meinen Investor-Updates und meine Beobachtungsliste aktualisiere ich wöchentlich.

Ergänzend gebe ich heute eine kurze Übersicht zu den Werten, die in der letzten Woche mein Investmentdepot am stärksten bewegt haben. Dabei geht es um alte Bekannte und neue Liebschaften und es gibt die eine oder andere Überraschung...

Diese Werte in mein Depot verzeichneten in der letzten Börsenwoche die stärksten Ausschläge:

📈 PayPal +5,8 %
📈 Danaher +0,5 %
📈 Kinsale Capital +0,4 %
📈 Costco +0,0 %
📉 Blackstone -6,8 %
📉 KKR -8,9 %
📉 SoFi Technologies -10,7 %
📉 Nu Holdings -12,3 %
📉 Apollo -15,7 %
📉 Opendoor -26,8 %

Mein Depot beendete den Juli von seiner besten Seite: in Sattgrün. Ich hatte noch nie einen Monat mit stärkeren Kursgewinnen zu verzeichnen, jedenfalls in absoluten Zahlen. Die Jahresperformance lag am Donnerstagmittag bei 26 % (YTD) und dann... öffneten die US-Börsen. Und zwar alle Schleusen.

Nachdem die US-Notenbank in ihrer Juli-Sitzung erneut keine Zinssenkung vollzog, schoben sich die Hoffnungen Richtung September.  Doch inzwischen schalten die Wirtschaftsindikatoren auf Sturm und die Befürchtung wächst, dass die Fed ihr 'Soft Landing' verstolpert und die USA stattdessen auf ein 'Hard Landing' zusteuern, also eine Rezession. Zudem bekommen Anleger zunehmen Angst, dass die großen Tech-Unternehmen mit ihren zig Milliarden an Investitionen in KI kein bzw. kaum Geld verdienen werden. Die überwiegend soliden Quartalszahlen von BigTech wurden daher weitgehend ignoriert und sich stattdessen auf die verhalteneren Ausblicke auf das dritte Quartal und darüber hinaus fokussiert. Wer will, findet überall ein Problem.

Und genau darum geht es: das Sentiment hat gedreht und zwar in Rekordzeit. Statt guter Laune herrscht nun Panik. Panik vor einem Wirtschaftseinbruch, Panik vor einem Börsencrash. Mit etwas mehr als 10 % Rückgang vom vorherigen Hoch haben wir gerade erst das Korrekturlevel erreicht, von einem Crash sind wir noch weit entfernt. Aber es fühlt sich so an. Auch in meinem Depot.

Auf den sattgrünen Juli-Abschluss folgte ein blutroter Start in den August. Innerhalb von nicht mal zwei Tagen waren beinahe alle Juli-Gewinne ausradiert und damit knapp die Hälfte der bisherigen Jahresperformance. Ende dieser Woche ist mein bisheriger 2024er Vermögenszuwachs auf 13,25 % zusammengeschrumpft.

Jammern auf hohem Niveau

Und damit komme ich noch gut weg. Es fühlt sich zwar beängstigend an, wie schnell der Einbruch stattfand, quasi aus dem Nichts. Andererseits muss man ich das auch relativieren. Ich hatte bisher starke Zuwächse in diesem Jahr, das können nicht alle von sich sagen. Viele Leute liegen nun sehr heftig im Minus und leiden damit viel stärker unter dem Einbruch als ich. Zudem greife ich auf eine schon während des Corona-Einbruchs oder der 2022er Korrektur erprobte Methode zurück und schaue einfach, wann ich das letzte mal den kräftig zusammengeschrumpften Vermögensstand hatte. Und das war... Ende Juni. Das ist also mal gerade vier Wochen her und damals habe ich mich sehr gut gefühlt, entspannt, positiv gestimmt. Aus diesem Blickwinkel betrachtet ist also alles im Lot und eigentlich ist nicht viel passiert. Hätte ich diese vier Wochen Urlaub gemacht ohne Blick ins Depot, dann würde ich jetzt denken: "war ja gar nichts los". Und so sollte man ich es auch betrachten.
"Aktienkurse schwanken stärker als Aktienwerte."
(Sir John Templeton)
Was sich verändert hat, sind nicht die Unternehmen oder ihr Business. Alleine die Einschätzung der Börsianer ist erheblich ins Negative gedreht und ihre Emotionen, also ihre Angst, hat für den beinahe unkontrollierten Abverkauf gesorgt. Die Volatilität ist zurück. Auch haben die Magnificent 7 kräftig Federn lassen müssen und die hatten zuvor die Börsen angetrieben. Der S&P 500 hat innerhalb von zwei Wochen mehr als 3 Billionen USD an Marktkapitalisierung eingebüßt. Rekord! Und inzwischen wird das Börsengeschehen längst durch Algorithmen beherrscht und durch ETFs. Beides verstärkt Kursentwicklungen und in Phasen starker Angst - oder Gier - wirkt sich dies stark trendbeschleunigend aus. Diese Trendbeschleuniger wirken wie Brandbeschleuniger und es geht nicht immer gut aus.

Und nun? Panik ist nicht angebracht, das ist alles, was ich weiß. Möglicherweise verschlechtern sich die wirtschaftlichen Rahmenbedingungen (etwas), vielleicht zahlen sich die enormen KI-Investitionen nicht so schnell aus, wie erwartet erhofft wurde. Glaskugelverwirrung. Aber... ich bin überwiegend in Qualitätsunternehmen investiert mit erfahrenem Management, das ihr (und mein) Unternehmen auf die neue Lage ausrichten und durch den aufziehenden Sturm bringen wird. Ob dieser nun kommt, oder auch nicht.
"Ich weiß nicht, wie ich den Aktienmarkt vorhersagen kann, ich weiß nicht, wie ich die Zinssätze vorhersagen kann, ich weiß nicht, wie ich die Wirtschaft vorhersagen kann. Ich weiß nur, wenn ich die richtige Art von Unternehmen zum richtigen Preis mit den richtigen Leuten an der Spitze kaufe, werde ich auf Dauer gut abschneiden."
(Warren Buffett)
Die heftigen Kurseinbrüche fühlen sich trotzdem nicht gut an. Andererseits hat sich an meiner positiven Einschätzung der Zukunftsperspektiven meiner Unternehmen nichts geändert. Ich habe daher bei KKR und bei Apollo meine Position aufgestockt. Ich bin mir sicher, dass sich das auszahlen wird. Wann, weiß ich natürlich nicht. Aber ich bin davon überzeugt, dass meine Finanzinvestoren (und das trifft auch auf Blackstone zu) in zwei, drei und fünf Jahren viel mehr Wert sind als heute und deshalb gehe ich davon aus, dass sich ihre Aktienkurse entsprechend positiv entwickeln werden. Davon gehe ich auch bei Costco, Danaher und anderen Unternehmen aus, die in dieser heftigen Börsenwoche meinem Depot etwas Stabilität gegeben haben.

Disclaimer: Habe die meisten der genannten Werte auf meiner Beobachtungsliste und oder/im Depot/Wiki.

10 Kommentare:

  1. Moin, Moin, Apollo hat im direkten Vergleich deutlicher stärker verloren als KKR und Blackstone, gibt es für dafür eine konkrete Ursache oder ist das "Zufall"? VG Nic

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    1. Moin Nic,
      Blackstone hatte solide Zahlen vorgelegt, KKR überzeugende. Und dann kam Apollo und patzte. Im Bereich Rentenversicherung, also 'Athene', lag das Ergebnis deutlich unter den Erwartungen und die Margen waren niedriger als erwartet. Das kam am Markt nicht an, zumal die Gesamtstimmung ohnehin mies war. Dabei konnte Apollo gut erklären, weshalb es sich um eine vorübergehende Delle handelt: Athene hat eine Anleihe begeben zur Wachstumsfinanzierung und diese Anleihe kostet Zinsen. Das frisch vereinnahmte Geld spielt aber noch keine Erträge ein, weil es erstmal investiert werden muss. Das hat das 2. Quartal belastet und wird auch im 3. Quartal noch ein Stück weit anhalten. Ab dem 4. Quartal erwartet Apollo sein Athene-Business wieder on track und mit den seit 15 Jahren üblichen deutlich zweistellige Zuwachsraten.

      Aber die Erklärung hat niemand realisiert oder sie wurde einfach ignoriert. Die Anleger haben nur auf die oberflächlichen Zahlen geschaut und eine 'Ergebnisverfehlung' gesehen und entsprechend die Aktien verkauft. Und nachdem der Kurs absackte, sind immer mehr Leute auf den Zug aufgesprungen, weil ein Kurseinbruch halt signalisiert, dass hier etwas schief läuft. Das ist zwar eine dumme und kurzsichtige Betrachtungsweise, aber nachvollziehbar, weil Kurseinbrüche Panik verbreiten und die Leute "retten wollen, was noch zu retten ist". Nachdenken beginnt erst später, wenn überhaupt. Ist unser natürlicher Fluchtreflex, unser Überlebensinstinkt, denn können nur wenige beherrschen und er kommt Anlegern and er Börse immer wieder in die Quere.

      Aus meiner Sicht ist bei den dreien alles in Ordnung und mehr Apollo-Aktien im Depot zu haben, sollte sich mittel- und langfristig auszahlen...

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    2. Konstantin03.08.24, 19:30

      Hi Michael,
      ähnlich ging es mir auch Juli mit YTD +13,5% und aktuell nur noch ca. +9%.

      Starke, zeitlich limitierte Übertreibungen sind willkommene Chancen für Investoren, wie man z.B. Ende Mai mit Intuit gesehen hat. Ob dies eine kurzfristige Korrektur ist oder der Anfang einer größeren Neubewertung am Markt bleibt abzuwarten. Der Freitag war besonders teuer. Langweilig wird es am Markt ja nie ;)

      Ich habe versucht, meine Nerven zu behalten und habe gestern ein paar Aktien (u.a. PayPal, BDCs) aufgestockt. Teilweise lohnt es sich, stabile Werte gegen Aktien guter Unternehmen, die stark gefallen sind, zu tauschen. So habe ich am Donnerstag z.B. alle drei GE-Spinn Offs verkauft. Lediglich Airbnb verwirrt mich derzeit, ob es lohnenswert ist, aufzustocken. Die Bilanz, das Geschäftsmodell usw. finde ich zwar gut, aber die Entwicklung der Aktie seit Ende 2020 entspricht diesem Bild leider nicht. Auch bei Mutares und Apollo bin derzeit am überlegen.

      Ich werde in den kommenden Tagen und Wochen weiterhin mein Cash schrittweise abbauen – ca. 10% Cash sucht noch nach Rendite.

      Schönes Wochenende!
      Konstantin

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  2. Wie sehen aktuell die Entwicklung bei Opendoor? Opendoor verbrennt immer noch Geld… auch wenn die Zahlen besser geworden sind. Mir macht im Moment sorgen, dass Opendoor auch in Q3 mit einen ähnlichen Umsatz rechnet. Damit das Investment ins Rennen kommt, müsste der Umsatz deutlich wachsen….und die Fixkosten ähnlich bleiben.

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    1. Damit haste eigentlich alles zur Situation bei Opendoor gesagt. Opendoor benötigt keine sinkenden Zinsen, aber einen funktionierenden Immobilienmarkt, wo Angebot und Nachfrage "normal" aufeinanderprallen. Momentan ist das nicht der Fall, so dass die Wahrscheinlichkeit, dass Opendoor einen gewinn mit einer Transaktion macht, niedriger ist. Daher die Umsatzrückgänge. Allerdings hat man kostenseitig reagiert und daher ufern die Verluste nicht aus. Aber richtig ist, dass Opendoor mehr Umsatz braucht, um nachhaltig profitabel zu werden. Danach sieht es momentan nicht aus und eine drohende Rezession würde dieses Szenario weiter in die Zukunft schieben, daher leidet der Aktienkurs überproportional.

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  3. Hallo Michael,

    das mein Depot aktuell ins Negative kippt damit kann ich inzwischen adäquat umgehen. Das war natürlich nicht immer so, der Fokus liegt jetzt auf der Frage wo nachkaufen?
    Da habe ich nachgelegt:
    - Apollo Glb Mgmt
    - Roper Technologies
    Einen Kandidaten möchte ich noch aufstocken, leider gibt es soooviele.
    -Mutraes
    -Uber
    -Paypal
    -LendingClub

    Kurseinbrüche können nicht nur Panik verbreiten sondern auch zu einem Überangebot an Investitionsoptionen für den Otto Normalanleger führen. In diesen Sinne nachdenkliche Grüße Maik

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    1. Hallo Maik,

      was siehst du in uber, wenn weymo gerade richtig Gas gibt? Wo ist der wettbewerbsvorteil bei Paypal? Oder ist hier nur der turnsround "on track"?
      Und lendingclub halte ich als investmentcase für völlig überbewertet: Anschein eine vollbank, die jetzt Kredite mit geringeren Zinsen als die krefitkartenunternhmen anbieten, wow beeindruckt mich gar nicht.
      Also wenn Kapital begrenzt ist, warum nicht bei den besten Unternehmen investieren?
      Bin auf deine Gedanken gespannt.
      VG
      Kevin
      P.S. Ich habe vorgestern zu 115 apollo nachgekauft, rein aus der Emotion. Das tat erstmal weh ;)

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    2. Moin Maik,
      wenn es an der Börse rappelt und alle Kurse in Panik in den Keller getrieben werden, ist es kaum möglich, "die besten" Aktien herauszupicken. Niemand weiß, welche Aktien sich wann und wie schnell wieder erholen werden. Daher sollte man sich auf die Unternehmen konzentrieren, die man immer schon im Depot haben wollte bzw. seine Qualitätsunternehmen aufstocken.

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  4. Hallo Michael,
    Hercules Capital hat gestern 12 Prozent verloren. Denkst du auch, dass das Unternehmen mit dem sinkenden IT-Sektor in Sippenhaft genommen wurde?

    VG
    Andrej

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    1. Moin Andrei,
      bei Hercules Capital gibt es zwei Besonderheiten: erstens die hohe Abhängigkeit vom IT-Sektor und zweitens die nicht ganz so branchenübliche Assetallocation, denn HTGC hat einen erhöhten Anteil an Beteiligungen und dem entsprechend weniger Kreditengagements. Beide Faktoren zahlen sich in steigenden Märkten aus robuster Wirtschaftslage aus, nun sorgen sie bei den Anlegern für zusätzlichen Stress.

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