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Montag, 15. Juli 2024

Kissigs Nebenwerte-Analyse: Das InsurTech JDC Group wechselt auf die Überholspur

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Artikel aus "Der Nebenwerte Investor" Ausgabe 12/2024 vom 27.06.2024

▶ In dieser Ausgabe:  Hypoport, Mutares, JDC Group, Steico, YOC, KSV, Lang & Schwarz, All for One


JDC Group: Das InsurTech wechselt auf die Überholspur

FinTechs und InsurTechs haben einen schweren Stand an der Börse. Auf den Hype im Jahr 2021 folgten teilweise brutale Kurseinbrüche, nachdem sich Digitalisierungsträume nicht im Gleichklang mit den zu hohen Erwartungen einstellten. Nicht nur internationale Branchengrößen wie PayPal oder Adyen liegen 50 % oder mehr unter ihren Vormaligen Höchstständen, beinahe die gesamte Branche hat sich bisher kaum von den Einbrüchen erholt. Trotz der Börsen auf Rekordniveau. Erwartungen und Wirklichkeit spielen oft unterschiedliche Sinfonien, doch es gibt auch Lichtblicke. So wie die JDC Group, die scheinbar unbeirrt ihren erfolgreichen Wachstumskurs verfolgt.

Die JDC Group hat ihr Geschäftsmodell in den letzten Jahren auf neue Füße gestellt und ist heute eine führende deutsche Versicherungsplattform, die Beratung und Finanzdienstleistungen für professionelle Vermittler und Banken bietet, sich aber auch direkt an Endkunden wendet. Zudem bietet JDC seine digitale Plattform für Endkunden und für die Verwaltung und Abwicklung von Versicherungsprodukten auch als White-Label-Produkt an.

Der Versicherungsmarkt in Deutschland ist noch immer ein stark fragmentierter Markt, der von einer Vielzahl lokal tätiger Versicherungsvermittler beackert wird, die sich neben den Vertriebsteams der Versicherungen um die Gunst der Kunden bemüht. Doch das klassische Maklergeschäft stirbt aus, weil Makler und Kunden älter werden und er Generationswechsel oft auch mit weiteren Veränderungen einhergeht. Und die nachfolgende Generation setzt zunehmend auf digitale Lösungen. In diesem Umfeld hat sich die JDC Group als einer der Marktführer etablieren können und das nicht zuletzt, weil man auf eine konzernunabhängige Plattformlösung setzt.

Segment Advisortech

Ihr Geschäft teilt die Die JDC Group in zwei Geschäftsbereiche. Im Segment 'Advisortech' bietet man über die Jung, DMS & Cie-Gruppe moderne Beratungs- und Verwaltungstechnologien für Kunden und Versicherungsberater an. Die Anforderungen an Dokumentationspflichten und Datenschutzbestimmungen wächst zunehmend und in der Folge steigen Kosten und der Zeitaufwand für diese unproduktiven Tätigkeiten. Um wieder mehr Zeit für den provisionstreibenden Vertrieb zu haben, schließen sich immer mehr Makler zu Maklerpools zusammen und diese standardisierten im Hintergrund die Verwaltungs- und Schadenabwicklungsprozesse. Als Faustformel gilt hier: je größer der verwaltete Versicherungsbestand, desto geringer die Verwaltungskosten pro Vertrag. Und daher ist schnelles Wachstum ein erklärtes Unternehmensziel.

Segment Advisory

Im Segment 'Advisory' vermittelt die JDC Group Finanzprodukte an private Endkunden. Dies erfolgt über ihre Tochter FiNUM-Gruppe durch freie Berater, Vermittler und Finanzvertriebe. Inzwischen sind hier in Deutschland und Österreich mehr als 230 Berater sowie über 16.000 angeschlossene Vertriebspartner aktiv, die einen Bestand von mehr als 4,5 Mrd. Euro verwalten. Mit jährlich mehr als 1,5 Mrd. Euro Produktabsatz bei einem Provisionsumsatz von über 25 Mio. Euro ist man einer der Marktführer im deutschsprachigen Raum.

Versicherungsplattform

Der Schlüssel zum Erfolg ist der Zweiklang aus versicherungsunabhängiger Versicherungsplattform und der Aktivität als eigener Maklerpool, der ebenfalls über die Plattform abgewickelt wird. Zusätzlich zum eigenen Bestand an Versicherungspolicen kauft man gezielt weitere Maklerpools auf und transferiert deren Bestandsverträge auf die Plattform. Hieraus fließen der JDC Group dann stetige Bestandsprovisionsanteile zu. Da JDC seine Technologie als White-Label-Lösung anbietet, wird sie jeweils für die neuen Partner individualisiert, während im Hintergrund alles über die JDC-Plattform läuft.

Wachstumstreiber Sparkassen und Versicherungen

JDC konnte in den letzten Jahren einige große Kooperationen bzw. Übernahmen vermelden. Meilensteine waren dabei die zur Sparkassen-Gruppe gehörende Provinzial Versicherung, der wenig später auch die Versicherungskammer Bayern folgte.

JDC-Vorstand Ralph Konrad kommentierte die strategischen Meilensteine mit: "Wir wollen uns zukünftig als der Versicherungspartner für die Sparkassen in Deutschland etablieren". Da JDC inzwischen mehr als 300 der 350 Sparkassen in Deutschland unter Vertrag hat, ist dies kein allzu utopisches Ziel, denn es ist kaum vorstellbar, dass die übrigen auf Dauer eigene Insellösungen betreiben werden. Zumal inzwischen der Provinzial Konzern, der zweitgrößte öffentliche Versicherer Deutschlands, mit 6 % an der JDC Group beteiligt ist und in gleichem Umfang die Versicherungskammer Bayern. Größter Anteilseigner ist weiterhin die kanadische Great-West Lifeco mit 26,9 %, dahinter folgt das JDC-Management mit 11,2 %. Und da JDC aufgrund des soeben abgeschlossenen Aktienrückkaufprogramms auch 1,1 % der eigenen Aktien im Bestand hat, verteilen sich die übrigen 48,8 % der Aktien auf den Streubesitz.

Joint Venture zum Erwerb von Versicherungsmaklern

Der Großaktionär engagiert sich aber auch noch auf anderem Wege. Mitte 2022 gründete JDC zusammen mit dem Finanzinvestor Bain Capital und der zu Great-West Lifeco gehörenden Canada Life Irish Holding Company Limited ein langfristiges Joint Ventures zum Erwerb und dem Halten von Versicherungsmaklern und -agenturen in Deutschland und Österreich. Hierzu wurde die Summitas-Gruppe gegründet und die durch sie erworbenen Makler und Agenturen sollen mittels Service-Vereinbarungen an die Abwicklungs-Plattformen von JDC angeschlossen werden. Seitdem verfügt die JDC Group anstelle der vergleichsweise überschaubaren eigenen finanziellen Mittel über die Finanzkraft zweier großer Finanzkonzerne.

Starker Schlussspurt, rasanter Jahresauftakt

JDC konnte im 2023er Schlussquartal ordentlich zulegen und damit das herausfordernde Jahr erfolgreich abschließen. Der Umsatz der Gruppe stieg im 4. Quartal deutlich um rund 21 % auf 48,8 Mio. Euro und das Quartalsergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (EBITDA) stieg um besonders starke 81 % auf 5,0 Mio. Euro an. Der Umsatz im wäre noch besser ausgefallen, wenn die Konsolidierung der im Januar 2023 erworbenen TopTen Gruppe nicht erst im Dezember, sondern bereits plangemäß im Oktober hätte erfolgen können und der Immobilien- und Finanzierungsmarkt früher wieder angesprungen wäre. Der Umsatz der JDC Group im Gesamtjahr 2023 stieg um 10 % auf 171,7 Mio. Euro und das Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (EBITDA) um 30,6 % auf 11,7 Mio. Euro, während sich das Ergebnis vor Zinsen und Steuern (EBIT) sich auf 5,8 Mio. Euro glatt verdoppelt hat. Unterm Strich verbuchte JDC ein Konzernergebnis von 3,83 Mio. Euro und damit mehr als viermal so viel wie im Vorjahr.

Und auch 2024 startete mit Elan. Im 1. Quartal wuchs der Konzernumsatz im Vergleich zum Vorjahresquartal um 21,6 % auf 53,3 Mio. Euro. Er übertraf damit nicht nur den Umsatz des 4. Quartals 2023 deutlich, sondern überschritt erstmalig die 50-Millionen-Marke für ein Quartal.

Quelle: wallstreet-online.de
Neben dem weiter starken Versicherungsgeschäft trug insbesondere das wiedererstarkte Investment- und Finanzierungsgeschäft zum Umsatzwachstum bei und auch das Immobilien- und Beteiligungsgeschäft sprang wieder an. Die Anzahl der Neuanträge stieg um rund 13 % und die Anzahl der angestoßenen Bestandsübertragungen sogar um rund 58 %. Die Produktgruppe KFZ-Versicherungen überzeugte mit einem Antragswachstum von über 60 % und Lebensversicherungen mit einem Antragswachstum von rund 25 %. Die im Bestand betreuten Versicherungsprämien betragen damit das erste Mal über 1,2 Milliarden Euro.

Das Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (EBITDA) stieg in den ersten drei Monaten 2024 um rund 28 % auf 4,1 Mio. Euro, das Ergebnis vor Zinsen und Steuern (EBIT) um rund 40 % auf 2,5 Mio. Euro. Damit verbesserte sich das Konzernergebnis im 1. Quartal deutlich von 1,4 auf 2,1 Mio. Euro. Beide Geschäftsbereiche konnten von der Entwicklung profitieren. Der Geschäftsbereich Advisortech steigerte seinen Umsatz um 22,6 % auf 48,3 Mio. bei einem um 27,9 % verbesserten EBITDA von 4,2 Mio. Euro; das EBIT wuchs sogar um 32 % auf 3,0 Mio. Euro an. Im Geschäftsbereich Advisory konnten die Umsatzerlöse in den ersten drei Monaten 2024 um rund 7 % auf 8,7 Mio. Euro gesteigert werden, das EBITDA um 10 % auf 0,7 Mio. Euro das EBIT um rund 26 % auf 0,4 Mio. Euro. Das Konzernergebnis legte nochmals überproportional um 46 % auf 2,09 Mio. Euro zu.

Bestätigung der Jahresprognosen

Dr. Sebastian Grabmaier, CEO der JDC Group AG, kommentierte die Zahlen so: "Wir freuen uns, dass unser Versicherungsgeschäft weiter stark wächst und nun zusätzlich das Investment- und Finanzierungsgeschäft wieder angesprungen ist. Weitere Erwartungen haben wir für das Immobilien- und Beteiligungsgeschäft, in dem wir wieder eine positive Entwicklung sehen. Für das weitere Geschäftsjahr sehen wir daher sehr große Chancen."

Für den weiteren Verlauf des Jahres 2024 bestätige er daher seine positive Einschätzung und die veröffentlichte Guidance. Demnach erwartet JDC für 2024 auf Basis bereits abgeschlossener Kooperationen einen Umsatzzuwachs auf 205 Mio. bis 220 Mio. Euro sowie ein EBITDA von 14,5 bis 16,0 Mio. Euro.

Im Umkehrschluss bedeutet dies allerdings auch, dass weitere Kooperationen und/oder Maklerpoolkäufe die Prognosen noch positiv beeinflussen könnten.

Fortgesetzt Insiderkäufe

Die JDC Group hatte am 16. November 2023 ein Aktienrückkaufprogramm gestartet, das plangemäß am 15. Mai 2024 beendet wurde. In seinem Rahmen hat die Gesellschaft 147.113 Aktien zu einem Gesamtkaufpreis ohne Nebenkosten von 2.926.046,61 Euro zurückgekauft und die Gesamtanzahl der von der JDC Group AG gehaltenen eigenen Aktien auf 147.113 Stück erhöht. Dies entspricht 1,08 % des Grundkapitals der Gesellschaft.

Zudem gibt es immer mal wieder Insiderkäufe. Die Aragon Holding GmbH von Finanzchef Ralph Konrad hat zuletzt Ende April bei 22,22 Euro Aktien gekauft und die Grace Beteiligungs von Vorstandssprecher Dr. Sebastian Grabmaier mehrmals Mitte Juni zu Kursen von 21,20 und 21,40 Euro. Dies könnte man durchaus so interpretieren, dass diese Insider die JDC-Aktien auf dem aktuellen Kursniveau für eine attraktive Geldanlage halten.

Bullcase vs. Bearcase

JDC Group ist einer der führenden Anbieter im Bereich Haftungsdach und Maklerpools. Insbesondere bei seiner Versicherungsplattform konnte JDC in den letzten Jahren spektakuläre Kooperationserfolge verbuchen, die künftig zu deutlich steigenden Umsätzen und Gewinnanteilen führen werden. Zunächst bedeuten neue Kooperationen einen Kostensprung, denn JDC benötigt deutlich mehr Personal, um die vielen Verträge zu migrieren und um die White Label-Lösungen an die Kunden anzupassen. Anschließend folgen die Einnahmen, während der Aufwand sinkt. „Der Zauber der Skalierbarkeit“ zeigt sich auch in den letzten Quartalszahlen, sowohl im 2023er Schlussquartal als auch in den ersten drei Monaten der laufenden Jahres, wo das Ergebnis deutlich überproportional zulegen konnte. Dieser Trend sollte sich fortsetzen, was auf der Bewertungsseite zu Abschlägen führt und die Aktie attraktiver macht.

Die weiterhin hohe Fragmentierung des Versicherungsmarkts in Deutschland bietet anhaltend große Chancen und mit der hohen Finanzkraft von Finanzinvestor Bain und Großaktionär Great Western Lifeco im Rücken kann JDC beim Kauf von Versicherungsbeständen aus dem Vollen schöpfen.

Mit signifikantem Umsatzwachstum und überproportional zunehmender Profitabilität präsentiert sich die JDC Group eines der aussichtsreichsten Fin- und InsurTechs auf dem deutschen Kurszettel und sollte seine Anleger in den nächsten Jahren mit attraktiven Renditen erfreuen.

Die 4 wichtigsten Dinge, die man über JDC Group wissen muss

  1. Der Unternehmensschwerpunkt liegt auf den Bereichen Haftungsdach und Maklerpool. Mit der selbst entwickelten Versicherungsplattform erzielt JDC zunehmende Erfolge.
  2. Inzwischen wurde die kritische Größe erreicht, so dass künftige Umsatzsteigerungen zu überproportionalen Gewinnsteigerungen führen dürften.
  3. Mit dem Sparkassen- und dem Genossenschaftsbankverband hat JDC zwei Prestigekunden an Land gezogen und setzt hier nun die Standards.
  4. Das Joint Venture zum Ankauf von Versicherungsmaklern und –beständen nimmt Fahrt auf und wird das Wachstum der JDC-Plattform zusätzlich beschleunigen.
Disclaimer: Habe JDC Group auf meiner Beobachtungsliste und/oder im Depot/Wiki.

2 Kommentare:

  1. Hallo Michael, wie siehst Du JDC im Vergleich zu Hypoport? Sicherlich ist mehr als genug Platz für beide, wahrscheinlich auch noch für weitere Player. Da ich Hypoport Aktionär der 2. Stunde bin (seit nun 9,5 Jahren) verfolge ich das Geschehen eher von der Hypoport Seite auch, auch da ich von dort leichter an Informationen komme. Dennoch ist mir unklar, warum Hypoport mit ihren Versicherungsaktivitäten kaum voran kommt, aber wahrscheinlich fehlen mir dazu die nötigen Kenntnisse. Ich bin aber auch bei JDC in geringem Umfang investiert, war hier aber noch nie im Plus, da ich bei einem peak bei 26 gekauft habe. Deine gelegentlichen Berichte über JDC halten mich an der Stange - DANKE dafür, aber natürlich nicht nur hierfür

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    1. Moin Heinz,
      ich denke, Hypoport hat im Bereich Versicherungen komplett den Anschluss verloren. JDC hat hier ganz klar das Ruder übernommen (und auch Hypoports Spitzenpersonal). Ich denke nicht, dass Hypoports Zukunft als InsurTech realisiert werden kann/sollte, sondern der Fokus sollte auf die Kernkompetenz gelegt werden, nämlich die Immobilienplattform EUROPACE. Und als Ergänzung die angrenzenden Randbereiche, um als Full-Service-Provider im Immobiliensektor auftreten zu können. Im Bereich Versicherungen kann Hypoport ggf. später eine für beide Seiten lukrative Kooperation eingehen - man muss nicht alles selber machen/können.

      Aus dieser Einschätzung heraus sehe ich Hypoport und JDC Group als starke Ergänzungen in einem Anlegerdepot.

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