Sonntag, 7. Juli 2024

Kissigs Kloogschieterei: Der ungeliebteste Bullenmarkt

...seit dem letzten. Das erste Halbjahr liegt hinter uns und schon verzeichnen NASDAQ und S&P 500 neue Allzeithochs. Es geht also genauso weiter wie zuvor. Dabei sind es immer weniger Aktien, die neue Höchststände markieren und damit wird die Basis, auf der dieser Bullenmarkt steht, immer schmaler. Und das ist durchaus ein erstzunehmendes Warnsignal, denn wenn dann eine der wenigen tragenden Säulen zu bröckeln anfängt, kippt schnell der Gesamtmarkt.

Die Stimmungslage passt auch so gar nicht zur Börsenparty. Der Fear-and-Greed-Index schwankt zwischen Angst und Neutralität und ist weit entfernt von Euphorie. Kaum jemand ist wirklich positiv gestimmt für die Börsen, unisono wird von einer baldigen Korrektur ausgegangen. Aber wie Börsenaltmeister André Kostolany schon wusste: Wenn alle gleichzeitig auf eine vermeintlich sichere Sache setzen, geht es meistens schief. In diesem Fall kann es also durchaus sein, dass dieser ungeliebte Bullenmarkt einfach weiterläuft – gerade weil sich so viele Anleger schon auf einen Kursrücksetzer eingestellt haben. Und das ist kein Neuland. Denn der vorherige Bullenmarkt, der von 2009 bis 2021 lief, wurde ebenfalls immer wieder totgeredet und es fanden sich immer wieder Gründe, weshalb die Kurse nicht weiter steigen konnten. Sie taten es trotzdem – bis die Notenbanken ihre Zinskeule rausholten und den Bullenmarkt endgültig ausknockten.

Während Nachrichten- und die Stimmungslage weiter angespannt sind, schlagen sich die meisten Unternehmen ziemlich gut. Bald nimmt die neue Earnings Season Fahrt auf und das Hauptthema wird erneut generative KI sein. Die Transformation unserer Gesellschaft durch künstliche Intelligenz ist kein Sprint, sondern ein Marathon, eine Umwälzung unseres Lebens, die durchaus mit der industriellen Revolution zu vergleichen ist, mit dem Erfolg der Personal Computer oder dem Durchbruch des Internets. Die Entwicklung wird viele neue Gewinner hervorbringen, aber auch etablierte Unternehmen werden sich erfolgreich anpassen und sogar die Entwicklung anführen. Wer das konkret sein wird, wird sich in den nächsten Jahren herauskristallisieren.

Der Unterschied zur Dotcom-Blase 2000/01 ist, dass die meisten ein funktionierendes Geschäftsmodell haben, mit dem sie heute schon Geld verdienen. Und zwar gewaltig. Damals trugen Hoffnungen die Börsenrallye, heute sind es Erwartungen. Ein feiner, aber entscheidender Unterschied, denn es gibt eine solide fundamentale Basis für die Hausse. Und die wird von den aus heutiger Sicht zu den Favoriten zählenden Leadern angetrieben. Noch. Denn möglicherweise übernehmen das bald Werte aus der zweiten Reihe, die an die Spitze streben. Und dann gibt es ja auch noch die Value-Aktien, die seit mehr als 15 Jahren den Technologiewerten hinterherhinken. Ein Favoritenwechsel wird hier schon seit Jahren erwartet. Wachsam die Augen aufzuhalten, sollte sich also auch weiterhin auszahlen...

Alles Gute für euer Geld!
Michael C. Kissig

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