Donnerstag, 4. Juli 2024

Kissigs Investor-Update Q2/24 mit Costco, KKR, Blackstone, Apollo Global Management, Texas Pacific Land, Rheinmetall, NVIDIA, LendingClub, Mutares, Danaher

Mein Investor-Update zum Ende des 2. Quartals '24

In meinen Investor-Updates blicke ich jeweils zum Ende eines Quartals auf die vergangenen Monate zurück und präsentiere die Top-Werte in meinem Investmentdepots; es ist in gewisser Weise 'mein persönliches 13F'. Des Weiteren beschäftige ich mich gegebenenfalls auch mit Unternehmen, die ich hier im Blog noch nicht vorgestellt habe, die jedoch bereits den Weg in mein Depot gefunden haben.

'Investor-Update reloaded' | Ausgabe 24

Meine Investor-Updates zum Quartalsende sind für mich immer ein willkommener Anlass, auf die vergangenen drei Monate zurückzublicken und meine Einschätzung zu meinen gewichtigsten Depotwerten zu aktualisieren.

▶ Mr. Market & The Fairy Tale of Fear and Greed

Nach dem deutlich negativen Börsenjahr 2022 hatte ich mein Depot an die neuen Herausforderungen angepasst. Den positivsten Effekt hinterließ mein Zugreifen während der 'kleinen Finanzkrise' im Frühjahr 2023, als ich die stark eingebrochenen Kurse im Finanzsektor zum kräftigen Aufstocken bei meinen bevorzugten Alternativen Asset Managern genutzt habe. Diese Entscheidung hat sich letztlich durch das ganze Jahr hindurch positiv ausgewirkt, nicht nur während der Jahresendrallye, sondern darüber hinaus bis heute - allerdings nicht mehr mit der gleichen Schubkraft.

Das 2. Quartal 2024 liegt nun hinter uns und es war mit einem kräftigen Kurseinbruch gestartet. Im April tauchten die Kurse ab und kochten Anlegerängste hoch, dem ungeliebten Bullenmarkt könnte die Luft ausgehen. 'Sell in May' wurde lautstark ausgerufen und auf die Saisonalität der Börsenentwicklung hingewiesen und dann... stiegen die Börsen im Mai flächendeckend an. Ist es noch erwähnenswert, dass die Herde meistens in die falsche Richtung läuft? Der Aufschwung hielt sich auch über die Earnings Season in den USA und die Dividendensaison in Deutschland. Doch am Ende ging den Börsen dann doch die Luft aus. Nur einige wenige US-Technologiewerte ziehen NASDAQ und S&P 500 auf neue Allzeithochs, während mit der Mehrzahl der 'klassischen' Aktien kein Geld zu verdienen ist oder man sogar Verluste verbuchen muss. Die Underperformance der Nebenwerte und/oder der Value Aktien hält weiter an und die Umkehr dieses Trends steht unmittelbar bevor. Wie schon so oft in den letzten 15 Jahren...

'Künstliche Intelligenz' bleibt weiter der Star und NVIDIA der Sonnenkönig. Der Markt wächst gewaltig, NVIDIA ist führend und kaum einholbar. Das dürfte noch länger so weitergehen und damit Umsatz, Gewinne, Kurs von NVIDIA weiter antreiben - und andere Werte im KI-Kielwasser. Aber nicht überall, wo KI draufsteht, ist auch KI drin und nicht jeder KI-Nutzer wird zum großen KI-Profiteur. Hier wird sich schon bald die Spreu vom Weizen trennen und die Gewinne sich auf die Dominatoren und Leader konzentrieren, während viele Mitläufer immer weniger Interesse wecken werden.

Abseits von diesem momentan alles niederwalzenden Megatrend verliert der Marktaufschwung an Breite, das ist kein gesundes Zeichen. Die Rückkehr der Meme-Spekulationen heizt die Volatilität an, hat für 'seriöse Anleger' aber kaum Relevanz.

Wer Interesse daran hat, wie es den Börsen und meinen Wikis in den drei vergangenen Monaten en Detail ergangen ist, kann das in meinen monatlichen Performance-Updates nachlesen.

▶ Meine Investmentstrategie: Focused Quality Growth Investing

Stock-Picking bleibt der Schlüssel zum nachhaltigen Börsenerfolg. Jedenfalls in meiner Welt abseits der ETFs, Edelmetalle und Kryptowährungen. Ich konzentriere mich auf die Unternehmen, nicht auf ihren Aktienkurs und ich messe auch dem Gesamtmarkt nicht allzu viel Bedeutung bei.

»Spiele werden von denen gewonnen, die auf das Spielfeld achten und nicht auf die Anzeigetafel.« 

Ich verfolge einen gemischten Bottom-Up-Top-Down-Ansatz, bei dem ich einerseits auf makroökonomische Trends setze, andererseits mir innerhalb dieser Trends dann die am besten positionierten und/oder bewerteten Unternehmen herauspicke. Ich versuche also, mich nicht gegen den Markt zu stellen, sondern von seinen (irrationalen) Eskapaden gegebenenfalls zu profitieren. Soweit der Plan...

»In der Theorie gibt es keinen Unterschied zwischen Theorie und Praxis. In der Praxis schon.«
(Yogi Berra)

Die fünf Säulen meiner Investmentstrategie:

1. Qualitätsunternehmen mit Burggraben
Bei meinen Investments setze ich vor allem auf Qualitätsunternehmen mit breitem ökonomischen Burggraben und das führt zu soliden und meistens überdurchschnittlichen Ergebnissen.

»Wir denken über zwei Dinge nach: Qualität und Preis. Aber wir denken über Qualität nach, bevor wir über den Preis nachdenken. Wir versuchen, hervorragende Unternehmen zu kaufen, die von hervorragenden Managern geführt werden.«
(Chris Bloomstran)
2. Growth at a reasonable Price (GARP)
Ich bevorzuge Unternehmen mit Umsatz- und Gewinnwachstum, wobei ich den Schwerpunkt auf den Cashflow lege. Unternehmen, die wachsen und ihre Margen verbessern, spielen auch für ihre Aktionäre überdurchschnittliche Ergebnisse ein. Man muss 'nur' geduldig sein und den Unternehmen Zeit geben, ihre Stärken ausspielen zu können.

»Wenn Sie über die großen Wachstumsunternehmen von heute sprechen, ist der Ansatz 'günstig einkaufen, ein Kursziel festlegen, verkaufen, wenn es steigt, und vollständig aussteigen, wenn es das Ziel erreicht' völlig falsch. Ein leidenschaftsloser Blick auf die Geschichte macht deutlich, dass es oft ein Fehler war, in einem schnell wachsenden Unternehmen mit dauerhaften Wettbewerbsvorteilen Gewinne mitzunehmen. Angesichts der Eigenschaften der heute führenden Unternehmen kann es jetzt noch falscher sein. Stattdessen müssen Sie sich vom Verkauf abhalten.«
(Howard Stanley Marks)
 
3. Cash is Trash!
Ich bin gerne voll investiert, weil sich nach meiner Erfahrung sich eine hohe Cash-Quote nur in der Theorie auszahlt (für günstige Nachkäufe), in der Praxis aber auf lange Sicht Rendite kostet (die sich bietenden Nachkaufchancen nutzt man dann doch nicht und somit verschimmelt das Geld dauerhaft und unnötig unrentabel auf dem Konto). Dem entsprechend habe ich die Abstürze 2018, 2020 und 2022 voll mitgemacht, dann aber auch bei den anschließenden Erholungsrallyes nicht nur zugeschaut.
 
»Ich halte niemals Barmittel, denn Barmittel aufzubauen würde bedeuten, aus dem Markt auszusteigen. Meine Vorstellung ist es, für immer im Markt zu bleiben und Aktien abhängig von der fundamentalen Lage umzuschichten.«
(Peter Lynch)
4. Focus Investing
Daneben folge ich dem Ansatz des Focus Investing und setze nur auf die besten Unternehmen, anstatt blind breit zu streuen. Bei jeder neuen Idee überlege ich, ob diese Aktie besser ist als die in meinem Depot. Und sie muss schon viel aussichtsreicher sein, denn das Unternehmen ist neu (für mich), ich kenne es noch nicht so gut und weiß nicht, ob mein Investmentcase valide ist. Und ob ich wirklich auf das Management setzen kann. Das zeigt erst die Zeit und das bedeutet, dass jede neue Investmentidee ein höheres Risiko darstellt als meine Bestandsinvestments. Also muss sie auch viel höhere Chancen bieten, um Einlass ins Depot zu finden. Dass ich kein/kaum Cash halte, ist hierbei ein (weitere) Vorteil, denn ich muss noch die zusätzliche Hürde überwinden, eines meiner Depotunternehmen zu verkaufen oder zumindest zu reduzieren, um mir das nötige Geld für den Neukauf zu besorgen. Das hilft mir, mich nicht (zu sehr) zu verzetteln.
 
»Diversifikation in großem Stil ist ein Fehler. Wenn Sie sich wirklich mit Unternehmen auskennen, sollten Sie wahrscheinlich nicht mehr als sechs davon besitzen. Wenn Sie sechs wunderbare Unternehmen ausfindig machen können, ist das alles, was Sie an Diversifikation brauchen. (...) Eine Politik der Portfoliokonzentration kann das Risiko verringern, wenn sie sowohl die Intensität, mit der ein Anleger über ein Unternehmen nachdenkt, als auch das Komfortniveau erhöht, das er vor dem Kauf empfinden muss.«
(Warren Buffett)
5. Absolute High Conviction
Das Pareto-Prinzip hat sich bewährt, auch beim Investieren. Es gibt keine absoluten Gewissheiten, nur Wahrscheinlichkeiten. Wer nur dann investiert, wenn jeder Zweifel beseitigt und jedes Risiko ausgeschlossen ist, investiert... nie. Irgendwas ist immer. Das sollte muss man akzeptieren. Aber nicht ignorieren. Man muss die Schwachpunkte eines Unternehmens, seines Investmentcases identifizieren und analysieren. Und entscheiden, ob man damit leben kann und ob es eine Rolle spielt für den nachhaltigen Erfolg des Unternehmens und damit des Investments. Das gilt sowohl für neue Ideen wie auch für liebgewonnene Langfristpositionen im Depot. Vor allem bei diesen muss man ab und zu mal einen 'Realitätscheck' machen, damit sich um ein früheres Top-Investment nicht schleichend zum Flop-Investment entwickelt.
 
»Die Zukunft ist niemals klar: Schon für ein bisschen Gewissheit muss man einen hohen Preis zahlen. Unsicherheit ist deshalb der Freund von Langfristinvestoren.«
(Warren Buffett)

Und noch ein bisschen mehr...
Neben den Quality Investments liegt mein Interessenschwerpunkt weiterhin auf Deutschen Nebenwerten und abgerundet wird das Ganze mit einigen aussichtsreichen Turnaround-Spekulationen. Wenngleich mit den 'heißen Wetten' natürlich größere Kursgewinne eingefahren werden können, jedenfalls für eine gewisse Zeit und durch ein viel höheres Risiko erkauft. Daher nehmen solche spekulativeren Werte nur kleine Positionen in meinem Depot ein; dazu zählen Turnaround-Spekulationen wie auch potenzielle Tenbagger - für beide braucht man viel Geduld und muss auch zwischenzeitliche Rückschläge durchstehen.

»Um einen Multibagger im Portfolio zu bekommen, muss man einen Multibagger im Portfolio halten. Halten kann qualvoll sein. Besonders Gewinner.«

▶ Mein Investmentdepot

Nun kommen wir aber zu den wesentlichen Veränderungen und Positionen in meinem Investmentportfolio: Am Ende des Quartals waren meine größten Positionen Costco, KKR, Blackstone, Apollo Global Management, Texas Pacific Land, Rheinmetall, NVIDIA, LendingClub, Mutares, Danaher. Damit gibt es zwei neue Werte in meiner Top 10, beide im Mittelfeld, sowie einige Verschiebungen bei der Gewichtung.

Investmentdepot inkl. Cash per 30.06.2024
Meine 3 Top-Performer waren NVIDIA, Texas Pacific Land und Costco, die zwischen 20 % und 39 % zugelegt haben. Da sie zu den höher gewichteten Depotwerten zählen, hatte dies unterm Strich positive Auswirkungen auf die Depotrendite.

Meine 3 Flop-Performer waren Opendoor Technologies (schon wieder), Kinsale Capital und Mutares. FinTechs und eigentlich Finanzwerte insgesamt waren dank der Aussicht auf später erfolgende Zinssenkungen der US-Notenbank nicht wirklich gefragt. Abgesehen von Mutares sind die drei Werte aber niedrig gewichtet in meinem Depot, die Auswirkung der Kursverluste hielt sich also in Grenzen.

Cluster: Alternative Asset Manager | Künstliche Intelligenz | FinTech


Die Gewichtung meiner Top 10-Werte ist wieder angestiegen; sie liegt nun bei 91 % nach zuvor 83 %, die Top 5-Werten liegen konstant bei 61 % und die drei Top-Werte bei unveränderten 42 %. Mein Depot ist nicht nur hinsichtlich der Einzelwerte stark fokussiert, sondern ich habe in manchen Branchen 'Cluster' gebildet und meine Investments auf die zwei oder drei am besten positionierten Unternehmen verteilt.

Meine vier Top-Positionen sind seit einem Jahr dieselben, auch wenn sie manchmal ihre Positionen getauscht haben. Damit habe ich rund die Hälfte meines Depots seit einem Jahr nicht verändert und Anpassungen vor allem bei den weniger stark gewichteten Aktien vorgenommen.

Costco

Der drittgrößte Einzelhändler der Welt hat seine lange gehaltene Spitzenposition nach einer halbjährlichen Unterbrechung zurückerobert - wenn auch denkbar knapp. Das fast einzigartige Geschäftsmodell erweist sich als weitestgehend resilient in jeder Wirtschaftslage und bleibt der Top-Pick im Einzelhandel - online wie offline. Die 'Subscriber Renewal Rate' liegt bei fast 93 %; es erneuern also so viele Mitglieder ihre Mitgliedschaft wie nie zuvor und weitere werden laufend hinzugewonnen.
Der Aktienkurs von Costco hat in 2023 um 40 % zugelegt, das war ziemlich üppig. Hinzu kam noch die Sonderdividende von 15 USD je Aktie, die Ende Dezember ausgeschüttet wurde. Der Kurs stieg seitdem unbeirrt weiter und die Bewertung erreicht damit Rekordniveau. Ich erwarte keine Fortsetzung in dieser Größenordnung, aber Costco wird sich auch künftig hervorragend entwickeln und in diese Bewertung hineinwachsen. Ich über mich hier also in der 'Kunst, nicht zu verkaufen'. Zudem dürfte früher oder später eine Anhebung der Mitgliedsbeiträge anstehen und die Ergebnisse auf eine neue Ebene heben. Bis dahin will man das Wachstum durch eine erhöhte Anzahl von neu eröffneten Warenhäusern steigern. Gefällt mir echt gut!
»Ein wirklich wunderbares Business zu verkaufen, nur weil der Preis etwas hoch erscheint, ist fast immer ein Fehler.«
(Warren Buffett)
:: Performance Costco: Q2/24: +20,25 % | Q1/24: +13,0 % | 2023: +40,25 %

Cluster Alternative Asset Manager (37,25 %)

Alternative Asset Manager stehen bei mir schon viele Jahre und auch weiterhin hoch im Kurs; das hat sich auch in diesem Quartal erneut bezahlt gemacht, wenn auch nicht bei jedem einzelnen Wert. Ich hatte hier Anfang des 2. Quartals 2023 während der 'kleinen  Finanzkrise' deutlich aufgestockt und dabei Apollo Global Management, Blackstone und KKR auf jeweils über 10 % Depotgewichtung gehievt. Zusammengerechnet stieg ihr Anteil von 21,5 % auf 34,75 % in Q2/23 und danach stückweise weiter bis knapp über 40 % - nun sind es 37,25 %. Blackstone hinkt wegen des hohen und gezielt erhöhten Immobilien-Engagements seit einem halben Jahr hinterher. KKR hat bei den dreien inzwischen die Spitzenposition eingenommen vor Blackstone, während Apollo weiterhin das Schlusslicht bildet. Das lag sowohl an KKRs eigener Stärke, doch ich habe auch bei Blackstone und Apollo ein bisschen Kasse machen müssen, um andere Werte aufstocken/ kaufen zu können. Nachdem KKR nun in den S&P 500 aufgenommen wurde und damit Blackstone folgte, steht dieser richtungsweisende Schritt vielleicht auch bald für Apollo Global Management an...
Die drei 'Finanzinvestoren' sind alle unterschiedlich aufgestellt und ergänzen sich aus meiner Sicht hervorragend. Für ausführliche Infos zu den jeweiligen Unternehmen und ihren Geschäftsmodellen bieten sich meine Unternehmensportraits an:
Bei den Alternativen Asset Managern rechne ich weiterhin mit positiven operativen Ergebnissen bzgl. Provisionsaufkommen, Mittelzuflüssen, Investitionen - aber auch mit vorübergehend gebremsten Ergebnissen (je Aktie). Denn hier fließen Kursverluste und schwächelnde Bewertungen der Assets voll mit ein, auch wenn sie nicht realisiert wurden und daher meiner Meinung nach nichts in der Gewinn- und Verlustrechnung zu suchen haben. Aber die internationalen Accounting-Standards sehen etwas anderes vor. Alle drei Unternehmen weiten ihre Assets under Management weiter aus und damit ihre Provisionsbasis. Wenn nun in 2024 die Zinsen (doch endlich) wieder sinken, die Wirtschaft und die Börsen (abseits der KI-Hausse) wieder Tritt fassen, dann winken auch wieder mehr gewinntreibende Unternehmensverkäufe. Und das dürfte die erfolgsabhängigen Provisionseinnahmen wieder anschieben. Diese waren nach dem Rekordjahr 2021 im 1. Halbjahr 2024 auf ein Mehrjahrestief abgesackt. Optimistisch betrachtet staut sich hier das Gewinnpotenzial der nächsten Jahre auf.
Ich habe deshalb Apollo, Blackstone und KKR hoch gewichtet und gehe von weiterhin überdurchschnittlichen Wertschöpfungen und damit Kurssteigerungen aus.


:: Performance Apollo: Q2/24: +7,45 % | Q1/24: +22,5 % | 2023: +43,25 %
:: Performance Blackstone: Q2/24: -1,5 % | Q1/24: +1,0 % | 2023: +68,25 %
:: Performance KKR: Q2/24: +8,25 % | Q1/24: +24,0 % | 2023: +72,75 %

Texas Pacific Land

Die Nachfrage nach Öl und Gas steigt weiter, während die Öl-Reserven in den USA weiter auf Tiefstand notieren. Bidens Verkäufe der strategischen US-Öl-Reserven, um die Energiepreise zu senken, hatten nur eine kurze Wirkung und entwickeln sich nun zum Problem, da der Öl-Preis sich kräftig in die Höhe Richtung 100 USD geschraubt hatte. Währenddessen sinken die Investitionen der großen Öl-Multis in neue Förderquellen weiter und die US-Fracking-Industrie fährt ihr Bohrprogramm erst langsam wieder hoch. Die anhaltenden Sorgen um die Weltkonjunktur haben den Ölpreis unter Druck gesetzt, so dass auch die Kurse der Energiewerte absackten; ich habe die Chancen genutzt, um meinen Bestand bei Texas Pacific Land wieder ordentlich aufzustocken. Das hat sich ausgezahlt. Und dann gab es noch einen Extraschub, weil die Aktie in den S&P 400 Midcap-Index aufgenommen wird.
:: Performance Texas Pacific Land: Q2/24: +28,25 % | 2023: -33,25 %

Rheinmetall

Neu an Bord habe ich DAX-Aufsteiger Rheinmetall. Landesverteidigung wird künftig eine wieder viel gewichtigere Rolle spielen, die europäischen NATO-Staaten wollen kräftig aufrüsten und dabei die heimische Rüstungsindustrie stärken. Daher dürften mehr Aufträge als früher an die europäischen Waffenschmieden vergeben werden und Rheinmetall scheint hier mit am besten positioniert zu sein, um in den nächsten Jahren von der sich ändernden NATO-Doktrin und neuen alten Feindbildern und Kriegsszenarien zu profitieren. In den letzten Wochen hat man in drei unterschiedlichen Bereichen die jeweils größten Aufträge der Unternehmensgeschichte eingefahren und die werden sich über die nächsten Jahre verteilt in der Gewinn- und Verlustrechnung positiv bemerkbar machen...
:: Performance Rheinmetall: Q2/24: -10,25 % | 2023: +89,25 %

Cluster Künstliche Intelligenz (10,0 %)

KI wird unsere Gesellschaft komplett umkrempeln, jeden Lebensbereich. Und natürlich auch die Unternehmens- und Arbeitswelt. Solche Umbrüche gab es schon früher, die Eisenbahn, Elektrizität, Telefon, Computer, Internet. Neu ist allerdings, dass diese Umwälzung 'in Echtzeit' stattfindet und von sich selbst mitgestaltet wird: KI treibt die KI-Transformation mit an. Es wird immer mehr Menschen immer schwerer fallen, da mitzuhalten. Und hier schließe ich mich ausdrücklich mit ein!

NVIDIA ist hier das Maß der Dinge, auch bei der Kursentwicklung. Inzwischen liegt die Börsenkapitalisierung bei rund 3 Billionen Dollar und man ringt mit Microsoft und Apple um den Spitzenplatz der wertvollsten Unternehmen.
Ich habe wegen des Kapitalbedarfs (Aufstockung Texas Pacific Land, Neuengagement Rheinmetall) bei NVIDIA ein Viertel meiner Position verkauft und bei Microsoft sogar ein Drittel. Ob dies ein kluger Schachzug war, wird sich noch herausstellen müssen. Bisher zumindest war es immer falsch, eine dieser beiden Superaktien zu verkaufen. Und bei Microsoft führte mein Teilverkauf nun sogar dazu, dass der Wert aus der Top 10 gefallen ist - wenn auch knapp.

:: Performance Microsoft: Q2/24: +6,75 % | Q1/24: +15,0 % | 2023: +52,0 %
:: Performance NVIDIA: Q2/24: +38,75 % |Q1/24: +87,0 % | 2023: +239,0 %

Cluster FinTech (11,75 %)

LendingClub ist bisher einer meiner teuersten Fehlgriffe - weil ich von dem Unternehmen sehr überzeugt und dort dem entsprechend zu früh und zu stark eingestiegen bin. Das Kerngeschäft, die Kreditplattform, schwächelt, weil es zwar viel Nachfrage von Kreditkunden gibt, aber die Banken als Abnehmer der Kredite zurückhaltend sind und eher ihr Kreditvolumen runterfahren. LendingClub hat gegengesteuert und sich neue Geschäftsfelder erschlossen. Das zahlt sich aus - nur noch nicht im Aktienkurs.

Insgesamt haben meine FinTech-Spekulationen auch im 2. Quartal - erneut - nicht überzeugt. Nur die brasilianische Nu Holdings legte ordentlich zu, alle anderen verzeichneten Kursverluste; wobei sich LendingClub noch am besten hielt. Doch ich bin weiterhin davon überzeugt, dass hier große Potenziale schlummern. In die Top 10 schafft es abgesehen von LendingClub aber momentan keiner der Werte; ein Aufstocken überlege ich mir, wenn sich abzeichnet, dass mein Investmentcase endlich Luft unterm Teppich kriegt...
:: Performance Kinsale Capital: Q2/24: -17,0 % | 2023: +23,0 %
:: Performance LendingClub: Q2/24: -1,0 % | Q1/24: +1,0 % 2023: +0,5 %
:: Performance Opendoor: Q2/24: -33,75 % | Q1/24: -33,5 % | 2023: +305,0 %
:: Performance PayPal: Q2/24: -9,75 % | Q1/24: + 9,0 %
:: Performance SoFi: Q2/24: -7,5 % | Q1/24: -27,0 %

Mutares

Bei Mutares läuft es operativ hervorragend. Die Aktie stieß auf ein neues Allzeithoch vor, doch nach der üppigen Dividendenausschüttung kam es zu Gewinnmitnahmen, so dass das Quartal mit einem deutlichen Kursminus abschloss. Auf diesem Niveau mit den starken Wachstumsaussichten vor der Brust und der baldigen Rückkehr von Star-Quarterback Laumann drängte sich eine Wiederaufstockung meiner Position geradezu auf.
:: Performance Mutares: Q2/24: -14,0 % | Q1/24 +4,0 % | 2023: 95,5 %

Danaher

Das MedTech-Unternehmen habe ich direkt nach dem Veralto-Spin-off im Herbst 2023 in mein Depot zurückgekauft. So richtig aus dem Quark gekommen ist die Aktie bisher nicht, aber ich bin davon überzeugt, dass die von mir erwarteten positiven Entwicklungsschübe in den nächsten Quartalen folgen werden. Daher habe ich meine Position moderat aufgestockt.

:: Performance Danaher: Q2/24: +2,0 % | Q1/24: +10,0 % | 2023: -4,25 %

▶ Meine Cash-Quote

Ich habe vor einiger Zeit (endlich) erkannt, dass eine hohe Cash-Quote langfristig mehr Rendite kostet, als wenn man annähernd voll investiert ist - auch wenn man dann bei Kursabstürzen voll aufs Brett kriegt. Man muss dann eben 'nur' die Ruhe bewahren. Meine Cash-Quote lag Ende des Quartals bei für mich üblichen 1 %.

Genau genommen ist sie sogar negativ, da ich einen Wertpapierkredit in Anspruch nehme; bei voller Inanspruchnahme macht er inzwischen 'nur noch' rund 15 % meines Investmentkapitals aus (Mitte 2022 zum Start waren es exakt 20 %). In 2022 war wegen des Börseneinbruchs die kreditgenerierte Hebelwirkung kostspielig, in 2023 hat sie sich sehr positiv ausgezahlt und auch 2024 rechnet sich das Ganze noch (obwohl anstelle der ursprünglichen 3 % inzwischen knapp 7,5 % Zinsen anfallen). Ich werde den Kreditrahmen nicht erhöhen; sollte das Depot weiter zulegen, verringert sich damit der Kreditanteil an meinem verfügbaren Kapital entsprechend. Und selbstverständlich weiß ich, was Warren Buffett davon hält:
»Geliehenes Geld hat keinen Platz im Investoren-Werkzeugkasten. An den Märkten kann jederzeit alles passieren. (...) Kredit ist wie Sauerstoff. Ist er vorhanden, bleibt seine Anwesenheit unbemerkt. Fehlt er, ist das alles, was bemerkt wird. (...) Wenn Du schlau bist, musst Du keinen Kredithebel für deine Investments nutzen und wenn Du dumm bist, solltest Du keinen nutzen.«
Stimmt schon. Der Wertpapierkredit bleibt 'under review' - und ich frage mich immer mal wieder, ob ich 'nicht schlau' bin oder 'dumm' und ob ich das rausfinden kann, ohne dabei Pleite zu gehen. Mein Wertpapierkredit und ich haben ja keine ganz unkomplizierte Vorgeschichte...

▶ Mein 'operativer Net Worth'

"Das Endergebnis aller Investitionen ist die Rendite" schrieb Value Investor Chuck Akre uns Anlegern ins Stammbuch. Bis Ende des 2. Quartals 2024 ist mein 'operativer Net Worth' um +12,5 % gestiegen (YTD) und hat damit in den letzten drei Monaten um weitere 2,25 % zugelegt. Damit bin ich mehr als zufrieden.

Meine angepeilte durchschnittliche Jahresperformance liegt bei 15 % und die hatte ich 2022 deutlich verfehlt. 2023 habe ich voll zurück in die Erfolgsspur gefunden mit einem Zuwachs von 55,75 %. In den letzten 9 Jahren habe ich 7 Jahre mit Renditen zwischen 22 % und 56 % abgeschlossen, während ich mir 2018 ein sattes Minus von -10 % einhandelte und 2022 sogar -16,75 %. Trotz der Rücksetzer zeigt die grundsätzliche Entwicklung weiter in die gewünschte Richtung. Seit ich 2014 mein Vermögen in meine GmbH überführt habe, hat es um durchschnittlich 19 % pro Jahr zugelegt. Sehr erfreulich und beinahe in Buffett'schen Sphären... ツ

Anmerkung: Mein 'operativer Net Worth' ist der variable Teil meines Vermögens (Cash, Fonds/ETFs, Wertpapiere), den ich durch Investieren oder Arbeitsleistung aktiv beeinflussen kann. Die ausgewiesene Rendite stellt also nicht alleine die Entwicklung meiner Investmenttätigkeit dar, aber sie liegt nahe dran, da mein Investmentdepot rund 95 % meines Gesamtvermögens ausmacht. Des Weiteren erzeugt die Inanspruchnahme eines Wertpapierkredits einen (positiven oder negativen) Hebeleffekt.


Mein Lieblingshobby Börse macht mir immer noch viel Spaß und ich schreibe auch immer noch gerne darüber. Auch wenn ich inzwischen doch viel Arbeit in bezahlte Börsenartikel stecke und mir dabei meine Themen nicht immer so frei aussuchen kann, wie das früher der Fall war, als ich ausschließlich dieses Blog bespielt habe. Aber ich will mich nicht beschweren, sondern bin sogar dankbar, dass ich als 'ungelernter' Schreiberling eine so tolle Beschäftigung gefunden habe, die mir viel Freude bereitet - fast so viel wie das Investieren selbst. Fast...

So, geschafft. Und nun bin ich gespannt auf eure Anmerkungen und eure Kritik zu meinem Quartalsbericht.

Möge die Rendite mit euch sein! ツ

Disclaimer: Die meisten Werte befinden sich auf meiner Beobachtungsliste und/oder im Depot/Wiki.

5 Kommentare:

  1. Ein großes Dankeschön 🙏🏼

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  2. Hallo Michael, ich habe meine Costco-Anteile verkauft. EIn KGV von ca. 50 und das angepeilte Wachstum passen einfach nicht mehr zusammen. Auch wunderbare Unternehmen können einfach mal zu teuer werden. Allerdings würde ich bei einer günstigeren Bewertung auch wieder einen Einstieg erwägen.

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    1. Die Bewertung bei Costco ist schon sportlich - würden die Mitgliedsbeiträge (endlich) angehoben, würde sich das ein Stück weit wieder relativieren. Ansonsten setze ich auf weiteres profitables Wachstum und die "geteilte Skaleneffizienz", wie Nick Sleep es darstellte.

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  3. Hallo Michael, wie ist denn deine Meinung aktuell zur deutschen Rohstoff?

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    1. Zur Deutschen Rohstoff AG habe ich keine neue Einschätzung. Mein letzter Artikel ist aus dem April (Deutsche Rohstoff AG: Erfolge in Serie mit Öl und Gas) und was ich bei Texas Pacific Land zur allgemeinen Lage bzgl. Öl und Gas geschrieben habe, gilt auch für die DRAG. Die ist weiterhin sehr günstig bewertet und beide beide bleiben als Investment aussichtsreich.

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