Mittwoch, 12. Juni 2024

Mutares: Diesen Krisengewinner muss(te) man einfach haben...

Die Mutares SE & Co. ist ein Sanierungsspezialist und kauft angeschlagene Unternehmen oder ungeliebte Konzerntöchter günstig ein, um diese neu zu positionieren und auf Effizienz zu trimmen. Mutares nimmt europäische Unternehmen mit einem Umsatz von 50 bis 500 Mio. Euro ins Visier, die bereits ein etabliertes Geschäftsmodell und hohes Entwicklungspotenzial aufweisen. Man übernimmt diese Unternehmen für kleines Geld und bekommt nicht selten sogar noch eine Sanierungsmitgift oben drauf, die sogenannte 'Bargain Purchase'. Anschließend werden die neuen Töchter umstrukturiert und durch zielgerichtete Add-On-Zukäufe zu Branchenführern aufgebaut, um ihren Wert erheblich zu steigern. In dieser 'Erntephase' werden die neu positionierten Töchter dann ins Schaufenster gestellt und möglichst gewinnbringend verkauft. Zwischen An- und Verkauf liegen in der Regel etwa fünf Jahre und Mutares hat in der Vergangenheit in dieser Zeit sein eingesetztes Kapital im Schnitt mehr als versiebenfacht. Das klingt fast zu gut. Fast...

Das Mutares-Business

Mutares und seine Töchter bilden den Mutares Konzern. Die börsennotierte Mutares SE & Co. selbst ist die Muttergesellschaft und erbringt als Holding Beratungsdienstleistungen für ihre Tochterunternehmen. Neben den Honoraren erhält Mutares Gewinnausschüttungen von ihren Töchtern, jedenfalls von denen, die bereits bzw. wieder profitabel sind. Dritter Einnahmezweig ist die Transaktionstätigkeit. Einerseits nimmt man 'Bargain Purchases' ein, wenn der Verkäufer eines Unternehmens Mutares einen Sanierungszuschlag mit auf den Weg gibt, und am Ende des gemeinsamen Weges fließen Mutares bei Verkauf einer Tochter Verkaufserlöse zu. 2023 gelang so der größte Exit der Unternehmensgeschichte, als beim Verkauf von Special Melted Products ein Nettozufluss von 150 Mio. Euro erzielt wurde.

Rekordjahr 2023, starker Jahresauftakt

Die Umsatzerlöse der Mutares-Holding resultieren aus Beratungsleistungen an verbundene Unternehmen und Management Fees; sie stiegen 2023 als Folge des Aufbaus des operativen Beratungsgeschäftes um 46 % auf 103,6 Mio. an. während der Jahresüberschuss um 41 % zulegte.

Der Umsatz des Mutares-Konzerns stieg um 25 % auf 4,689 Mrd. Euro, das Konzern-EBITDA (das operative Ergebnis) begünstigt von Effekten aus den Transaktionen um mehr als das Vierfache auf 756,9 Mio. Das adjusted EBITDA drehte von -32,7 auf 3,5 Mio. Euro ins Plus und spiegelt die Restrukturierungs- und Entwicklungsfortschritte im Portfolio wider.

Und auch für das 1. Quartal 2024 hat man starke Zahlen vorgelegt. Die Umsatzerlöse aus Beratungsdienstleistungen und Management Fees der Mutares-Holding wuchsen um 8 % auf 29,3 Mio. Euro, das Nettoergebnis erreichte 51,3 Mio. Euro nach 8,2 Mio. im Vorjahr, insbesondere begünstigt durch den Exit von Frigoscandia. Die Umsatzerlöse im Konzern stiegen um 21 % auf 1,346 Mrd. (Vorjahr: EUR 1,108 Mrd.), während sich das bereinigte EBITDA von 5,1 auf 14,0 Mio. Euro verbesserte.

Das Holding Ergebnis mit über 50 Mio. Euro lässt das Jahresziel von 120 Mio. Überschuss erreichbar erscheinen; dazu benötigt es lediglich einen weiteren Verkauf aus der 'Harvesting-Phase', in der Mutares inzwischen sechs Unternehmen führt. Neben der neu hinzugestoßenen Steyr Motors sind auch Terranor, Donges, LA Rochette und Keeeper Exit-Kandidaten.

Das Automotive-Segment führt inzwischen drei Unternehmen in der 'Optimisation Phase', die zusammen ein bereinigtes EBITDA von 25 Mio. Euro erzielt haben. Perspektivisch könnten hier Richtung Ende 2025 erste Exits anstehen, insbesondere Hilo Group und Amaneos. Herausfordernd bleibt hingegen die Situation bei Lapayre; die Franzosen sind von der Baukonjunktur abhängig und dürften erst mit sinkenden Zinsen und anziehender Baukonjunktur in die schwarzen Zahlen kommen.

 

Dividende satt!

Mutares hatte seine Dividendenpolitik geändert und will nun eine 'Mindestdividende' von 2,00 Euro je Aktie auskehren. Für das Geschäftsjahr 2023 waren es sogar 2,25 Euro und damit 29 % mehr als die 1,75 Euro für das Vorjahr. Die Ausschüttung erfolgte vor wenigen Tagen und die Dividendenrendite lag bei rund 5,5 %. Allerdings hat der Aktienkurs in den Monaten zuvor stark zugelegt; bezogen auf den Aktienkurs von vor einem Jahr hätte die Dividendenrendite ein annähernd zweistelliges Niveau erreicht.

Ist Deal-Time!

Mit der Übernahme der FSL Ladenbau GmbH tätigt Mutares die fünfte Akquisition in diesem Jahr. Die Add-on-Akquisition soll das Portfoliounternehmen Ganter Group stärken, einen Generalunternehmer und Experte für hochwertigen Innenausbau, und Synergien im Bereich der Kunden und der Supply Chain erzielen. FSL ist ein führender Ladenbauanbieter mit starker Präsenz in Norddeutschland, der 2024 mit einem Umsatz von rund 15 Mio. Euro plant und ein deutliches Wachstum von Umsatz und operativer Leistung als Teil der Ganter Group erwartet. Der Umsatz der Ganter Group soll durch die Akquisition im Jahr 2024 auf rund 67 Mio. Euro ansteigen.

Zudem kauft Mutares die fischer automotive systems GmbH & Co. KG, einen Automobilzulieferer für kinematische Komponenten und hochwertige Systemlösungen für den Fahrzeuginnenraum und das Exterieur. Die neue Plattform-Investition stärkt das Segments Automotive & Mobility und brachte es 2023 auf Umsatzerlöse von 166 Mio. Euro.

Die Übernahme von Eltel Networks Energetyka S.A. und Eltel Networks Engineering S.A. wurde inzwischen erfolgreich abgeschlossen. Mit den führenden Anbietern von Ingenieur- und Baudienstleistungen für elektrische Energie in Polen als neue Plattform-Investition wird das Segment Goods & Services gestärkt. Die beiden Unternehmen gehören zu den führenden Anbietern von Dienstleistungen im Bereich der elektrischen Energietechnik, einschließlich Hochspannungsdienstleistungen inklusive Planung, Bau, Inbetriebnahme und Wartung in Polen. Sie sind vor allem in mittleren und großen schlüsselfertigen Projekten für Übertragungs- und Verteilungsnetze für Freileitungen und Umspannwerke für Kunden tätig, die zu den wichtigsten Akteuren im Energiesektor gehören. Mit rund 410 Mitarbeitenden und drei Hauptniederlassungen in Krakau, Rzeszów und Olsztyn wurde im Jahr 2023 ein Umsatz von rund 36 Mio. Euro erwirtschaftet.

Mutares will das Wachstum allerdings noch beschleunigen und setzt dafür auf die beiden neuen Büros in China und Indien. Und China hat bereits die erste Kaufvereinbarung zu vermelden: Die Cikautxo Rubber & Plastic Components Co., Ltd. soll als Add-on-Investment die zur Amaneos gehörende SFC Group stärken. Der Neuerwerb ist ein Spezialist für die Entwicklung und Herstellung von Gummi- und Kunststoffteilen für die Automobil- und Haushaltsgeräteindustrie.

Quelle: wallstreet-online.de
Auch auf der Exit-Seite gibt es die Erfolgsmeldungen Nummer drei und vier in 2024: So hat Mutares die iinovis Group verkauft, einen Dienstleister für Automotive und Industrial Engineering. Das Unternehmen erwirtschaftete im Jahr 2023 einen Umsatz von rund 33 Mio. Euro und beschäftigt über 350 Mitarbeitende an vier Standorten in Deutschland, einem Prüfstandort in Spanien und einem Entwicklungszentrum in Indien. Nach der Übernahme von Valmet Automotive im Jahr 2020 hat Mutares iinovis erfolgreich aus einer Konzernstruktur herausgelöst und als eigenständige Einheit und Marke im Automobilsektor positioniert.

Des Weiteren wurde das Portfoliounternehmen Balcke-Dürr Nuklear Service GmbH erfolgreich an Cyclife Germany GmbH, ein Unternehmen der französischen EDF Group, verkauft. Die Balcke-Dürr Nuklear Service ist ein führender Dienstleister für die Stilllegung und den Rückbau nuklearer Anlagen in Deutschland. Das Unternehmen bietet ein breites Spektrum an nuklearen Stilllegungsdienstleistungen sowie Ingenieurdienstleistungen an. Seit der Gründung im Jahr 2018 ist es der Balcke-Dürr Nuklear Service gelungen, ihr Geschäft schnell und sehr erfolgreich zu entwickeln. Die Balcke-Dürr Nuklear Service war Teil der NEM Energy Group und der Exit steht im Einklang mit der Strategie der NEM Energy Group, sich auf den Bereich der Wärmeübertragungstechnik zu konzentrieren.

Allzu große Ergebnisbeiträge sollte man aus den Verkäufen dieser Randaktivität allerdings nicht erwarten. Sie zeigen aber, dass Mutares bei seinen Sanierungs- und Neupositionierungsbemühungen auch seiner großen Portfoliounternehmen vorankommt und diese fit für die Zukunft macht - und den gewinntreibenden Verkauf.

Ergänzung vom 21.06.2024: Laumann strikes back!
Heute gab Mutares die Erweiterung seines Vorstands bekannt: Zum 1. Juli wird Johannes Laumann als Chief Investment Officer (CIO) in den Vorstand zurückkehren, nachdem er im Herbst 2023 um eine persönliche Auszeit gebeten hatte. Zudem wird der seit 14 Jahren für Mutares tätige Dr. Lennart Schley als Chief Operating Officer (COO) für die operative Leitung der Tochterunternehmen neu in den Vorstand berufen. Mutares sieht sein Top-Management damit für die geplante Expansion optimal aufgestellt.

Meine Einschätzung

Die Transaktionspipeline ist weiter prall gefüllt. 2023 gelangen 16 Übernahmen und sieben Verkäufe; in 2024 stehen bisher sieben Zukäufe und vier Verkäufe zu Buche. Dank des ausgewogenen Reifegrads und Umfangs des Portfolios richtet sich der Fokus zunehmend auf Aktivitäten auf der Exit-Seite. Das bietet starke Perspektiven, auch für den Kurs und die Dividenden (im nächsten Jahr)!

Nach der jüngsten Ausschüttung folgt die Aktie in den letzten Tagen dem bekannten Muster und fällt, nachdem Dividendenjäger sich hier erstmal wieder verabschieden. Für langfristig orientierte Anleger bieten sich auf dem ermäßigten Niveau neue Kaufchancen. Denn das Business von Mutares brummt und das ist der stärkste Treiber für den Aktienkurs.

Disclaimer: Habe Mutares auf meiner Beobachtungsliste und/oder im Depot/Wiki.

8 Kommentare:

  1. Dieses Geschäftsmodell ist doch eigentlich völlig intransparent. Jedes Jahr etliche Käufe/Übernahmen und Exits. Mir leuchtet nicht ein wie man da transparent wirklich Erfolge vermelden kann. Zumindest ist doch da Mauschelei Tür und Tor geöffnet. Jedenfalls verstehe ich nicht wieso allein die Tatsache, dass im Fazit zur Aktie meist auf die vielen Übernahmen und Exits Bezug genommen wird, so als ob das den Erfolg kennzeichnen würde. Ein paar gute Jahre, die gute Dividende brachten, garantieren doch nicht weiteren Erfolg. Eher im Gegenteil, man könnte hier als Vorstand ganz einfach erfolgreiche Beteiligungen monetarisieren und schlechtere Beteiligungen erstmal verstecken, bis irgendwann der große Knall kommt.

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    1. Wie sollte Mutares Beteiligungen verstecken können? Neben den Zahlen der Holding werden die des Konzerns veröffentlicht; da finden sich summiert die Umsätze und Ergebnisse aller Beteiligungen/Töchter. Man muss sich halt beides anschauen, dann bekommt man schon einen ziemlich guten Überblick.

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    2. Erstens sind meines Wissens nicht die Zahlen jedes Unternehmens im Konzern einzeln aufgelistet. Zweitens geht es mir um das unterbringe zukaufen und verkaufen. Dadurch rolliert sozusagen der Gewinn auch durch Exits, so dass schwer zu sagen ist wann welcher Gewinn aus welchen Gründen anfällt.

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  2. Sag mal Michael, hast Du eine Ahnung, was bei Mutares los ist, wer da so massiv verkauft? Ich bin ja weiterhin optimistisch und halte die Position, aber über 20% Verlust in kurzer Zeit!? Das letzte Mal gab es so einen heftigen Abverkauf 2021 und danach ging es dann 1 Jahr lang abwärts.

    Gruß
    Konrad

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    1. Moin Konrad,
      das einzige, was an 2021 erinnert, ist der Kurseinbruch bei Mutares. Damals kam gerade eine stark anziehende Inflation auf uns zu mit anstehenden massiven Zinssenkungen und drohender Rezession. Zuvor waren die Börsen nach dem Coronaeinbruch anderthalb Jahre lang in die Höhe geschossen.

      Mutares hat kürzlich die üppige Dividenden gezahlt, das hatte im Vorfeld Dividendenjäger angezogen. Nun gibt es Gewinnmitnahmen. Einerseits stehen keine großen Deals vor der Tür (soweit absehbar) und dann gibt es halt die EU-Strafzölle gegen die chinesischen EV-Hersteller. Das weckt Angst im Automotivesektor und Mutares hat hier ja ein höheres Exposure mit seinen Zulieferern.

      Aber... für Mutares bieten sich hieraus auch Chancen, weil man (noch) günstiger an Zukäufe herankommt. Zudem hat man den Großteil des prognostizierten Jahresergebnisses schon eingetütet und mehrere Unternehmen im Status "Harvesting" - Exits sind also jederzeit möglich.

      Zuletzt muss man sich auch noch auf den Schirm holen, dass Mutares inkl. der Dividende immer noch mehr als 50 % höher notiert als vor sechs Monaten. Es ist also eine ganz normale Konsolidierung, die nötig ist und Anlegern die Chance bietet, sich günstig(er) einzukaufen. Die Börse verläuft nicht linear, sondern in Wellen; vor zwei Jahren stand der Mutares-Kurs übrigens bei 15 Euro. Grund zu Panik sehe ich nicht. Wobei ich natürlich nicht sagen kann, ob der Kurs nicht noch weiter abgibt, bevor er wieder steigt. Und wann dies stattfindet...

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  3. Gut, Danke das beruhigt. Dachte ich hätte irgendwelche wichtigen negativen Nachrichten verpasst bzw nicht gefunden.

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  4. Michael S.21.06.24, 09:45

    Nachdem Mutares heute angekündigt hat, dass Laumann in den Vorstand zurückkehrt, kehrt auch das Vertrauen in die Aktie wieder zurück. Laumann hatte das Unternehmen kurzzeitig für ein Sabbatical verlassen.

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  5. Laumann strikes back!
    Heute gab Mutares die Erweiterung seines Vorstands bekannt: Zum 1. Juli wird Johannes Laumann als Chief Investment Officer (CIO) in den Vorstand zurückkehren, nachdem er im Herbst 2023 um eine persönliche Auszeit gebeten hatte. Zudem wird der seit 14 Jahren für Mutares tätige Dr. Lennart Schley als Chief Operating Officer (COO) für die operative Leitung der Tochterunternehmen neu in den Vorstand berufen. Mutares sieht sein Top-Management damit für die geplante Expansion optimal aufgestellt.

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