▶ ÜBERSICHT | THEMENSCHWERPUNKTE

Sonntag, 23. Juni 2024

Kissigs Kloogschieterei: Und ewig lockt der Index...

NVIDIA hat seine Aktien 1:10 gesplittet und die Aktie stieg einfach weiter an. Erst lag sie auf Augenhöhe mit den beiden wertvollsten Unternehmen der Welt, die beide um die 3,3 Billionen Dollar schwer sind: Microsoft und Apple. Doch am 18. Juni war es dann soweit und NVIDIA schob sich an die Spitze. Die Aktie hat sich damit in nur zehn Jahren verhundertfacht!

Um NVIDIA entspinnt sich aktuell eine weitere Diskussion, denn nach dem Aktiensplit ist die Aktie mit nun rund 130 Dollar 'leicht' genug, um im Dow Jones Index Berücksichtigung zu finden. Eine solche Indexaufnahme wäre nicht nur ein Qualitätsmerkmal und eine Auszeichnung, sondern würde die Nachfrage nach der Aktie nochmals zusätzlich erhöhen. Dies gilt auch für andere stark beachtete Börsenindizes. KKR wird demnächst in den S&P 500 aufgenommen und damit Blackstone folgen, die dies bereits im Herbst 2023 erlebten. Und Texas Pacific Land Corp. wird in den S&P 400 MidCap Index aufgenommen. Beide Aktien machten einen kräftigen Kurssprung.

Dabei ändert die neue Indexzugehörigkeit natürlich nichts an der fundamentalen Geschäftstätigkeit, sondern nur an dem Run auf ihre Aktien. Gegenüber NVIDIA können weder KKR noch TPL mithalten, weder operativ noch kursseitig. Aber beide gehören doch zu der gar nicht so großen Zahl von Unternehmen, die den S&P 500 über viele Jahre deutlich outperformt haben. Und aus heutiger Sicht wird sich daran auch erstmal nichts ändern. Gewinner-Aktien zu entdecken ist das eine, sie zu kaufen, das andere. Und dann muss man genügend Charakterstärke besitzen, um sie auch zu behalten, wenn die Kurse ins Laufen kommen.
"Um einen Multibagger im Portfolio zu bekommen, muss man einen Multibagger im Portfolio halten. Halten kann qualvoll sein. Besonders Gewinner. (...) Man muss an einer Aktie festhalten, die billig, teuer, gehasst und geliebt sein wird."
Tenbagger sind Aktien, deren Kurs sich nach einer Verdopplung verfünffacht hat. Damit man von so einem Tenbagger auch richtig was hat, muss man dem Drang wiederstehen, nach der Kursverdopplung Gewinne mitzunehmen. Leichter gesagt als getan. Aber entscheidend…

Alles Gute für euer Geld!
Michael C. Kissig

Disclaimer: Habe Apple, Blackstone, KKR, Microsoft, NVIDIA, Texas Pacific Land auf meiner Beobachtungsliste und/oder im Depot/Wiki.

4 Kommentare:

  1. Hi Michael, so gehts mir mit nVidia und Mutares. Vor Allem Mutares und so Aktien wie Pure Storage sind ordentlich abgegangen, aber haben mMn. eine gute Zukunft , sowohl vom Bewertungsniveau her, als auch bezüglich der Firma und des wirtschaftlichen Umfeld selbst.

    Ich finde es eher schwierig die Schaufelverkäufer von morgen zu finden, als die Powerhouses von heute zu halten.

    gehts dir ähnlich? Du hattest ja geschrieben, dass du bei mutares aufgestockt hast bei dem Rücksetzer. ich denke, z.B eine solche Firma wird potentiell ein tenbagger werden können. Aber alles nur meine meinung und keine Empfehlung für Unsichere ^^.
    Danke für den kurzen Artikel und eine gute Zeit.

    Liebe Grüße, Dagobert

    AntwortenLöschen
    Antworten
    1. Moin Dagobert,
      der Begriff "Schaufelverkäufer" wird ja inzwischen inflationär verwendet und quasi jedem Unternehmen umgehängt, das irgendwie zum Erfolg eines Megasellers beiträgt. Da könnte man auch die Deutsche Telekom immer im gleichen Atemzug nennen, wenn irgendein Unternehmen das Internet nutzt, um Erfolg zu haben. In meinem Jurastudium lernte ich früh das Konzept der Kausalität kennen und dabei spielt Relevanz eine wichtige Rolle. Nicht alles, was irgendwie zur Entwicklung beigetragen hat, ist auch relevant für das jeweilige Ereignis. Eine Mutter hat zwar den Mörder auf die Welt gebracht, aber ihr alleine deshalb eine Mitschuld an einem 30 Jahre später von ihrem Sohn verübten Mord zu geben, ist ganz offensichtlich abwegig. Und so ist es auch bei den "Schaufelverkäufern". Es kommt entscheidend auf ihre Relevant für das Erfolgsunternehmen an und dann auch die "üblichen" Qualitätsmerkmale: Preissetzungsmacht, Burggraben, Bewertung. Ist das Unternehmen als Zulieferer leicht austauschbar? Kann es hohe preise verlangen und das dauerhaft? Hat es Patente oder einen anderen schwer überwindbaren Burggraben, der das Erfolgsunternehmen von ihm abhängig macht?

      Auch bei einem "Schaufelverkäufer" muss man dieselben Gedankengänge verfolgen, die gleichen Aspekte prüfen. Nur so findet man die wahren Gewinner. Und selten ist der erste, sich geradezu aufdrängende, Gedanke der richtige oder beste. Da muss man schon mehr leisten. Und daher gebe ich dir völlig Recht, dass es nicht leicht(er) ist, einen neuen Schaufelverkäufer zu finden, als einen, den man schon identifiziert und gekauft hat, im Depot zu behalten. Wir alle irren uns, ständig. Es sollte also sinnvoller sein, bei etwas Bewährten zu bleiben, als sich ständig auf neues einzulassen. Irrtümer kosten Geld. Und wenn es nur die "Opportunitätskosten" sind, weil man eine Gewinneraktie zugunsten einer sich dann als Loser herausstellenden Aktie getauscht hat und deshalb Gewinne nicht verbucht, die man eigentlich eingefahren hätte.

      Ob Mutares eine solche Firma ist? Als "Schaufelverkäufer" würde ich die jedenfalls nicht einstufen. Aber als wachstumsstarkes Unternehmen in einem wachsenden Markt. Und damit als ziemlich aussichtsreich, denn das Business ist durchaus skalierbar (indem die Zielunternehmen größer und weitere Märkte erschlossen werden).

      Löschen
  2. Hallo Michael,

    "Und ewig lockt der Index" gilt nicht nur für Unternehmen, die Marktkapitalisierung und Handelsliquidität auf diese Weise zu erhöhen versuchen. Sondern auch für mich als Anleger, wenn ich meine Auswahl an Einzeltiteln gegenüber einem schnöden MSCI World ETF ins Hintertreffen geraten sehe.

    Ich hoffe weiterhin auf eine Outperformance, aber das ist gegenüber dem aktuell vor allem von nVidia getriebenen Index natürlich schwierig. Andererseits: Ein weiterer, atemberaubender Anstieg von Big Tech ist ja kein Naturgesetz - vielleicht (hoffentlich) lohnt sich Stock Picking irgendwann tatsächlich auch wieder.
    Schöne Grüße und vielen Dank für die wertvollen Einordnungen zum Marktgeschehen
    Martin

    AntwortenLöschen
    Antworten
    1. Natürlich möchte man den Index schlagen, wenn man Stock-Picking betreibt. Und dabei möchte man am liebsten jede Sekunde vorne liegen. Aber die Realität sieht anders aus. Der S&P 500 liegt seit dem Jahresstart rund 14,5 % im Plus, mein Depot mit 13,5 % knapp dahinter. Das stört mich aber nicht wirklich, denn meine langfristige Zielrendite sind 15 % pro Jahr. 2024 macht da nach knapp 6 Monaten eine ziemlich gute Figur, in den letzten 10 Jahren habe ich durchschnittlich 19 % p.a. an Rendite erzielt. Trotz bzw. inklusive der beiden sehr schlechten Jahre 2018 und 2022 mit -10% und -15%. Und dabei habe ich noch nicht einmal viele der Top-Stars besonders hoch gewichtet; Microsoft und NVIDA haben zwar fette Rendite eingefahren, aber eher mit überschaubarem Depotanteil. Die Renditebringer waren über die Jahre eher Costco, KKR, Apollo Global Management Mutares und teilweise Texas Pacific Land. Und bis auf die letzten 2 Jahre auch Blackstone, zuletzt hinken die ja etwas hinterher wegen des hohen Immobilienengagements.

      Es müssen also nicht unbedingt die gehypten Superaktien sein, aber wenn man eine oder zwei von ihnen erwischt, dann ziehen sie die Depotrendite insgesamt nach oben und machen auch den einen oder anderen Flop vergessen. ;-)

      Löschen