Freitag, 14. Juni 2024

Kissigs Aktien Report: Costco läuft wie ein Uhrwerk - und nun auch zunehmend digital

Im Rahmen meiner Kooperation mit dem 'Aktien Report' von Armin Brack nehme ich mir in unregelmäßigen Abständen interessante Unternehmen und Themen vor. Die Ausgaben des 'Aktien Reports' und/oder 'Geld Anlage Reports' erreichen ihre Leser samstags kostenlos und 'druckfrisch' per Email und man kann sich ▶ hier beim 'Geld Anlage Report' anmelden. Bonbon für die Leser meines Blogs: einige Tage später darf ich die Artikel dann auch hier veröffentlichen.

Aktien Report Nr. 168 vom 31.05.2024

Costco läuft wie ein Uhrwerk - und nun auch zunehmend digital

Kürzlich erst habe ich Costco als "die eine Aktie, die immer steigt" bezeichnet und der Blick auf den Langfristchart liefert den Beweis. Dabei gibt es natürlich auch Seitwärtsphasen, in denen der Kurs für Monate oder Jahre nicht von der Stelle kommt, sowie ab und zu kräftige Kursrücksetzer. Das waren bisher immer Einstiegsgelegenheiten, denn der Kurs hat sich bisher immer wieder erholt und bald darauf neue Höchststände markiert. Nicht aus Zufall, sondern weil der operativen Entwicklung des Unternehmens folgt. Wer die Aktie lange genug im Depot hat, wird mit ihr reich.
So wie der legendäre Investor Nick Sleep, der schon vor über 20 Jahren das Erfolgsgeheimnis von Costco durchdrungen und das enorme Potenzial erkannt hat.
"In unserem Büro haben wir eine weiße Tafel, auf der wir die - sehr wenigen - Investitionsmodelle aufgelistet haben, die funktionieren und die wir verstehen können. Costco ist das beste Beispiel, das wir für eines dieser Modelle finden können: geteilte Skaleneffizienz. Die meisten Unternehmen streben nach Skaleneffizienzen, aber nur wenige teilen sie [mit ihren Kunden]. (...) Costco hat geringere Margen, aber nur, weil sie heutige Profite in die Zukunft verschieben, um das Geschäft auszubauen. Die Wall Street liebt heutige Gewinne, aber das ist deren besessener Fokus auf kurzfristige Gewinne."
(Nick Sleep, 2004)
Oder Charlie Munger, Warren Buffetts kürzlich verstorbener jahrzehntelanger kongenialer Partner bei Berkshire Hathaway. Er hielt nicht nur einen erklecklichen Anteil an Costco, sondern war auch lange in der Unternehmensführung aktiv. Dabei waren und sind die Aktien von Costco immer (zu) hoch bewertet, so dass sich viele Anleger immer wieder aufs Neue abschrecken lassen. Nicht Munger.
"Wenn ein Unternehmen über 40 Jahre 6 % Kapitalrendite verdient und man es 40 Jahre lang hält, wird man nicht viel mehr als 6 % Rendite erzielen - selbst wenn man ursprünglich mit einem großen Preisnachlass gekauft hat. Verdient ein Unternehmen im Gegensatz dazu über 20 oder 30 Jahre 18 % Kapitalrendite, wird man, auch wenn man einen teuer aussehenden Preis bezahlt hat, letztendlich ein gutes Ergebnis erzielen. (…) Die Kunst des Investierens in Aktiengesellschaften ist... einfach, zu einem vernünftigen Preis ein Unternehmen mit hervorragender Wirtschaftlichkeit und einem fähigen, ehrlichen Management zu erwerben. Danach brauchen Sie nur noch kontrollieren, ob diese Eigenschaften bewahrt werden."
(Charlie Munger)
Und Warren Buffett erklärte kürzlich, Costco wäre das Unternehmen gewesen, das ihm Munger am stärksten schmackhaft machen musste, bis auch er überzeugt gewesen sei. Das zweite Unternehmen war der chinesische Elektroautopionier BYD. Berkshire hat dank Mungers Überzeugungstalent nach Buffetts Einstieg an beiden viele Milliarden Dollar verdient. Und dafür gibt es viele und vor allem gute Gründe…

Costco – The Magnificent One

Costco Wholesale ist hinter Walmart und Amazon das drittgrößte Einzelhandelsunternehmen der USA und ist dank eines bestechend einfachen Geschäftsmodells praktisch in jeder Wirtschaftslage erfolgreich. Costco verzichtet auf hohe Gewinnmargen beim Verkauf, sondern bietet lieber sehr günstige Preise. Das klingt erstmal nicht berauschend, aber um bei Costco einkaufen zu können, muss man dort Mitglied werden. Und hieraus entwickelt sich die Erfolgsformel. Weil die Preise so unverschämt günstig sind, rennen die Menschen dem Unternehmen die Türen ein. Zusätzlich setzt Costco auf große Mengen und große Portionen, so dass insbesondere Familien auf ihre Kosten kommen. Und je mehr Waren Costco selbst einkauft, desto größere Mengenrabatte und Preisnachlässe bekommt man, die man dann an seine Mitglieder weitergibt und so die Mitgliedschaft attraktiv hält. Je mehr die Mitglieder einkaufen, desto schneller haben sie ihren Mitgliedsbeitrag wieder reinverdient. Und Costco gewährt Cashback, so dass jeder Kauf mit steigenden Rabatten belohnt wird.

Die hohe Attraktivität zeigt sich an der Erneuerungsrate: 90 % der Costco-Mitglieder erneuern ihre Mitgliedschaft, im mit Abstand größten Costco-Markt USA sind es sogar 93 %. Und Costco gewinnt jedes Jahr weitere Mitglieder hinzu. Dazu muss man nicht mal Werbung machen, die Preise sprechen für sich und die Mitglieder machen genügend Mund-zu-Mund-Propaganda, dass immer mehr Leute auf Costco aufmerksam werden. Dieser Netzwerkeffekt ist einer der bedeutendsten Burggraben-Effekte und diese "geteilte Skaleneffizienz", wie Nick Sleep sie nennt, macht Costco so besonders. Es ist ein nahezu perfektes System, das sich auch in der Corona-Pandemie, in Rezessionen und in Zeiten höherer Inflation als resilient erwiesen hat: Umsatz und Gewinn steigen weiter; zudem ist der durchschnittliche Kundenumsatz in einem Costco-Markt fünfmal höher als bei Walmart oder Target.

Starke Quartalszahlen

Die Nachrichtenlage ist nicht unbedingt toll, die hohen Preise, die noch höheren Zinsen setzen den Verbrauchern zu, so dass ihre Konsumlaune sinkt. Der Einzelhandel, auch in den USA, jammert – nur bei Costco klingeln die Kassen immer lauter. So auch wieder im 1. Quartal 2024, in dem Costco beinahe standardmäßig die Erwartungen übertroffen hat.

In seinem 3. Geschäftsquartal stieg der vergleichbare Umsatz um 6,6 %, während der E-Commerce-Umsatz um 20,7 % zulegte. Mit 3,78 USD je Aktie übertraf Costco die Ergebnisschätzungen um satte 0,10 USD und verbuchte den vierten Gewinnanstieg in Folge. Die Einnahmen aus Mitgliedsbeiträgen betrugen 1,12 Mrd. USD gegenüber 1,04 Mrd. vor einem Jahr. Das ist beeindruckend, denn Costco hat seine Mitgliedsbeiträge seit sieben Jahren nicht erhöht, obwohl dies bisher alle fünf Jahre erfolgte. Doch man kommt mit den aktuellen Sätzen sehr gut klar und sieht hier noch keinen Änderungsbedarf. Man hat mit 74,5 Mio. Mitgliedern 7,8 % mehr als vor einem Jahr und die Erneuerungsrate liegt bei superstarken 90 %.

Quelle: Seeking Alpha
Ende März betrieb Costco weltweit 878 Läden, davon 605 in den USA und Puerto Rico, 108 in Kanada, 40 in Mexiko, 33 in Japan, 29 im Vereinigten Königreich, 18 in Korea, 15 in Australien, 14 in Taiwan, sieben in China. Für den Rest des Geschäftsjahres 2024 ist die Eröffnung weiterer 12 neuer Standorte geplant: 9 in den USA, 2 in Japan und 1 in Korea. Damit würde sich die Gesamtzahl für das Gesamtjahr auf 30 Eröffnungen erhöhen und Costco will auch künftig mehr neue Läden eröffnen als im langjährigen Durchschnitt. Man sieht attraktive Wachstumsmöglichkeiten, vor allem in den USA, aber auch in China.

Des Weiteren geht Costco auch mit der Zeit. So hat man seit Sommer 2023 kleine Goldbarren im Angebot, die man ausschließlich an Mitglieder verkauft. Mit großem Erfolg. Wells Fargo schätzt, dass Costco pro Monat bis zu 200 Mio. USD mit den Goldbarren umgesetzt und das könnte 1 % auf die 'vergleichbaren Umsätze' draufsatteln. Dabei hat Costco kaum Kosten mit dem Angebot und es daher seit Mitte Januar um Silberbarren ergänzt. Dank der Höchstkurse bei Gold und Silber beweist Costco mal wieder sein besonderes Gespür für Trends (wobei die Edelmetall-Preise zum Wochenende hin jetzt stark nachgegeben haben).

Besonders erfreulich präsentieren sich auch die Online-Umsätze. Hier war es nach dem besonders starken Corona-Boom zu einem mehrmonatigen Rückgang gekommen und Zweifler meinten schnell wieder, Costco könne eben keinen E-Commerce. Weit gefehlt, denn inzwischen sind die Zuwächse wieder hoch und beeindruckend. Und Charlie Munger hat das natürlich schon vor Jahren kommen sehen.
"Amazon hat von Costco in Bezug auf den Einzelhandel vielleicht mehr zu befürchten als umgekehrt. Costco wird letztendlich ein großer Internet-Player sein. Die Menschen vertrauen ihm, und sie haben eine enorme Kaufkraft."
(Charlie Munger, 2021)

Attraktive Aktie trotz hoher Bewertung?

Das Unternehmen hat ein besonders erfolgreiches und kaum bezwingbares Geschäftsmodell. Weil es seine Effizienzgewinne, also seine durch seine wachsende Größe erzielten Einkaufsvorteile als Billigpreise, an seine Mitglieder weitergibt ('geteilte Skaleneffizienz'), kann zwar prinzipiell jeder das Businessmodell ganz einfach kopieren, aber eben nicht die gleichen niedrigen Preise bieten. Und auch nicht annähernd 900 Läden, so dass man seine Mitgliedskarte an vielen Orten einsetzen kann. Das ist der Costco-Burggraben und er ist unbezwingbar! Deshalb verdient Costco in jeder Wirtschaftslage richtig Geld!

Man braucht also nicht weiter zu suchen, weshalb die Costco-Aktie so hoch bewertet ist. Es ist diese unwiderstehliche Qualität, die Nick Sleep, Charlie Munger, Warren Buffett und vor einigen Jahren dann endlich auch mich zu glücklichen Aktionären gemacht hat. Dabei ist der Aktienkurs stärker gestiegen als die Umsätze und Gewinne. Charlie Munger wurde bereits vor 10 Jahren auf die hohe Bewertung angesprochen und weshalb er seine Aktien nicht verkaufen würde. Und seine Antwort war recht simpel:
"Würde ich bei einer Bewertung mit dem 25-fachen Gewinn mehr Costco-Aktien kaufen? Wahrscheinlich liege ich falsch, aber ich würde auf jeden Fall lieber Costco zum 25-fachen des Gewinns kaufen als 90 % der anderen Aktien."
(Charlie Munger, 2014)
Das gilt auch noch heute. Auch wenn Costco bei einem Kurs von 850 USD mit dem 50-fachen Gewinn gehandelt wird. Das ist gewaltig für ein Umsatzwachstum von knapp unter 10%. Und je höher die Bewertung, desto niedriger die künftigen Renditeaussichten als Investment. Und kein geringerer als Warren Buffett warnte, man könne jedes noch so gute Business in ein schlechtes Investment verwandeln, wenn man zu viel dafür bezahle. Aber wieviel ist zu viel?

Mein Fazit

Costcos Aktienkurs steigt fast unbeirrbar und erzeugt eine Premiumbewertung für ein Premiumgeschäftsmodell. Das wahrscheinlichste Ereignis nach dem Erreichen eines neuen Allzeithochs ist ein neues Allzeithoch. Das spricht für einen Kauf. Doch auch die Aktien von Costco brechen bisweilen um 10 % oder mehr ein, bevor die Käufer wieder beherzt zugreifen und sie sich wieder berappeln. Im Frühjahr 2023 gab es einen deutlicheren Kursrücksetzer und ich habe damals knapp über 450 Euro meine ohnehin große Costco-Position nochmals aufgestockt. Die Diskussionen über die vermeintliche zu hohe Bewertung durfte ich auch damals führen und meine Argumente waren dieselben wie heute – wo der Kurs Richtung 800 Euro strebt.

Quelle: wallstreet-online.de
Wo der Kurs morgen steht, in einer Woche, in zwei Monaten oder in drei Jahren, weiß ich nicht. Ich weiß aber, dass die Aktie immer (zu) hoch bewertet erscheinen wird, dass sie niemals nach einem Schnäppchen aussehen wird und dass nur wenige Anleger das Businessmodell von Costco so durchdringen werden, dass sie bereit sind, sich über diese Tatsachen hinwegzusetzen und sich die Aktien ins Depot zu legen – und sie zu behalten, auch wenn sie mal 10 % oder 20 % oder 40 % einbrechen. Dies ist die hohe „Kunst, nicht zu verkaufen“ und sie funktioniert bei den außergewöhnlichen Geschäftsmodellen. Wo der Wachstumspfad noch für viele Jahre vorgezeichnet ist, die über Preissetzungsmacht und/oder einen unüberwindbaren Burggraben verfügen, die besonders treue Mitglieder oder Kunden haben. Wie Costco.

Kurseinbrüche waren hier immer gute Kaufgelegenheiten. Andere Leute richten sich einen monatlichen Sparplan ein, um auf diese Weise einen attraktiven Einstieg mit geringerem Timingrisiko zu erzielen. So oder so, Costco-Aktien machen einen nur dann reich, wenn man sie (endlich) im Depot hat. Ansonsten kann man nur davon träumen…

Möge die Rendite mit euch sein!
Euer Börsenbarde
Michael C. Kissig

Disclaimer: Habe Amazon, Berkshire, Costco auf meiner Beobachtungsliste und/oder im Depot/Wiki.

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