▶ ÜBERSICHT | THEMENSCHWERPUNKTE

Montag, 11. März 2024

Kissigs Nebenwerte-Analyse zu Datagroup: Der IT-Dienstleister des Mittelstands bleibt auf Erfolgskurs

Im Magazin "Der Nebenwerte Investor" von Traderfox finden sich regelmäßig Analysen von mir zu deutschen Nebenwerten. Das Magazin ist kostenpflichtig und wer dieses oder eine der weiteren Börsenzeitschriften von Traderfox bestellen möchte, gelangt ▶ hier zur Übersicht. Mehrwert für die Leser meines Blogs: Nach Erscheinen des Magazins darf ich meine Nebenwerte-Analysen dann auch hier veröffentlichen.


Artikel aus "Der Nebenwerte Investor" Ausgabe 4/2024 vom 02.03.2024

▶ In dieser Ausgabe: Datagroup, Ringmetall, Scherzer, Mutares, Kontron, Vossloh, Siemens Energy, Hornbach Holding, Puma


Datagroup: Der IT-Dienstleister des Mittelstands bleibt auf Erfolgskurs

Der deutsche IT-Dienstleister Datagroup ist eine der Erfolgsgeschichten des Mittelstands und fokussiert sich zunehmend auf die Datenwolke. Entsprechend hoch sind die Erwartungen an die Geschäftszahlen, doch die konnte Datagroup nicht vollumfänglich erfüllen. Während die Umsätze von der Börse zurückhaltend aufgenommen worden, kann Datagroup weiterhin mit starken Auftragseingängen punkten.

Das Unternehmen wurde 1983 von Max H.-H. Schaber und Herbert Schwarzkopf unter dem Namen Datapec gegründet und beschäftigt heute mehr als 3.000 Mitarbeiter. Seit 2006 ist Datagroup an der Börse gelistet und wurde bis April 2022 von Max Schaber geführt. Dann übernahm Andreas Baresel den Posten des CEOs, während Max Schaber als Vorsitzender in den Aufsichtsrat wechselte. Mit rund 54 % der Anteile ist Max Schaber weiterhin der Mehrheitseigentümer des Unternehmens.

Datagroup ist in den beiden Geschäftsbereichen Services und Solutions & Consulting tätig. Der Servicebereich trägt gut drei Viertel zum Umsatz bei, während Solutions & Consulting das restliche Viertel beisteuert.

CORBOX als Erfolgsgarant

Im Bereich Services dominieren die Dienste aus dem selbst entwickelten CORBOX-Baukasten. Je nach Kundenanforderungen können verschiedene Dienste gebucht werden, darunter Cloud-Services, interne und externe Kommunikation, SAP-Anbindungen, Netzwerk-Infrastruktur, IT-Support und Cyber-Security-Dienste. Dabei ist CORBOX das zentrale Produkt von Datagroup und umfasst nahezu alle IT-Services, die mittelständische Unternehmen benötigen und möglicherweise auslagern möchten. Datagroup betreibt den Großteil der CORBOX-Dienste mittlerweile über ein eigenes Rechenzentrum als Cloud-Service. Dieses Geschäftsmodell sorgt für wiederkehrende und planbare Umsätze aufgrund des Subskriptionsmodells, wobei der Anteil inzwischen bei 80 % liegt. Die früher üblichen einmaligen Lizenzeinnahmen und Projektumsätze verlieren zunehmend an Bedeutung und diese neue Umsatzverteilung sorgt eine stabile Geschäftsentwicklung, selbst in wirtschaftlich herausfordernden Zeiten.

SAP-Partnerschaft gewinnt an Bedeutung Datagroup bietet mit CORBOX einen modularen Baukasten an standardisierten IT-Outsourcing-Services an. Unternehmen können je nach Bedarf auswählen, ob sie den Public Cloud Service, SAP-Service, App Management Service, Network Service oder auch Security Services nutzen möchten. Datagroup sorgt dann für die Wartung und Pflege der SAP-Systeme, ermöglicht schnelle und sichere Netzwerke und bietet umfassende Sicherheitsdienste.

Neben der CORBOX ist die Partnerschaft mit SAP ein wichtiger Umsatzbringer für Datagroup. Hier unterstützt das Unternehmen Kunden bei der Einrichtung und Wartung komplexer SAP-Systeme.

Im Segment Solutions & Consulting bietet Datagroup eine breite Palette an beratenden Dienstleistungen an. Diese reichen von Branchenlösungen bis hin zu kompletten IT-Transformationen. Ein zentraler Bereich ist die allgemeine Beratung für Kunden in Bezug auf ihre benötigten IT-Dienste, insbesondere für Unternehmen ohne eigene IT-Abteilung. Darüber hinaus bietet Datagroup Schulungen zu verschiedenen IT-Themen an. Die erzielten Umsätze im Bereich Solutions & Consulting sind überwiegend projektbezogen und daher weniger planbar als die stetigen Erlöse im Bereich Services.

Gemischte Quartalszahlen

Das Geschäftsjahr weicht bei Datagroup vom Kalenderjahr ab und endet am 30. September. Das 1. Geschäftsquartal 2023/2024 endete dem entsprechend am 31.12. und die Umsatzerlöse lagen mit 121,1 Mio. Euro leicht unter dem Vorjahresquartal (126,2 Mio.). Für das Gesamtjahr 2023/2024 geht Datagroup von einem Umsatzwachstum gegenüber dem Vorjahr aus und gibt seine Prognose zum laufenden Geschäftsjahr auf seiner Hauptversammlung am 14. März bekannt.

Die Umsatzentwicklung im Vergleich zum Vorjahresquartal wurde im Wesentlichen von zwei Sondereffekten beeinflusst: Zum einen stand der Umsatz des Vorjahres noch unter dem besonders positiven Einfluss der Corona-bedingten Sonderkonjunktur, denn Datagroup hatte noch bis Ende Dezember 2022 IT-Service-Leistungen für Impfzentren übernommen und ihr Handelsgeschäft durch digitale Tafeln überproportional steigern können. Sichtbar wird dieser Sondereffekt dadurch, dass der Umsatz im Servicegeschäft um 4,2 % gegenüber dem Vorjahresquartal auf einen historisch hohen Anteil von 86,6 % am Gesamtumsatz gesteigert werden konnte, wohingegen der Handelsumsatz sank und im ersten Quartal 2023/2024 lediglich einen Anteil von 13,6 % am Gesamtumsatz ausmachte.

Hinzu kam als zweiter Effekt eine Umsatztransformation im laufenden Geschäftsjahr, denn Datagroup hat Bestandsverträge aus früheren Akquisitionen, die mit geringer Profitabilität außerhalb des CORBOX-Kerngeschäfts betrieben wurden, im Verlauf des vergangenen Geschäftsjahres vorzeitig gekündigt. Der auf den ersten Blick etwas enttäuschende Umsatz hat also durchaus nachvollziehbare Gründe und Folgen: denn der Rohertrag erhöhte sich um 3,1 % auf 85,1 Mio. Euro und belegt, dass sich die Fokussierung auf profitable Umsätze im CORBOX-Kerngeschäft auszahlt.

Starker Auftragseingang

Das 1. Geschäftsquartal war zudem durch einen sehr starken Auftragseingang von über 15 Mio. Euro auf Jahresbasis geprägt. Über alle Branchen und Industrien hinweg konnten große CORBOX-Neukunden mit Vertragslaufzeiten von 3-5 Jahren gewonnen sowie CORBOX-Verträge verlängert und erweitert werden. Das CORBOX-Kerngeschäft mit Managed IT Services scheint also "in allerbester Verfassung" zu sein, wie Datagroups Vorstandsvorsitzender Andreas Baresel kommentierte. Des Weiteren sei "Die Nachfrage nach den CORBOX-IT-Services und nach unseren Beratungsleistungen, insbesondere im SAP-Umfeld, sehr stark".

Datagroup konnte unter anderem mit Unternehmen der Energieversorgung und aus der Industrie Verträge über die Auslagerung von IT-Services schließen. So unterschrieb der Spezialchemie-Konzern Evonik für mindestens drei Jahre im Bereich End User Services. Da das Geschäftsmodell von Datagroup von einer im Schnitt neunmonatigen Anlauf- und Implementierungsphase ausgeht, werden erste Umsätze aus den neuen Verträgen erst zum Ende des laufenden Geschäftsjahres 2023/2024 und der Großteil im kommenden Geschäftsjahr 2024/2025 erzielt.

Cyber Security gewinnt an Bedeutung

Datagroup investiert weiterhin stark in die Zukunftsthemen Künstliche Intelligenz, Cyber Security und Cloud-Technologien. Angesichts beinahe täglicher Meldungen über Cyber-Attacken gegen namhafte Unternehmen der Wirtschaft sind diese Investitionen pure Notwendigkeit und darüber hinaus ein starkes Argument bei der Kundenakquise.

Quelle: wallstreet-online.de
Alleine im 1. Quartal 2023/2024 belasteten diese Investitionen das Ergebnis mit rund 1,5 Mio. Euro. Das Ergebnis vor Zinsen und Steuern (EBIT) sank daher auf 10,1 Mio. Euro (Vorjahr: 11,5 Mio.) und die EBIT-Marge lag dem entsprechend bei 8,4 %. Das operative Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (EBITDA) erreichte 18,5 Mio. Euro (Vj.: 19,7 Mio.) und die EBITDA-Marge 15,3 %. Das Ergebnis je Aktie betrug 0,73 Euro gegenüber 0,87 im Vorjahr.

Die Bilanzsumme erhöhte sich gegenüber dem Geschäftsjahresende um 6,0 % auf 493,4 Mio. Euro und die Eigenkapitalquote lag bei soliden 30,1%. Die liquiden Mittel erhöhten sich im Dreimonatszeitraum von 21,9 auf 38,0 Mio. Euro. Die Nettoverschuldung lag bei 118,0 Mio. Euro im Vergleich zu 112,6 Mio. zum Geschäftsjahresende am 30.09.2023, so dass die Nettoverschuldung zu EBITDA damit bei 1,59 lag. Auch der Cashflows entwickelt sich mit einem Mittelzufluss aus betrieblicher Geschäftstätigkeit von 12,7 Mio. Euro weiterhin stabil (Vj.: 17,4 Mio.).

Die Dividende spielt nicht die größte Rolle bei Datagroup doch sie wird für das letzte Geschäftsjahr deutlich von 1,10 auf 1,50 Euro je Aktie erhöht und damit die Dividendenrendite erstmals über 2 % gehievt.

Weitere strategische Zukäufe im Blick

Eine wichtige Säule der Geschäftsstrategie von Datagroup ist anorganisches Wachstum durch Akquisitionen mit der Übernahme von CONPLUS auch im 1. Quartal 2023/2024 weiterverfolgt. Die CONPLUS Gruppe erbringt Services rund um SAP Business One, die SAP-Lösung für kleine und mittelständische Unternehmen, und hat in diesem Bereich jahrelange Management- und Beratungserfahrung. CONPLUS ist eine gute Ergänzung zur Hövermann Gruppe, mit deren Übernahme Datagroup 2022 in den attraktiven KMU-Markt eingetreten war (Kleine und mittlere Unternehmen). Zudem hatte Datagroup im Januar 2024 mit dem Erwerb des IT-Dienstleisters iT TOTAL den anorganischen Wachstumskurs fortgesetzt und damit die zweite Akquisition im Geschäftsjahr 2023/2024 vollzogen.

Nachhaltigkeit steht hoch im Kurs

Weitere Pluspunkte kann Datagroup durch die Kooperation mit dem gemeinnützigen IT-Refurbisher AfB social & green IT ggmbH sammeln, wodurch gebrauchte Firmen-IT, wie Laptops, PCs und Smartphones, ein zweites Leben geschenkt wird. Im vergangenen Jahr wurden fast 8.500 Geräte von Datagroup aufbereitet und die Kooperation soll in den folgenden Jahren weiter ausgebaut werden. Die ausgemusterte Hardware, die noch voll funktionsfähig ist, wird bei AfB von alten Daten bereinigt, aufbereitet und wiederverkauft. Dadurch werden die Nutzungsdauer der Geräte verlängert, Ressourcen geschont sowie Energie, CO2 und Wasser eingespart. Verantwortungsvolles Unternehmertum hat immer Konjunktur!

Bullcase vs. Bearcase

Datagroup erzielt nahezu alle seine Umsätze in Deutschland, wodurch es von globalen Konflikten nur wenig betroffen ist. Dennoch ergeben sich indirekte Belastungen, insbesondere durch den Fachkräftemangel und die stark gestiegenen Energiekosten für die IT-Infrastruktur von Datagroup. Um die Margen zu halten und mittelfristige Ziele zu erreichen, müssen diese Kostensteigerungen an die Kunden weitergegeben werden.

Eine zusätzliche Herausforderung stellt der anhaltende wirtschaftliche Abschwung dar, der zu einem Nachfragerückgang seitens der Kunden führen könnte. Deutschland steuert auf ein zweites Rezessionsjahr zu, was es zuletzt 2002/03 gegeben hatte. Auf der anderen Seite ist die Digitalisierung sowohl für Unternehmen als auch zunehmend in der öffentlichen Verwaltung ein Schlüsselthema, um den steigenden Personalengpässen zu begegnen. Dieser grundsätzliche Trend wirkt sich ebenfalls positiv auf Datagroup aus.

Durch regelmäßige Unternehmensübernahmen wächst Datagroup auch anorganisch. Das derzeit niedrigere Bewertungsniveau für Unternehmen bietet dabei größere Chancen, obwohl das gestiegene Zinsniveau kreditfinanzierte Käufe generell verteuert. Datagroup hatte sich bereits vorsorglich durch neue Kreditlinien und ein neues Schuldscheindarlehen darauf vorbereitet und in den letzten Wochen mehrfach zugeschlagen. Als Risiken einer aktiven M&A-Strategie bleiben der hohe Goodwill in der Bilanz, der zu Abschreibungen führen kann, sowie mögliche Fehlgriffe. Obwohl die Mehrheit der Firmenübernahmen scheitert, hat Datagroup bisher ein glückliches Händchen bewiesen. Ein Ausflug in die Banken-IT-Welt vor einigen Jahren war zwar zunächst ein Fiasko, aber Übernahmen sind dennoch ein prägender Umsatz- und Gewinntreiber in der Unternehmenshistorie von Datagroup, und daran wird sich wohl auch künftig wenig ändern.

Datagroup ist kein reiner Softwareanbieter, sondern betreibt auch ein personalintensives Business und dem entsprechend sind die Margen unternehmensweit entsprechend geringer. Zudem ist man noch immer ein Nischenplayer mit Fokus auf mittelständische Unternehmen. Doch in der Nische liegen auch Chancen und Datagroup wusste diese stets für sich zu nutzen. Die Wahrscheinlichkeit, dass dies auch künftig gelingt, ist relativ groß.

Die 4 wichtigsten Dinge, die man über Datagroup wissen muss

  1. Datagroup ist ein auf mittelständische Unternehmen spezialisierter deutscher IT-Dienstleister mit einem starken Produkt (CORBOX).
  2. Der Anteil der wiederkehrenden Erlöse hat sich inzwischen auf über 80 % erhöht und bietet eine gute Planbarkeit für Umsatz und Gewinne.
  3. Zukäufe gehören zur DNA von Datagroup und man setzt die Mittel aus erweiterten Kreditlinien und einem zusätzlichen Schuldscheindarlehen bereits gezielt ein.
  4. Die Dividendenrendite ist nur Mittelmaß, aber die Dividendensteigerungen der letzten 5 und 10 Jahre präsentieren sich als deutlich überdurchschnittlich attraktiv.
Disclaimer: Habe Datagroup auf meiner Beobachtungsliste und/oder im Depot/Wiki.

4 Kommentare:

  1. Danke für die Infos bzw das Update.

    Etwas schlucken musste ich beim letzten Satz, die Dividende sei nur Mittelmaß. Das verstehe ich angesichts von aktuell knapp 3,5 Prozent nicht ganz.
    Dazu die von dir genannten Steigerungen und dem Kurspotenzial.

    AntwortenLöschen
    Antworten
    1. Ich schrieb im Haupttext, dass für Datagroup die Dividende nicht die größte Rolle spielt. Für das letzte Geschäftsjahr wurde sie um 50 % erhöht - ob das nachhaltig ist, bleibt abzuwarten. Insofern bezog sich meine Aussage "Mittelmaß" auf die langjährige Ausschüttungsquote, nicht unbedingt auf die kurzfristig höhere Dividendenrendite. Die ist mit 3,5 % durchaus beachtlich, zugegeben.

      Löschen
  2. Hallo Michael, der Kurs von Datagroup hat sehr stark nachgegeben und die Dividendenrendite liegt bei fast 4%. Wie siehst du denn die weitere Entwicklung?
    Danke für deine Einschätzung. Herzliche Grüße von Andreas

    AntwortenLöschen
    Antworten
    1. Moin Andreas,
      mein Artikel ist ja nur wenige Tage alt, da habe ich keine noch neuere Einschätzung. Weshalb der Kurs die letzten Tage so deutlich nachgegeben hat, kann ich auch nicht erklären. Einen fundierten Grund wüsste ich jetzt nicht.

      Löschen