Im Rahmen meiner Kooperation mit dem 'Aktien Report' von Armin Brack nehme ich mir in unregelmäßigen Abständen interessante Unternehmen und Themen vor. Die Ausgaben des 'Aktien Reports' und/oder 'Geld Anlage Reports' erreichen ihre Leser samstags kostenlos und 'druckfrisch' per Email und man kann sich ▶ hier beim 'Geld Anlage Report' anmelden. Bonbon für die Leser meines Blogs: einige Tage später darf ich die Artikel dann auch hier veröffentlichen.
Clearvise, Tion, PNE, Encavis – Übernahmewelle bei Green Energy. Wer profitiert, wer zittert?
Grüner Energie gehört die Zukunft, fossile Energieträger wie Kohle, Öl und Gas sind Auslaufmodelle. So lautet die zentrale Botschaft im Kampf gegen den globalen Klimawandel und weltweit wurden gewaltige staatliche Förderprogramme aufgelegt, um die Transformation zu finanzieren. Zudem sorgte der enorme Strompreisanstieg in der zweiten Hälfte des Jahres 2022 für eine wahre Goldgräberstimmung in der Branche mit haussierenden Aktienkursen bei den Green Energy-Werten.
Das war gestern, willkommen im Heute. Die Energiepreise sind seitdem stark gefallen, in Europa notieren die Gas- und Strompreise auf (fast) rekordverdächtigen Niedrigständen. Obwohl Deutschland und viele westeuropäische Staaten kein Erdgas mehr aus den russischen Pipelines beziehen und stattdessen auf viel teureres LNG setzen aus den USA oder Katar. Das sind aber nicht die einzigen Bedingungen, die sich grundlegend verändert haben. Die stark gestiegenen Energiepreise waren ein wichtiger Treiber für die ebenfalls sprunghaft angestiegene Inflation. Um diese zu bekämpfen haben die Notenbanken in den USA und Europa in Rekordtempo die Zinssätze angehoben und so für einen Schock an den Märkten gesorgt. Die Immobilienpreise sind seitdem enorm unter Druck, viele Unternehmen stehen am Abgrund. Neben gestörten Lieferketten belasten die hohen Bau- und Zinskosten besonders. Und genau die treffen auch die Green Energy-Unternehmen.
Wer Wind- und Solarparks projektiert plant diese für 20 Jahre Laufzeit oder länger. Die spätere Wind- oder Sonnenausbeute muss die Rechnungen bezahlen: Kosten für die Planung, die Genehmigungsverfahren, den Bau, den Betrieb und ggf. am Ende den Rückbau. Dabei sind das Wind- oder Sonnenaufkommen nicht exakt planbar und erst recht nicht der Preis, zu dem der produzierte Strom nachher verkauft werden kann. Zur Not wird dieser dann über die Strombörse verkauft und genau darin liegt – aktuell – das Problem. Vor zwei Jahren war der Verkauf zum sogenannten Spotpreis sehr lukrativ, inzwischen ist der Preis massiv abgerutscht. Die Wirtschaft schwächelt und nimmt weniger Strom ab. Einige energieintensive Unternehmen haben Deutschland bereits verlassen, weil es andernorts viel günstiger ist, weitere planen diesen Schritt. Und auch die Privathaushalte haben ihren Stromverbrauch deutlich reduziert, so dass rund 5 % weniger abgenommen wird.
Sinkende Strompreise als Problem
Das stellt viele Stromversorger vor ein Problem, denn sie haben zumeist strukturiert und für ein oder zwei Jahre im Voraus Strom eingekauft für ihre Kunden. Dafür haben sie ihre Kundenzahlen kalkuliert und was die Kunden wohl verbrauchen werden. Sinkende Strompreise bedeuten daher, dass das eingekaufte Portfolio zu teuer ist im Vergleich zum aktuellen Marktpreis und damit weniger wettbewerbsfähig.
Erläuterung: fallende Strompreise treffen nur die Stromanbieter, die strukturiert für 1, 2 oder 3 Jahre im Voraus eingekauft haben. Wer am Spotmarkt, also heute, einkauft, kann die heutigen Preise mit einer kleinen Marge sofort an Kunden verkaufen. Steigende Strompreise kehren diesen Effekt um. Viele Stadtwerke bieten in fremden Gebieten billige Spotmarktprodukte an, während sie zuhause in ihrem eigenen Netzgebiet der teure Grundversorger sind.
Daher haben sie in der Zwischenzeit Kunden verloren und die verbliebenen Kunden verbrauchen weniger Strom als geplant. Würden die Energieversorger über riesige Stromspeicher verfügen, könnten sie den überschüssigen Strom speichern – aber Stromspeicher sind nach wie vor sündhaft teuer und daher in nur begrenzter Menge verfügbar. Also muss der Strom irgendwie weg, denn er steht ja physisch zur Verfügung, und wenn man ihn nicht an die Kunden verkaufen kann, muss man ihn anderweitig loswerden: über die Strombörse. Da viele Stromversorger vor demselben Problem stehen, gibt es viele Verkäufer und das drückt den ohnehin niedrigen Preis zusätzlich. Und wenn es schlecht läuft, kommt auch noch Pech dazu. Dieses Pech für die deutschen Energieversorger sind die französischen Atomkraftwerke. Die hatten jahrelang mit technischen Problemen zu kämpfen und standen oft monatelang still. Doch die Revisionen sind inzwischen erfolgreich abgeschlossen worden und die AKWs produzieren quasi unter Volllast günstigen Strom. Strom, der über das europäische Netz auch nach Deutschland schwappt und dort das Überangebot nochmals verstärkt. Wodurch die Preise nochmals unter Druck geraten.
Das führt uns zurück zu den deutschen Projektierern und Bestandshaltern von Wind- und Solarparks. Während sich also die Chancenseite weniger gut aufgestellt präsentiert, hat sich die Risikoseite verstärkt: höhere Bau- und Finanzierungskosten, verzögerte Genehmigungsverfahren und Qualitätsprobleme, z.B. bei Windturbinen, drücken die Stimmung.
Dieses verschlechterte Chance-Risiko-Verhältnis wirkt sich auf die Unternehmen negativ aus, auf den Wert ihrer Energieparks im Bestand, auf den Wert ihrer Projekte, auf ihre Gewinnerzielungskraft und letztlich auf ihren Aktienkurs. Blickt man auf den Verlauf der Börsenkurse über die letzten anderthalb Jahre sieht man das Trauerspiel in dieser ‚Zukunftsbranche‘. Trotz Milliarden an staatlichen Fördersummen haben Anleger hier viel Geld verloren. Das liegt natürlich an den zuvor sehr und zu stark gestiegenen Aktienkursen, aber eben auch an den inzwischen deutlich eingetrübten Aussichten.
Doch nun wittern andere ihre Chance: Finanzinvestoren haben viel frei verfügbares Investorenkapital, das nach Renditechancen sucht. Dieses 'Dry Powder' drängt zuletzt mit Macht in die Unternehmen des Green Energy Sektors und das sorgt für Unsicherheit, Zittern und Chancen.
PNE
Beginnen wir mit PNE, wo es bisher am wenigsten 'zu sehen' gibt. Großaktionär mit rund 40 % ist seit einigen Jahren Morgan Stanley Infrastructure Partners (MSIP). Nach seinem Einstieg versuchte MSIP schnell, die freien Aktionäre mit einem Delisting-Erwerbsangebot von 4 Euro aus dem Unternehmen zu drängen, aber das ging gründlich schief, weil diese sich weder verunsichern noch verdrängen ließen. MSIP kam keinen Schritt voran. Vor anderthalb Jahren, als eine erste Fusions- und Übernahmewelle durch die Energiebranche schwappte, zeigte sich auch MSIP gesprächs- und verkaufsbereit, aber man war – erneut – zu gierig und kam nicht zum Zug. Inzwischen hat der Kurs gut 10 Euro auf 14 Euro verloren und ob PNE wieder 'ins Spiel' kommt, bleibt abzuwarten. Man ist erfolgreicher Projektierer und baut gleichzeitig den eigenen Bestand an Wind- und Solarparks weiter aus.
Tion Renewables
Alexander Samwer war über sein Unternehmen Pelion Großaktionär bei der Tion Renewables AG und diese hatte mit der clearvise AG im Juli 2022 ein 'Memorandum of Understanding' unterzeichnet. Danach sollten die Aktivitäten und Projekte der TION in die clearvise eingebracht werden gegen die Ausgabe von weiteren Aktien und die Zahlung einer Barkomponente. Die Bewertung der Portfolios beider Unternehmen sollte über externe Gutachter erfolgen. Am Ende hätte Pelion ihr Engagement bei clearvise auf bis zu 40 % ausweiten können.
Doch daraus wurde nichts, denn clearvise hat das MoU gekündigt, nachdem Pelion ihre Anteile an der Tion an den schwedischen Finanzinvestor EQT verkauft hat. Die Fusionsgespräche verendeten also kurz vor der Ziellinie. Vorerst.
Inzwischen macht EQT bei Tion Nägel mit Köpfen und nachdem man inzwischen mehr als 95 % der Anteile kontrolliert, wurde den übrigen Aktionären jüngst ein Squeeze-out-Angebot unterbreitet, so dass EQT bald alleinige Eigentümerin sein wird. Und das rückt auch clearvise wieder in den Mittelpunkt des Interesses.
Clearvise
Wegen der Tion-Übernahme und deren Anteil an Clearvise ist EQT nun auch dort der Großaktionär. im Herbst 2023 hatte EQT beim Bundeskartellamt "im Hinblick auf die historisch tiefen Hauptversammlungs-Präsenzen der Clearvise AG" einen Anteils- und Kontrollerwerb angemeldet. Eine solche Anmeldung ist notwendig, um die Beteiligung an einem Unternehmen auf mehr als 25 % aufstocken zu können und es war ein Wink mit dem Zaunpfahl.
Ende Februar 2024 wies EQT in einer Pflichtmitteilung nun darauf hin, dass seiner Holdinggesellschaft Boè AcquiCo GmbH mittlerweile mehr als 25 % der Clearvise-Aktien gehören. Zudem würde EQT nach eigenen Angaben "unter Annahme einer Hauptversammlungspräsenz in der Größenordnung derjenigen der Hauptversammlung von 2023 von rund 46 %" über eine Stimmrechtsmehrheit bei künftigen Hauptversammlungen verfügen.
Momentan scheint EQT einfach 'nur' weitere Clearvise-Aktien zu kaufen, doch es dürfte unzweifelhaft feststehen, dass man hier die Mehrheit und später eine Komplettübernahme anstrebt. Zudem hat man ja detaillierte Erkenntnisse über Clearvise aus den gemeinsam mit Tion angefertigten Bewertungsgutachten und weiß genau, wie man die Werte einzuschätzen hat. Der Plan dürfte also sein, Tion und Clearvise perspektivisch zusammenzulegen, so wie es bereits geplant war, nur dass nun EQT im Hintergrund das Sagen hat.
Encavis
Etwas anders aufgestellt ist Encavis, die 2016 aus der Fusion der Capital Stage AG mit dem Schwerpunkt Windkraft und der CHORUS Clean Energy AG mit Fokus auf Solarparks entstand. Encavis ist als Independent Power Producer (IPP) tätig und betreibt eigene Solar- und Windparks an Land (Onshore). Das größte Segment ist die Photovoltaik. In diesem Segment bündelt Encavis die Geschäfte der eigenen Solarparks in mehreren europäischen Ländern. Das Segment "Windparks" beinhaltet den Betrieb der eigenen Windparks. Zudem betreibt Encavis das wachstumsstarke Segment 'Asset Management', wo man eigene und fremde Energieparks managt.
Und damit weckt man Begehrlichkeiten – bei KKR, einem der größten Alternativen Asset Manager der Welt. Nach einem Bloomberg-Bericht bestätigte Encavis inzwischen, dass man sich in Gesprächen mit KKR über eine Übernahme befinde. KKR ist besonders aktiv dabei, weltweit in Infrastruktur zu investieren. Neben der Übernahme der Glasfaseraktivitäten von TIM (der ehemaligen Telecom Italia) geraten auch die regenerativen Energien verstärkt in den Fokus. Encavis würde als Asset Manager insofern perfekt ins Bild passen, als dass KKR hier seine europäische Plattform für regenerative Investments etablieren könnte. Spruchreif ist aber noch nichts und die Gesprächspartner halten sich verständlicherweise bedeckt. Wenngleich Marktkommentatoren schon eifrig bemüht sind, die von Bloomberg angeführten "mindestens 2 Mrd. Euro" als zu niedrig einzustufen. Man wird sehen…
Ergänzung: Heute gaben KKR, Encavis und Viessmann eine 'Investorenvereinbarung' bekannt: Danach bietet ein von KKR geführtes Konsortium den Encavis-Aktionären 17,50 Euro je Aktie. KKR habe verbindliche Vereinbarungen mit Encavis' Ankeraktionären getroffen und sich bereits rund 31 % an Encavis gesichert (13 % von Abacon/Büll und 18 % von weiteren Ankeraktionären). Die Offerte bewertet das Hamburger Unternehmen mit insgesamt gut 2,8 Mrd. Euro. Die Encavis-Führungsgremien haben der Investorenvereinbarung laut Mitteilung zugestimmt und befürworten das Angebot - ebenso ein mögliches späteres Delisting der Encavis-Aktien. Das Übernahmeangebot steht unter der Bedingung einer Mindestannahmequote von 54 %. Die bisherigen Großaktionäre (Abacon/Familie Büll) wollen künftig 12,5 % der Anteile halten, Viessmann 25,1 %, Der Rest fiele an KKR - und den verbleibenden Streubesitz. KKR nimmt dabei die Anteile nicht in die eigene Bilanz, sondern finanzierte diese über einen global aktiven Infrastrukturfonds im Rahmen seiner 'Core Infrastructure Strategy'. Es wird auch keinen Beherrschungs- und Gewinnabführungsvertrag mit Encavis geben, das wurde vertraglich für mindestens zwei Jahre ausgeschlossen. Sportlich ist der Zeitrahmen, denn das Übernahmeangebot soll noch im 4. Quartal 2024 abgeschlossen sein.
ABO Wind und Energiekontor
Bei Energiekontor gibt es nicht viel zu holen. Die beiden Gründerfamilien kontrollieren gemeinsam etwas mehr als 50 %, so dass ohne ihre Mitwirkung kein Investor eine Übernahme lancieren könnte. Und Abgabebereitschaft und/oder Ermüdungserscheinungen seitens der Alteigentümer sind bisher nicht auszumachen.
Bei ABO Wind geht es grundsätzlich in dieselbe Richtung. Hier haben die Mehrheitseigentümer eben erst eine neue rechtliche Konstruktion durchgeboxt von einer Aktiengesellschaft in eine GmbH & Co. KGaA. Damit gehen Einschränkungen von Aktionärsrechten einher, da die Entscheidungen künftig nicht mehr von den Aktionären, also der Hauptversammlung, getroffen werden, sondern vom Komplementär als persönlich haftendem Gesellschafter. Die Eigentümer der GmbH haben also das Sagen, egal wem die Mehrheit der Aktien gehört. Damit haben die Alteigentümer den Weg geebnet, um künftig mehr Aktienkapital einsammeln zu können, ohne dadurch ihren bestimmenden Einfluss zu verlieren. Eine Übernahme durch einen externen Investor oder eine Fusion mit einem Wettbewerber ist daher nicht ausgeschlossen, aber wie auch bei Energiekontor nur unter Einbeziehung der Alteigentümer realisierbar. Da dürften Interessenten eher bei PNE zum Ziel kommen…
Lohnende Übernahmespekulationen?
Der deutsche Green Energy Sektor ist 'im Spiel'. Grundsätzlich gilt, dass Aktionäre bei Übernahmen mit Prämien auf den vorherigen Aktienkurs rechnen können – sonst würden sie kaum verkaufen. Angesichts der in den letzten 18 Monaten deutlich eingedampften Kurse wird das für viele Anleger, die auf deutlichen Kursverlusten sitzen, keine allzu verlockende Aussicht sein. Doch auf sie kommt es ohnehin nicht an, denn bei den meisten Unternehmen haben sich bereits ein oder mehrere große Anteilseigner etabliert und auch der Streubesitz ist oft in der Hand von Übernahmespezialisten, die einige Prozente zusammengekauft haben. Mit diesen muss ein Übernahmewilliger eine Einigung erzielen, die dann preislich auch für die Kleinanleger zum Maßstab wird. Aber ob sich hier jetzt eine Spekulation auf eine satte Übernahmeprämie lohnt, scheint fraglich.
Es geht aber auch anders. Wie man an EQT sieht oder an KKR, kann man auch auf der anderen Seite bei Übernahmen profitieren. KKR ist seit Jahrzehnten Spezialist für Firmenübernahmen. In der Anfangszeit in den 1980er Jahren waren dies feindliche Übernahmen, inzwischen hat man sich als Partner der Unternehmen etabliert. Axel Springer hat sich von KKR kaufen lassen und ging von der Börse. Den gleichen Weg wählte kürzlich der Raumfahrtspezialist OHB. Denen ist der finanzstarke und erfahrene Partner KKR lieber als die wankelmütigen Aktionäre.
Ist KKR die bessere Wahl?
Dabei können Aktionäre diesem Vorgehen ein Schnippchen schlagen und dabei ordentlich Geld verdienen. KKR ist seit vielen Jahren börsennotiert und hat seinen Aktionären seit dem Börsengang viel Geld eingebracht. Allein im letzten Jahr legte der Aktienkurs um fast drei Viertel zu und versucht sich gerade an einem neuen Allzeithoch.
Alternative Asset Manager investieren nicht nur in Aktiengesellschaften und Unternehmen, sondern auch in Rohstoffe, Währungen, Kredite, Anleihen oder Kunst. Im Prinzip in alles, was irgendwie Rendite verspricht. Vor allem investieren sie in Sektoren, die abgestürzt und aus der Mode gekommen sind. Sie kauften für schmales Geld notleidende Immobilienkredite auf oder Beteiligungen an europäischen Banken, als diese nach der Finanzkrise am Boden lagen. Und sie kauften Schiffsbeteiligungen, als reihenweise Reeder Bankrott gingen. Und als die Ölpreise abstürzten und viele US-Fracking-Unternehmen vor dem Exodus standen, griffen ihnen die Alternativen Asset Manager unter die Arme. Sie investieren dort, wo Druck und Not herrscht und kaufen billig ein. Sie agieren antizyklisch und sie haben damit großen Erfolg. Und aktuell wittern sie ihre Chance im Green Energy Sektor!
Als Asset Manager legt sich KKR die Investments nicht selbst ins Portfolio, sondern man legt geschlossene Investmentfonds für seine Investoren auf. KKR betreibt also ein 'Asset light Business' ohne großen eigenen Kapitaleinsatz und erzielt dabei Einnahmen auf vier Arten:
- Vermögensverwaltungsgebühren sind Einnahmen, die KKR durch die Anlageverwaltung für seine Kunden erzielt. Diese Gebühren werden in der Regel als Prozentsatz der gebührenpflichtigen AuM berechnet und liegen in der Regel zwischen 1,0 % und 1,3 %.
- Bei den kapitalbasierten Erträgen handelt es sich um erfolgsabhängige Provisionen, also einen Prozentsatz der Gewinne, die von den von der Firma verwalteten Investmentfonds oberhalb eines bestimmten Niveaus der Basisvergütung erzielt werden.
- Die Versicherungserträge umfassen Nettoprämien, Policengebühren und andere Einkommensformen im Zusammenhang mit dem Versicherungsgeschäft von KKR.
- Bei den Erträgen aus Versicherungsanlagen schließlich handelt es sich um Erträge aus Kapitalanlagen, die innerhalb der Bilanz des Versicherungsgeschäfts gehalten werden.
Die Aussicht auf sinkenden Zinsen und eine wieder zulegende Wirtschaft sind ein Aphrodisiakum für die künftigen Erträge von KKR. Fallen die Börsen, kauft KKR günstiger ein, steigen sie, verkauft KKR mit höherem Gewinn. Man ist weltweit tätig und investiert zuletzt mit Schwerpunkt in Indien. Und als Anleger hört man seit Monaten, man müsse unbedingt in Indien aktiv sein, nachdem China seinen Status als Weltkonjunkturlokomotive verloren habe. Doch wie gut kennt man sich als Anleger denn mit Indien aus, mit dem Kastensystem, den religiösen Konflikten, der wirtschaftlichen und politischen Entwicklung? Im Zweifelsfall lesen wir alle dieselben paar Marktberichte und sind Pseudoexperten auf Basis derselben wenigen Informationsquellen. Oder man wird Aktionär von KKR und lässt die Profis die Entscheidungen treffen – und für sich arbeiten.
Oder Blackstone und Apollo Global Management?
Neben KKR gibt es natürlich auch noch andere Vorzeigeunternehmen aus dem Asset Manager Bereich. Der größte der Alternativen Asset Manager ist Blackstone, der seit einigen Monaten als erster die magische Marke von einer Billion USD an Assets under Management überschritten hat.
Im Gegensatz zu KKR liegt Blackstones Schwerpunkt nicht so sehr auf Unternehmen, sondern im Immobiliensektor. Blackstone ist der größte Landlord der Welt, also der größte Eigentümer von Wohn- und Gewerbeimmobilien. Und das ist auch der Grund, weshalb der Aktienkurs nach Jahren der Outperformance gegenüber seinen Wettbewerbern in den letzten anderthalb Jahren etwas hinterherhinkt. Die Anleger haben die Sorge, dass Blackstone vor Verlusten im Immobilienbereich steht. Doch das einzige, was Blackstone bisher trifft, sind die reduzierten Provisionen aus diesem Bereich. Die steigenden Mieten treiben zwar die Ergebnisse positiv an, aber der kräftig unter Druck stehende Immobilienmarkt hat das Transaktionsvolumen und die erzielten Verkaufsgewinne deutlich schrumpfen lassen, so dass auch die Gewinne gesunken sind. Blackstone selbst zeigt sich hiervon unberührt und investiert seine freien Mittel gezielt in unterbewertete REITs, um so die Basis für zukünftige überdurchschnittliche Gewinne zu legen. Blackstone hat rund 200 Mrd. an 'Dry Powder' zur Verfügung, agiert also aus einer Position der Stärke heraus und antizyklisch.
Apollo Global Management wiederum hat zum Ziel ausgerufen, in wenigen Jahren ebenfalls mehr als eine Billion an Assets under Management zu verwalten. Und man kommt dem Ziel mit großen Schritten näher; aktuell sind es rund 650 Mrd. USD. Apollos Schwerpunkt liegt auf Private Debt, also jeglicher Finanzierung außerhalb des Bankensystems sowie auf Versicherungen, wo man mit der Tochter Athene zu den führenden Anbietern gehört. Insbesondere der Versicherungsbereich erzielt stetige und steigende Erlösströme und macht Apollo daher für Anleger so interessant. Zudem winkt die mögliche Aufnahme in den S&P 500 Index als zusätzlicher Treiber – Blackstone war dies kürzlich als erstem der Asset Manager gelungen.
Mein Fazit
Man muss nicht den direkten Weg gehen und sich den aussichtsreichsten Kandidaten herauspicken, um von Übernahmen zu profitieren. Man kann auch auf Nummer Sicher gehen und auf die Profis setzen wie KKR, Blackstone oder Apollo. Alle drei Unternehmen gehören seit Jahren zu den am höchsten gewichteten Unternehmen in meinem Investmentdepot und sie sind neben den Kursgewinnen auch als Dividendenzahler interessant.
So interessant, dass Apollo Global und Blackstone zu den Schwergewichten und Top-Performern im von mir betreuten Dividendendepot des Börsenbriefs 'Gewinner Aktien' von Armin Brack gehören. Seit Auflage im April 2022 hat das Depot knapp 30 % zugelegt und setzt neben attraktiven Dividendenzahlern auch auf ausgesuchte Dividendenwachstumswerte. Dabei ist das Portfolio bewusst auf einige wenige besonders aussichtsreiche Unternehmen fokussiert.
Wer Interesse an Armin Bracks wöchentlichem Börsenbrief 'Gewinner Aktien' und der 14-tägigen Beilage des von mir betreuten Dividendendepots hat, kann sich gerne hier informieren. Die Performance liegt deutlich über den durchschnittlichen 8 %, die Anleger langfristig an der Börse erzielen. Daher kann man durchaus feststellen: es lohnt sich.
Möge die Rendite mit euch sein!
Euer Börsenbarde
Michael C. Kissig
Disclaimer: Habe ABO Wind, Apollo Global, Blackstone, Clearvise, Energiekontor, KKR, PNE auf meiner Beobachtungsliste und/oder im Depot/Wiki.
Falls man die Augen auch ein bisschen internationaler ausrichtet gibt es noch atlantica sustainable infrastructure. Der Ankeraktionär Algonquin Power & Utilities möchte seine Strategie neu ausrichten und seine Anteile verkaufen.
AntwortenLöschenLG
Michael
Hallo Michael,
AntwortenLöschenmöchte bei dieser Gelegenheit meinen Dank ausrichten: PNE hatte ich vor etwa 5 Jahren zu 2,2 Euro gekauft. Als der Kurs bei etwa 23 Euro lag hatte ich Dich angemailt um zu fragen was ich mit meinem tenbaggar tun soll - beim zehnfachen Kaufkurs wurde mir ein wenig "mulmig" - schließlich hatte ich weniger gute Erfahrungen mit Drillisch 1 &1 (gekauft bei 5,6 Euro - stieg dann auf fast 70 Euro (habe weiter gehalten, da man ja Gewinne laufen lassen soll) - Der Kurs fiel dann, weil 1&1 ein eigenes Netz aufbauen wollte - im "freien Fall" habe ich die Aktien schließlich zu etwa 15 Euro verkauft, um wenigstens ein doublebager nach Hause zu bringen.
Du hattest mir damals den Rat gegben die Hälfte der PNE Akien zu verkaufen - das habe ich zu 24 Euro getan (selten aber wahr: beim Maximum des Kurses!) - habe aber noch die andere Hälfte, die ich behalten wollte. Als Konzept habe ich mir überlegt, dass ich diese Hälfte erst bei einem erneuten Übernahmeangeot (weit über 24 Euro) verkaufen wollte.
Herzliche Grüße,
Reginald
Meinen Glückwunsch, Reginald, bis jetzt ist es doch ganz hervorragend gelaufen für dich mit deinem PNE-Investment. Ob wir die 24 Euro und mehr wieder sehen werden, steht in den Sternen. Der finanzielle Druck seitens PE in den Green Energy-Sektor hält jedenfalls an und könnte auch PNE wieder ins Spiel bringen. Heute gab man bekannt, dass CEO Lesser um Auflösung seines (gerade vor kurzem erst verlängerten) Vertrags bittet. Es bleibt spannend...
LöschenMoin Michael, eine Frage zum Übernahmeangebot bei Encavis: Eigentlich liest sich das alles so, als wäre das Angebot von 17,50 Euro schon sicher. Warum steht dann aktuell der Kurs der Encavis noch bei 16,85 Euro? Bei ähnlichen Angeboten in der Vergangenheit kannte ich es jedenfalls so, dass der Kurs - sobald das Angebot sicher war - sehr schnell an den Übernahmepreis rangelaufen ist. Hast du eine Erklärung, warum das bislang bei Encavis nicht der Fall ist?
AntwortenLöschenBeste Grüße, Tom
Moin Tom,
Löschenda kann ich nur spekulieren. Zunächst einmal ist noch nicht 'sicher', ob die KKR-Offerte wirklich durchgeht, denn KKR hat diese an eine Mindestannahmequote von 54,xx% geknüpft, da man sicher sein will, am Ende auch die Mehrheit an Encavis zu halten.
Dann gibt es vielleicht einige, die erst in den letzten Wochen/Monaten bei Encavis eingestiegen sind und nun schöne und schnelle Gewinne einsacken wollen.
Dann gibt es vielleicht einige, denen die Aussicht auf ein mittelfristiges Delisting unangenehm ist und die lieber jetzt verkaufen.
Und dann dürften einige Anleger lieber jetzt Kasse machen, weil sie "die Messe für gelesen" halten und keine Lust haben, auf das Ende der Angebotsfrist und die anschließende "technische Abwicklung" zu warten.
Gründe kann es viele geben; der Kurs entsteht durch Angebot und Nachfrage und momentan ist das Angebot größer als das Angebot - wenn man den Blick auf die Übernahmeofferte von 17,50 Euro richtet. Und dann... ist der Preis auch nicht unattraktiv. Zwar gibt es einige Leute, die von einem höheren Wert fantasieren, aber diesen vorrechnen/nachweisen können sie nicht. Da kommt als Begründung dann zumeist "fallende Zinsen" oder "grüne Energiewende" oder sowas Unkonkretes. Dass der Strompreis massiv gefallen ist und weiter fällt, bleibt unberücksichtigt. Der drückt jedenfalls kräftig auf die aktuellen Ergebnisse und auf die Rentabilität neuer Projekte - und erzeugt damit seitens der Fremdkapitalgeber für Sorgenfalten (und höhere Zinssätze). KKR als finanzstarker Investor/Partner hat da wenig(er) Sorgen...
Ach ja, falls ich das noch nicht erwähnt habe: bin long KKR. ;-)
Moin Michael,
AntwortenLöschengut dass Du nochmal erwähnst long zu sein. Voll und ganz?? Trotz der Fahnenstange??
Wie has Du letztin geschrieben: Time in the market is better than markettiming. Insofern ist die ruhige Hand nicht verkehrt. Andererseit schreibt Kostoolany: Die Börse ist wie ein Hund - Mal läuft sie vorraus, mal hinterher.
Nun - bei KKR scheint der Kurs gerade mal kräftig voraus zu laufen. Eine Fahnenstange und laut Aktienfinder weit überbewertet, wobei das allerdings im Laufe des Jahres aufgeholt werden sollte. Andererseit ist KKR von 10.21 - 06.22 auch schon mal 41% gefallen. Und so wie @Reginald weiter oben im Thread ist es vermutlich schon vielen gegangen.
Da du ab und an auch Überbewertungen tradest, wie siehst Du das aktuell?
Du stellst eine These auf und arbeitest Dich an ihr ab - nur teile ich diese nicht. ;-) Du bezeichnest KKR als überbewertet und ich bin anderer Ansicht. Klar, alle Alternativen Asset Manager haben Gewinneinbrüche zu verzeichnen ggü. 2021 und das vor allem, weil ihnen die üppigen Exit-Erlöse auf Asset-Transaktionen fehlen. Die tragen ja erheblich zum Ergebnis bei und ich erwarte, dass sich dieser Bereich in absehbarer Zeit wieder erholt. Stanley Druckenmiller rät, niemals die Gegenwart zu handeln, sondern immer die Zukunft, also 12 bis 18 Monate vorauszuschauen. Das tue ich bei KKR, Apollo, Blackstone, die rund 40 % meines Portfolios stellen - mit KKR bei knapp 15 % Gewichtung an der Spitze.
LöschenSicher, der Aktienkurs kann auch mal fallen und ab und zu sind es auch deutlich über 25 %. Das kommt vor, bei so gut wie jeder Aktie, egal wie gut, solide, aussichtsreich sie auch immer ist. Denn die Kurse werden von Emotionen gemacht und getrieben, nicht von den Fakten und Ergebnissen. Die sind nur die Erdung, woran sich die langfristige Entwicklung des Kurses orientiert. Dabei rennt er mal voraus und manchmal bleibt er zurück, er schwankt um den Mittelwert (der Unternehmensergebnisse).
KKR ist im Portfolio von Akre Capital schon lange und hoch gewichtet. Von Chuck Akre stammt auch "Die Kunst, nicht zu verkaufen", in der er sich vermeintlichen Überbewertungen von Aktien befasst und wie man als Anleger damit umgehen sollte. Egal, ob man KKR nun aktuell für über- oder fair bewertet hält, Akres Ansichten hierzu sind sehr lesenswert (hier klicken).
Danke Michael für Deinen Kommentar und den link um sich die "Kunst des Nichtverkaufens" wieder in Erinnerung zu rufen. Sollte ich ausdrucken und an die Wand hängen ;).
AntwortenLöschenIm Normalfall bin ich gut im Aussitzen der Gewinne, auch wenn ich mich ab und an schon geärgert habe, wenn es dann wieder auf Einstandskurs gefallen ist. Aber in diesem Fall war mir die Fahnenstange zu Abnormal. Werde das aber nun gelassen hinnehmen und in die Zukunft schauen ;)
Gruß
Konrad
Hallo Michael, sehr schöner Artikel, vielen Dank dafür!
AntwortenLöschenWie schätzt du denn 7C Solarparken ein? Wie sieht es da mit der Chance einer Übernahme aus?
Schöne Grüße, Clara
Moin Clara,
Löschenzu 7C Solarparken kann ich nicht so viel sagen, die habe ich nicht wirklich auf dem Schirm, tut mir leid.
Weil der Name EQT nun schon mehrfach gefallen ist: Mich würde deine Meinung zum Unternehmen selbst interessieren. Einer der großen Asset Manager fliegt etwas unter dem Radar im Vergleich zu denen aus Übersee. (Bin seit dem Börsengang investiert)
AntwortenLöschenMoin Thomas,
Löschenzu EQT oder Investor A/B kann ich nichts Fundiertes beitragen, tut mir leid. Ich investiere beinahe ausschließlich in den US-Aktien und deutsche Werte. Andere sind von mich eher nicht von Interesse, weil ich mich nicht mit den dortigen Rechts- und Steuersystemen auskenne und/oder beschäftigen will - und solange es attraktive Unternehmen in den USA oder Deutschland gibt, verspüre auch auch nicht den Drang, irgendwo sonst auf der Welt nach dem halben Extra-Prozent an Rendite zu suchen. Ich habe da keinerlei Expertise und damit keinen Vorteil gegenüber all den anderen Anlegern, die sich dort tummeln. Buffett würde sagen, die liegen außerhalb meines Kompetenzbereichs und deshalb erscheinen sie bei mir eher selten auf dem Radar...