Freitag, 8. März 2024

Im Fokus: Fairfax Financial ist so viel mehr als ein simpler Buffett-Klon

In diesem Kurzportrait geht es um Fairfax Financial. Einer der erfolgreichsten Value Investoren der Welt, von dem die meisten Menschen noch nie gehört haben, ist Prem Watsa. Dabei gilt er als der 'kanadische Warren Buffett' und kann auf spektakuläre Renditen verweisen. Auf Sicht von 35 Jahren erzielte Watsa durchschnittlich 15,7 %, wobei es durchaus deutlich unterschiedliche Erfolgsperioden gibt. Zwischen 1985 und 1998 steigerte er den Buchwert je Fairfax Financial-Aktie um 43 % - pro Jahr. Von da an bis 2018 betrug der Zuwachs 'nur' noch 9 % pro Jahr und zwischen 2019 und 2021 waren es wieder 16 % jährlich.

Beide Effekte waren Watsas Depotabsicherungsgeschäften geschuldet. Während des Crashs 2000-2003 verloren die Aktienmärkte rund 50 % an Wert, während das Portfolio von Fairfax Financial um 100 % zulegen konnte. Und auch in der Globalen Finanzkrise 2008/09 verloren Watsas Positionen kaum an Wert, weil er sehr pessimistisch eingestellt gewesen war und sein Depot entsprechend abgesichert hatte. Er behielt seine pessimistische Sichtweise allerdings zu lange bei und seine Depotabsicherungsgeschäfte kosteten in den ersten Jahren des gerade beginnenden längsten und stärksten Bullenmarktes aller Zeiten viel Rendite. 2016 steuerte Watsa um und seitdem können sich seine Renditen wieder richtig sehen lassen...

Der 1950 in Indien geborene Watsa studierte am Indian Institute of Technology mit dem Schwerpunkt Chemieingenieurwesen und siedelte am 11. September 1972 nach Kanada über. Er besuchte das MBA-Programm an der späteren Ivey Business School der University of Western Ontario und lernte 1985 Francis Chou kennen, der ihm von Warren Buffetts außerordentlichen Erfolgen durch Investitionen auf Basis des 'Floats' der Versicherungsunternehmen von Berkshire Hathaway berichtete. Diesem überzeugenden Konzept folgte Watsa und baute die Strategie von Fairfax Financial darauf auf. Neben einem diszipliniertem 'Underwriting' in der Versicherungssparte legt er bei der Anlage von deren Vermögenswerten den Schwerpunkt auf einer konservativen Value-Investment-Philosophie; er investiert also auf einer Total-Return-Basis und auf lange Sicht.
"Die Versicherer erhalten die Prämien im Voraus und zahlen die Schäden später. In extremen Fällen, z. B. bei bestimmten Arbeitsunfällen, können sich die Zahlungen über Jahrzehnte erstrecken. Durch dieses Modell, bei dem wir jetzt kassieren und später zahlen, verbleiben große Summen in unserem Besitz, die wir 'Float' nennen und die letztendlich an andere gehen werden. In der Zwischenzeit können wir diese Gelder zum Nutzen von Berkshire investieren. Obwohl einzelne Policen und Schadensfälle kommen und gehen, bleibt die Höhe des von uns gehaltenen Floats im Verhältnis zum Prämienvolumen bemerkenswert stabil. Wenn unser Geschäft wächst, wächst auch unser Float. Wenn die Prämien die Summe der Kosten und eventuellen Verluste übersteigen, verzeichnen wir einen versicherungstechnischen Gewinn, der zu den Kapitalerträgen aus dem Float hinzukommt. Diese Kombination ermöglicht es uns, freies Geld zu nutzen - und, besser noch, dafür bezahlt zu werden, dass wir es halten."
(Warren Buffett, Aktionärsbrief 2009) 

Fairfax Financial ist eine Holdinggesellschaft, die über ihre Tochtergesellschaften im Bereich der Schaden- und Unfallversicherung und Rückversicherung sowie der damit verbundenen Anlageverwaltung tätig ist. Watsas quartalsweise bei der US-Börsenaufsicht SEC einzureichenden 13F-Formulare geben dabei nur einen kleinen Teil der gesamten Vermögenswerte von Fairfax Financial wider.

Der Gesamtwert belief sich Ende 2023 auf rund 60 Mrd. USD, wovon knapp 6,5 Mrd. USD auf Barmittel und kurzfristige Positionen entfielen. Das Aktienportfolio stand lediglich für 1,5 Mrd. USD. Zu den bedeutenden Anlagen, die nicht im 13F-Bericht enthalten sind, gehören Investitionen in Griechenland und Indien, wobei die griechischen Investments hauptsächlich aus einer 32-prozentigen Beteiligung an der Eurobank bestehen. Weitere wichtige Beteiligungen sind ein 27-prozentiger Anteil an Thomas Cook India, 54 % an Bangalore International Airport Limited und 31 % an Quess Corp Limited.
"Selbst bei einer sehr guten Wachstumsaktie muss man wirklich stark darauf achten, was man bezahlt. Am wichtigsten ist aber, dass man sichergeht, dass das Wachstum auch tatsächlich einsetzt."
(Prem Watsa)
Ende des 4. Quartals 2023 waren die drei größten Beteiligungen in Watsa Portfolio:
  1. Occidental Petroleum (24,5 %)
  2. Micron Technology (22,75 %)
  3. BlackBerry Ltd. (11,25 %)

Short-Attacke verendet kläglich

Vor einigen Wochen gab es eine Short-Attacke von 'Muddy Waters', die Fairfax überhöhte Wertansätze und damit ein Aufblähen des Buchwerts unterstellten. Möglich ist das, aber kaum relevant, denn bei Beteiligungsgesellschaften wie Fairfax oder Berkshire Hathaway kommt es nicht auf den Buchwert an, sondern auf das operative Ergebnis. Dieses wird insbesondere vom 'Float' aus den Versicherungsprämien getragen und wusste auch im 4. Quartal 2023 wieder sehr zu überzeugen.

Das Aktienengagement führte im 4. Quartal 2023 zu Nettogewinnen aus Investitionen in Höhe von 2,13 Mrd. USD gegenüber 1,09 Mrd. USD im Vorjahr. Die Nettoeinnahmen aus dem Versicherungsgeschäft stiegen von 5,31 Mrd. USD Dollar auf 5,68 Mrd. und Fairfax verzeichnete eine um 1 % verbesserte konsolidierte Schaden-Kosten-Quote von 89,9 % im Segment Schaden- und Unfallversicherung und Rückversicherung. Trotz hoher Schäden verdient Fairfax immer besser. Der Nettogewinn belief sich in Q4/23 auf 1,67 Mrd. USD bzw. 52,87 USD je Aktie und machte 2023 zum erfolgreichsten Jahr der Unternehmensgeschichte.

Dividenden und Aktienrückkäufe

Dividenden spielen bei Fairfax Financial nicht die größte Rolle. Dennoch gibt es seit 22 Jahren regelmäßig eine Ausschüttung im Januar eine Ausschüttung und seit zwei Jahren werden diese auch wieder gesteigert. Stärker springt Watsa auf Aktienrückkäufe an, zumal die Fairfax-Aktie unterhalb ihres NAV notiert. Noch gut sechs Monate lang werden bis maximal 10 % der eigenen Aktien zurückgekauft, was Mehrwert für die Aktionäre schafft und den Kurs stützt. Gleich doppelt gut!

Meine Einschätzung

Quelle: wallstreet-online.de
Die Aktien kennen scheinbar auch nur eine Richtung und überwanden kürzlich zum ersten Mal die Marke von 1.000 Euro bzw. 1.100 USD. Angesichts der anhaltenden Erfolge und der nach wie vor vergleichsweise moderaten Bewertung dürfte dies noch nicht das Ende der Fahnenstange sein und langfristig orientierte Anleger sollten auch künftig voll auf ihre Kosten kommen. Und Rendite...

Disclaimer: Habe Berkshire Hathaway, Fairfax Financial auf meiner Beobachtungsliste und/oder im Depot/Wiki.

3 Kommentare:

  1. Moin Michael, das ist bestimmt ein gut geführtes Unternehmen. Aber wenn ich mir den langfristigen Chart anschaue, überzeugt mich die Aktie nicht. Es gab immer wieder teils sehr lange Phasen wo die Aktie teils erheblich unter Wasser lag. Zuletzt 2016 bis 2022 nulll Performance und zwischenzeitlich 50% Verlust. Beste Grüße Nils

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    1. Fairfax gehört zu den besten 1% oder 0,1% aller Aktien mit einem durchschnittlichen Performance von über 18% pro Jahr. Seit der Gründung 1986 hat Prem Watsa Buffett geschlagen. Es lohnt sich, sich das näher anzusehen. Anfang der 2000er Jahre wurde die Aktie mit dem über fünffachen Buchwert bewertet; vor wenigen Ajhren nur mit dem halben; auch wegen dieser krassen Bewertungsunterschiede wirkt der Chart wenig vertrauenerweckend. Der zweite Grund ist, dass CEO Prem Watsa zwischen 2010 und 2016 vieles falsch gemacht hat; das ist aber korrigiert und läuft nun gut. Und ein fritter Grund ist, dass die niedrigen Zinsen der letzten Jahre für Versicherungsunternehmen insgesamt eine sehr schlechte Zeit waren.

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