Die Angst ist zurück und die Börsen taumeln. Nachdem sie zuvor fulminant selbstbewusst unbeirrt in neue Höhen vorstießen und der S&P 500 sogar erstmals in der Geschichte die 5.000er Marke übersprang, trafen sie die neusten US-Daten ins Mark. Die Verbraucherpreise steigen stärker als erwartet an, der Inflationszuwachs nimmt weiter ab, aber eben weniger stark als erhofft. Während also Bürger und Unternehmen unter der wachsenden Zinslast stöhnen, schwindet die Hoffnung auf baldige Zinssenkungen. Für März ist das Thema tot und auch für den Mai sieht es trübe aus. Das ist für die Konsumenten ärgerlich, für die Unternehmen belastend, aber für einige Sektoren sogar gefährlich...
Die Immobilienkonzerne stehen vor dem Dilemma, dass immer mehr ihrer noch günstigen alten Kreditverträge auslaufen und sie diese nun zu neuen Konditionen abschließen müssen. Zurückzahlen können sie das Geld meistens nicht und der Wert der zugrundeliegenden Sicherheiten ist oft arg geschrumpft, so dass die Kreditverlängerung keine ausgemachte Sache ist. Und Verkäufe in einem ohnehin fallenden Markt mit zu wenig Käufern könnten eine Abwärtsspirale in Gang setzen, denn Abwertungsverluste schlagen ins Ergebnis durch und belasten auch das Eigenkapital. Womit die Kreditfähigkeit weiter sinkt.
Dieses Problem trifft vor allem den Büro- und Gewerbeimmobilienbereich und ganz besonders in den USA. Dort gibt es hohe Leerstandsquoten und neben strauchelnden Immobiliengesellschaften bekommen auch viele Regionalbanken, die hier besonders stark engagiert sind, heftige Probleme. Erinnerungen an die 'kleine Finanzkrise' aus dem Frühjahr 2023 werden wach und die Sache ist noch nicht ausgestanden. Inzwischen geraten auch hiesige Banken ins Fadenkreuz, weil sie sich (zu) stark im US-Gewerbeimmobilienmarkt engagiert haben. Die EZB warnte jetzt sogar davor, man werde deutsche Banken mit höheren Eigenkapitalvorschriften an die kurze Leine nehmen, wenn sie sich in den USA zu stark exponiert hätten. Die pbb ist nur eine der (not-)leidenden Institute. Und bei der Benko-Pleite zeigen sich immer mehr betroffene Institute aus dem Sparkassen- und Genossenschaftssektor, auch bei uns sind die Regionalbanken besonders stark im Gewerbeimmobilienbereich involviert. Und deutsche Immobilienkonzerne im Gewerbeimmobiliensektor stehen mit dem Rücken zur Wand und wie der Blick auf den Kursverlauf bei Branicks oder der VIB zeigt, rechnen Anleger inzwischen mit dem Schlimmsten. Möglicherweise nicht zu Unrecht...
Während die Regionalbanken weiter und zunehmend schwanken, profitieren die Großbanken von ihren soliden Bilanzen und ihren enormen Kostenvorteilen, allen voran JPMorgan. Und doch geraten auch diese immer stärker unter Druck, allerdings von anderer Seite, da sie von FinTechs herausgefordert werden, die Banking ohne Bank salonfähig machen. SoFi Technologies ist hier einer der besonders stark auftrumpfenden Herausforderer. Hinzu kommen bankenfremde Finanzinstitute wie die Alternativen Asset Manager. Diese müssen sich im selben herausfordernden Umfeld plagen, aber sie sind weniger stark reguliert und haben größere Handlungsspielräume, so dass sie flexibler auf Veränderungen reagieren können. Opportunismus zahlt sich im Geschäftsleben oft aus, wenn es um Chancen und Risiken geht.
Natürlich leben auch die Alternativen Asset Manager nicht auf ihrem eigenen Planeten und stecken Treffer in der Krise ein. So hat Blackstone weiter mit seinem hohen Immobilienengagement zu kämpfen. Die auf Hypothekenkredite spezialisierte Tochter Blackstone Mortgage Trust (BXMT) war im Dezember Ziel einer Short Attacke, weil Befürchtungen geschürt wurden, Kreditnehmer könnten auslaufende Kredite nicht vollständig tilgen und die als Sicherheiten dienenden Gewerbeimmobilien würden nach zu starken Werteinbrüchen ggf. nicht zur Deckung ausreichen. Wettbewerber KKR hat bei seinem entsprechenden KKR Real Estate Finance Trust soeben die Dividenden halbiert – vorsorglich.
Die Stärke der Alternativen Asset Manager ist ihre hohe Flexibilität und die geringere Regulierung. Sie können flexibler auf die Marktgegebenheiten reagieren und Chancen opportunistisch nutzen. So nutzt Blackstone weiter die Gunst der Stunde und kauft ganze REITs zu Ausverkaufskursen auf. Nun trifft es das kanadische Immobilienunternehmen Tricon Residential, für das Blackstone Real Estate Partners und Blackstone Real Estate Income Trust (BREIT) 3,5 Mrd. USD auf den Tisch legen. Tricon bietet Mietwohnungen und Apartments in wachstumsstarken Märkten in den USA wie Atlanta, Charlotte, Dallas, Tampa und Phoenix sowie in Toronto, Kanada, an.
Ein erheblicher Teil des Problems der Immobilienkonzerne und ihrer finanzierenden Banken sind die hohen Zinsen. Für die US-Notenbank wächst der Druck von allen Seiten bei schwindenden Optionen. Die Zinsen zu senken heißt, mehr Raum für Inflation zu bieten. Die Zinsen nicht zu senken könnte die schlingernden Banken in existenzbedrohende Schieflagen führen. Fed-Chef Powell betont, man habe alles im Griff und möglicherweise stehen bald weitere Bankenübernahmen durch die Großbanken an, um die Lecks zu stopfen. Beruhigend sind diese Aussichten nicht und das spüren auch die Anleger. Nicht nur durch den Kurseinbruch. Ein Beben auf höchstem Niveau. Aber für Panik besteht (noch) kein Grund…
Alles Gute für euer Geld!
Michael C. Kissig
Disclaimer: Habe Blackstone, Branicks, KKR, SoFi auf meiner Beobachtungsliste und/oder im Depot/Wiki.
Moin Michael,
AntwortenLöschenIn dem Umfeld rückt für mich eine Patrizia wieder ins Blickfeld. Deren Auftraggeber sind eher die solideren Adressen und das Thema Transaktionsprovisionen ist zur Zeit ausgepreist.
Gruß
Christian
Moin Christian,
Löschenich bin ja ein Freund des fokussierten Investierens und ein Gedanke, der mir bei/vor jedem Investment in den Sinn kommt, ist dieser von Warren Buffett: "Warum sollte ich die zweitbeste Aktie kaufen, wenn ich auch die beste kaufen kann?". Bei Patrizia stellt sich mir also die Frage, was ist an dem Unternehmen und den Aussichten für dessen Aktien besser als bei Apollo, Blackstone oder KKR? Nur dann würde für mich ein Investment Sinn machen. Und ich habe keine Antwort auf diese Frage. Du?
Hier würde ich von der Seite her argumentieren, dass die „Alternativen“ schon gut gelaufen sind, und noch latent das US-Gewerberisiko verarbeiten müssen.
LöschenPatrizia bildet nur einen sehr kleinen Teil der Aktivitäten der Alternativen ab, und bildet die Risiken des Marktes in Europa im Kurs bereits ab. Das ist also eine fokussiertes und risikobewusstes antizyklisches Investment und für mich auch geografisch diversifiziert.
Da kann ich nicht von besser, nur von einem anderen Fokus sprechen.
Gruß
Christian
Ein paar Gründe, NICHT in KKR zu investieren, würden mir schon einfallen:
AntwortenLöschenLaut einem Artikel im The Guardian von 2022 gehört KKR zu den größten Investoren im fossilen Bereich. KKR will trotz Klimakrise auch weiterhin in fossile Industrien investieren. Zitiert wird hier aus dem The private equity climate risk scorecard. Dieser führt KKR mit 78 % Anteil des Investments im fossilen Bereich auf. Im Report wird die Anzahl von 28 verschiedenen Firmen im fossilen Bereich genannt.
Dazu kommen noch:
Inkompatibilität der Ziele mit dem Übereinkommen von Paris (Begrenzung der Globalen Erwärmung auf 1,5 Grad Celsius)
Keine Informationen zu CO2-Emissionen und Umweltauswirkungen
Kein Wide-Portfolio Energy transition Plan (→ Energiewende)
Kein integrierter Investmententscheidungsprozess hinsichtlich Klima und Umwelt
Intranzparenz hinsicht politischer Spenden und Klima-Lobbyarbeit
Ach ja, und KKR gehört die Mehrheit am Axel Springer Verlag, und evtl. gibt es ja einen Zusammenhang zwischen dem systematischen Grünen-Bashing der Bild und den 78% Investment in Fossile durch KKR....
Danke für diese Hinweise.
LöschenWusste ich nicht und klingt einleuchtend; auch wenn die Bildzeitung schon ohne KKR Bashing in alle möglichen Richtungen betrieben hat.
Hallo Michael, du hast es an der einen oder anderen Stelle schon dargelegt, warum und wie Blackstone & Co. gegenüber Risiken gewappnet sind. Dennoch finde ich deinen Blick auf diese Assetmanager manchmal schon Überschwänglich. Schließlich gibt es Gründe, warum Banken so stark reguliert sind und Lücken für andere Teilnehmer am Markt hinterlassen. Weniger stark regulierte Unternehmen, die in Geschäftsfeldern gut verdienen, in denen andere Teilnehmer nicht agieren können aufgrund vergangener Krisen und nachfolgenden Regulierungen – das birgt Risiken. Ob starke Bilanzen und längere vertraglich gebundene Gelder da eine ausreichende Absicherung darstellen weiß ich nicht. Mir stellt sich das Ganze als nicht so sicher dar, wie es in deinen Artikeln immer mitschwingt: Sehr viel Lob und wenig kritische Einwürfe.
LöschenVersteh mich nicht falsch, dass ist bei mir nur eine gefühlte Wahrnehmung und ich bin mit den Firmen bisher gut gefahren, denke aber, dass das mit einem erhöhten Risiko erkauft ist.
Aha, ich erkenne allerdings keine wie auch immer geartete Selbstverpflichtung in die "grüne" Richtung. Das scheint ja Deine einzige Bedingung an ein Investment zu sein, wenn ich diese Aufstellung als abschließend ansehe.
LöschenUnd wenn ich mir gerade die weltweite Tendenz anschaue, erkenne ich eher das Gegenteil. Ölkonzerne ziehe sich reihenweise aus ihren bisherigen Selbstverpflichtungen zurück, Fonds rudern zurück, weil es schlicht keine sinnvollen Investitionsziele (also Unternehmen) gibt, die nachhaltige (und hier im wahrsten Sinne) Umsätze und Gewinne produzieren. Da die Seifenblasen nach und nach platzen stellt sich die Frage, wie man noch Investoren gewinnen kann und will.
Die Kundschaft der KKRs und Co. besteht nicht zuletzt aus Pensionsfonds, die Erträge erwirtschaften müssen - ohne wenn und aber. Da ist wenig Raum für idealistische Investments.
Also die fehlende Berücksichtigung von Nachhaltigkeitskriterien ist genau genommen nur ein Argument.
LöschenDie BILD kritisiert im Übrigen nicht nur die Grünen, obwohl diese ja auch genug Anlass dazu geben. Daraus einen Zusammenhang herzuleiten klingt schon fast wie eine Verschwörungstheorie…
Moin Florian,
Löschendass die Banken so stark reguliert sind, kommt ja nicht von ungefähr. Die Weltwirtschaftskrise von 1929 wurde durch die Spekulation der Banken und die anschließende Kreditklemme ausgelöst; die USA haben mit dem Glass-Steagall-Act gegengewirkt und dabei (1.) die strikte Trennung von Banken in Geschäftsbanken oder Investmentbanken vollzogen sowie festgelegt, dass (2.) Banken nur in einem der Bundesstaaten tätig sein dürfen. In den 1980er Jahren hat Ronald Reagan diese Trennung aufgehoben und die Banken haben sich wie wild auf die neuen Möglichkeiten gestürzt. Der Crash von 1987 resultierte aus der Implosion des Junk Bond Imperiums von Michael Milken und anschließend mussten viele Sparkassen (!) mit Milliardensummen staatlich gerettet werden, weil sie ihre "mündelsicheren" Depots mit Junk Bonds vollgestopft hatten. Die globale Finanzkrise wurde auch durch die Gier der Banken ausgelöst, weil die notleidende Immobilienkredite mit gut positionierten zu neuen "Wertpapieren" zusammengemixt haben (Asset Backed Securities) und diese weltweit mit Tripple-A-Rating unter Volk gebracht haben. Hier ging es bereits um Billionen, nicht mehr Milliarden. Und die "kleine Bankenkrise" wurde ebenfalls durch Regional- und Spezialbanken ausgelöst, die ihre Risiken nicht adäquat abgedeckt hatten. Alternative Asset Manager waren nicht der Auslöser dieser Börsencrashs und/oder globalen Wirtschaftskrisen.
Des Weiteren sind Banken viel stärker in das Finanzsystem integriert und Zahlungsabwickler für Milliarden Menschen; sie nehmen die Spareinlagen von Privatleuten an und das bedarf einer besonders hohen Überwachung/Absicherung durch den Staat bzw. die Überwachungsorgane. Asset Manager verwalten privates Geld, vor allem von vermögenden Privatleuten oder Pensionsfonds. Sie sind nicht systemrelevant, auch wenn Verluste natürlich die Anleger/Investoren schmerzen.
Es gibt also gute gründe, weshalb ausgerechnet die Banken so stark reguliert werden und weshalb dies bei anderen nicht der Fall ist und nicht der Fall sein muss. Und aus dieser Lage heraus ziehe ich meine Schlüsse und komme zu Wettbewerbsvorteilen auf Seiten der Asset Manager ggü. den herkömmlichen Banken. Wenn man bei jedem Spiel von Anfang zwei Spieler mehr auf dem Platz hat als der Gegner, sollte man das in seine Überlegungen zum Ausgang eines Spiels mit einbeziehen finde ich. ;-)
Gibt es eine Möglichkeit, Blackstone Real Estate Partners und Blackstone Real Estate Income Trust in D zu kaufen? Über Onvista finde ich nicht einmal deren Kurse, oder hält Blackstone alle Anteile an diesen?
AntwortenLöschenDanke und Gruß
Tom
Moin Tom,
Löschenich hatte zwei Wertpapiere (BREIT und BXMT) mal vor einigen Monaten bei der Commerzbank angefragt, weil die dort nicht handelbar waren - und sind. Ob es bei Brokern geht, weiß ich leider auch nicht. Vielleicht hat ja jemand eigene Erfahrungen damit? Und ggf. mit deutschen Börsenplätzen?
Danke, endlich schreibt hier mal jemand kritisch über KKR, ist ja höchste Zeit.
AntwortenLöschenWenn die fehlenden "Nachhaltigkeits"-Kriterien wirklich das Einzige ist, was gegen KKR spricht, dann steht einem Investment ja nichts im Wege
LöschenHallo Tom,
AntwortenLöschenvielleicht mit https://www.dad.at/aktien/details/tts-283136661/blackstone-real-estate-income-trust-inc
LG,
Chico