Kissigs Kloogschieterei: Die Karten werden neu gemischt. Wirklich?

Das Jahr 2023 ist überstanden und es hat überwiegend positive Resultate eingespielt. Wer die 'Magnificent Seven' im Depot hatte, ist sehr gut gefahren, wer auf Energie, Versorger oder Medizintechnik setzte, hinkt hinterher. Doch das ist nun Vergangenheit. Die vorangegangenen (Miss-) Erfolge zählen nicht mehr, die Karten werden neu gemischt. Richtig?

Nicht wirklich. Der Jahreswechsel ist ein willkürlicher Einschnitt. Läge er am 15. Dezember oder 15. Januar sähen die Jahresergebnisse vermutlich anders aus. Aber welche Relevanz hätte das für unsere Depotwerte und für unsere Strategie? Ganz genau: keine! Es wird neu gezählt, was die Jahresperformance angeht, aber ansonsten ist der Jahreswechsel ein Nullevent. Ob man 2023 die besten Unternehmen im Depot hatte, dafür kann man sich jetzt nichts mehr kaufen. Man muss die richtigen Werte für die Zukunft im Depot haben. Nicht für jede Marktlage, nicht in jeder Sekunde des Börsenjahres, aber auf mittlere und lange Sicht...

Mit Aktien kann man auf lange Sicht 8 % Rendite einfahren, mein Zielwert ist mit 'mindestens 15 %' deutlich ambitionierter. Das klappt die letzten Jahre ziemlich gut, aber nicht in jedem einzelnen. 2018 lag das Minus bei 10 %, 2022 waren es sogar rund 16 %. Wenn man schiefliegt, muss man den Mut haben, etwas zu verändern. Nicht irgendwas tun, sondern das Richtige. Dummerwiese zeigen sich Erfolge an der Börse nicht sofort, weil die Kurse nicht immer synchron laufen mit der operativen Entwicklung der Unternehmen. Man kann also die richtigen Unternehmen picken und trotzdem davon im Depot nichts merken - erstmal. Auf lange Sicht passen sich die Kurse der operativen Entwicklung an.

"Fügen Sie ein Portfolio von Unternehmen zusammen, deren summierte Gewinne über die Jahre steigen und der Marktwert Ihres Portfolios wird dies ebenfalls tun."

(Warren Buffett)

Bewährt hat sich eine Depotaufstellung mit Schwerpunkt auf soliden Unternehmen mit Wachstumsambitionen und steigenden Gewinnen. Costco ist stark gelaufen und eine Konsolidierung wäre nicht ungewöhnlich. Apollo Global hat mehrere Monate lang kaum zugelegt, während Wettbewerber wie Blackstone und KKR deutlich zweistellig hinzugewonnen haben. Auf Jahressicht war Apollo der schwächste Wert der drei, aber wer in der 'kleinen Finanzkrise' im Frühjahr zugegriffen hat, liegt satt im Plus. Und die relative Unterbewertung gegenüber den Peers sieht vielversprechend aus, das das Potenzial bleibt groß: bis 2026 will Apollo Global die Assets under Management von 500 auf 1.000 Mrd. USD verdoppeln und das Nettoergebnis um zwei Drittel steigern. Das bietet im Erfolgsfall auch dem Kurs weiteren Raum für Zugewinne.

Ob sich die Ziele so einstellen bleibt abzuwarten. Die Chancen dafür stehen nicht schlecht. Und das dürfte auch für 2024 insgesamt gelten. Erheblichen Risiken stehen beträchtliche Chancen gegenüber. Dabei entscheidet sich das Jahresergebnis nicht in den ersten Januartagen, wo viele Anleger die Gewinner des Vorjahres gegen die Loser austauschen und es allein deshalb schon zu einigen 'Irritationen' bei den Kursen kommt.

Das Börsenspiel ist wie American Football: Man muss sich Zentimeter um Zentimeter vorankämpfen, Raumgewinn an Raumgewinn reihen und dabei so manchen Rückschlag verkraften. Aber man kämpft weiter, passt seine Strategie an und sammelt Punkte, mal durch Läufe, mal durch Pässe, man erzielt Field Goals und Touchdowns. Und manchmal gelingt mit viel Glück ein Homerun. ツ

Alles Gute für euer Geld!

Michael C. Kissig

Disclaimer: Habe Apollo, Blackstone, Costco, KKR auf meiner Beobachtungsliste und/oder im Depot/Wiki.