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Buffett auf Rekordjagd. Aber zahlen sich seine Big Bets auch in 2024 aus?
Warren Buffett gilt als erfolgreichster Investor der Welt. Nicht nur, weil er in den meisten Jahren besser abgeschnitten hat als der S&P 500 Index, sondern weil er dieses Kunststück seit mehr als 70 Jahren vollbringt und zwar fast jedes Jahr aufs Neue. Betrachtet man kürzere Börsenphasen, gibt es allerdings eine ganze Reihe von Investoren, die höhere Renditen einfahren als Buffett. Während des Technologiebooms war es Cathie Wood, in den 1980er Jahren Peter Lynch, der in 13 Jahren durchschnittlich knapp 29 % einfuhr, oder George Soros – oder Charlie Munger.
Munger war mehr als 40 Jahre lang Buffetts Partner bei Berkshire Hathaway und hat dessen Investmentstil entscheidend geprägt von Deep Value Investor hin zum Quality Investor. Ohne Munger wäre Buffett nicht Buffett und Berkshire nicht Berkshire. Umso trauriger war die Nachricht, dass Munger vor einigen Wochen kurz vor seinem 100sten Geburtstag die Bühne für immer verlassen hat.
Nun steuert die US-Notenbank dank gesunkener Inflationsraten und stockender Wirtschaftsaussichten auf eine neuerliche Zinswende zu und die Aussicht auf sinkenden Zinsen befeuert die Börsen. Dabei profitieren momentan vor allem zinssensitive Branchen wie Immobilien und auch Wachstumswerte, während konjunktursensible Unternehmen noch mit den wirtschaftlichen Bremsspuren zu kämpfen haben.
Das Portfolio von Berkshire Hathaway ist wie ein eigener ETF auf die US-Wirtschaft. Nur breiter diversifiziert und auf Unternehmen fokussiert, die zu den Marktführern in ihren Branchen gehören und über ausgeprägte Wettbewerbsvorteile verfügen. Kein Wunder, dass die Aktie von Berkshire Hathaway kürzlich ein neues Allzeithoch markierte bei rund 560.000 Dollar – ja, die A-Aktie ist die teuerste der Welt! Die B-Aktien sind anlegerfreundlicher und sahen ihr Allzeithoch bei gut 370 Dollar. Im Oktober brachen die Aktien mit dem breiten Markt kräftig ein, erholten sich seitdem aber wieder und schnuppern an neuen Rekordständen.
Berkshires Vermögenswerte
Ein Blick in Berkshires Depot offenbart Buffetts Lieblinge und wir schauen uns die Depotschwergewichte mal an und versuchen uns an einer Einschätzung, was von diesen in 2024 wohl zu erwarten sein dürfte.
Doch vorab müssen wir noch ein paar Dinge ins Licht stellen: Das 13F offenbart lediglich die Aktienbestände an US-Unternehmen, keine ausländischen Werte. Zudem auch nur die Anteile an börsennotierten Firmen, so dass milliardenschwere Töchter wie BH Energy, die Eisenbahngesellschaft BNSF, Duracell, der Luft- und Raumfahrtkonzern Precision Castparts, der Autodirektversicherer GEICO oder die Rückversicherungssparte BH RE gar nicht auftauchen. Und dann hortet Buffett noch einen riesigen Cashberg von inzwischen rund 160 Mrd. Dollar.
Über den Daumen gepeilt steht das Aktienportfolio zusammen mit dem Cash-Bestand von rund 160 Mrd. Dollar für die Hälfte von Berkshires Gesamtvermögen, die nicht börsennotierten Töchter und Auslandsbeteiligungen stellen die andere Hälfte.
Unter den ausländischen Töchtern sind u.a. seine 'Japan-Wetten'. Im Sommer 2020 und damit mitten im Corona-Absturz hatte Buffett mehr als 6 Mrd. Dollar in fünf große japanische Handelshäuser investiert: Itochu, Marubeni, Mitsubishi, Mitsui und Sumitomo. Japanische Unternehmen seien "immer eine Überlegung wert" meinte Buffett und die fünf Handelshäuser stellen einen breiten Querschnitt durch die gesamte japanische Wirtschaft dar. Die Wette hat sich bisher für ihn ausgezahlt und er stockte im ersten Halbjahr 2023 weiter auf; inzwischen hält Berkshire jeweils rund 7,4 % an den Firmen und hat angekündigt, bis auf 9,9 % gehen zu wollen, sofern die Firmen das befürworten.
160 Mrd. Dollar an Cash klingt gewaltig und veranlasst Kommentatoren immer wieder zu irrigen Aussagen wie 'Buffett findet keine Investitionsmöglichkeiten mehr' oder 'Buffett hält Aktien für überwertet'. Doch das ist zu kurz gedacht, denn Berkshire hält weniger Cash als früher, jedenfalls wenn man den prozentualen Anteil am Gesamtvermögenswert betrachtet. Zudem muss Berkshire große Mengen an Liquidität vorhalten, weil man diverse Versicherungskonzerne als Töchter voll in der eigenen Bilanz hat und diese jederzeit zahlungsfähig sein müssen. Insofern sollte man in den Cash-Berg nicht mehr hineindeuten als er hergibt.
Buffetts Portfolio
Ein Blick in Berkshires Depot offenbart Buffetts Lieblinge und wir schauen uns die Depotschwergewichte mal an und versuchen uns an einer Einschätzung, was von diesen in 2024 wohl zu erwarten sein dürfte.
Die letzte offizielle Aufstellung gab Buffett Mitte Oktober ab, als er gegenüber der US-Börsenaufsicht SEC sein vierteljährlich fälliges 13F-Formular einreichen musste. Seitdem können sich durchaus Veränderungen ergeben haben, und einige davon wurden bereits auch schon bekannt. Aber der Reihe nach…
Laaaaangweilig, könnte man meinen, wenn man auf die Veränderungen schaut, also den 'Trade Impact'. Bei den acht Top-Positionen gab es lediglich bei Chevron etwas Bewegung und auch die hatte nur 0,6 % Auswirkung auf Buffetts Gesamtportfolio.
Apple ist die mit Abstand gewichtigste Position. Der iPhone-Konzern steht nun für 50 % von Berkshires Aktienportfolio. Dank deren ausgedehnter Aktienrückkäufe steigt Buffetts Anteil auch ohne eigenes Zukaufen weiter an auf inzwischen 5,9 %.
Die Aktie ist auch in diesem Jahr wieder stark gelaufen und die Geschäfte wussten zu überzeugen. Insbesondere das Servicegeschäft boomt, doch hier hat Google zuletzt eine empfindliche Niederlage vor Gericht einstecken müssen gegen den Spieleentwickler Epic Games, der die bis zu 30 % an Umsatzbeteiligung für In-App-Käufe nicht mehr zu zahlen bereit ist. Das Urteil stuft Googles App Store auf Android-Systemen als Monopol ein und das könnte auch Apple hinsichtlich iOS treffen. Noch sind der Ausgang und die Konsequenzen offen, aber ein Warnsignal ist es schon.
Zudem erlitt Apple selbst eine Niederlage in einem Patentstreit und stoppte daraufhin vorsorglich den Verkauf der neuen Modelle seiner Apple Watch in den USA. Die Apple Watch Series 9 und Apple Watch Ultra 2 sollen vom 21. Dezember an nicht mehr über die US-Website des Konzerns und nach dem 24. Dezember auch nicht in den Apple Stores in den USA verkauft werden.
Die Medizintechnik-Firma Masimo hatte ein Verfahren vor der US-Handelsbehörde ITC angestrengt und Apple vorgeworfen, in den neuen Watch-Modellen eine von ihr patentierte Technologie zur Messung des Sauerstoffgehalts im Blut einzusetzen, ohne dafür Lizenzgebühren zu bezahlen. Apple widerspricht, scheint aber auch nicht zahlungswillig zu sein. Lieber setzt man den Verkauf der neuen Modelle aus. Auch dieses Verfahren könnte Apples Margen künftig stutzen.
Und dann ist da noch die große China-Abhängigkeit, die Apple extrem anfällig macht für den anhaltenden Streit zwischen den USA und China. Apple reagiert mit einer Teilverlagerung seiner Produktion nach Indien und nun auch nach Vietnam.
Zuletzt scheint der US-Markt sich langsam der Sättigung zu nähern und ob sich Indien als neues Absatzgebiet für die hochpreisigen Apple-Modelle bewährt, steht noch nicht fest. Die globale Konjunktureintrübung und das Zurückdrehen der Globalisierung, zu deren größten Gewinnern Apple zählt, trüben die Stimmung ebenfalls ein. Und doch… ähnliche Sorgen begleiten Apple bereits seit zehn Jahren und konnten seinen Erfolg nicht verhindern. Zwischenzeitliche Kursrücksetzer wurden immer wieder mehr als ausgeglichen, weil es Apple immer wieder verstanden hat, sein Ökosystem zu erweitern und höchstmargige Produkte an den Mann zu bringen. Apples Burggraben ist intakt und die Erfolgsgeschichte dürfte noch lange nicht zu Ende sein.
Die Bank of America ist Buffetts zweitgrößte Position. An ihr hält Buffett sogar 13 %, wofür er 2019 eine gesonderte Erlaubnis der US-Bankenaufsicht einholte, da ohne eine solche niemand mehr als 10 % an einem Finanzinstitut erwerben darf. Eine ähnliche Genehmigung sicherte sich Buffett auch hinsichtlich American Express, an der er sogar fast 21 % besitzt. Der US-Verbraucher schwächelt zuletzt und ächzt unter den hohen Zinslasten. Kreditkarten machen einen erheblichen Teil der Schulden der US-Verbraucher aus und waren im Jahresverlauf auf neue Rekordwerte jenseits von 23 % pro Jahr gestiegen. Inzwischen haben sie im allgemeinen Trend etwas nachgelassen, aber 20 % sind noch immer kaum bezahlbar. Die Kreditausfälle häufen sich, dennoch laufen die Geschäfte bei AMEX weiterhin ziemlich gut. Der Aktienkurs hält Sichtkontakt zum vorherigen Allzeithoch, anders als bei der BoA, wo er deutlich hinterherhinkt. Die 'kleine Bankenkrise' im Frühjahr hat ihre Spuren hinterlassen. Zwar profitieren die US-Großbanken, weil Sparer ihre Gelder von den Regionalbanken zu den Großbanken umschichteten, aber die Aussicht auf sinkende Zinsen setzt den Banken insgesamt zu. Nicht nur, dass die strengere Regulierung die Kosten hochtreibt, sondern die steigenden Notenbankzinsen konnten die Banken für üppige Margenausweitungen nutzen. Der Wind dreht nun wieder und dürfte die Margen erneut unter Druck setzen. Banken sind daher nicht die erste Wahl in naher Zukunft und Buffett hat seine Bankpositionen insgesamt über die letzten Monate deutlich reduziert. Nicht aber bei der BoA, hier bleibt er treu.
Coca-Cola hält den vierten Rang und Buffett gehören 9,25 % an dem ikonischen Getränkekonzern. Er hatte sich hier nach dem großen Crash von 1987 eingekauft und begann bei 2,73 USD (splitbereinigt) mit seinen Käufen, die er bis 1994 fortsetzte. Seitdem hält er 400 Mio. Anteile an The Coca-Cola Company, für die er insgesamt 1,3 Mrd. USD auf den Tisch legte zu durchschnittlich 3,25 USD je Aktie. Bei 58 Dollar je Aktie kommt Coca-Cola auf eine Marktkapitalisierung von 250 Mrd. Dollar und Buffetts Anteil ist damit fast 24 Mrd. Dollar wert.
Noch beeindruckender ist der Dividendenaspekt. Von 1994 bis Ende 2023 hat Buffett von seinem Investment Dividenden im Wert von 26,31 Dollar je Aktie erhalten, also rund das Achtfache seines investierten Kapitals! Dividendeneinnahmen von 10,5 Mrd. Dollar stehen einem Investment von 1,3 Mrd. Dollar gegenüber und dies zeigt die Kraft des Compounding und wie wertvoll Buy & Hold von absoluten Qualitätsunternehmen ist.
Und ein solches ist Coca-Cola zweifelsohne. Lassen wir es uns von Warren Buffett selbst erklären.
"Wenn Sie mir 100 Milliarden Dollar gäben und sagten, ich solle Coca-Cola die weltweite Marktführerschaft bei Erfrischungsgetränken wegnehmen, würde ich Ihnen das Geld zurückgeben und sagen, dass dies nicht möglich ist."(Warren Buffett)
Das 'Orakel von Omaha' meinte einst, der wichtigste Faktor bei der Bewertung eines Geschäfts sei die Preissetzungsmacht. Wenn man die Preise anheben könne, ohne Geschäft an die Konkurrenz zu verlieren, sei es ein wirklich gutes Geschäft. Und Coca-Cola hat durch seine starke Marke und seine treuen Kunden eine enorme Preissetzungsmacht.
Chevron behauptet den fünften Platz; hier war Buffett erstmals im 3. Quartal 2020 eingestiegen, aber in den letzten Quartalen standen vorwiegend Verkäufe auf der Agenda. Als generelle Abkehr von Öl und Gas sollte dies jedoch nicht fehlinterpretiert werden, denn beim Explorer Occidental Petroleum stockte Buffett seinen Anteil immer weiter auf. Buffett hat sich die behördliche Erlaubnis eingeholt, auf insgesamt bis zu 50 % aufzustocken. Eine Komplettübernahme schloss er aber aus. Neben seinen Stammaktien besitzt Buffett auch noch für rund 10 Mrd. USD OXY-Vorzugsaktien mit einer Dividende von 8 % sowie Optionsscheine zum Kauf weiterer Stammaktien im Wert von 5 Mrd. USD zu je 59,62 USD, mit der Occidental 2019 die teure Übernahme des Wettbewerbers Anadarko Petroleum finanziert hatte. Genauer gesagt: er besaß. Denn diese für Occidental ziemlich teure Finanzierungsvariante versucht das Unternehmen zu reduzieren und kaufte zwischen April und Juni Vorzugsaktien im Wert von 522 Mio. USD von Berkshire zurück, womit sich die Gesamtzahl der Aktienrückkäufe in diesem Jahr auf 12 % der ursprünglichen Investition von Berkshire summierte.
Inzwischen ist ein Übernahmekarussell in Gang gesetzt worden, und nachdem ExxonMobil und Chevron milliardenschwere Zukäufe getätigt haben, hat auch OXY einen neuen Anlauf gewagt. CrownRock soll zuvor bereits von ConocoPhillips, Devon Energy, Diamondback Energy, Marathon Oil und Continental Resources ins Auge gefasst worden sein, doch OXY hat nun Nägel mit Köpfen gemacht und übernimmt CrownRock für rund 12 Mrd. Dollar im Rahmen eines Cash-and-Stock-Deals. OXY finanziert die Transaktion mit neuen Schulden in Höhe von 9,1 Mrd. Dollar und der Ausgabe von rund 29 Mio. neuen Aktien im Wert von 1,7 Mrd. USD an Stammaktien im Wert zu etwa 59 Dollar je Aktie. Darüber hinaus wird OXY bestehende Schulden von CrownRock in Höhe von 1,2 Mrd. USD übernehmen, so dass sich seine Gesamtverschuldung von 19,1 Mrd. im 3. Quartal 2023 auf etwa 29,1 Mrd. Dollar erhöht. Die Gesamtzahl der ausstehenden Aktien steigt auf etwa 833 Mio. Um die Aktionäre für die Übernahme zu begeistern, kündigte OXY eine Dividendenerhöhung um 22 % von 0,18 auf 0,22 Dollar ja Aktie an.
CrownRock hat eine starke Position im Permian Basin. Das Unternehmen besitzt mehr als 80.000 Acres im nördlichen Teil des Midland-Beckens. Es produziert hieraus derzeit etwa 150.000 Barrel Öläquivalent pro Tag (BOE/d). Auch OXY ist einer der größten Akteure im Permian-Basin. Das Unternehmen besitzt dort 2,8 Mio. Hektar Land und produziert hieraus 588.000 BOE/d.
Charlie Munger erklärte im Herbst Berkshires Engagement bei OXY so: "Es liegt auf der Hand, dass das Permian Basin unser Ölvorkommen Nr. 1 ist und wir kein anderes haben. Deshalb haben wir OXY natürlich bei der Finanzierung der Übernahme von Anadarko geholfen". Mit 'uns' meinte Munger die USA.
Der Kauf von CrownRock ermöglicht es OXY nun, seine Größe im ressourcenreichen Permian-Becken deutlich zu erhöhen, wodurch es seine Kosten besser verteilen kann und so seine Gewinnspanne ausweiten dürfte. Kein Wunder, dass Buffett den Deal unterstützt. Direkt nach Bekanntgabe des Deals kaufte Buffett weitere 10,5 Mio. OXY-Aktien für 590 Mio. Dollar und erhöhte seinen Anteil an OXY auf 27 %. Auch schon im Oktober hatte Buffett weitere OXY-Aktien erworben. Und sollte Buffett seine Optionen ausüben, käme er bereits auf einen Anteil von 33 %.
Der Ölpreis steht unter Druck, weil sich die Konjunkturaussichten eintrüben. Die OPEC hat zwar Förderkürzungen beschlossen, aber die US-Schieferölindustrie hält gegen. Die Zahl der Rigs, also der produzierenden Ölquellen, sank gegenüber dem Vorjahreswert um 20 %, doch dank des technologischen Fortschritts ist die US-Fördermenge dennoch von 12 auf über 13 Mio. Barrel pro Tag angestiegen. Die US-Schieferölindustrie kompensiert also die Kürzungen Saudi-Arabiens und macht deren Versuche, den Preis hochzutreiben, zunichte. Buffett spekuliert darauf, dass eine im zweiten Halbjahr 2024 wieder anziehende Weltkonjunktur die Nachfrage nach Öl wieder erhöhen und sie auf viele Jahre noch hoch bleiben wird. Mit entsprechenden Ölpreisen.
The Kraft Heinz Co. liegt auf dem siebten Rang. Buffett hält 26,55 % an dem Konsumgüterriesen, aber Freude hat der ihm bisher nicht eingebracht. Seine Beteiligung bringt es bei einem Kurs von 36 Dollar auf einen Wert von rund 11,75 Mrd. Dollar, doch das ist nur ein Schatten dessen was der Konzern nach der Fusion früher wert war. Unmittelbar zum Börsenstart im Herbst 2012 lag der Kurs bei 46 Dollar und stieg bis zum Frühjahr 2017 auf knapp 100 Dollar an. Dann folgte eine Serie von Fehlentscheidungen und ungelösten Problemen im Produktportfolio, die den Kurs 2019 auf 25 Dollar einbrechen ließen. Seitdem haben sich weder Unternehmen noch Kurs wirklich wieder erholt. Buffett hat freimütig eingestanden, dass er für das Unternehmen zu viel bezahlt hat, weil er dessen Markt- und Preissetzungsmacht überschätzt hatte. Ob sich die Lage in 2024 bessert, wo die Verbraucher noch preissensibler sind und von Markenprodukten eher Richtung NoName-Ware umsteuern, bleibt zweifelhaft. Auf der anderen Seite wird der globale Markt von nur zwei Handvoll Unternehmen beherrscht und Krisenzeiten sind seit jeher Zeiten von Fusionen und Übernahmen mit der Aussicht auf ergebnistreibende Veränderungen.
Moody's nehmen wir zuletzt ins Visier. Die Ratingagentur hat einen kaum überwindbaren Burggraben, wie Buffett selbst mal erklärte:
"Ich kann nicht frei wählen. Standard & Poor's und Moody's sind der Maßstab für Berkshire. Ich würde mich gerne woanders hinwenden. Glauben Sie mir, ich habe keine Preisgestaltung, keine Verhandlungsmacht gegenüber Standard & Poor's oder Moody's. Der Markt verlangt, dass ich von Standard & Poor's und Moody's bewertet werde."(Warren Buffett)
Das zeigt das Dilemma schonungslos auf. Und Buffett hat aus dieser Not eine Tugend gemacht, indem er sich einen fetten Anteil an diesem Business einverleibt hat. Inzwischen hält er 13,5 % an Moody's und dürfte über die hohen Rechnungen, die die Ratingagentur Berkshire und ihren Töchtern für die Bonitätseinstufungen und Dienstleistungen übermittelt, nicht mehr ganz so sehr ins Schwitzen kommen, sondern sich eher auf die nächste Dividendenausschüttung von Moody's freuen. Oder über die anhaltenden Kurssteigerungen, denn die letzten 10 Jahre brachten eine Rendite von 400 %. Dabei ist Buffett schon viel länger an Bord; mit 24 Jahren ist sie Buffetts drittälteste Position im Depot nach Coca-Cola mit 34 und American Express mit 29 Jahren. Und es gibt keinen Grund, sich von seinen Aktien zu trennen. Die Schuldenexzesse gehen weiter und damit auch die Erfordernis, sich eine Bonitätseinstufung von Moody's oder Standard & Poor's einzuholen. Beide beherrschen 80 % des Weltmarkts bei etwa gleich großen eigenen Marktanteilen. Ein starkes und bewährtes Duopol.
Mein Fazit
Buffett hat keine Wachstumsstars im Depot, keine Überflieger, keine Hype-Wetten und schon gar keine Bitcoins. Er setzt ganz klassisch auf Qualitätsunternehmen und auch nur auf die besten. Sein Depot ist stark fokussiert, wie man schon an der 50 %-Gewichtung von Apple sieht. Zählt man die fünf größten Positionen zusammen, stehen sie für knapp 80 % des Portfoliowerts.
"Warum sollte ich die zweitbeste Aktie kaufen, wenn ich die beste haben kann?"(Warren Buffett)
Die Berkshire-Aktie hat seit der Übernahme des Unternehmens durch Warren Buffett in den 1960er Jahren fast 4 Mio. % zugelegt. Besser geht fast nicht, jedenfalls nicht über so einen langen Zeitraum. Wer unschlüssig ist, ob die Buffett-Aktie für ihn das richtige ist, vielleicht auch angesichts des hohen Alters des 93-Jährigen, sollte sich zwei Gedanken machen: (1.) Buffetts (und Mungers) Prinzipien sind simpel, nur nicht so leicht umzusetzen. Aber bei Berkshire gibt es eine Reihe von Leuten, die das bereits heute können und tun. Berkshire wird also auch in der Zeit nach Buffett wie ein Buffett-Unternehmen geführt werden. (2.) Und bevor man sich auf die Suche nach einem geeigneten ETF macht, sollte man die Berkshire B-Aktie ernsthaft in Erwägung ziehen. In Sachen Performance hat sie sich bewährt und da, ohne auf die trendstärksten Aktien zu setzen oder einseitig auf die 'Magnificent Seven'.
Möglicherweise war, ist und bleibt die Berkshire-Aktie ja die beste aller Optionen? Meine Wahl ist sie jedenfalls…
Möge die Rendite mit euch sein!
Euer Börsenbarde
Michael C. Kissig
Disclaimer: Habe Apple, Berkshire Hathaway, Moody's auf meiner Beobachtungsliste und/oder im Depot/Wiki.
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