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Dienstag, 7. November 2023

Im Fokus: Danaher ist einfach sexy mit Medizintechnik und Lifescience

Die Danaher Corp. wurde bereits 1969 unter dem Namen Diversified Mortgage Investors gegründet. Ihr starkes Wachstum erreichte sie auch durch inzwischen mehr als 400 Übernahmen, die erfolgreich integriert und auf Erfolg getrimmt wurden. Die Grundlage dieses jahrzehntelangen Erfolgs ist das sogenannte Danaher-Business-System, hinter dem sich ein permanentes Effizienzprogramm verbirgt, bei dem alle Konzepte, Arbeitsabläufe und Handgriffe überprüft und ggf. verbessert werden. Diesem Checkup müssen sich alle übernommenen Firmen unterziehen, aber in regelmäßigen Abständen auch immer wieder die Bestandsfirmen.

Spin-offs als Erfolgskonzept

Das Konglomerat verdiversifizierte sich allerdings, weil es in zu viele unterschiedliche Branchen expandierte, und so fasste Danaher den Entschluss, sich in mehrere schlagkräftige Teile aufzuspalten, die in ihrer jeweiligen Branche zu den führenden Unternehmen zählen. Die größte Abspaltung war Mitte 2016 die 'Fortive Corp.', in der sich das klassische Industriegeschäft, also Tankstellenausrüstung, Telematik und Automation konzentriert. Danaher selbst blieb für die Bereiche Forschung und Technologie zuständig und vor allem in der Umwelt- und Messtechnik, der Zahnarztausrüstung und der Diagnostik aktiv.

Doch die Zahnarztausrüstung ist ebenfalls nicht mehr Teil des Konzerns; die Töchter Nobel Biocare, Ormco und KaVo Kerr, die damals für rund 14 % der Danaher-Umsätze standen, wurden 2017 in dem neuen Unternehmen 'Envista Holdings' zusammengeführt und an die Börse gebracht. Später trennte sich Danaher auch von den restlichen Envista-Anteilen. Beinahe im Gegenzug erfolgte die bisher größte Übernahme der Firmengeschichte, als für 21,4 Mrd. USD die Biopharmasparte von General Electric übernommen wurde, die nun als 'Cytiva' den Danaher-Konzern bereichert.

Vor wenigen Wochen wurde auch die Umweltsparte abgespalten und als 'Veralto' separat an die Börse gebracht. Danaher präsentiert sich nun als reinrassiger MedTech- und Lifescience-Konzern. Damit ist man in aussichtsreichen Branchen positioniert. Eigentlich. Denn die aktuell zurückhaltende Wirtschaftsentwicklung sorgt hier für Bremsspuren...

Zähes Geschäftsjahr 2023 - auch noch im 3. Quartal

Quelle: wallstreet-online.de
Dabei konnte Danaher mit seinen Zahlen zum 3. Quartal die Erwartungen schlagen. Der Umsatz fiel im Vorjahresvergleich um 10,5 % auf 6,9 Mrd. USD und der Bruttogewinn fiel um knapp 13 % auf 4 Mrd. USD, so dass sich der bereinigte Gewinn je Aktie auf 2,02 USD belief nach 2,56 USD im 3. Quartal 2022. Dabei machen Danaher die rückläufigen Umsätze aus Corona-Equipment zu schaffen und auch die hohen Zinsen, die bei den Kunden aus dem Forschungssektor für Zurückhaltung sorgen.

Abcam-Übernahme 

Der Aktienkurs notiert inzwischen gut ein Drittel unter seinem Allzeit-Hoch aus dem Herbst 2021 bei über 290 USD. Im nächsten Jahr fallen die durch Corona gepushten Vergleichswerte als Basis weg, so dass sich der Fokus wieder auf die wahren operativen Entwicklungen richten wird. Zudem dürfte es weitere Übernahmen geben; so versucht man sich aktuell am Kauf der britischen Abcam plc für rund 5,7 Mrd. USD. Hier haben die Aktionäre soeben für das Danaher-Angebot gestimmt, so dass Danaher die Aktien nun für 24 USD das Stück übernehmen kann.

Bei der Dividendenrendite glänzt Danaher mit 0,5 % nicht wirklich, aber beim Dividendenwachstum kann man punkten: auf Sicht von 10 Jahren stieg die Dividende durchschnittlich um 30,6 %, auf 5 Jahre sind es 12,0 %. Der Kurs hat sich, trotz der letzten beiden Jahre, auf Sicht von 10 Jahren mehr als vervierfacht. Das Unternehmen erfindet sich immer wieder neu und ist auf dem Weg zurück in die Erfolgsspur.

Meine Einschätzung

Danaher ist bestens positioniert in seinem Sektor. Nach dem Spin-off von Veralto liegt der Fokus nun ganz überwiegend auf Medizintechnik und Bioprocessing und das seit Jahrzehnten erfolgreiche Danaher-Business-System auch künftig für starke und steigende Margen sorgen und Übernahmen weiterer Unternehmen zu Bereicherungen der Gruppe machen - nicht nur Abcam plc.

Disclaimer: Habe Danaher, General Electric, Fortive auf meiner Beobachtungsliste und/oder im Depot/Wiki.

5 Kommentare:

  1. Grüß dich Michael,

    heute mach ich es kurz: Du hast sicher bei den aktuellen Kursen Nachkaufbedarf oder?^^
    Ist in deinem Investmentdepot Cash frei? ( Ich weiss kaum oder keine Cash.Quote ). ABer es reizt auch langsam bei den Forward.Kennzahlen ab Q2 24 oder?

    Viele Grüße,

    Dagobert

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    1. Moin Dagobert,
      momentan habe ich wirklich kein Cash mehr frei; nach meinem Rückkauf liegt Danaher aber 'sicher' in meiner Top 10, daher werde ich von der erwarteten Erholung ordentlich profitieren. Ob die in Q4 schon einsetzt, da bin ich noch unschlüssig. Aber ausgeschlossen ist das nicht...

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  2. Hallo Michael,
    schöne Zusammenfassung der Situation bei Danaher. Bei diesem Unternehmen habe ich immer das Gefühl, dass jeder Dollar am effektivsten Ort eingesetzt wird. Allerdings halte ich auch weiterhin Thermo Fisher im Depot, da ich neben dem Effizienzweltmeister Danaher auch weiterhin den Top-Allrounder in der Forschungswelt im Depot haben möchte. Danke dir für diesen Artikel und die vielen anderen!
    Gruß Matthias
    P.S. Meinst du im Titel wirklich Lifestyle oder vielleicht Lifescience?

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    1. Moin Matthias,
      TMO ist auch eine sehr gute Firma; ich habe mich allerdings dazu entschlossen, voll auf Danaher zu setzen, weil ich da schon seit Jahren engagiert bin und mich hier am besten auskenne.

      Du hast natürlich Recht, dass es 'Liefesciene' heißen muss und nicht 'Lifestyle'. ;-)

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  3. Hallo Herr Kissig, ich hatte hier schon ein paar Mal kommentiert, u. a. zu Fairfax (die sie sich dann auch mal wieder angesehen hatten) und Brookfield. Danaher halte ich auch.

    Ich frage mich immer wieder, wie man zu einer vernünftigen Gewichtung kommt. Der ermittelte intrinsische Wert ist doch immer ein Konstrukt. Mittlerweile halte ich es da mehr mit Munger und Buffett: Wenn ein Unternehmen langfristig gute Wachstumszahlen hat, ist der Einkaufspreis meist doch ziemlich egal. Am Ende gleichen sich UnternehmensWachstum und erzielte Rendite doch ziemlich an.

    Aber wie kommt man nun dazu, eine Rendite über 10, 20 Jahre vorherzusehen? Das wichtigste Kriterium ist sicherlich ein Burggraben, der überdauert. Das ist für mich das wichtigste Kriterium. Er muss Jahrzehnte halten. Denn hin- und her macht Taschen leer, bei mir als Privatinvestor ohne GmbH-Konstruktion ein echtes Ärgernis.

    Okay, ob ein Moat dauerhaft ist, das kann man vielleicht noch einigermaßen verlässlich prognostizieren, man wird auch mal danabenliegen, aber hoffentlich nicht zu oft.

    Aber wie prognostiziert man das Gewinnwachstum über 10-20 Jahre, den CAGR also? Ich habe 2011 sehr stark auf Berkshire, Markel und Fairfax gesetzt. Die Renditen waren okay, aber weit von dem entfernt, was in den Dekaden davor geschah - eben wegen der Niedrigzinspoltiki, bei Fairfax auch wegen einiger Fehler. Man konnte 2011 nicht vorhersehen, eine dauerhaft so niedrige Zinsphase vor sich zu haben. Ich nehme an, kurz vor der Ölkrise in den 70ern hat auch niemand einen Anstieg bis auf über 12 % vorhergesehen. Und 1983 dachte niemand daran, dass es über 30 Jahre nur abwärts gehen würde. Für Versicherungen und viele Branchen hat das enorme Auswirkungen. Gerade ja auch auch Real Estate oder Tech haben zu kämpfen.

    Aber zurück zu meiner Frage: Wie also kommt man zu einigermaßen verlässlichen Überlegungen zu Unternehemnsrenditen über längere Zeiträume? Das ist ja doch etwas anderes, als der Intrinsic value heute oder mit Blick auf macimal 5 Jahre in die Zukunft. Haben Sie da eine Art Formel oder Systematik?

    Ich arbeite dann am Ende doch meist auf Basis eines geschätzten inneren Wertes, schätze den Burggraben nach seiner Höhe ein und verteile dann. Es gibt dabei Investments, die in sich schon Diversifikation aufweisen (Berkshire, Markel, Fairfax, Danaher, Brookfield), so dass ich mich bei diesen mit einer stärkeren Gewichtung wohler fühle. Sprich: Hoher Burggraben + honest management + serial Value acquirer/investor + starke Diversifikation + Business Entwickler a la Danaher + verschiedene Geschäftsmodelle/Zylinder unter einem Hut wie bei Markel mit Ventures oder bei Brookfield + float - das sind Kriterien, die ich heranziehe. Und je mehr davon in guter Kombination, desto sicherer sehe ich ein Investment an. Ist es dann massiv unterbewertet, so gewichte ich es ggf. Sehr viel höher als andere Investments ohne diese Kriterien, wie etwa eine Rational AG. Am Ende gewichte ich daher die Versicherer tradtionell hoch, zur Zeit enorm hoch. Am Ende setze ich dabei implizit auf ein Comeback der hohen Renditen von 15-20% pro Jahr (oder knapp darunter) aus der Zeit vor 2007 in Zeiten historisch normaler Zinsen.

    Mich würde einmal interessieren, wie sie zu ihren Gewichtungen kommen und ob und wenn ja wie sie ein Unternehmen hinsichtlich seiner Wachstumsrenditen einschätzen.

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