Sonntag, 15. Oktober 2023

Kissigs Kloogschieterei: Ruhig schlafen mit Anleihen?

Die Anleihekurse befinnen sich im freien Fall und das ist ein Kollateralschaden der aktuellen Zinspolitik der US-Notenbank. Die will die zählebige Inflation bekämpfen und hat die Zinsen schnell und stark erhöht. Aber die Wirtschaft bremst nicht so schnell wie erwartet erhofft. Ärgerlich.

Die wohl wesentliche Ursache ist schnalle gefunden: das Dilemma wird resultiert vor allem in der expansiven Politik des US-Präsidenten. Denn die 'Bidenomics' zeichnen sich vor allem durch gewaltige schuldenfinanzierte Investitionsprogramme aus und damit wird die Nachfrage stimuliert – auf Pump. Das führt die Inflationseindämmungsversuche der Notenbank völlig ad absurdum und stellt die Notenbank vor eine schier unlösbare Aufgabe...

'Higher for longer' ist die Folge und das hat Konsequenzen. Denn die Märkte waren zuvor von einer baldigen Kehrtwende der Fed ausgegangen und viele Anleger hatten in dieser Erwartung Anleihen gekauft, da sinkende Zinsen die Anleihekurse antreiben. Pustekuchen! Weil sinkende Zinsen wieder in weitere Ferne rücken und sogar erneute Zinsanhebungen diskutiert werden, steigen die langfristigen Zinsen kräftig an und führen zu einem bisher nie dagewesenen Kurseinbruch bei Anleihen. Selbst während der Globalen Finanzkrise 2008/09 ging es sanfter bergab.
"Aktien erhalten langfristig die Kaufkraft besser als Anleihen. (...) In einem Zeitraum von 20 Jahren haben Sie nie Geld mit Aktien verloren, aber Sie haben mit Anleihen die Hälfte Ihres Portfolios vernichtet, nach Inflation. Welches ist also die riskantere Anlage?"
Tja, Pech gehabt, könnte man denken. Aber dummerweise haben auch viele Unternehmen, Banken und Versicherungen Anleihen im Depot. Und damit erheblichen Abwertungsbedarf, was auf die Gewinn- und Verlustrechnung durchschlagen wird. Das verhagelt gegebenenfalls nicht nur die Ergebnisse in der gerade beginnenden Earnings Season, sondern könnte den einen oder anderen auch in finanzielle Schwierigkeiten bringen mit entsprechendem Kapitalbedarf. Sehr unerfreulich.

Und auch die Anleger, die auf Anleihen als vermeintliche attraktive Alternative zu den rumzickenden Aktienmärkten gesetzt haben, lagen schief. Der bekannte Spruch von Börsenaltmeister André Kostolany "wer gut essen will, kauft Aktien und wer gut schlafen will, kauft Anleihen" zahlt sich diesmal wohl eher nicht aus.

Nun dürfte es der Fed schwerer fallen, nochmal an der Zinsschraube zu drehen. Denn dann würde sie direkt für die hieraus möglicherweise entstehenden Verwerfungen verantwortlich gemacht.

Dabei sitzt der Verantwortliche im Weißen Haus und nimmt weiter Schulden im Rekordtempo auf - innerhalb von nur vier Monaten trieb Biden das die US-Verschuldung um weitere 1,6 Billionen USD auf den neuen Rekord von 33 Billionen. Die übrigens auch mit immer höheren Zinsen erkauft werden müssen, so dass das jährliche Haushaltsdefizit bei inzwischen 1,7 Billionen USD liegt, wovon alleine 900 Mrd. auf Zinsen entfallen. Ihr Anteil schnellte bereits auf knapp 3,4 % des US-Bruttoinlandsprodukts hoch und mit jedem weiteren Zinsanstieg und jedem weiteren geliehenen Dollar steigt dieser Anteil weiter an.

Aktuell blockieren sich die Republikaner im Kongress gegenseitig, weil sie sich nicht auf einen neuen Anführer aus den eigenen Reihen einigen können, und damit lähmen sie die US-Politik. Und auch Joe Bidens Geldverteilungsmanie. Biden wähnt sich als den neuen Truman, aber das ist er nicht. Er ist nur ein Politiker, der der Droge unendlichen Geldverprassens erlegen ist. Daher ist das aktuelle Patt in der US-Politik Fluch und Segen zugleich.

Die Herbststurmsaison ist noch nicht vorbei, so oder so…

Alles Gute für euer Geld!
Michael C. Kissig

2 Kommentare:

  1. Claudi Omin15.10.23, 13:15

    33 Billionen. Respekt. Ich schreibe das mal aus: $33000000000000. Als Elektrotechniker würde ich das in dB ausdrücken, bezogen auf $1. Klassisch mit Faktor 20 wären das 270dB$ und damit ein handliche Zahl :-)

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  2. Hallo Michael,
    schön wäre es wenn die Staatsverschuldung der USA nur 33 Milliarden wäre, leider 33 Billionen.

    Gruß
    Siggi

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