In meinen "Earnings-Quickchecks" schaue ich mir die aktuellen Geschäftszahlen der Unternehmen an und unterziehe sie einem kurzen Abgleich mit meinem Investmentcase.
Die Kinsale Capital Group liefert einen Erfolg nach dem anderen, aber niemand spricht darüber. Klar, der US-Spezialversicherer ist nicht in den gehypten Segmenten Cloud oder KI unterwegs, aber weder die operative Entwicklung noch die Kursentwicklung hinkt diesen hinterher. Jedenfalls auf lange Sicht. Denn Kinsale Capital wächst nicht sprunghaft, sondern liefert beständig Erfolge ab. Wie man gerade wieder mit der Vorlage der Zahlen für das 3. Quartal 2023 eindrucksvoll unter Beweis gestellt hat.
Ausführlich vorgestellt hatte ich euch das Unternehmen erst vor wenigen Wochen, so dass ich mich heute vollständig auf die Quartalszahlen konzentriere. Und die haben es in sich.
Der Umsatz stieg auf 314,4 Mio. USD und lag damit um 44,9 % über dem Vorjahreswert.
Die gebuchten Bruttoprämien beliefen sich im 3. Quartal auf 377,8 Mio. USD (+33 %) und in den ersten neun Monaten des Jahres 2023 summierten sich sich auf 1,2 Milliarden USD (+45,5 %).
Die Nettokapitalerträge für das 3. Quartal 2023 lagen bei 27,1 Mio. USD (+ 95,5 %) und in den ersten neun Monaten des Jahres 2023 sprangen sie sogar auf 72,0 Mio. USD (+114,5 %).
Der operative Nettogewinn für das 3. Quartal 2023 betrug 77,2 Mio. USD bzw. 3,31 USD je verwässerter Aktie (+103,5 %) und für die ersten neun Monate des Jahres waren es 201,1 Millionen USD bzw. 8,63 USD je verwässerter Aktie (+67,5 %).
Unterm Strich blieb ein Nettogewinn von 76,1 Mio. USD bzw. 3,26 USD je verwässerter Aktie
(+130,5 %) im 3 Quartal, während für die ersten neun Monate des Jahres 204,7 Mio. USD bzw. 8,79 USD je verwässerter Aktie eingespielt wurde (+122,75 %).
Die annualisierte operative Eigenkapitalrendite betrug 32,1 % in den neun Monaten bis zum 30. September.
Und dann auch noch das: Die versicherungstechnischen Erträge (Underwriting Income) beliefen sich im 3. Quartal auf 72,4 Mio. USD, was zu einer Schaden-Kosten-Quote (Combined Ratio) von 74,8 % führte. Im 2. Quartal lag sie noch bei 76,7 % und im Gesamtjahr 2022 waren es 77,9 %. Kinsale konnte seine Margen also nochmals ausweiten und das belegt seine herausragende Expertise und Stellung in seinem Marktsegment.
Meine Einschätzung
Quelle wallstreet-online.de |
Kinsale Capital hat erneut sensationelle Ergebnisse abgeliefert. Man wächst stark und weitet dabei die Profitabilität sogar noch aus.
Der Trend geht auch bei Versicherungen in Richtung Digitalisierung und Kinsale setzt mit seiner eigenen Technologie-Plattform bereits Akzente. Die hieraus resultierende der Unternehmenskommunikation, das Sammeln von Kundendaten und die Erhebung statistischer Daten wird die operative Effizienz auch in Zukunft weiter steigern.
Der Spezialversicherer ist in seiner Nische aussichtsreich positioniert und agiert sehr erfolgreich. Ein echtes Qualitätsunternehmen mit steigenden Margen in einem wachsenden Markt. Aus diesen Gründen stufe ich das Unternehmen als attraktive Depotbeimischung ein, auch wenn das starke, profitable Wachstum mit einer entsprechend höheren Bewertung erkauft werden muss.
Disclaimer: Habe Berkshire Hathaway, Kinsale Capital auf meiner Beobachtungsliste und/oder im Depot/Wiki.
Hallo Michael, und warum stürzt der Kurs dann heute so ab? Grüße, Marcus
AntwortenLöschenDie Frage nach dem Kursverlauf/ bzw. -einbruch kann ich Dir natürlich nicht beantworten, Marcus, weil ich nicht weiß, weshalb andere Anleger eine kleine Verkaufswelle ausgelöst haben. Vielleicht, weil 50 % Umsatzwachstum unterhalb der Erwartungen lagen? Ich habe jedenfalls die Chance genutzt und eben noch ein paar Kinsale-Aktien gekauft...
LöschenHallo Michael, vielen Dank für die schnelle Antwort. Ich werde ebenfalls nachkaufen, da ich denke, der Kurssturz ist absolut übertrieben.
AntwortenLöschenHallo Michael,
AntwortenLöschenwenn Du Deinen guten Einstandskurs sogar heute "verwässerst", dann lege ich mir mal ein paar davon ins Körbchen.
Ich habe Versicherungen eigentlich immer vermieden, seit dem unseeligen Achleitnerschen Hirnaussetzer, in dem der 2003 das Vermögen der Aktionäre durch die völlig sinnfreie Auflösung der Beteiligungen an soliden andern Unternehmen zur absoluten Unzeit vorgenommen hatte.
Und warst es nicht Du, der zuletzt in einem Artikel gezeigt hat, wie schlecht eine Allianz über die lange Zeit als Aktie rentiert (aber natürlich kein Vergleich dazu, wenn man dort LV-Anleger wäre).
Anders bei den Rückversicherern, hier hatte ich immer Angst, dass einmal ein Risiko doch nicht ausreichend gut kalkuliert versichert wurde, und der Laden bankrott geht. Ich weiß wohl, dass die RV auch immer nur Teile von Risiken versichert, aber mir ist nicht klar, ob das immer und grundsätzlich das Anleger-Risiko ausschließt, dass man sich doch mal übernimmt.
Vielen Dank und Gruß
Christian
Moin Christian,
Löschenrichtig, ich mache um deutsche Versicherungsunternehmen eine großen Bogen. Vor allem wegen deren Unfähigkeit bei der Geldanlage. Bei Berkshire Hathaway bin ich ja schon mehr als ein Jahrzehnt an Bord und auch bei Kinsale seit September 2020.
Rückversicherungen sind vom Grundsatz her sicherer/interessanter. Denn nach einem fetten Schadensjahr und ggf. einbrechenden Gewinnen oder gar Verlusten erhöhen die einfach ihre Prämien. Und die Kunden zahlen, es sind ja die Erstversicherer, die selbst gerade ihre Prämien anheben und von Kunden überrannt werden (nach einem Erdbeben, einer Flut, einer Tornado). Aber auch hier gefällt mir bei den deutschen Unternehmen die Anlage des Float nicht, da kommt zu wenig bei raus...
Hallo,
AntwortenLöschender Rücksetzer hing wohl mit diesen beiden Kommentaren vom CEO im Call zusammen:
“Our near-term view of the E&S market continues to be bullish. Of course, we also like to remind investors that extraordinary growth rates that we’ve experienced for the last 5 years are an anomaly in a mature industry like property casualty insurance. Although we are optimistic about E&S market conditions for the balance of 2023 and heading into 2024, we believe the longer-term growth rate for Kinsale will moderate to the 10% to 20% range as market competition returns to normal in the years ahead.”
“Yes, Casey, this is Mike Kehoe. I would say it’s not really a forecast. It’s really more just a general observation that in a large mature industry like property casualty insurance, 40% growth is unusual, okay? So eventually, there will be a mean reversion where we grow at a more modest clip.”
Beste Grüße,
Ulrich
Moin Ulrich,
Löschenvielen Dank für den Hinweis. Die Passage habe ich auch gesehen, empfinde die Aussage aber als Selbstverständlichkeit und wenn das der Auslöser gewesen sein sollte, bin ich doch sehr verwundert. Dass sich die Wachstumsrate in einer "reifen" Branche von außergewöhnlichen 40 % wieder Richtung 10 bis 20 % "abschwächt", muss doch jedem klar sein. Die entscheidenden Faktoren sind doch die branchenweit führende Schaden-Kosten-Quote und der zusätzliche Boost durch die Digitalisierung durch die eigene Technologie-Plattform.
Aber gut, vermutlich hat auch bei diesem 20-Prozent-Absturz der Kurs wieder den Kurs gemacht: nachdem er erstmal ins Rutschen gekommen war, fiel er weiter, weil die Leute gesehen haben, dass der Kurs deutlich fällt und deshalb dachten, da müsse man unbedingt und zu jedem Preis raus. Panik ist nie ein guter Ratgeber. Mal sehen, wie es weitergeht, wenn langsam wieder der Verstand die Oberhand über die Emotionen gewinnt...
Hallo Michael,
AntwortenLöschendie führende Schaden-Kosten Quote und die sehr guten Wachstumsraten sind doch aber gerade im Hinblick auf den Buchwert vergleichbarer Unternehmen in der Branche sehr stark „eingepreist“ gewesen, oder wie siehst Du das? Markel & Co. bewegen sich beim KBV von 1-1,5 bei Kinsale liegen wir bei einem KBV von 9. Nicht falsch verstehen, habe mir gestern auch einige Stücke nach langer Zeit des „beobachtens“ ins Depot gelegt.
Grüße,
Ulrich
Moin Ulrich,
Löschenfindest Du Markel, Berkshire, Fairfax denn wirklich mit Kinsale vergleichbar? Die vorgenannten sind zwar Versicherungsunternehmen, aber sie haben alle Beteiligungsportfolios, in denen sie (börsennotierte) Unternehmen ansammeln. Im Grunde sind sie eher Beteiligungsunternehmen mit Versicherungssparte, daher ist hier ein übliches KBV von 1,5 auch angemessen, während Kinsale doch ein Asset light-Business betreibt, bei denen der Buchwert üblicherweise wenig Anwendung findet.
Dass Kinsales Bewertung sich bisher auch an den hohen Wachstumsraten orientiert hat, bestreite ich nicht. Die Börse hat gestern aber so getan, als wäre es morgen damit vorbei. Doch die Aussage des Managements zum Wachstum war ja explizit, dass es keine "Vorhersage" wäre, sondern ein allgemeiner Hinweis und eben auch perspektivisch, nicht abrupt. Deshalb sehe ich hier auch künftig höhere Bewertungsmultiples als gerechtfertigt an. Du nicht?
Sagen wir mal so, es muss ja einen Grund für das starke Wachstum der vergangenen Jahre gegeben haben, der dann jetzt wegfallen müsste. Davon lese ich aber nichts. Und als kleiner Spezialanbieter findet man auch in einem reifen Markt seine Nische. Natürlich ist das KGV sportlich. Aber die Kursspitze ist erst einmal abgetragen. Nun beginnt die Neuorientierung.
LöschenViele Grüße
Christian
Hallo Michael, vielen Dank für Deine Gedanken!
LöschenMarkel war dann ein schlechtes Beispiel, vielleicht wären Firmen wie AIG ein besseres Beispiel gewesen. Das ändert allerdings nichts daran, das mich das Wachstum und der Erfolg der Firma durchaus begeistert und ich bereit bin die höheren Bewertungsmultiples zu zahlen (sonst hätte ich auch nicht investiert).
Viele Grüße,
Ulrich