In meinen "Earnings-Quickchecks" schaue ich mir die aktuellen Geschäftszahlen der Unternehmen an und unterziehe sie einem kurzen Abgleich mit meinem Investmentcase.
Die Blackstone Group, der weltgrößte Alternative Asset Manager, hat soeben seine Zahlen zum 3. Quartal 2023 vorgelegt. Diese zeigen den erwartbaren Rückgang im Vergleich zu den Vorjahreswerten, doch insgesamt kommt Blackstone ohne Schieflage durch den Sturm.
Einige Entwicklungen verdienen allerdings durchaus einen zweiten Blick und das nicht nur unter Risikogesichtspunkten, sondern auch wegen der sich bietenden Chancen...
Blackstone erklärte, sein ausschüttungsfähiger Gewinn sei im 3. Quartal um 12 % auf 1,2 Mrd. USD zurückgegangen nach 1,4 Mrd. im gleichen Vorjahreszeitraum. Der ausschüttungsfähige Gewinn sind die Barmittel, die für die Ausschüttung von Dividenden an die Aktionäre zur Verfügung stehen, und die 1,2 Mrd. USD entsprechen 0,94 USD je Aktie; dem entsprechend wurde die Quartalsdividende auf 0,80 USD festgelegt und damit um 1 Cent ggü. dem Vorquartal erhöht. Die Zahlung erfolgt am 6. November.
Nach GAAP stieg der Nettogewinn von Blackstone im Quartal von 2,3 Mio. USD im Vorjahr auf 552 Mio. USD, was auf erfolgsabhängige Gebühren und Anlageerträge zurückzuführen ist.
Der Nettogewinn aus dem Verkauf von Vermögenswerten sei um 36 % auf 259,4 Mio. USD gesunken, was auf höhere Zinssätze und geopolitische Spannungen zurückzuführen sei, die die weltweiten Fusions- und Übernahmeaktivitäten eingeschränkt haben. Der Einbruch konzentrierte sich auf die Immobiliensparte von Blackstone, wo die realisierten Performance-Einnahmen um 88 % auf 17,4 Mio. USD einbrachen. Die gebührenbezogenen Erträge, einschließlich der Erträge aus lukrativen Verwaltungs- und Beratungsgebühren, fielen um 5 % auf 1,12 Mrd. USD.
"Blackstone hat im dritten Quartal trotz schwieriger Märkte robuste Ergebnisse erzielt. Unsere Anleger profitieren weiterhin von unserer starken Sektorauswahl - fast alle unsere Flaggschiff-Strategien übertrafen die öffentlichen Benchmarks."(Stephen A. Schwarzman)
Das Private-Equity-Portfolio (also die Unternehmensbeteiligungen) stieg um 2,4 %, während der S&P 500 im gleichen Zeitraum um 3,65 % zurückging. Infrastrukturfonds legten um 11 % zu, Private Debt stieg um 4,6 %, opportunistische Immobilienfonds fielen um 2%.
Blackstone nahm im Quartal 25,3 Mrd. USD an neuem Kapital auf, gab 12,4 Mrd. für neue Übernahmen aus und verfügte über 200,6 Mrd. USD an nicht ausgegebenem Kapital ("Dry Powder"). Im Jahresvergleich legten die Assets under Management (AuM) um +6 % zu und liegen seit dem Vorquartal über 1 Billion USD.
Meine Einschätzung
Die Quartalszahlen sind solide. Eigentlich belastet 'nur' der Einbruch im Immobiliensegment und das dürfte kaum verwundern. Denn die stark gestiegen und immer noch weiter steigenden Zinsen haben den Immobilienmarkt zu erliegen gebracht und den Kauf von gebrauchten und neuen Immobilien deutlich verteuert. Blackstone erzielt also weniger Gewinne aus dem Verkauf von Immobilien, während man als größter Landlord der Welt von den weiterhin deutlich steigenden Mieten profitiert. Diese steigern den Ertragswert der Immobilien, was nach einer Normalisierung des Immobilienmarkts deren Attraktivität (und Verkaufspreise) deutlich antreiben dürfte.
Quelle: wallstreet-online.de |
Während die erfolgsabhängigen Provisionserlöse weiter unter Druck stehen vom Immobilienmarkt und den Börsen, steigen die stetigen Managementprovisionen weiter an. Blackstone verdient gutes Geld und sobald die Märkte sich wieder entspannen, werden auch die beiden 'Problemzonen' wieder die gewohnten hohen Einnahmen generieren und Blackstones Gewinne kräftig antreiben. Und die Dividende.
Mit meinem hoch gewichteten Blackstone-Engagement fühle ich mich weiterhin sehr wohl und lasse gern einige der weltbesten Asset Manager für mich und meine Rendite arbeiten. ツ
Disclaimer: Habe Blackstone auf meiner Beobachtungsliste und/oder im Depot/Wiki.
Grüß dich Micahel,
AntwortenLöschenSieht also nach nem wöchentlichen Einbruch um 10% nach einem Nachkauf aus was? :)
Davon ab: macht es dir keine SOrgen, dass Blackstone ähnlich wie Blackrock Mittelabflüsse der Investoren zu verkraften hat? Ein Rückgang der Steigerung zwar, aber immerhin. Ich frage mich ja ob da die Bond-Optimisten bei den 2 Jahresanleihen der US-Treasuries zugreifen, oder was man gerade als intitutioneller Anleger grade lieber nimmt. Eventuell Tech? Wie siehst du diese Lage?
Viele Grüße und danke für deine Einschätzung zu Blackstone :)
Herzlich Dagobert
Dry powder von knapp 200mrd. Trägt bei mir zur Beruhigung bei.
LöschenMoin Dagobert,
Löschenich fand die Zahlen von Blackstone nicht überraschend und auch nicht negativ. Ich habe meine "Trading-Position" wieder zurückgekauft, also die Ergänzung zu meiner langfristigen großen Position. Sollte sich der Kurs schnell wieder erholen, stoße ich die vielleicht wieder ab - aber selbst wenn ich diese Aktien auch behalten sollte, fühle ich mich bei BX sehr gut aufgehoben.
Schwarzman sagte ja, dass man sich in einem schwierigeren Wettbewerb um Cash befinde, weil Anleger/Investoren nun auch für Zinspapiere wieder 4% bis 5% bekämen. Wenn BX also vereinbart Gelder zurückgeben muss, werden diese nicht automatisch wieder reinvestiert von den Investoren. Daher verlangsamen sich die Mittelzuflüsse - aber man hat noch 200 Mrd. USD an Dry Powder, da ist keine Dürre in Sicht. Und der Zustand der hohen Zinsen wird ja auch nicht ewig anhalten. Zudem haben Anleger it Anleihen enorme Verluste eingefahren, wenn sie die vor 6 Monaten gekauft haben. Klar, solange man sie bis zum Ende hält, bekommt man 100 % zurück, aber man hat eben die niedrigen Zinsen und die höhere Inflation, die das wegfressen. Ist auch kein "No-Brainer".
Außerdem ist BX besonders vom Immobiliensektor betroffen, der ja seit über einem Jahr eine riesige Problemzone darstellt. Die Fonds von BX sind nicht so stark im Wert gefallen wie viele REITs und (auch) deshalb versuchen viele BREIT-Anleger ihr Geld dort abzuziehen, um ggf. viel günstiger in die ausgebombten REITs zu investieren. Die Rückzahlungswünsche beim BREIT usw. sind aber rückläufig und zudem beschränkt, so dass hier keine substanzielle Gefahr droht.
Ich denke, dass bei BX (und APO und KKR) sehr fähige Leute am Werk sind, die die Investorengelder dort einsetzen, wo sie am besten Rendite erzielen können. Diese Leute arbeiten für mich (als Aktionär) und deshalb bin ich an diesen Unternehmen beteiligt.
Apollo Global ist gestern im Zuge der BX-Zahlen auch unter die Räder gekommen, obwohl die ja mit Immobilien eigentlich wenig zu tun haben, sondern im Versicherungsbereich und beim Lending stark sind; bei APO habe ich mir daher gestern auch eine ergänzende Trading-Position ins Depot genommen. ;-)
Moin Michael nochmals,
AntwortenLöschendanke für deine schnelle und sehr ausführliche Antwort. Ja bei Apo hab ich das auch bemerkt und mich gefreut :)
Deine Meinung ist wirklich interessant ausformuliert und ich teile diese in großen Teilen. Einzig der Zeithorizont ist fragwürdig. Also wann die FED die Zinsen senken wird und auch der Hausmarkt wieder zur Ruhe kommt. Erst neulich hat sich Powell ja offen für eine weitere 25 Basispunkte-Anhebung gezeigt. Hoffen wir das Beste. Diesen Spagat kann die FED nicht ewig durchhalten.
Abschliessend noch einmal vielen Dank für deinen qualitativ herausragenden Content. Diesen finde ich gerade in begründung und Erklärung zu den besten der deutschsprachigen Blogs/Youtuber etc gehörend. Danke und viele Grüße, Dagobert
Vielen Dank für das nette Lob! =)
LöschenMit dem Zeithorizont der Fed sprichste was an... ist es wirklich wichtig, wann genau die Fed die Zinsen zu senken beginnt? Ja, für BX wird sich das positiv auswirken, aber auch jetzt machen die ja gute Geschäfte und verdienen haufenweise Geld. Nur eben etwas weniger als sie es bei einem Umfeld könnten, wie es vor anderthalb Jahren vorherrschte. Aber BX verbrennt auch jetzt keine Kohle und sie können ihr verfügbares freies Kapital günstiger investieren also vor anderthalb Jahren. Man könnte also sagen, sich auf die Fed und darauf zu konzentrieren, wann sie die Zinsen senken wird, ist Spekulation. Blackstone einfach seine Arbeit machen zu lassen, ist Investieren. Die kümmern sich um die Fed, die Zinsen, die Chancen und Risiken, ich muss das als Aktionär nicht tun. Ich muss lediglich beurteilen, ob die das bei BX gut (genug) hinkriegen und ob ich mich dort sicher fühle mit meinem Aktienkapital. Buffett sagte das mal so: "Aktienpreise schwanken stärker als Aktienwerte".