Ein Blogleser stellte mir eine interessante Frage und ich habe meine Antwort mal in einen Artikel gegossen: "Können Sie bitte kurz etwas zu der aktuellen Situation von Opendoor sagen, ich mache mir Sorgen".
Eine verständliche Reaktion nach dem erneuten kräftigen Kursrücksetzer in den letzten Tagen. Nach dem Jahreshoch am 2. August bei 4,80 Euro hat sich der Kurs in sieben Wochen mehr als halbiert. Seit dem Jahresstart liegt er mit 2,40 Euro noch immer rund 125 % im Plus, aber das ist kein Trost für Anleger, die zu höheren Kursen eingestiegen sind und jetzt vielleicht satt im Minus liegen. Ich habe daher die Entwicklung mal aus meiner Sicht eingeschätzt...
In den USA hat die Notenbank die Zinsen unangetastet gelassen, behält sich aber einen weiteren Zinsschritt vor. Zudem wird die Inflation als hartnäckiger als gedacht eingestuft, so dass das aktuelle Zinsniveau eine Zeit lang anhalten könnte: 'higher for longer'. Das wirkt sich insbesondere auf den Immobilienmarkt aus. Hier hatte es nach dem heftigen Einbruch in den letzten Monaten Entspannungstendenzen gegeben mit einem wieder erhöhten Volumen bei Immobilienverkäufen. Auch bei Opendoor hatten sich die Margen über die letzten Wochen deutlich ausgeweitet.
Inzwischen scheint das Strohfeuer am Immobilienmarkt aber wieder auszugehen und die Nachfrage ist wieder gesunken. Das schürt Befürchtungen, dass die Lage bei Hausbaufirmen, Immobilienfinanzierern usw. erstmal angespannt bleiben dürfte. Und bzgl. Opendoor könnten Volumen und Margen wieder leiden und die zuvor wochenlang anhaltenden Erholungen zumindest teilweise zunichtemachen. Das Management hat bisher bewiesen, dass man adäquat auf die Herausforderungen reagiert, aber... der Aktienkurs hat seit dem Jahresstart eine starke Ralle hingelegt und eine signifikante Erholung des Immobilienmarkts und der Geschäftstätigkeit bei Opendoor eingepreist. Nun scheinen einige dieser Aktienkäufer kalte Füße zu bekommen und ihre Aktien unlimitiert auf den Markt zu schmeißen. Daher ist der Kurs die letzten Tage deutlich unter Druck.
Quelle: wallstreet-online.de |
Und die Folgen für meinen Investmentcase? An dem hat sich grundsätzlich nichts geändert. Es wird 'nur' etwas länger dauern, bis sich wieder normale Zustände eingespielt haben. Die Zinsen bleiben etwas länger hoch und das belastet das Business von Opendoor durchaus. Aber nicht existenzgefährdend, denn Opendoor hat nicht nur sein Ankaufprogramm reduziert und auf die aussichtsreichsten Immobilien fokussiert, sondern auch die durchschnittliche Verweildauer im eigenen Portfolio erheblich gesenkt - und damit das Chance-Risiko-Verhältnis deutlich erhöht. Zudem ist Opendoor der einzige iBuying-Spezialist am Markt und das Potenzial ist riesig - sofern die Zinsen nicht schnell und stark ansteigen und der Immobilienmarkt sich im freien Fall befindet. Aber das war gestern, heute haben sich die Entwicklung abgeschwächt und damit auch die Rahmenbedingung für Opendoor verbessert.
Der Kursverfall tut trotzdem weh, klar, denn Opendoor gehört in meinem Depot und in zwei meiner Wikis zu den höher gewichteten Werten.
Was nun? Nun stelle ich mir die Frage, wo ich Opendoors Business in 2 oder 5 Jahren sehe. Dorthin dürfte sich dann auch der Aktienkurs entwickelt haben. Und beides erwarte ich sehr viel höher als heute.
Disclaimer: Habe Opendoor auf meiner beobachtungsliste und/oder im Depot/Wiki.
Danke Herr Kissig für Ihre erneute Analyse von Opendoor. Manchmal braucht es eben etwas länger, bis der Markt einem recht gibt (Charlie Munger?). Teile Ihre Einschätzung. Habe eine erste Position von Opendoor im Juli aufgebaut und im August nochmal aufgestockt. Werde auf dem aktuellen Niveau nochmal nachkaufen.
AntwortenLöschenErfreulicher Verlauf bei Fairfax Financial, habe da nach Ihrem Blog und Aufnahme in die Beobachtungsliste eine Position aufgebaut (+ 18%). Läuft kurzfristig sogar besser als Berkshire Hathaway (wegen der Übergewichtung von Apple bei BH?).
Habe viel Freude an Ihren Blogs und Analysen, machen Sie weiter so!
Vielen Dank für das nette Lob! Ich denke, Fairfax Financial läuft auch deshalb so gut, weil Prem Watsa mit einigen großen Positionsverkäufen ordentlich Kasse gemacht hat im 1. Halbjahr und nun innerhalb kurzer Zeit viele eigene Aktien zurückkauft. Da Fairfax unter seinem inneren Wert notiert, ist das ja auf jeden Fall wertschaffend und das wirkt sich entsprechend positiv auf die Aktienkursentwicklung aus. Da sich die Gewinne anschließend auf weniger Aktien verteilen, sehen auch Gewinn je Aktie (EPS) und andere Kennzahlen besser aus und supporten höhere Kurse.
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