Die Börsen markieren neue Höchststände, die Stimmung dreht. Nach dem sehr erfolgreichen 1. Börsenhalbjahr hat sich der Kursaufschwung im Juli unvermindert fortgesetzt. Die US-Earnings Season bringt interessante Erkenntnisse: nachdem beinahe die Hälfte der Unternehmen aus dem S&P 500 berichtet haben, liegt deren Zuwachs beim Gewinn je Aktie im Durchschnitt bei 7 %. Oft werden die Erwartungen der Börse bei Umsatz und Gewinn getoppt.
Das sind gute Nachrichten, denn auf lange Sicht sind es die Gewinnzuwächse der Unternehmen, die für Aufwärtsimpulse bei den Aktienkursen sorgen. Niedrigere Zinsen bedeuten für kreditfinanzierte Unternehmen höhere Gewinne, da sie weniger Zinsaufwand haben. Umso erfreulicher ist der 'Paradigmenwechsel' von US-Notenbankchef Jerome Powell, den Star-Ökonom Jeremy S. Siegel ausgemacht haben will. Siegel geht nicht mehr von einer scharfen Rezession, ausgelöst durch die Zinspolitik der FED aus, sondern spendet der FED nun Applaus. Sie habe es geschafft, die Inflation zu bekämpfen, ohne die Wirtschaft abzuwürgen. Zudem habe Powell zuletzt erklärt, dass die FED die wirtschaftliche Entwicklung künftig wieder stärker in ihre Überlegungen einbeziehen werde, auch wenn das Erreichen des Inflationsziels von 2 % länger dauere als bisher angenommen.
Folgerichtig erwartet Siegel nun für die Börsen weitere Zuwächse; der Bullenmarkt sollte sich fortsetzen, trotz zwischenzeitlicher zu erwartender Rücksetzer. Doch die könnten immer schnell wieder hochgekauft werden, denn nach einer BoA-Umfrage sind Fondsmanager momentan stark untergewichtet in Aktien, während sie in Cash deutlich übergewichtet sind. Trotz positiver Grundstimmung, steht viel Geld ungenutzt am Seitenrand. Da verdient es zurzeit ganz gute Zinsen, aber das dürfte sich angesichts der erwarteten Zinswende der FED bald ändern. Insgesamt scheinen sich damit auch diesmal die Börsenweisheiten von Peter Lynch und Ken Fisher als solche herauszustellen, nämlich dass die Börsen bereits zu drehen beginnen, während die Welt noch düster aussieht und die wirtschaftliche Erholung noch auf sich warten lässt. Ich hatte darauf schon vor einigen Wochen hingewiesen ('Wann wird's mal wieder endlich Hausse?') und wiederhole meine frühere Aussage gern: 2023 wird nicht wie 2000, sondern wie 2009.
Erkenntnisse aus früheren Wirtschaftszyklen: Immobilien und Technologie leiden im Abschwung am stärksten, in der frühen Erholung starten Immobilien maximal durch sowie Nicht-Basis-Konsumgüter und Energiewerte, in der Expansionsphase führen dann Technologie- und Finanzwerte, bevor im Abschwung dann Gesundheitswerte und Basiskonsumgüter outperformen – und Finanzwerte.
In meinem Depot sind die Finanzwerte deutlich übergewichtet, aber mit Schwergewicht Blackstone Group habe ich auch den größten 'Landlord' der Welt an Bord. Zuletzt habe ich bei Energiewerten aufgestockt wie Texas Pacific Land und Vermilion Energy - und dem MedTech Danaher. Zusammen mit meinen Spitzenwerten Costco Wholesale, Apollo Global Management, KKR fühle ich mich damit ganz gut positioniert. Und natürlich mit iBuying-Spezialist Opendoor Technologies...
Alles Gute für euer Geld!
Michael C. Kissig
Disclaimer: Habe Apollo Global, Blackstone, Costco, Danaher, KKR, Opendoor, Texas Pacific Land, Vermilion auf meiner Beobachtungsliste und/oder im Depot/Wiki.
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