Die Börsen neigen im August zur Schwäche und einige Starinvestoren wetten inzwischen wieder gegen den Markt. So Michael Burry, bekannt aus dem Film 'The Big Short' und seine spektakuläre Wette gegen den US-Immobilienmarkt, bevor dieser zusammenbrach. Allerdings hat er das schon mehrfach versucht und dabei meistens viel Geld versenkt. Zuletzt Ende 2022, als er sogar öffentlich zum Verkauf aller Aktien aufrief, kurz bevor der Börsenturbo zündete. Erst vor einigen Wochen hatte er sich öffentlich entschuldigt, weil er so falsch gelegen hatte. Aber auch Bill Ackman hat wieder signifikante Short-Positionen etabliert. Allerdings überwiegend als Absicherung seines fokussierten Aktienportfolios. Das tat er auch Anfang 2020 während des Corona-Absturzes und gehörte zu den wenigen Anlegern, die das 1. Quartal damals mit Gewinn abschließen konnte.
Andere Starinvestoren halten nichts von Short-Wetten. Ken Fisher sagt zum Beispiel: "Historisch gesehen entwickeln sich Aktien in 62 % der Kalendermonate positiv. Anleger sollten also mehr Angst haben, dass sie die Anstiege des Marktes verpassen, als dass sie einen Crash erleben". Und auch Peter Lynch warnt: "Anleger verloren weitaus mehr Geld, weil sie sich auf eine Korrektur vorbereitet haben oder versuchten, eine Korrektur vorauszusehen, als in den Korrekturen selbst an Geld verloren wurde".
Den weisesten Rat gab wohl Stanley Druckenmiller: "Nicht die Unternehmensgewinne beeinflussen den Gesamtmarkt, es sind die Notenbanken. Und deshalb konzentriere ich mich auf die Zentralbanken und auf die Entwicklung der Liquidität, während die meisten Leute auf die Gewinne und konventionelle Kennzahlen blicken. Aber es ist die Liquidität, die die Märkte bewegt". Und was sagt uns die Liquiditätslage?
Die FED schrumpft ihre Bilanz und reduziert die Geldversorgung, während sie durch die erhöhten Zinsen zusätzlich Liquidität aus dem Markt nimmt. Großinvestoren haben bereits in 2022 viel Geld aus dem Aktienmarkt gezogen, das noch immer auf Geldmarktkonten liegt – und dort inzwischen attraktiv verzinst wird. Solange die Zinsen hoch bleiben. Doch werden sie das? Zinsveränderungen durch die Notenbanken erzielen erst nach 6 bis 12 Monaten Wirkung. Was wir heute erleben, sind die Auswirkungen der massiven Zinsanhebungen zu Beginn des Jahres, nicht die der letzten Erhöhung aus dem Juli. Die Wirkung der vielen Zinsschritte entfaltet sich also auch ohne weitere Zinsanhebungen noch einige Monate und das dürfte die Konjunktur weiter belasten. Und in 2024 Zinssenkungen nötig machen. Womit Anleihekurse profitieren dürften und auch Aktien wieder vergleichsweise billig werden.
Heute fehlt den Börsen die Liquidität und damit die Kraft für Kurssteigerungen. Aber die dürfte bald zurückkehren. Und Druckenmiller riet uns auch: "Investiere niemals, niemals in die Gegenwart! Es spielt keine Rolle was ein Unternehmen verdient oder was es verdient hat. Stell dir die Situation in 18 Monaten vor, denn was immer dann sein wird, dort wird der Kurs sein, nicht da, wo er heute ist. Du musst in die Zukunft schauen, denn wenn du in die Gegenwart investierst, kommst du unter die Räder".
Also… setzt man am besten auf Unternehmen, die in jeder Wirtschaftslage gut klarkommen, also bevorzugt mit breitem Burggraben und damit Preissetzungsmacht. Die stehen Börsenturbulenzen am besten durch – und können diese sogar zu ihrem Vorteil nutzen. Was nicht bedeutet, dass sie keine Kursverluste zu verzeichnen hätten, wenn die Börsen taumeln. Aber ihre Kurse erholen sich danach auch wieder und steigen zu neuen Höhen auf. Weil ihr zugrundeliegendes Business intakt ist und die Aktienkurse letztlich den Unternehmensgewinnen folgen. Dies ist der Kern der Erfolgsstrategie Quality Investing.
Alles Gute für euer Geld!
Michael C. Kissig
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