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Mittwoch, 2. August 2023

Andere Ansichten von Daniel Loeb zu Danaher und deren starken Wachstumssausichten

Starinvestor Daniel Loeb ist bekannt für seinen aktivistischen Investmentstil - aber kann auch anders und investiert gerne günstig in ausgesuchte Qualitätsunternehmen. Ein solches ist die Danaher Corp, die Loeb schon seit vielen Jahren hält.

In seinem Brief zum 2. Quartal 2023 an die Investoren seines Hedgefonds 'Third Point' ging Loeb explizit auf Danaher, die seit einiger Zeit unterdurchschnittliche Geschäfts- und Kursentwicklung, den bevorstehenden Spin-off der Umwelt-Sparte ('Veralto') und die sich aufhellenden Perspektiven ein. Eine kurze, aber empfehlenswerte Lektüre...

»In Qualitätsunternehmen zu investieren, ist für uns nicht neu, sondern eher altbekannt. Einige unserer erfolgreichsten Investments, die sich während unseres Investitionszeitraums verdoppelt oder verdreifacht haben, können zu Recht als solche bezeichnet werden. Um es klar zu sagen, Quality Investing und ereignisgesteuerte Situationen schließen sich nicht zwangsläufig aus. Wir haben die Erfahrung gemacht, dass unser ereignisgesteuerter Fokus uns einzigartige Gelegenheiten bietet bei der Gründung oder Entwicklung eines Qualitätsunternehmens, da diese häufig aus Unternehmensereignissen oder Veränderungen im Management hervorgehen.«
(Daniel Loeb)

Und dies ist Loebs aktuelle Einschätzung zu Danaher:

"Danaher ist unsere am längsten gehaltene Investition und bleibt eine der fünf wichtigsten Positionen.

Danaher hat sich in diesem Jahr schlechter entwickelt als der S&P 500, was auf eine Verlangsamung in der Bioprozessindustrie und vorsichtigere Ausgaben der Biopharma-Kunden zurückzuführen ist. Die Bioprozessindustrie ist ein wichtiger Endmarkt, der mehr als ein Viertel des Gewinns von Danaher ausmacht. Bioprocessing-Produkte sind die wichtigsten Inputs, die Biopharma-Unternehmen für die Herstellung von biologischen Arzneimitteln verwenden, die die am schnellsten wachsende Kategorie von Arzneimitteln sind, die im unteren bis mittleren Zehnerbereich wachsen und einen beträchtlichen Teil der klinischen Pipeline ausmachen.

Die Bioprozessindustrie wird in den Jahren 2021 und 2022 ein erhebliches Wachstum verzeichnen, das durch COVID-Impfstoffe und ein starkes Finanzierungsumfeld für die Biotechnologie angetrieben wird. Mehrere Marktteilnehmer, darunter Danaher, haben ihre Wachstumsprognose für 2023 gesenkt, was größtenteils auf den Abbau von Lagerbeständen bei den Kunden und die schwache Finanzierung durch die Biotechnologie zurückzuführen ist. Wir gehen davon aus, dass diese Verlangsamung nur vorübergehend ist und die Bioprozessindustrie ab 2024 zu einem normalisierten Wachstum im hohen einstelligen bis mittleren Zehnerbereich zurückkehren wird.

Danaher hat über Jahrzehnte hinweg durch sein einzigartiges Betriebssystem und hervorragende Fusionen und Übernahmen beträchtliche Werte geschaffen, und seine Bilanz mit geringem Verschuldungsgrad sollte es dem Unternehmen ermöglichen, die niedrigen Bewertungen im Bereich der Life-Science-Tools zu nutzen, um sein Portfolio weiter auszubauen. Noch wichtiger ist, dass Danaher von der Zunahme neuer Projekte und der Ausgaben für die Arzneimittelforschung in der Zeit nach dem COVID profitieren wird.

Die Segmente Biotechnologie und Biowissenschaften von Danaher werden von der Datenanalyse und der computergestützten Biologie profitieren, die im Zuge des Fortschritts der KI und schließlich der Quantencomputertechnologie ein bedeutendes Wachstum erfahren werden. Es würde uns nicht überraschen, wenn sich die Wachstumsrate von Danaher im Laufe der Zeit von einem hohen einstelligen Bereich in den niedrigen Zehnerbereich verschieben würde, was bedeutet, dass das Unternehmen und der Aktienkurs von Danaher über einen langen Zeitraum hinweg nachhaltig wachsen können, während sie die Entdeckung und Herstellung wichtiger lebensrettender Medikamente ermöglichen.

Danaher ist auf dem besten Weg, seine Sparte Environmental & Applied Solutions im vierten Quartal dieses Jahres auszugliedern, was den letzten Schritt in der Umwandlung des Unternehmens in ein reines Life-Science-Unternehmen für Werkzeuge und Diagnostika darstellt. Die Ausgliederung, die den Namen Veralto tragen wird, verfügt über ein starkes ESG-Profil mit gut positionierten Vermögenswerten in den wachstumsstarken Endmärkten Wasserqualität und Produktidentifikation. Als eigenständiges börsennotiertes Unternehmen wird Veralto von einer maßgeschneiderten Kapitalallokation und sinnvollen anorganischen Investitionen profitieren."

Meine Einschätzung

Ich teile Lobes Auffassung und sehe Danaher als bestens positioniert in seinem Sektor an. Mit dem Spin-off von Veralto wird der Fokus auf Medizintechnik und Bioprocessing noch stärker; auf der anderen Seite wird sein erfolgreiches Danaher-Business-System auch künftig für starke Margen sorgen und Übernahmen weiterer Unternehmen zu Bereicherungen der Gruppe machen.

Ergänzung vom 26.08.2023: Veralto-Spin-off erfolgt am 30. September
Das Datum für den Veralto-Spin-off wurde auf den 30. September festgelegt; ab diesem Tag wird das Unternehmen dann als separate Aktie an der Börse gehandelt und der entsprechende Wertabschlag dürfte sich im Kurs der Danaher-Aktie niederschlagen. Je 3 Danaher-Aktien wird einem 1 Veralto-Aktie (VLTO) ins Depot gebucht. Zugleich hat das Board von Danaher (quasi der Aufsichtsrat) eine 'pro rata' Dividendenausschüttung von Veralto an alle Danaher-Aktionäre per 30.09. (dazu muss man am 13.09. die Danaher Aktien im Depot haben).

Disclaimer: Habe Danaher auf meiner Beobachtungsliste und/oder im Depot/Wiki.

8 Kommentare:

  1. Für mich ein top Unternehmen an dem ich gerne noch mehr Anteile haben möchte.

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  2. Das Datum für den Veralto-Spin-off wurde auf den 30. September festgelegt; ab diesem Tag wird das Unternehmen dann als separate Aktie an der Börse gehandelt und der entsprechende Wertabschlag dürfte sich im Kurs der Danaher-Aktie niederschlagen. Je 3 Danaher-Aktien wird einem 1 Veralto-Aktie (VLTO) ins Depot gebucht.

    Zugleich hat das Board von Danaher (quasi der Aufsichtsrat) eine 'pro rata' Dividendenausschüttung von Veralto an alle Danaher-Aktionäre per 30.09. (dazu muss am 13.09. die Danaher Aktien im Depot haben).

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  3. Heute gab Danaher bekannt, man habe sich bereit erklärt, den biomedizinischen Ausrüster Abcam PLC für 24 USD je Aktie in bar bzw. 5,7 Mrd. USD zu übernehmen. Abcam hatte im Juni erklärt, man prüfe nach dem Erhalt von Übernahmeangeboten strategische Alternativen.

    Der Kaufpreis ist nur ein moderater Aufschlag auf den letzten Schlusskurs; es wird davon ausgegangen, dass die Angebote der beiden Wettbewerber Thermo Fisher und Agilent höher gelegen haben könnten, aber Abcam solle sich für Danaher entschieden haben, weil hier im Gegensatz zu den beiden anderen Unternehmen keine Wettbewerbsprobleme bestehen dürften.

    Danaher geht davon aus, dass die Übernahme der in Großbritannien ansässigen Abcam voraussichtlich Mitte 2024 abgeschlossen werden sein wird.

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  4. Lohnt sich denn der Veralto-Spin-off überhaupt für die Aktionäre Michael ? Es gibt Aktien im Verhältnis 3 zu 1, aber der Umsatz der neuen Gesellschaft macht nur ca. 1/6 aus. Aus meiner Sicht und nach meinen Rechnungen kann nach dem Spin-off nur ein Verlust für den Aktionär herauskommen. Wie sind Deine Ansichten dazu Michael ? Lohnt es sich vor dem Spin-off noch einzusteigen oder wäre es besser, das abzuwarten ? Danke Dir und Grüße aus Rosenheim

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    1. Moin Andre,
      Deine Frage, ob man wegen des Veralto-Spin-offs jetzt noch Danaher-Aktien kaufen sollte, kann ich aktuell nicht eindeutig beantworten, weil noch nicht genügend Informationen zum Veralto-Spin-off vorliegen. Erst/nur wenn man alle Fakten kennt, also nicht nur das Zuteilungsverhältnis, sondern die Verschuldung, Umsatz und Ergebnis (2022 und 2023e) kann man Veralto als eigenständiges Business bewerten und entscheiden, welchen Kurs man als fair ansieht und wie die weiteren Perspektiven sind.

      Aus Sicht heutiger Danaher-Aktionäre sind diese Daten erstmal egal. Man hat heute Danaher und Veralto (als Teil von Danaher) im Depot und ab Oktober hat man Danaher und Veralto als zwei separate Aktien im Depot. Der Wert ändert sich dadurch nicht - aber ggf. der Preis wegen der dann folgenden Aktienkursentwicklung von beiden. In der Regel fällt der Kurs des Spin-offs erstmal einige Tage/Wochen, weil viele Neu-Aktionäre die Aktien schnell aus dem Depot werfen, weil sie sie nicht haben wollen. Es entsteht also erstmal ein Angebotsüberhang - den man als interessierter Anleger zum günstige(re)n Einstieg nutzen kann.

      Der größte Spin-off von Danaher war bisher Fortive; der Schlusskurs vom 21.06.2016 wird mit 41,80 USD angezeigt und ohne Dividenden ergab das bisher 85 % Rendite bzw. 9 % pro Jahr. Das ist etwas besser als der S&P 500-Durchschnitt, aber auch deutlich schlechter als die Entwicklung des Danaher-Kurses selbst. Dabei ist natürlich zu berücksichtigen, dass insbesondere Corona bei Fortive mit der Ausrichtung auf Industriesegmente eher belastet hat, während Danaher durch die Corona-Nachfrage zusätzliche starke Umsätze generiert hat. Man sollte die Kursentwicklung daher nicht einfach ohne Kontext vergleichen und daraus Schlüsse ziehen.

      Ich denke, ich würde mir jetzt keine Danaher Aktien kaufen, wenn ich sie noch nicht im Depot hätte, sondern den Kauf nach dem Spin-off tätigen als "MedTech-Pure-Play". Bei Veralto würde ich mir das Unternehmen auf Stand-alone-Basis ansehen, ob dies ein Sektor ist, in den ich investieren möchte und ob Veralto hier zu den aussichtsreichsten Unternehmen zählt. Und dann ggf. die Aktie kaufen und den möglichen Kursrutsch nach dem Spin-off zum Einstieg nutzen.

      Unterm Strich bleibt es aber ein Vabanquespiel und wir werden erst in einiger Zeit wissen, welche Vorgehensweise sich als die renditestärkste erwiesen hat.

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  5. Vielen Dank Michael für Deine Ausführungen. Deine kurze Analyse hat mir schon sehr weitergeholfen. Liebe Grüße und mach bitte weiter so. Verfolge Deinen Blog schon sehr lange und bin interessierter Leser.

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  6. Hinsichtlich des Veralto-Spin-offs habe ich eine Entscheidung getroffen und meine Danaher-Aktien verkauft. Ich habe schon früher die Meinung geäußert, Danaher solle seine Umweltsparte abstoßen und sich auf sein MedTech-Kerngeschäft fokussieren. Das tun sie jetzt/bald. Ich möchte aber Veralto nicht im Depot haben, jedenfalls nicht jetzt. Vielleicht später einmal, wenn ich die Entwicklung des Business (besser) einschätzen kann. Die Konsequenz aus dieser Überlegung ist, dass ich keine Veralto-Aktien ins Depot gebucht bekommen möchte, um diese dann (wie vermutlich viele andere auch) schnell auf den Markt zu werfen. Also habe ich meine Danaher-Aktien im Vorfeld verkauft und halte den Betrag 'trocken', um Anfang Oktober die gleiche Anzahl an Danaher-Aktien zurückzukaufen. Auch wenn die dann ja bereits mit dem Veralto-Abschlag notieren und ich damit etwas Geld übrig behalten sollte - dafür wird mir schon was einfallen... ツ

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  7. Neuigkeiten zu Danaher hinsichtlich der geplanten Abcam-Übernahme: Deren Gründer und 6,14 %iger Anteilseigner Jonathan Millner hat sich nun gegen die Danaher-Offerte von 24 USD ausgesprochen, weil diese den wahren Wert von Abcam nicht widerspiegle. Mal sehen, ob das Angebot trotzdem so durchgeht oder ob Danaher (oder andere Bieter) noch eine Schippe drauflegen. Insgesamt gibt es hier einige Kartellbedenken, vor allem bei zwei genannten möglichen Wettbewerbern (Thermo Fisher und Agilent), so dass der Preis-Poker nicht unendlich ausgereizt werden kann. Schließlich hat sich Abcam selbst freiwillig ins Schaufenster gestellt, um seine anhaltenden Probleme in den Griff zu bekommen. Es bleibt spannend...

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