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Freitag, 28. Juli 2023

Kissigs Börsentheater: Warren Buffett meint, das beste Geschäft sei eine Lizenzgebühr auf das Wachstum anderer. Einfach (und) clever...

Börsenlegende Warren Buffett erklärt, wie man einfach zu Geld kommt: "Das beste Geschäft ist eine Lizenzgebühr auf das Wachstum anderer, die selbst wenig Kapital benötigt". Man kann sich dann einfach zurücklehnen und das Geld anderer Leute für sich selbst arbeiten lassen. Je erfolgreicher sie sind, desto mehr Kohle streicht man dabei ein. Klingt (zu) perfekt? Schon möglich, aber, es gibt eine ganze Reihe von Businessmodellen, die genau auf diesem Konzept aufbauen.

Asset Manager fahren ein solches Businessmodel, da sie Provisionen auf das Kapital und die erzielten Gewinne ihrer Anleger bzw. Investoren erhalten. Apollo Global Management, BlackRockBlackstone Group, Brookfield, KKR & Co sind Experten darin und je größer ihre Assets under Management (AuM) werden, desto besser skalierbar wird ihr Geschäft. In Deutschland finden wir hierzu die Deutsche Beteiligungs AG, die sowohl Asset Manager ist, aber auch Direktinvestments tätigt. Sie ist daher wohl am ehesten mit KKR vergleichbar. Und dann gibt es noch Patrizia, einen auf Gewerbeimmobilien spezialisierten  Asset Manager.

Lizenzgebühren erhält auch, wem Rechte gehören, zum Beispiel an Filmen oder Songs. Während der Corona-Phase, als kaum Konzerte stattfanden, haben viele Künstler ihre Songbibliothek zu Geld gemacht und die Rechte verkauft. Blackstone hat zu diesem Zweck in 2021 mit Hipgnosis Song Management Ltd. ein Joint Venture ins Leben gerufen, das zunächst mit 1 Mrd. USD startete, um Musikrechte zu erwerben und Musikbibliotheken zu verwalten. Hipgnosis Song Management wurde von Merck Mercuriadis gegründet und Hipgnosis Song Fund Ltd, der größte in Großbritannien börsennotierte Investor in Musikkataloge und Tantiemen mit einem Bruttovermögen von ca. 2,2 Mrd. USD, wird von HSM beraten. Bekannte Künstler, die ihre Songrechte verkauft haben, sind Justin Bieber, Bob Dylan, Shakira, Bruce Springsteen, Red Hot Chili Peppers.

Mit einem weiteren dieser Lizenzgebühr-Modelle haben wir es bei Börsenbetreibern und Brokern zu tun. Sie nehmen Provisionen ein, wenn Anleger aktiv handeln oder über Depotgebühren. Je aktiver Anleger sind, je größer ihr Depotvolumen, desto höher sind die Provisionseinnahmen. Die Deutsche Börse ist hier zu nennen, Charles Schwab oder Lang & Schwarz.

Ein weiteres Lizenz-Business spielt sog. 'Royalties' ein, also umsatz- und/oder gewinnabhängige Erträge. So etwas wird vor allem im Rohstoffsektor vereinbart und ein 'Royalty-Pure-Play' ist z.B. Texas Pacific Land, die riesige Gebiete im Permian Basin (Texas und New Mexico) halten, wo andere nach Öl und Gas bohren. Und neuerdings ihr Land auch für Wind- und Solarfarmen zur Verfügung stellen. 

Eine einfache Geschäftsidee. Einfach (und) clever…

Disclaimer: Habe Apollo Global Management, BlackRock, Blackstone Group, Brookfield, Deutsche Beteiligung, KKR, Patrizia, Texas Pacific Land auf meiner Beobachtungsliste und/oder im Depot/Wiki.

6 Kommentare:

  1. Hallo Michael, die Lending Club Aktie ist ja einigermaßen abgerauscht. Ich bin ehrlich gesagt nicht so beunruhigt, da ich nicht denke, dass das Management besonders viel machen kann. Profitabilität als Ziel finde ich gut. Der Ausblick ist mau aber sie werden doch vermutlich gestärkt aus dieser Phase hervorgehen. Bin ich naiv? Übersehe ich etwas? Bist du beunruhigt?

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    1. Moin Pete,
      Die Entwicklung bei LendingClub kommt nicht überraschend. Die US-Notenbank habt die Zinsen deutlich erhöht und schrumpft ihre Bilanz bzw. die Geldmenge. Die Banken sind zurückhaltender mit der Kreditvergabe und daher auch weniger bereit, in Kreditportfolios zu investieren. Das kriegt LendingClub mit seiner Plattform negativ zu spüren. Man nimmt weiterhin einen erheblichen Teil der neue vergebenen Kredite auf die eigenen Bücher und hier hat sich der Aufwand für Kreditausfälle erhöht (CECL). Insgesamt liegen die Zahlen deutlich unter Vorjahr und in der zweiten Jahreshälfte 2023 dürfte das Geschäftsumfeld für LC noch herausfordernd bleiben.

      Man hat sich allerdings einen weiteren Exit-Kanal erschlossen neben dem Marktplatz, indem man Kredite bündelt und als "strukturierte Zertifikate" an Investoren weiterreicht. Ich verstehe es so, dass LC die entsprechenden Kredite nicht mehr in die eigene Bilanz nimmt, sondern aus ihnen ein Wertpapierzertifikat "strickt" - die wandern dann in LCs Wertpapierportfolio. Dieses Wertpapier ist in zwei Teile unterteilt, wie man das bei uns aus Immo-Finanzierungen kennt. Der erstrangig zu bedienende Teil (zB 60%) bleibt bei LC, so dass sie dafür weiterhin CECL-Rückstellungen einrichten müssen. Der zweitrangige Part wird mit mehreren anderen gebündelt und als Zertifikat dann an Institutionelle Investoren weitergereicht. Diese müssen keine CECL-Rückstellungen bilden, was das Ganze günstiger macht. LC verdient eine Provision und reduziert seine CECL-Belastung. Zudem sinkt ihr Kreditrisiko, weil sie hier nur anteilig den sichersten Teil des Kredits in den eigenen Büchern behalten.

      Wegen der CECL-Thematik sind diese "Asset-backed-Securities" für alle Seiten besonders attraktiv, denn wenn eine Bank auf dem "üblichen" Weg LC-Kredite ankauft/übernimmt, dann muss sie ja auch CECL-Rückstellungen dafür bilden bzw. diese von LC übernehmen/ablösen.

      Die scharfe negative Kursreaktion gestern dürfte wohl weniger auf die guten Zahlen und auf den verhaltenen Ausblick zurückzuführen sein, sondern auf den starken Kursanstieg der letzten Wochen - Anleger "sichern ihre Gewinne", so unsinnig dieses Verhaltensmuster auch ist.

      Mein Investmentcase ist weiterhin intakt, wenngleich das Makroumfeld die Geschäfte stärker negativ belastet, als ich das erwartet hatte - und auch länger, denn es wird wohl erst gegen Ende des Jahres wieder besser werden. Andererseits gelingt es LC selbst in diesem Umfeld, profitabel zu bleiben. Das ist schon eine sehr starke Leistung. Und macht große Hoffnung auf das, was uns in einer "normalisierten" Welt erwartet...

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    2. Mm, jetzt muss ich aber mal nachfragen: Die Investoren in die zweitrangigen (=risikoreicheren) Kredit-Anteile müssen keine Risikovorsorge bilden? Macht das Sinn oder ist das eine Lücke in den regulatorischen Anforderungen?

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    3. Nein, das ist keine Lücke, sondern korrekt so. Die Rückstellungen werden ja nicht gebildet, um die Schuldner zu schützen, sondern die Gläubiger. Also die Banken. Diese sollen jederzeit in der Lage sein, Kreditausfälle zu überstehen. Andere Kreditnehmer, wie Finanzinvestoren oder Privatleute will/muss der Staat nicht besonders schützen, weil die nicht systemrelevant sind und/oder ihr eigenes Risiko kalkulieren müssen. Würden die Zertifikate von Banken erworben, müssten CECL gebildet werden. Kaufen aber Finanzinvestoren, wie LCs Modell, eben nicht.

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    4. Ah ja das macht Sinn, danke für die Erläuterung!

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  2. Lieber Michael, vielen herzlichen Dank für deine umfangreiche Antwort. Klasse! Du bist großartig! Danke, dass du dein Wissen so bereitwillig teilst!

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