Donnerstag, 27. Juli 2023

Kissigs Portfoliocheck: Charlie Munger und sein „schlimmer“ Alibaba-Irrtum

In meiner Kolumne "Kissigs Portfoliocheck" nehme ich regelmäßig für das "Aktien Magazin" von Traderfox die Depots der besten Investoren unserer Zeit unter die Lupe.

Bei meinem 231. Portfoliocheck schaue ich Charlie Munger über die Schulter, einem der erfolgreichsten Investoren der Welt und zweifellos einer der intelligentesten Menschen unseres Zeitalters. Die bekannteste Rolle des inzwischen 99-Jährigen ist wohl die des Beifahrers von Warren Buffett bei Berkshire Hathaway.

Munger hält mit seiner Meinung nicht hinterm Berg und scheut sich nicht, mit seinen Aussagen anzuecken. Gerade deshalb ist er ein gern gesehener Interviewpartner in nahezu allen Medien. Mit seinem Buch "Poor Charlie's Almanack" hat Munger das Konzept der 'elementaren, weltlichen Weisheit' in Bezug auf Wirtschaft und Finanzen eingeführt. Er verfolgt einen ganzheitlichen Denkansatz über ein breites Wissensspektrum und verbindet all diese unterschiedlichen mentalen Modelle zu einer Art Gitterkonstruktion zur Lösung kritischer Geschäftsprobleme.

Munger ist ein Anhänger des Focus Investing und setzt nur auf eine kleine Zahl von Unternehmen. Er kauft nur die besten und das genau dann, wenn sich eine außergewöhnlich gute Einstiegsmöglichkeit bietet. Und nur dann.
"Weise Investoren setzen viel, wenn die Welt ihnen großartige Gelegenheiten bietet. Sie setzen viel, wenn die Chancen auf ihrer Seite sind. Den Rest der Zeit tun sie das nicht. So einfach ist das."
(Charlie Munger)
Dabei konzentriert er sich auf absolute Qualitätsunternehmen, nicht zuvorderst auf den günstigsten Preis. Buffett und Munger bezeichnen sich als 'Business-Picker', nicht als 'Stock-Picker'. Sie investieren in Qualitätsunternehmen mit starkem Geschäftsmodell, anhaltender Preissetzungsmacht und einem fähigen Management. Und dann mischen sie sich nicht in das operative Geschäft dieser Unternehmen ein, sondern überwachen lediglich, dass es seine außergewöhnlichen Eigenschaften bewahrt. Des Weiteren investiert Munger mit viel Geduld und sehr langfristig. Er gibt dem Zinseszinseffekt ('Compounding') die nötige zeit, seine ganze Kraft zu entfalten.
"Die erste Regel beim Compounding ist, es nie unnötig zu unterbrechen."
(Charlie Munger)
Wenn man Mungers Investments durschauen will, muss man mehrere Ebenen betrachten. Sein Vermögen steckt ganz überwiegend in Berkshire-Aktien, die ihn zum Milliardär machten. Zudem hält er einen signifikanten Anteil an Himalaya Capital Management von Li Lu; dieser chinesisch-stämmige Investor gilt als der Warren Buffett Asiens und ist einer der engsten Freunde Mungers.

Mungers privates Portfolio

Knapp 95 % seines Vermögens hält Munger in Berkshire-Hathaway-Aktien, weitere 4 % in Aktien von Costco Wholesale und dann noch 1 % in Aktien von Daily Journal, einem kleinen Zeitungsverlag, an dem Munger mit seinen 50.000 Aktien rund 3,6 % hält und wo er als Chairman jahrzehntelang die Investments verwaltete. Daily Journal wird daher auch öfter mal als Mungers 'private Vermögensverwaltung' bezeichnet. 

Das Portfolio von Daily Journal ist recht übersichtlich. Im 2. Quartal 2023 gab es erneut keine Aktiendispositionen; die letzte Veränderung datiert aus dem 4. Quartal 2022, als der kleine 0,25%ige Depotanteil am südkoreanischen Stahlkonglomerat POSCO veräußert worden war.

Ende Juni bestand das Portfolio aus ganzen vier Aktienpositionen: drei Bankwerte, die Munger sehr günstig eingekauft hat und schon seit langem hält, sowie dem chinesische Internetgiganten Alibaba Group, wo Munger im Frühjahr 2021 eingestiegen war und in den folgenden Quartalen bei weiter stark sinkenden Kursen zweimal seinen Bestand verdoppelt hatte. Im 1. Quartal 2022 halbierte er seine Position dann und seitdem schlummert sie mit einem Anteil von rund 15 % in seinem Depot. Kürzlich äußerte sich Munger zu Alibaba und bezeichnete dieses Investment als einen seiner schlimmsten Fehler. Doch damit meinte er nicht etwa den großen Verlust, den ihm Alibaba eingebrockt hat...


Disclaimer: Habe Berkshire Hathaway, Costco auf meiner Beobachtungsliste und/oder im Depot/Wiki.

4 Kommentare:

  1. Nichts gegen Charlie. Aber ich frage mich, ob er die Welt immer noch versteht. Sagt er zu Alibaba:

    "Als ich über Alibaba nachdachte, war ich von der Idee ihrer dominanten Position auf dem chinesischen Markt fasziniert. Ich habe nicht bedacht, dass es sich immer noch um einen simplen Einzelhändler handelt."

    Ein Einzelhändler, der sein Geld vor allem mit komplexem Cloud-Geschäft verdient. Analog zu Amazon. Und das Geld verwendet, um als Einzelhändler noch dominanter zu werden. Auf lange Sicht. Und deswegen auf kurzfristige Gewinne verzichtet.

    Charlie, Charlie, muss ich mir Sorgen machen?

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  2. Unsinn. Alibaba verdient sein Geld nicht mit der Cloud. Als Charlie Alibaba kaufte, dachte er, dass der Vorsprung Alibabas im chinesischen Internet gegenüber Konkurrenzunternehmen deutlich größer ist. Erst später erkannte er, dass dies nicht der Fall ist, Alibaba genau wie alle anderen Unternehmen auch enormen Wettbewerbsdruck unterliegen und das Unternehmen im Grunde immer noch ein Einzelhändler ist. Durch dieses, wie er selbst sagte "leicht defokussierte" Analyse, hat er den inneren Wert des Unternehmens falsch berechnet und zuviel für die Aktie bezahlt. Zusätzlich war die Position gehebelt weshalb die Hälfte der Aktien verkauft wurden.

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  3. Kann man von Deutschland aus auch in Himalaya Capital Management investieren?

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    1. Moin Rainer,
      HIMALAYA CAPITAL MANAGEMENT LLC ist ein US-Hedge Fonds, der meines Wissens nach nicht börsennotiert ist und nur vermögenden Privatkunden offen steht. Interessante Infos finden sich hier.

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