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Artikel aus "Der Nebenwerte Investor" Ausgabe 9/2023 vom 25.07.2023
▶ In dieser Ausgabe: Exceet, Steico, DRAG, VIB Vermögen, Kontron, ATOSS, Boss, Villeroy & Boch, Viscom
Deutsche Rohstoff AG - Das US-Öl- und Gasgeschäft brummt
Rohstoffe und Deutschland scheinen nicht zusammenzupassen und doch versucht die Deutsche Rohstoff AG genau diesen Widerspruch auszulösen. Sie identifiziert, entwickelt und veräußert attraktive Rohstoffvorkommen vorrangig in Nordamerika, Australien und Europa. Ihr Schwerpunkt liegt dabei ganz klar auf der Erschließung von Öl- und Gaslagerstätten in den USA. Zusätzlich runden Metalle wie Gold, Kupfer, Wolfram und ganz neu auch Lithium das Portfolio ab.
Mit dem steilen Anstieg der Rohstoffpreise gehörte die DRAG zu den großen Gewinnern des 1. Halbjahrs 2022, bevor die Zinssteigerungen der Notenbanken der Wirtschaft zunehmend die Luft abschnürten und auch die Rohstoffpreise wieder nachgaben. Am Kursverlauf der DRAG-Aktie lässt sich dies gut nachvollziehen, der von seinem Allzeithoch bei 33 Euro im Sommer 2022 bis Ende September auf 20 Euro zurückkam. Doch während die Energiepreise weiter gefallen sind, hat sich der Aktienkurs nicht nur stabilisiert, sondern konnte um mehr als 30 % zulegen. Zieht man die aktuellen Gewinnschätzungen für 2024 heran, läge das Kurs-Gewinn-Verhältnis nur knapp über 2 und die Aktie wäre damit unschlagbar günstig. Es sollte sich also lohnen, hier mal genauer hinzusehen.
Anders als der Name suggeriert, fördert die DRAG selbst keine Rohstoffe. Sie ist ein deutsches Unternehmen, das an einer deutschen Börse notiert ist, doch ihre diversen Geschäftsaktivitäten finden weitgehend in den USA und Asien statt. Dort hält sie jeweils Anteile an Unternehmen, die in der Öl- oder Rohstoffexploration sowie der Förderung aktiv sind.
Sie ist damit eine Beteiligungsgesellschaft und hat in den USA vier aktive Töchter: Bright Rock Energy, Elster Oil & Gas, Salt Creek Energy und 1876 Resources (ehemals Cub Creek Energy) haben Bohrrechte an Flächen erworben, wo sie mittels Fracking nach Öl und Gas bohren. Der Schwerpunkt liegt dabei auf vier Regionen im mittleren Westen der USA: dem Wattenberg Field in Colorado, dem Williston Basin in North Dakota, dem Powder River Basin in Wyoming und dem Uinta Basin in Utah.
1876 Resources
Cub Creek Energy wurde 2014 von der DRAG und dem Management gegründet und ist in der Exploration, Erschließung und Entwicklung sowie der Produktion von Erdöl und Erdgas im Denver-Julesburg-Becken in Colorado und im Powder River Basin in Wyoming tätig. Derzeit hält die DRAG 88,5 % an dem Unternehmen.
Darüber hinaus verwaltet das inzwischen unter 1876 Resources firmierende Unternehmen aktiv sein Investitionsportfolio, zu dem auch die hundertprozentige Tochtergesellschaft Coyote Hill Midstream gehört, die im Powder River Basin ein Gassammelsystem, ein Frischwassergeschäft und ein Produktionswasserentsorgungsgeschäft betreibt.
Dieses Geschäftsfeld ist noch jung für die DRAG und das erste Mal, dass sie in Infrastruktur investiert hat, den sog. Midstreambereich. Erst Anfang Mai 2023 hatte 1876 Resources einen Kaufvertrag unterzeichnet, um die bestehende Pipeline-Infrastruktur auf ihren Flächen im Powder River Basin in Wyoming zu erwerben. Damit wurden fast 60 Kilometer an Pipeline, Lagertanks und technischen Anlagen übernommen. Die Pipeline verbindet alle bestehenden Bohrplätze von 1876 Resources und transportiert darüber hinaus die Gasproduktion von anderen Produzenten in der Region. Aktuell verfügt die Pipeline über eine Kapazität von 5.000 Kubikfuß (mcf) pro Tag, kann jedoch kurzfristig erweitert werden, um bis zu 10.000 mcf pro Tag zu transportieren.
Die Investition hat gleich mehrere positive Effekte für 1876 Resources: Die Gesellschaft kann das eigene Bohrprogramm optimieren und die Entwicklungsgeschwindigkeit der Flächen unabhängig steuern. Des Weiteren reduzieren sich durch den Betrieb der Pipeline die operativen Kosten, da sog. 'Processing und Gathering Fees' entfallen, die man bisher an den Betreiber entrichten musste. Im Rahmen der aktuellen Produktion bzw. Planung entsteht dadurch eine Kostenersparnis im Bereich des Materialaufwands von rund 2 bis 2,5 Mio. USD pro Jahr.
Für den Transport von Gas anderer Produzenten werden zudem zusätzliche Umsätze in Höhe von rund 1 bis 1,5 Mio. USD pro Jahr erwartet, so dass in Kombination durch den Betrieb der Pipeline Umsätze und Materialkosteneinsparungen mit einem Ergebniseffekt vor Abschreibungen und Steuern von insgesamt rund 3 bis 4 Mio. USD pro Jahr erwartet werden.
Bei weiterem Produktionswachstum auf den Flächen von 1876 Resources können der Umsatzeffekt bzw. die Kostenersparnis aus dem Betrieb der Pipelines auf bis zu 6 Mio. USD pro Jahr ansteigen. Hierfür wären allerdings weitere Investitionen in Höhe von 4 Mio. USD notwendig.
Das aktuelle Bohrprogramm von 187 Resources sieht für 2023 und 2024 elf Bohrungen zum Abzuteufen vor; es werden aber bereits weitere Pläne evaluiert, um das Bohrprogramm in den kommenden Jahren auszubauen.
Daneben hat 1876 Resources in den vergangenen Monaten seine bereits bestehende Wasserinfrastruktur investiert und mit diesen beiden Maßnahmen wichtige Grundlagen für eine umfassende und effiziente Flächenentwicklung gelegt. Die Gesellschaft ist nun in der Lage, den Wasserbedarf für die Fertigstellung und den Betrieb der Bohrungen als auch den Transport der produzierten Gasvolumen ressourcenschonend und umweltfreundlich umzusetzen. Gleichzeitig kann die Wasserinfrastruktur und Pipelinekapazität an andere Produzenten vermarktet werden.
Elster Oil & Gas
Die Gesellschaft war ursprünglich als Tekton Energy gegründet worden. Tekton Energy war die erste Gesellschaft, die die DRAG Anfang 2011 zusammen mit Partnern in den USA gründete, um an dem gerade beginnenden Schieferöl-Boom zu partizipieren. Tekton verkaufte den Großteil seiner Vermögenswerte im Mai 2014 mit hohem Gewinn. In späteren Jahren wurden das Unternehmen als Elster Oil & Gas wieder reaktiviert und hat seinen Sitz in Highlands Ranch, Colorado. Das Management ist identisch mit dem von 1876 Resources und die DRAG ist an der heutigen Elster Oil & Gas zu 93 % beteiligt.
Im Rahmen des Verkaufs der Vermögenswerte 2014 blieben einige Flächen bei der Gesellschaft. Sie befinden sich im Nordosten des Wattenberg-Feldes. Elster hält an diesen Flächen Minderheitsanteile zwischen 4 % und 45 %, unternimmt aber keine eigenen Borhaktivitäten. Die Entwicklung der Flächen erfolgte durch den Betriebsführer Extraction Oil & Gas, der seit 2015 mehr als 40 Bohrungen mit Längen zwischen einer und zweieinhalb Meilen in Produktion brachte. Damit sind die Flächen, über die Elster verfügt, erbohrt. In den kommenden Jahren wird Elster voraussichtlich noch mit kleineren Anteilen an einigen nahe gelegenen Bohrungen teilnehmen können.
Bright Rock Energy
Bright Rock Energy hat seinen Sitz ebenfalls in Denver, Colorado. Das Unternehmen wurde Mitte 2018 durch die DRAG und das heutige Management gegründet, das mehrere Jahre für einen großen kanadischen Konzern dessen Flächen im Uinta-Becken entwickelt und ausgebaut hat, bevor es Mitte 2018 zur Deutsche Rohstoff wechselte und Bright Rock Energy mitgründete. Das Unternehmen identifiziert, akquiriert und entwickelt prospektive Flächen für die Öl- und Gasentwicklung. Das Managementteam verfügt über umfangreiche Erfahrung in der Akquisition und Entwicklung von Liegenschaften in Öl- und Gasfeldern in der Rocky Mountain Region der USA, überwiegend aber in Wyoming. Die DRAG ist zu 98,9 % an Bright Rock Energy beteiligt.
Bright Rocks frühere Aktivitäten im Uinta-Becken in Utah wurden im Rahmen einer konzerninternen Umstrukturierung von Salt Creek übernommen. Bright Rocks Fokus liegt seitdem auf der weiteren Entwicklung des sehr großen Flächenpaketes in Wyoming. Insgesamt hält Bright Rock rund 32.500 Acres, auf denen über 200 Bohrungen möglich sein könnten.
Hier ging man zudem eine Partnerschaft mit Occidental Petroleum ein, an der Warren Buffett seit Jahren beteiligt ist und nach fortgesetzten Aktienkäufen inzwischen über 25 % der Anteile hält.
Salt Creek Energy
Salt Creek Oil & Gas hat seinen Sitz in Denver, Colorado und wurde Mitte 2015 von der DRAG zusammen mit Partnern gegründet. Ende 2016 erwarb Salt Creek ein Paket von Flächen in North Dakota, bestehend aus 60 produzierenden und 90 geplanten Bohrungen. Es handelte sich ausschließlich um Minderheitsanteile. Der Kaufpreis für das Paket belief sich auf 38 Mio. USD. Mitte 2018 verkaufte Salt Creek die Flächen wieder für rund 60 Mio. USD an ein in den USA ansässiges, börsennotiertes Unternehmen.
Seit Anfang 2019 baut das Management von Salt Creek eine neue Position im Williston-Becken in North Dakota auf. Durch Zukauf von Anteilen an verschiedenen Bohrungen konnte die Produktion 2019 ausgebaut werden. Aufgrund des Ausscheidens ehemaliger Mitgesellschafter hält die DRAG inzwischen 100 % der Anteile an Salt Creek Oil & Gas.
Salt Creek hält ausschließlich Minderheitsanteile an Bohrungen. Bei den Betriebsführern in dem Feld handelt es sich in der Regel um sehr große Unternehmen, die jedes Jahr eine Vielzahl von neuen Bohrungen durchführen und dabei in den vergangenen Jahren immer mehr Förderung mit geringerem Aufwand realisieren konnten.
Das Williston Becken in North Dakota gehört zu den größten Ölfeldern in den USA. Im Jahr 2020 produzierten die Unternehmen in dem Feld fast 1,2 Mio. Barrel Öl pro Tag und damit rund 10 % der US-Förderung. Die Reservoirs, aus denen das Öl gefördert wird, sind in der Regel sehr homogen und die Förderung gut prognostizierbar. Ähnlich wie in Colorado handelt es sich beim Williston Becken um ein bereits erschlossenes Feld mit sehr gut ausgebauter Infrastruktur.
Salt Creek hat im letzten Jahr die Aktivitäten von Bright Rock in Utah übernommen. Das Uinta-Becken gehört zu den kleineren Feldern in den USA, obwohl dort schon seit Jahrzehnten Öl gefördert wird. Im Jahr 2020 meldete Utah eine Ölförderung von rund 87.000 Barrel pro Tag. Die Entwicklung mit Horizontalbohrungen hat im Uinta-Becken erst vor wenigen Jahren begonnen. Die Betriebsführer haben mittlerweile aber teilweise spektakuläre Ergebnisse erzielt, die das Potential des Feldes für die horizontale Entwicklung zeigen. Manche Bohrungen gehören zu den Besten, die in den USA überhaupt bisher abgeteuft wurden. Das Powder River Basin ist mit rund 244.000 Barrel pro Tag ebenfalls ein etwas kleineres Becken, bietet aber sehr gute und stabile Rahmenbedingungen für die Öl- und Gasförderung und wird zunehmend von den Betriebsführern erschlossen.
Hohe Produktion aus 3 US-Bundesstaaten
Insgesamt fließen der DRAG somit aus drei Quellen Öl- und Gaseinnahmen zu. Im Power River Basin im Nordosten Wyomings wurden 2022 rund 1.300 BOEPD (Barrels of Oil Equivalent per Day) erzielt auf einer Fläche von 60.000 Acres (etwa 243 Quadratkilometer). Es sind mehr als 35 Bohrungen aktiv und der Anteil der DRAG an der Förderung beträgt 60 %.
Das DJ Basin im Nordosten Colorados und im Süden Wyomings brachte 2022 sogar 7.200 BOEPD ein auf einer Fläche von 6.000 Acres bzw. rund 24,3 qkm. An den aktuellen 111 Bohrungen hält die DRAG 61 %.
Das Uinta Basin im Nordosten Utahs brachte der DRAG in 2022 rund 1.100 BOEPD ein. Auf dem 6.400 Acres großen Areal (etwa 25,9 qkm) sind 205 Bohrungen aktiv, doch der wirtschaftliche Anteil der DRAG liegt bei lediglich 2 %.
Rekordgeschäftsjahr 2022
Der Ukrainekrieg hat das Öl- und Gasangebot gesenkt, während die Energiepreise explodierten. Die DRAG profitierte von dieser Entwicklung und musste unterjährig mehrmals die Prognosen anheben.
In 2023 sind die Energiepreise im freien Fall und haben einen Großteil ihrer enormen Zugewinne aus dem Vorjahr wieder abgebaut. Das bleibt natürlich nicht ohne Auswirkungen auf die DRAG.
Es läuft – auch im 1. Quartal 2023
Doch von Tristesse konnte bei den Zahlen zum 1. Quartal 2023 keine Rede sein. Der Deutsche Rohstoff Konzern konnte ein Ergebnis in Höhe von 14,6 Mio. Euro (Vorjahr: 12,8 Mio.) bzw. 2,86 Euro pro Aktie (Vorjahr: 2,36) erzielen.
Der Umsatz lag mit 42,7 Mio. Euro mehr als 50 % über dem Vorjahreswert von 28,1 Mio. Euro und das operative Ergebnis (EBITDA) mit 32,3 Mio. EUR ebenfalls (Vorjahr: 25,2 Mio. Euro). Besonders beeindruckend präsentierte sich der operative Cash Flow, der mit 42,9 Mio. Euro den Vorjahreswert von 6,8 Mio. mehrfach übertraf.
Die Öl- und Gas-Produktion wuchs um über 38 % und belief sich im 1. Quartal auf 976.832 Barrel Öläquivalent (BOE; Vorjahr: 709.511 BOE) bzw. 477.191 Barrel Öl (BO; Vorjahr: 380.794 BO).
Bemerkenswert ist das Hedging, wo es im 1. Quartal keine Verluste zu verzeichnen gab, sondern einer ausgeglichenes Ergebnis. Im Vorjahr hatten die Preisabsicherungsgeschäfte noch ein Minus von 10,5 Mio. eingebracht.
Weitere erfreuliche Entwicklungen sind die Eigenkapitalquote, die erstmals seit 2015 wieder über 40 % gestiegen ist bei einem von 132,4 Mio. Euro zum Jahrsende 2022 auf 144,8 Mio. Euro angestiegenen Eigenkapital per Ende März. Die liquiden Mittel, also Bankguthaben und Wertpapiere des Umlaufvermögens, standen am Ende des 1. Quartals in Höhe von 55,6 Mio. Euro zur Verfügung (31.12.2022: 54,2 Mio.).
Die Verbindlichkeiten sanken durch die Rückzahlung der Wandelschuldverschreibung im März auf 105 Mio. Euro (31. 12.2022: 109,8 Mio.). Der operative Cash Flow lag bei 42,9 Mio. Euro und der Cash Flow aus der Investitionstätigkeit bei 37,6 Mio. Euro.
Die durchschnittliche Tagesproduktion der US-Tochtergesellschaften lag bei 10.854 BOE (Vorjahr 7.883) bzw. 5.302 BO (Vorjahr 4.231 BO). Für das Gesamtjahr 2023 wird mit einer Tagesproduktion von 11.000 bis 12.000 BOEPD gerechnet. In seiner Jahresprognose für 2023 geht DRAG-CEO Jan-Philipp Weitz davon aus, dass der Umsatz im Basisszenario zwischen 150 und 170 Mio. und das EBITDA zwischen 115 und 130 Mio. Euro liegen wird. Das Konzernergebnis wird deutlich positiv erwartet. Die Prognose beruht dabei auf einem Ölpreis von 75 USD/Barrel für den Rest des Jahres, einem Gaspreis von 3 USD/mmBtu und einem Wechselkurs von 1,12 Euro/USD. Zumindest die Ölpreiserwartung könnte angesichts des tieferen und fallenden Preisniveaus ein Risiko darstellen.
Strategische Investments
Neben dem Wertpapierportfolio hält die DRAG drei strategische Investments. Sie hat im Laufe der Jahre 2021 und 2022 den Großteil des Aktienportfolios wieder abgebaut, das sie im Corona-Absturz 2020 aufgebaut hatte.
Die Beteiligung Rhein Petroleum, an der die DRAG 10 % hielt und die mit 2,5 Mio. Euro in den Büchern stand, wurde Mitte Dezember 2022 gab die Britische Beacon Energy PLC verkauft. Im Rahmen des Verkaufs erhielt die Deutsche Rohstoff einen Anteil an Beacon von rund 3,3 % sowie eine Umsatzbeteiligung in Höhe von rund 1 % der zukünftigen Nettorückflüsse aus der Produktion der Rhein Petroleum ("Earn Out"). Der Wert der Beteiligung an Beacon in Höhe von 3,3 % wird nach der Transaktion und einer Kapitalmaßnahme zunächst bei rund 0,3 Mio. Euro liegen. Erhebliches weiteres Potential ergibt sich aus der "Earn-Out"- Vereinbarung. Beacon beabsichtigt, die vorhandenen Flächen der Rhein Petroleum weiterzuentwickeln und die Produktion deutlich zu steigern. In den Jahren 2011 und 2012 hatte die Deutsche Rohstoff AG die Mehrheit an der Rhein Petroleum an die Tulip Oil verkauft. Dabei fiel ein Gewinn in Höhe von rund 9,8 Mio. Euro an. Im Rahmen der damals geschlossenen Aktionärsvereinbarung hatte sich die Deutsche Rohstoff AG verpflichtet, im Falle eines Verkaufs der Mehrheit der Anteile durch Tulip Oil die eigenen Restanteile mitzuverkaufen. Diese Regel kam nun zur Anwendung.
Almonty Industries setzt auf Wolfram
Mehr Gewicht hat Almonty Industries, an der die DRAG rund 14 % der Anteile hält. Die DRAG hat 15,4 Mio. Anteile mit einem ausgewiesenen Buchwert von 29,5 Mio Euro und darüber hinaus 14,1 Mio. Euro an Ausleihungen an das Unternehmen geleistet.
Almonty ist auf Wolfram spezialisiert, ein eher unbekanntes Schlüsselelement für High Tech-Geräte, Smartphones und Elektromobilität. Es steht nicht so im Fokus wie Lithium oder Kupfer oder Nickel, aber ohne Wolfram können die meisten Geräte nicht produziert werden. Was der Mangel eines - unbeachteten - Schlüsselelements bedeutet, erleben wir gerade beim Chipmangel, der ganze Lieferketten ins Stottern bringt und Produktionsbänder stoppt. Da geht es nicht um Hochleistungschips, sondern Cent-Produkte, die aber in Massen benötigt werden und ohne die kein Surface, kein MacBook und kein Tesla funktioniert. Und Wolfram hat genau diese Stellung.
Almontys Sandong-Mine in Südkorea soll in 2024 mit der Produktion beginnen. Einen Abnehmer zu einem garantierten Mindestpreis hat man auch schon gefunden. Dabei ist die Sandong-Mine die einzige signifikante Wolfram-Quelle außerhalb Chinas - was sie auch strategisch besonders wertvoll macht, weil man sich nicht darauf verlassen kann, dass China die Welt mit Seltenen Erden und Rohstoffen versorgt, sondern vor allem seine eigenen Interessen im Blick hat.
Kritisch anzumerken ist hier allerdings, dass die Pläne zur Inbetriebnahme schon mehrfach verschoben worden sind und sich das Engagement für die DRAG bisher nicht ausgezahlt hat. Andererseits hat China als weltgrößter Produzent von sog. Seltenen Erden soeben die Ausfuhr von Gallium und Germanium eingeschränkt, zwei Schlüsselelementen für die Energiewende. Dies wird als Reaktion gegen die zunehmenden Einschränkungen durch die USA gewertet, die ihrerseits den Export von Hochleistungschips an China immer weiter beschneiden. Förderquellen außerhalb Chinas für Seltene Erden bekommen also auch zunehmend ein strategisches Gewicht.
Das neue Lithium-Engagement
Anfang des Jahres hat die Deutsche Rohstoff AG mit ihrem australischen Partner SensOre das australische Tochterunternehmen Exploration Ventures AI Pty Ltd ('EXAI') gegründet. Das Unternehmen ist auf die Exploration von Lithium im Bundestaat Western Australia fokussiert und die DRAG hält einen Anteil von 70 %. Mit Gründung konnte EXAI bereits drei Frühphasen-Explorationsprojekte im Rahmen von zwei 'Farm-Ins' und einem Explorationsantrag sichern. Seit Anfang 2022 hatten SensOre und die DRAG auf Basis von SensOres Technologie besonders prospektive Ziele identifiziert. Der Ansatz kombiniert KI-Technologie (Künstliche Intelligenz), Big Data und umfassendes geowissenschaftliches Know-how. SensOre will mit diesem Ansatz ein weltweit führendes Mineral-Targeting-Unternehmen werden.
Der Fokus von EXAI liegt auf Western Australia, da der Bundesstaat nicht nur eine der weltweit aktivsten und erfolgreichsten Bergbauregionen ist, sondern dort aktuell auch rund 90 % des im Bergbau gewonnenen Lithiums abgebaut wird. Lithium stellt bei den aktuellen Batterietechnologien einen unverzichtbaren Bestandteil dar. Selbst in konservativeren Szenarien für den Bereich der Elektroautos wird daher eine massive zusätzliche Nachfrage nach Lithium erwartet. Der Preis für das gängigste Lithium Bergbauprodukt Spodumene-Konzentrat (SC6) hat sich seit 2020 von rund 500 USD je Tonne auf aktuell rund 6.000 je USD je Tonne entwickelt und die DRAG sieht hier langfristig weiteres großes Potenzial.
Bullcase vs. Bearcase
Quelle: wallstreet-online.de |
Die hohen Preise für Öl und Gas haben der DRAG im Jahr 2022 viel Geld in die Kasse gespült, wovon allerdings ein Teil wegen der Preisabsicherungsgeschäfte aus der Vergangenheit aufgezehrt wurde. Auch deshalb sinken die Unternehmensgewinne trotz der deutlichen Preisrückgänge für Öl und Gas nicht so stark und der Aktienkurs spiegelt diese Erwartungshaltung wider.
Der Westen hat sich von Öl und Gas aus Nordamerika abhängig gemacht und von LNG – doch auch davon wird ein erheblicher Teil aus den USA stammen. Zurzeit erwarten die Märkte eine Rezession, doch für 2024 werden wieder Zinssenkungen und Stimulierungsmaßnahmen erwartet, die der Wirtschaft wieder frische Impulse geben dürften. Energie als zyklischer Rohstoff hängt stark an der Wirtschaftsentwicklung. Da in den USA die Zahl der aktiven Bohrungen seit Jahren rückläufig ist, würde eine wieder deutlich anziehende Nachfrage wohl für deutlich steigende Preise sorgen und damit die Ergebnisentwicklung bei der DRAG positiv beeinflussen.
Mit einer Bewertung mit rund dem Zweieinhalbfachen des für 2023 erwarteten Gewinns erscheint die Aktie trotz des zyklischen Rohstoffgeschäfts als sehr attraktiv bepreist. Der Kurs hat unter starken Schwankungen seit dem Börsengang im Jahr 2010 um gut 200 % zugelegt. Zudem flossen teilweise ansehnliche Dividenden an die Aktionäre. Die letzte gab es erst Ende Juni und die 1,30 Euro ergaben eine Dividendenrendite von rund 5 %. Nicht schlecht…
Die 4 wichtigsten Dinge, die man über die DRAG wissen muss
- Die DRAG ist ein Beteiligungsunternehmen, das vor allem in Öl- und Gasexplorer in den USA investiert. Dabei weist der Aktienkurs eine hohe Korrelation zum Ölpreis auf.
- Die Umsätze und Gewinne schwanken stark, weil die DRAG opportunistisch investiert und auf dem Hochpunkt ihre Beteiligungen verkauft, um Kasse zu machen. Umsätze und Gewinne werden dann gegen einmalige hohe Verkaufserlöse getauscht.
- Mit der 14%igen Beteiligung an Almonty ist die DRAG am führenden Wolframproduzenten außerhalb Chinas beteiligt und setzt auf ein eher unbekanntes aber wichtiges Schlüsselelement für die Hightech-Branche. Neu ist das Lithium-Engagement in Australien.
- 2022 wurden mehrfach die Prognosen angehoben und 2023 dürfte die DRAG ebenfalls ordentlich Geld verdienen. Bei anziehender Konjunktur dürfte noch viel mehr drin sein.
Disclaimer: Habe Almonty, DRAG auf meiner Beobachtungsliste und/oder im Depot/Wiki.
Hallo Michael, die DRAG ist ein strategisch herausragend geführtes Unternehmen. Die Bewertung lässt einen schon schmunzeln. Sind die alten Hochs erst mal überwunden, dann sollte ein konservatives Kursziel von 40-50 € sicher möglich sein. Das kann allerdings bei deutschen Nebenwerten dauern. Da ist zurzeit wenig Schwung drin. Drum denke ich, man muss hier nur Geduld mitbringen. Vielleicht ne Schlafpille wie Kostolany nehmen. Und das Warten wird immerhin durch eine sehr ordentliche und wachsende Dividende versüßt. LG Richard
AntwortenLöschenHallo Michael,
AntwortenLöschendie DRAG begibt ab September eine neue Anleihe 2023/2028 mit einem Kupon von 7,5% und will 100 Mio. Euro einsammeln. Es heißt, dass man mit diesen Mitteln die bisherige 2019/2024-Anleihe mit einem Kupon von 5,25 % tilgen und weiter investieren wolle.
Die Inhaber der 19/24-Anleihe können im Verhältnis 1:1 ihre Anteile in die neue Anleihe tauschen. Obendrauf erhalten diese auch noch 10 Euro Umtauschprämie je 1.000 Euro. Das Emissionsvolumen der 19/24-Anleihe betrug ebenfalls 100 Mio. €. Sollten sich also alle Anleihegläubiger zu einem Tausch entschließen, müsste DRAG 1 Mio. Euro dafür verbraten.
Mir stellt sich die Frage, warum die DRAG die bisherige, günstigere Anleihe nicht noch ein Jahr länger halten wollte? Stattdessen werden 2,5 % mehr Zinsen fällig und die bisherigen Inhaber der alten Anleihe werden mit Umtauschprämien beschenkt. Als Aktionär sehe ich es nicht gerne, wenn Geld verschwendet wird... Könntest du bitte die Sinnhaftigkeit dieser ganzen Aktion bewerten?
Danke im Voraus und VG
Andrej
Moin Andrej,
Löschendiese Frage kann ich dir leider nicht so wirklich beantworten, weil ich keine Erfahrungen mit Anleihen habe und daher auch nicht die verschiedenen Mechanismen aus Sicht eines Anlegers, die steuerlichen Auswirkungen usw. auf dem Schirm habe.
Der einzige Aspekt, der mir sofort in den Sinn kam, war Planungssicherheit. Die DRAG fährt ihre Investitionen hoch und dafür benötigt sie Geld. Dieses will sie u.a. mit einer mehrjährigen neuen Anleihe auftreiben und das bei aktuell "verträglichen" Rahmenbedingungen. Der Zinssatz klingt attraktiv, die Geschäfte bei der DRAG laufen rund, der Ölpreis hält ein rentierliches Preisniveau für Förderer (und der Gaspreis ebenso). Der Zeitpunkt für die Begebung einer Anleihe ist damit grundsätzlich geeignet. Doch das kann sich bald wieder ändern. Wenn dann die aktuelle alte Anleihe ausläuft, kann dieses weiterhin benötigte Geld ggf. nicht neu eingesammelt werden. Wenn es jetzt bereits - zu besseren Konditionen - in die neue Anleihe gesteckt wird, dann steht es der DRAG mit Sicherheit zur Verfügung.
Liege ich mit meinen Überlegungen richtig, dann tauscht die DRAG etwas Geld (höherer Zins und Tauschprämie) gegen finanzielle Sicherheit. Das muss kein schlechter Tausch sein. Aber, wie gesagt, es ist nur eine Vermutung meinerseits und bzgl. Anleihen bin ich wahrlich kein Experte.
Hallo Michael,
Löschenich danke dir für deine Einschätzung und Erklärung, die ich auch am wahrscheinlichsten halte. Ich habe mir vor einpaar Tagen mit der Alt-Anleihe geordert und bin gespannt, wie der Umtausch etc. ablaufen wird...
VG
Andrej
Der Halbjahresbericht 2023 der Deutsche Rohstoff lässt sich zu der Thematik folgendermaßen aus:
Löschen"Die Anleihe 2019/2024 mit einem Volumen von 100
Mio. EUR ist im Dezember 2024 fällig. Wir prüfen aufgrund
unserer starken operativen Entwicklung, der Stabilität unserer
Ergebnisse und des allgemeinen Marktumfeldes eine zeitnahe
Refinanzierung der Anleihe noch im Jahr 2023. Mit einer früh-
zeitigen Refinanzierung können wir mit hoher Planungssicher-
heit in die kontinuierliche Entwicklung der kommenden Jahre
gehen und unser Unternehmen noch erfolgreicher machen."
Michael lag mir seiner Einschätzung also richtig.