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Aktien Report Nr. 136 vom 09.06.2023
Tesla nach der Kursverdopplung – wie weit reicht die Power noch?
Teslas CEO Elon Musk fällt zuletzt überwiegend durch seine Äußerungen im Zusammenhang mit seiner (viel zu) teuren Übernahme von Twitter auf, seinen politischen Eingriffen zugunsten der US-Republikaner oder seinen Verbalattacken auf Investoren, die Tesla-Aktien verkaufen. Mit dem Wahrheitsgehalt nimmt er es dabei nicht immer so genau, was ihm bereits Verwarnungen der US-Börsenaufsicht SEC sowie Manipulationsvorwürfe eingebracht hat. Zuletzt haben Dogecoin-Anleger Elon Musk wegen angeblicher Marktmanipulation verklagt.
Zu viel Ablenkung müsste doch seinem Hauptbusiness schaden, also Tesla, sollte man meinen. Aber dem scheint nicht so zu sein. Teslas Aktienkurs hat sich seit dem Jahresstart mehr als verdoppelt und Elon Musk führt seit einigen Tagen wieder die Liste der reichsten Menschen der Welt an. Und dafür gibt es Gründe…
Teslas Modelle werden stark nachgefragt und nach dem Produktionsstart in Brandenburg und im texanischen Austin soll nun angeblich ein weiteres Werk in Spanien geplant sein. Weitere Aufmerksamkeit könnte Tesla bekommen, wenn die – mehrfach verzögerte – Auslieferung des Cybertrucks im Herbst wirklich beginnen sollte.
An dieser Stelle sei zumindest ein Schmunzeln erlaubt: Elon Musk ist ein bekennender Anhänger des freien Unternehmertums und kein Freund staatlicher Eingriffe. Er vertritt diesbezüglich dieselben Ansichten wie sein früherer Partner bei PayPal, Peter Thiel. Und ebenso wie Thiel ist Musk ein glühender Anhänger von Ex- und Möchtegernwieder-Präsident Donald Trump. Doch ohne die enormen staatlichen Subventionen wäre Tesla kaum die Erfolgsgeschichte, die sie heute ist. Waren es jahrelang die CO2-Verschmutzungszertifikate, die Tesla Milliarden in die Kassen spülten, sind es neben direkten Investitionszuschüssen nun überwiegend Steuergeschenke an die Tesla-Käufer. Rechts blinken, links fahren…
Natürlich geschieht das nicht uneigennützig. Kürzlich hat Tesla eine Vereinbarung mit Ford getroffen, und nun auch mit General Motors, die es den beiden Wettbewerbern erlaubt, künftig auch die Supercharger-Ladesäulen mit ihren Modellen zu nutzen. Das ist ein großer Schritt nach vorn bezüglich der Akzeptanz und Alltagstauglichkeit von Elektroautos, aber auch Teslas Versuch, hier sein eigenes System als Quasi-Standard durchzusetzen.
Außerdem benötigt Tesla die Ladeinfrastruktur ja selbst, um weitere Kunden zu gewinnen und mit Strom zu versorgen, da können die zusätzlichen Einnahmen aus den Partnerschaften mit den beiden großen US-Wettbewerbern nur helfen, den Ausbau noch zu beschleunigen.
Tesla baut sich hier ein weiteres Standbein auf neben der E-Autoproduktion und es wird früher oder später dazu kommen, dass Tesla auch selbst in die Stromproduktion einsteigt. Als führender Hersteller von Energiespeichersystemen hat man sich bereits etabliert und es gibt noch einige Glieder entlang der Wertschöpfungskette, die Tesla in Zukunft erschließen kann. Bis dahin bedeutet jeder neu installierte Supercharger mehr Stromabsatz und damit mehr Strom-Einkaufspower für Tesla. Diese kann bis auf weiteres, also der Aufnahme einer eigenen Stromproduktion, zu einem zusätzlichen konstanten Einnahmestrom führen.
Und möglicherweise wird aus dem E-Autobauer Tesla irgendwann eine Elektro-Powerhouse-Holding, die in vielen Bereichen tätig ist (Autobau, Ladeinfrastruktur, Speichersysteme, Batteriefertigung). Hier gleicht Elon Musk in seinem Wirken Amazon-Gründer Jeff Bezos. Der setzt auch zunächst auf Partnerschaften und wenn er meint, die Leistung selbst besser, schnell und/oder preisgünstiger erbringen zu können, geht er zur Attacke über. So entstand aus der eigenen Serverfarm der weltweit führende Cloud-Anbieter AWS und aus der Unzufriedenheit mit den Paketdiensten wurde ein eigener Zustellservice, der mancherorts bereits Marktführer ist vor den etablierten Playern wie DHL, UPS oder FedEx. Insofern tut Panasonic gut daran, vollumfänglich auf Teslas Bedürfnisse einzugehen hinsichtlich der Batteriefertigung, denn Teslas erklärtes Ziel ist, eine eigene Fertigung aufzubauen. Doch solange Panasonic überzeugend liefert, kann und wird sich Tesla um andere Baustellen zuerst kümmern. Gut für beide…
Zu viel Ablenkung müsste doch seinem Hauptbusiness schaden, also Tesla, sollte man meinen. Aber dem scheint nicht so zu sein. Teslas Aktienkurs hat sich seit dem Jahresstart mehr als verdoppelt und Elon Musk führt seit einigen Tagen wieder die Liste der reichsten Menschen der Welt an. Und dafür gibt es Gründe…
Verkaufszahlen erholen sich
Zunächst einmal haben sich die Absatzzahlen für Autos und insbesondere für Elektroautos wieder spürbar erholt. Die Engpässe aufgrund der Chipmangellage sind weitgehend behoben und Teslas erfreuen sich allgemeiner Beliebtheit – trotz vieler Mängel und Rückrufaktionen. Das 1. Quartal 2023 ist in die Geschichte eingegangen, weil mit Teslas Model Y erstmals ein Elektroauto das meistverkaufte Auto der Welt war. Der Tesla-SUV wurde 267.200 Mal neu zugelassen, vor allem in China, den USA und Deutschland. In diesen drei Ländern wird das Model Y auch gefertigt und ist in Deutschland ab 44.500 Euro zu haben. Sämtliche Benziner und Dieselautos wurden auf die Plätze verwiesen und das ist schon eine Zeitenwende!Teslas Modelle werden stark nachgefragt und nach dem Produktionsstart in Brandenburg und im texanischen Austin soll nun angeblich ein weiteres Werk in Spanien geplant sein. Weitere Aufmerksamkeit könnte Tesla bekommen, wenn die – mehrfach verzögerte – Auslieferung des Cybertrucks im Herbst wirklich beginnen sollte.
Steuersubventionen schieben kräftig an
Die Absatzzahlen wurden auch 'künstlich' in die Höhe getrieben, weil Tesla seine Preise deutlich gesenkt hat. Das geht zulasten der Marge, aber Tesla kann sich das leisten. Im August letzten Jahres hatte Präsident Joe Biden endlich sein 'Inflation Reduction Act' genanntes Gesetz durch den Kongress bekommen, mit dem ein Investitionspaket im Wert von über 400 Mrd. USD einhergeht, das die US-Industrie stärken und den Klimaschutz vorantreiben soll. Eine wichtige Maßnahme des Gesetzes ist die Einführung einer Kaufprämie in Form einer Steuergutschrift für Elektroautos von bis zu 7.500 USD – sofern das E-Auto in den USA produziert wurde und bestimmte Preisgrenzen nicht überschreitet. Tja, das trifft nun vor allem auf Teslas Modelle zu, wie das Model Y und das Model 3, während die ausländischen Anbieter ohne diese Steuergutschrift zurechtkommen müssen. Und auch die heimischen Wettbewerber wie GM oder Ford dürften erheblich weniger von der Prämie profitieren.An dieser Stelle sei zumindest ein Schmunzeln erlaubt: Elon Musk ist ein bekennender Anhänger des freien Unternehmertums und kein Freund staatlicher Eingriffe. Er vertritt diesbezüglich dieselben Ansichten wie sein früherer Partner bei PayPal, Peter Thiel. Und ebenso wie Thiel ist Musk ein glühender Anhänger von Ex- und Möchtegernwieder-Präsident Donald Trump. Doch ohne die enormen staatlichen Subventionen wäre Tesla kaum die Erfolgsgeschichte, die sie heute ist. Waren es jahrelang die CO2-Verschmutzungszertifikate, die Tesla Milliarden in die Kassen spülten, sind es neben direkten Investitionszuschüssen nun überwiegend Steuergeschenke an die Tesla-Käufer. Rechts blinken, links fahren…
Autopilot und autonomes Fahren
Das führt uns zu einem anderen Feld, einem Problemfeld. Tesla (bzw. Elon Musk) behauptet schon lange, man verfüge über einen reibungslos funktionierenden Autopiloten, aber die Realität sieht anders aus. Inzwischen gibt es zahlreiche Klagen nach Unfällen oder Beinahe-Unfällen und Teslas 'Autopilot' darf zumindest in Deutschland nicht mehr so genannt werden. Er ist nicht mehr als ein Fahrerassistenzsystem. Dass es deutlich besser geht, beweist die Alphabet-Tochter Waymo. Und der neue Hype um das Thema Künstliche Intelligenz füttert die Hoffnungen auf ein wirklich autonom agierendes Automobil wieder ganz frisch an und wir dürfen gespannt sein, ob und was da in den nächsten Jahren auf die Straßen kommt.Fokus auf Batterien
Einen starken Fokus legt Tesla auf Batterien – nicht nur, weil man Unmengen davon für die Teslas benötigt, aber auch. Stärkster Partner von Tesla ist in diesem Bereich Panasonic. Die Japaner wollen wohl ihre Produktion von Elektrofahrzeug-Batterien in der gemeinsam mit Tesla betriebenen Gigafactory 1 in Nevada innerhalb von drei Jahren um 10 % erhöhen. Erst vor wenigen Wochen hatte Panasonic zudem verkündet, bis 2030 mindestens zwei weitere Fabriken in Nordamerika für die Produktion von Teslas 4680-Batteriezellen zu bauen und so seine Produktionskapazität für Elektroautobatterien bis März 2031 auf 200 Gigawattstunden pro Jahr zu erhöhen. Das wäre eine Vervierfachung gegenüber den heutigen Kapazitäten und an Nachfrage besteht kein Mangel, denn Tesla hat zugesichert, alle von Panasonic gefertigten Batterien abnehmen zu wollen.Tesla als Infrastrukturanbieter?
Das weiche Rückgrat des Elektroauto-Erfolgs sind Reichweite und Ladeinfrastruktur. Nachdem Tesla früher sein eigenes Ladenetz nur für seine eigenen Kunden bereitgestellt hat, erkannte man dann, dass man als Marktführer am meisten profitiert, wenn der 'adressierbare Markt' stark wächst. Und dieser besteht aus den wirklich interessierten Kunden. Von den potenziellen E-Autokäufern haben bisher viele abgewunken, weil sie kein Vertrauen in die Lademöglichkeiten und die Alltagstauglichkeit der E-Autos haben. Ein klassisches 'Henne-oder-Ei-Problem', das Tesla dadurch löst, dass man seine eigene Ladeinfrastruktur für andere öffnet und damit das Reichweitenproblem großflächig verringert.Natürlich geschieht das nicht uneigennützig. Kürzlich hat Tesla eine Vereinbarung mit Ford getroffen, und nun auch mit General Motors, die es den beiden Wettbewerbern erlaubt, künftig auch die Supercharger-Ladesäulen mit ihren Modellen zu nutzen. Das ist ein großer Schritt nach vorn bezüglich der Akzeptanz und Alltagstauglichkeit von Elektroautos, aber auch Teslas Versuch, hier sein eigenes System als Quasi-Standard durchzusetzen.
Außerdem benötigt Tesla die Ladeinfrastruktur ja selbst, um weitere Kunden zu gewinnen und mit Strom zu versorgen, da können die zusätzlichen Einnahmen aus den Partnerschaften mit den beiden großen US-Wettbewerbern nur helfen, den Ausbau noch zu beschleunigen.
Tesla baut sich hier ein weiteres Standbein auf neben der E-Autoproduktion und es wird früher oder später dazu kommen, dass Tesla auch selbst in die Stromproduktion einsteigt. Als führender Hersteller von Energiespeichersystemen hat man sich bereits etabliert und es gibt noch einige Glieder entlang der Wertschöpfungskette, die Tesla in Zukunft erschließen kann. Bis dahin bedeutet jeder neu installierte Supercharger mehr Stromabsatz und damit mehr Strom-Einkaufspower für Tesla. Diese kann bis auf weiteres, also der Aufnahme einer eigenen Stromproduktion, zu einem zusätzlichen konstanten Einnahmestrom führen.
Und möglicherweise wird aus dem E-Autobauer Tesla irgendwann eine Elektro-Powerhouse-Holding, die in vielen Bereichen tätig ist (Autobau, Ladeinfrastruktur, Speichersysteme, Batteriefertigung). Hier gleicht Elon Musk in seinem Wirken Amazon-Gründer Jeff Bezos. Der setzt auch zunächst auf Partnerschaften und wenn er meint, die Leistung selbst besser, schnell und/oder preisgünstiger erbringen zu können, geht er zur Attacke über. So entstand aus der eigenen Serverfarm der weltweit führende Cloud-Anbieter AWS und aus der Unzufriedenheit mit den Paketdiensten wurde ein eigener Zustellservice, der mancherorts bereits Marktführer ist vor den etablierten Playern wie DHL, UPS oder FedEx. Insofern tut Panasonic gut daran, vollumfänglich auf Teslas Bedürfnisse einzugehen hinsichtlich der Batteriefertigung, denn Teslas erklärtes Ziel ist, eine eigene Fertigung aufzubauen. Doch solange Panasonic überzeugend liefert, kann und wird sich Tesla um andere Baustellen zuerst kümmern. Gut für beide…
Mein Fazit
Elon Musk ist schon speziell und man muss ihn nicht unbedingt mögen. Aber er sollte kein KO-Kriterium bei der Aktienanlage sein. Er ist ein Visionär, er ist durchsetzungsstark und er setzt auf fähige Manager in seinem Umfeld. Auch deshalb läuft Tesla so gut, während er auf Nebenkriegsschauplätzen herumrüpelt."Ganz gleich, ob Sie denken, Sie können, oder ob Sie denken, Sie können nicht – Sie haben Recht. (...) Erfolgreiche Menschen sind erfolgreich weil sie das tun, was andere Menschen nicht tun."(Henry Ford)
Eine der stärksten Charaktereigenschaften von Elon Musk ist, dass er nie aufgibt, dass er immer wieder versucht, das Unmögliche möglich zu machen und sich nicht beirren lässt. Dabei scheitert er auch öfter, wie seine kläglichen Versuche bei den Solardachziegeln zeigen – dabei wäre dies eine großartige weitere Erfindung, wenn sie denn funktionieren und wirtschaftlich umzusetzen wäre. Auch dies bezüglich hat Musk viel verkündet und wenig eingelöst – eine seiner weniger charmanten Charaktereigenschaften.
Ich bin weit davon entfernt, ein Musk-Groupie zu sein, aber sein Erfolg nötigt mir viel Respekt ab. Und ich wünsche uns allen, dass er weiterhin Erfolg hat. Dass er dabei und damit zum reichsten Menschen der Welt wurde, stört mich nicht im Geringsten. Er hat es sich verdient, weil er dort anpackt, wo andere es nicht tun, weil er dort Möglichkeiten sieht, die andere nicht sehen.
Und so verhält es sich auch mit den Tesla-Aktien. Manche sehen dort weitere große Potenziale, andere erwarten aufgrund der hohen Bewertung einen kräftigen Kurseinbruch. Was davon kommt, oder vielleicht auch beides, wird die Zeit zeigen.
Es gilt: Die Bewertung ist hoch, das Potenzial auch. Und am Ende behält die Börse Recht...
Disclaimer: Habe Alphabet, Amazon, PayPal, Tesla auf meiner Beobachtungsliste und/oder im Depot/Wiki.
Disclaimer: Habe Alphabet, Amazon, PayPal, Tesla auf meiner Beobachtungsliste und/oder im Depot/Wiki.
Hi Michael, wie stehst du aktuell zur Aktie von Tesla?
AntwortenLöschenDer Automobilsektor ist keiner, in den ich investieren würde. Wenn ich mal eine Ausnahme gemacht habe, ging es meistens schief. Tesla hat mit sinkenden Gewinnen, Absatzschwäche und einem spinnerten Elon Musk zu kämpfen; ständig gibt es neue Ankündigungen, die dann nicht eingehalten werden und die Erwartungen werden konsequent untererfüllt. Würde Tesla keine Autos (mehr) bauen, sondern sich auf Energiespeicher, Energiemanagement und Energieinfrastruktur beschränken, fände ich das Unternehmen interessant (trotz Elend Musk). Aber es verkauft eben Autos. Und gerät hier zunehmend und von mehreren Seiten unter Druck (chinesische Billigimporte und Durchstarten der etablierten Premiumhersteller im E-Bereich bei gleichzeitig schwächelnder E-Autonachfrage). Tesla ist für mich als Unternehmen kein Investment wert. Ob man trotzdem mit der Aktie Geld in Zukunft noch machen kann, ist nicht auszuschließen. Für mich ist das aber nicht absehbar oder wahrscheinlich, also wäre mir die Tesla-Aktie auch keine Spekulation wert.
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