Donnerstag, 22. Juni 2023

Im Fokus: Diageo - Hochprozentiges für die Rendite?!

In diesem Kurzportrait geht es um Diageo PLC, einen führenden britischen Spirituosenhersteller und Vertreiber weltbekannter Marken. 1997 waren die Guinness Brauerei und Grand Metropolitan zu Diageo fusioniert. Schwerpunkt des britischen Unternehmens sind alkoholische Getränke, während man die übrigen Aktivitäten nach und nach verkaufte. Dadurch kam ordentlich Geld in die Kasse, was Diageo für eine Expansionstour im Bereich Spirituosen nutzte...

2011 kaufte man den Spirituosen Marktführer der Türkei für 2,1 Mrd. USD und 2012 übernahm man für 300 Mio. Pfund mit Ypioca den meistverkauften Cachaca in Brasilien. 2013 stieg man auch in den größten indischen Spirituosenhersteller ein. Es folgten weitere Marken insbesondere im Whisky-Segment aber auch Tequila-Marken gehören seitdem zum Portfolio.

Starke Marken

Die bekanntesten Marken von Diageo sind Guinness, Johnnie Walker, Baileys, Smirnoff, Captain Morgan, Gordon’s Gin, Yeni Raki und Kilkenny.

Von den Umsätzen generiert Diageo 82 %mit Spirituosen, wo der Schwerpunkt ganz klar auf Whisky liegt. Bier steuert 13 % zu den Umsatzerlösen bei und weitere 4 %die Sparte Ready to Drink, bei der es sich um fertig gemixte und abgefüllte Cocktails oder Alkopops handelt.

Regional erlöst Diageo 41 %in Nordamerika, in Europa sowie dem Raum Asien-Pazifik jeweils 20 %, gefolgt von Afrika mit 11 %und Südamerika mit 8 %.

Harter Wettbewerb

Spirituosen gehören zu den nicht-zyklischen Konsumwerten. Alkohol verkauft sich immer gut, unabhängig vom Zustand der Wirtschaft. Doch mit der Markentreue der Kunden ist es nicht weit her. Ohne erheblichen Marketingaufwand wechseln die Kunden schnell zu günstigeren Marken und dies erweist sich im Auge einer herannahenden Rezession als Herausforderung und Kostenfaktor. Zudem sorgt Alkoholmissbrauch für steigende Gesundheitskosten und wird daher zunehmend von Regierungen in den Fokus genommen, allerdings in den etablierten Regionen des Westens stärker als in den Emerging Markets.

Wachstumsmarkt

Spirituosen sind ein Wachstumsmarkt und sollen bis 2025 jährlich um rund 5 %zulegen. Der Alkoholkonsum legt mit steigendem Wohlstand zu und die stärksten globalen Wachstumsregionen finden sich in den sogenannten Emerging Markets. Hier ist Diageo traditionell unterrepräsentiert und dürfte künftig mit Übernahmen von regionalen Marken sein Portfolio weiter ausbauen.

In den letzten Jahren hatte insbesondere Tequila zum starken Wachstum beigetragen, doch hier zeigt sich eine zunehmende Schwäche, die auf die Margen und Gewinne drückt und damit die Perspektiven eingetrübt hat. Insgesamt normalisiert sich der zuvor starke Trend hin zu teuren Markenspirituosen in der sich abkühlenden Wirtschaftslage und das ist auch für Diageo eine (neue) Herausforderung.

Noch immer recht hohe Bewertung

Quelle: wallstreet-online.de
Diageo notierte einige Zeit lang auf historisch hohen Bewertungslevels, ist aber inzwischen etwas zurückgekommen. Mit einem Kurs-Gewinn-Verhältnis knapp über 20 und einem Kurs-Umsatz-Verhältnis von 4,7 ist die Aktie dennoch nicht gerade preiswert. Der Verschuldungsrad von 2,9 ist ebenfalls überdurchschnittlich hoch. Die starken Marken im Portfolio rechtfertigen einen Premiumaufschlag, erfordern aber dauerhafte Investitionen ins Marketing. Zudem kann das gestiegene Zinsniveau künftig höhere Finanzierungskosten verursachen und sich als zunehmende Belastung auswirken.

Eine personelle Veränderung an der Spitze gab es auch noch: Debra Crew wurde mit Wirkung vom 8. Juni Chief Executive Officer. Sie sollte auf diesem Posten eigentlich ab 1. Juli dem langjährigen CEO Ivan Menezes nachfolgen, doch dieser verstarb nach kurzer schwerer Krankheit im Alter von 63 Jahren und der Wechsel wurde dem entsprechend vorgezogen.

Attraktiver Dividendenaristokrat

Diageo steigert seine Dividenden bereits seit mehr als 35 Jahren und gehört damit zu den Dividendenaristokraten. Die Ausschüttungsquote liegt bei 84  % des Gewinns (bezogen auf das Non-GAAP Ergebnis sind es 48 %) und 61 % des Free Cashflows; das bietet durchaus noch Raum für weitere Dividendensteigerungen. Allerdings weniger als noch in früheren Zeiten. Das zeigt sich auch am Dividendenwachstum, das auf Sicht von 10 Jahren bei durchschnittlich 7 % jährlich liegt, doch in den letzten Jahren jedoch spürbar zurückging; in den letzten 5 Jahren waren es nur noch durchschnittlich 1,25 % Zuwachs.

Mein Fazit

Diageo hat über die letzten 5 Jahre underperformt und weist in diesem Zeitraum nur Kurszuwächse von knapp 18 % auf. Auf Sicht von einem Jahr und seit dem Jahresstart liegt der Kurs sogar rund 3 % im Minus. Das hat allerdings auch die einstmals sehr hohe Bewertung abschmelzen lassen.

Insgesamt präsentiert sich Diageo trotz der unmittelbaren Herausforderungen in einem für Einkommensinvestoren nicht unattraktiven Licht und das dürfte der Grund dafür sein, dass sich Warren Buffett mit seiner Investmentholding Berkshire Hathaway im 1. Quartal 2023 erstmals mit einer kleinen Position in Diageo eingekauft hat. (Erläuterung vom 24.06.23: Die Diageo-Beteiligung ist Teil des Aktienportfolios von General RE, die Berkshire Hathaway nun vollständig in ihrem eigenen 13F-Bericht konsolidiert. Sie ist also weder neu noch durch Buffett initiiert, daher habe ich den Passus gestrichen.)

Disclaimer: Habe Berkshire Hathaway auf meiner Beobachtungsliste und/oder im Depot/Wiki.

4 Kommentare:

  1. Super Artikel Michael! Danke für Deine Arbeit

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  2. Ist Diageo nicht im Buffet Depot gelandet wegen irgendeiner Umwandlung?

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    1. Du hast in gewisser Weise Recht: Die Diageo-Beteiligung ist Teil des Aktienportfolios von General RE, die Berkshire Hathaway nun vollständig in ihrem eigenen 13F-Bericht konsolidiert. Ist also nicht neu und nicht durch Buffett initiiert; habe den entsprechenden Passus im Artikel gestrichen.

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  3. Danke für die Anpassung.

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