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Montag, 15. Mai 2023

Kissigs Nebenwerte-Analyse zu Pyramid: Mit Self-Service-Terminals unterwegs Richtung Zukunft

Im Magazin "Der Nebenwerte Investor" von Traderfox finden sich regelmäßig Analysen von mir zu deutschen Nebenwerten. Das Magazin ist kostenpflichtig und wer dieses oder eine der weiteren Börsenzeitschriften von Traderfox bestellen möchte, gelangt ▶ hier zur Übersicht. Mehrwert für die Leser meines Blogs: Nach Erscheinen des Magazins darf ich meine Nebenwerte-Analysen dann auch hier veröffentlichen.


Artikel aus "Der Nebenwerte Investor" Ausgabe 4/2023 vom 27.04.2023

Aktienbesprechungen in dieser Ausgabe:

▶ IVU Traffic, Cancom, Secunet Security, Pyramid, Mutares, Bertrandt, Zeal Network


Pyramid: Mit Self-Service-Terminals unterwegs Richtung Zukunft

Die Pyramid AG ist ein Spezialist für Automatisierungslösungen in den Sektoren Einzelhandel, Gastgewerbe und Lebensmitteleinzelhandel. Zu den Kunden gehören beispielsweise McDonald’s, Burger King, Adidas, EDEKA, Lidl, Kohl’s, Daimler, Bosch oder Siemens. Pyramid entwickelt und produziert Hardware-Lösungen für Selbstverwaltungsanwendungen, die beim Checkout-Prozess am Point-of-Sale zum Einsatz kommen. Seine digitale Kiosk-Technologie ermöglicht Endkunden das unabhängige Ausführen von Bestellungen mithilfe von Touchscreens.

Wenn Sie noch nichts von der Pyramid AG gehört haben, sind Sie vermutlich nicht allein. Das Unternehmen ist in dieser Form noch nicht allzu lange an der Börse und war dort im Zuge eines komplizierten Reverse-Takeover-Manövers aufgeschlagen. Dabei hat die börsennotierte mic AG die Pyramid GmbH übernommen, der Geschäftsbetrieb der Pyramid wurde in die mic AG eingebracht und die Firma dann umbenannt. So irritierend der Weg, so klarer das Ergebnis. Und diese Pyramid AG hat durchaus unsere Aufmerksamkeit verdient.

Die mic AG war eine Beteiligungsgesellschaft, doch damit nicht wirklich erfolgreich. Rund die Hälfte der Beteiligungen ging Pleite. Nachdem Andreas Empl mit viel Geld eingestiegen und zum CEO ernannt worden war, verkaufte er die meisten der restlichen Beteiligungen oder wickelte sie ab. Am Ende stand die mic AG ziemlich leer da mit einem erklecklichen Schuldenberg. Und einer Idee.

Am Start: die Pyramid AG

Der umtriebige Andreas Empl konnte die Eigentümer der erfolgreichen Pyramid GmbH von sich und der mic AG überzeugen, die ihr Unternehmen in in die mic AG einbrachten. Der Erwerbspreis für die Pyramid GmbH betrug 44 Mio. Euro und wurde in zwei Schritten in bar (20 Mio. EUR) und mit mic-Aktien als Sachleistung bezahlt. Nach Abschluss der Transaktion hielten die Eigentümer von Pyramid und die künftige Geschäftsleitung einen Anteil von 47,2 % an der mic AG.

Pyramid Computer GmbH

Die 100-prozentige Tochtergesellschaft Pyramid Computer GmbH ist der operative Kern des Konzerns. Das süddeutsche Unternehmen ist ein führender Entwickler und Hersteller von IT-Lösungen für den Einzelhandel sowie den Finanz- und Industriesektor. Die kundenspezifischen Hardware-Lösungen umfassen interaktive Kiosk-Systeme, Netzwerke & Sicherheit sowie IT-Lösungen.

1985 gegründet, ist Pyramid heute in Segmenten wie z. B. Restaurants der weltweit führende Hersteller von Self-Service-Terminals – mehr als 40.000 Kiosk-Systeme und eine Million Server wurden bereits an namhafte globale Unternehmen ausgeliefert. Kundennähe, Flexibilität, Modularität kombiniert mit Innovation garantieren minimale Markteinführungszeiten und Best-in-Class-Lösungen für den schnell wachsenden Markt der digitalisierten Marktplätze.

Von Anfang an hat sich das Unternehmen auf die Entwicklung von kundenindividuell maßgeschneiderten IT-Lösungen fokussiert, woraus die beiden Standbeine der Gesellschaft hervorgegangen sind. Zum einen konzipiert, produziert und vertreibt Pyramid unter der Marke Polytouch sogenannte Self-Service-Kiosks– das sind interaktive Selbstbedienungs-Computerterminals für unterschiedliche Dienste, von der Informationsbereitstellung über die Essensbestellung bis zu Bezahlvorgängen.

Zum anderen bietet das Unternehmen unter dem Label AKHET vor allem eine modular aufgebaute Serverplattform an, die unter anderem für Netzwerk- und Sicherheitsanwendungen in der Industrie, dem Handel und weiteren Gewerbezweigen zum Einsatz kommt.

Mehr als 130 Mitarbeiter sind am Hauptsitz in Freiburg und am Produktions- und Logistikstandort in der Nähe von Erfurt tätig; weltweit sind über 600 auf den drei Kontinenten Amerika, Europa und Asien tätig.

Übernahme der faytech AG

Alleine 350 Mitarbeiter kamen durch die Übernahme der faytech AG Anfang 2022 hinzu. Faytech ist einer der führenden Hersteller von Touch-Lösungen und -Technologie im industriellen Umfeld und für den Point-of-Sale (POS). Entwicklung und Vertrieb der faytech-Produkte finden in Deutschland, China und den USA statt. Die Produktion befindet sich ganz überwiegend an zwei Standorten in China. Im Jahr 2013 wurde faytech North America als partnerschaftliches Unternehmen gegründet, um das Wachstum im US-Markt zu festigen. Aufgrund der großen Nachfrage wurden im Jahr 2018 sowohl in Indien als auch in Japan Büros eröffnet.

Alle Geräte werden vom Unternehmen selbst entwickelt und hergestellt. Die große F&E-Kompetenz zählt faytech zu ihren wesentlichen Stärken. Aus den Entwicklungsbemühungen ist inzwischen ein breites Sortiment von Standardprodukten hervorgegangen. Trotzdem sind Anpassungen an spezifische Kundenbedürfnisse möglich, so dass Sonderanfertigungen explizit zum Leistungsspektrum der Gesellschaft gehören.

Mit diesem Angebot stößt faytech seit Jahren auf eine sehr positive Resonanz im Markt und die Kundenkartei des Unternehmensumfasst zahlreiche renommierte Adressen ausverschiedenen Branchen. Dazu zählen Bechtle, Bosch, Continental, Dell, Honeywell, Komatsu, Qualcomm, NEC, Siemens oder Unilever.

Eine weitere Stärke von faytech ist die weit fortgeschrittene Internationalisierung. Während die Produktionsstandorte in China eine Fertigung zu sehr wettbewerbsfähigen Kosten sicherstellen, wird die Vermarktung global vorangetrieben. Bereits seit dem Jahr 2013 ist die Gesellschaft über ein Joint-Venture in den USA aktiv, im Jahr 2018 wurden zudem Büros in Indien und Japan eröffnet.

Mit der internationalen Aufstellung, der hohen F&E Kompetenz, der breiten Produktpalette im Bereich von Touch-PCs und Touch-Screens und der kostengünstigen Fertigung in China bietet faytech zahlreiche Ansatzpunkte für eine Realisierung von Synergien aus einem Zusammenschluss mit Pyramid.

Breite Produktpalette

Das Geschäft mit Self-Service-Terminals stand in den letzten Jahren im Mittelpunkt der Wachstumsstrategie von Pyramid. Für diesen Markt hat man eine breite Palette von modular aufgebauten Lösungen entwickelt, die sich hinsichtlich ihres Funktionsumfangs und der Hardwarekomponenten unterscheiden und in den verschiedensten Bereichen eingesetzt werden. Die Systeme können beispielsweise als Informationsterminals, für die Essensbestellung, das Ticketing, die Selbstverwaltung des Checkout-Prozesses oder auch nur als intelligente digitale Werbefläche genutzt werden.

Die kundenorientierte Entwicklung und Anpassung und eine effiziente Fertigung auch von kleinen Stückzahlen zählen zu den Kernkompetenzen von Pyramid. Darüber hinausbietet die Gesellschaft eine globale Logistik- und Serviceunterstützung an, wobei dafür auch auf Partnerzurückgegriffen wird – so besteht u.a. eine globale Kooperation mit Diebold Nixdorf. Für den US-Konzern mit deutschem Ableger liefert Pyramid insbesondere Terminals für den Einsatz in Schnellrestaurants. Ein Geschäft mit hohem Volumen, aber auch erheblichen Schwankungen. Und zuletzt sorgte der Nachrichtenfluss bei Diebold Nixdorf eher für Katerstimmung, denn der insbesondere für seine Geldautomaten bekannte US-Konzern erzielte 2022 bei Umsätzen von 3,46 Mrd. USD auf einen Verlust von mehr als 585 Mio. USD. Das Konzern-Eigenkapital hat sich daher nochmals weiter verringert, obwohl es bereits zuvor in negatives Terrain abgerutscht war. Eine Insolvenz des Unternehmens ist nicht ausgeschlossen und stellt natürlich ein Risiko für die Pyramid AG dar.

Vorstand Andreas Empl versuchte beim jüngsten Analysten-Call zu beschwichtigen und versicherte, dass die Pyramid-Geschäfte mit Diebold-Nixdorf davon unbeeindruckt weiterliefen und es bisher keinerlei Zahlungsschwierigkeiten gegeben habe.

Fertigung und Lieferketten

Komponenten werden von Pyramid bislang kaum selbst hergestellt, sondern von führenden Anbietern bezogen; das hat sich mit der Übernahme der faytech ein Stück weit geändert. Das schafft eine hohe Flexibilität und ermöglicht jeweils die Verwendung der neusten Technik. Außerdem kann dadurch der Innovationsprozess von der ersten Idee für eine neue Lösung über die Erstellung der Prototypen bis zum Anlauf der Fertigung sehr kurz gehaltenwerden.

Auch die Produktionskapazitäten selbst sind sehr flexibel angelegt und wurden im letzten Jahr zur Flankierung des organischen Wachstums erweitert. Der Rückgriff auf einen Partnerbetrieb in Thüringen bietet dabei zusätzlichen Spielraum, insbesondere für die Herstellung großer Stückzahlen.

Die Achillesferse stellen die seit über einen längeren Zeitraum hinweg gestörten globalen Lieferketten dar und der damit einhergegangene Chipmangel. Diese beiden Faktoren belasten auch Pyramid, wie an den Geschäftszahlen – und dem Aktienkurs – für 2022 klar abzulesen sind.

Renommierte Kundenbasis

Inzwischen hat Pyramid weltweit mehr als 40.000 Systeme ausgeliefert und sieht sich als führenden Anbieterinsbesondere für den Einzelhandel sowie das Gaststättengewerbe. Gerade in diesen Bereichen kann das Unternehmen eine sehr namhafte Kundschaft vorweisen, etwa Lidl, Edeka, Burger King und McDonalds.

Aber auch in anderen Branchen verfügt Pyramid über namhafte Referenzkunden. Im Bereich Mode & Bekleidung hat man Lösungen für Marks& Spencer’s und Adidas entwickelt, während Fraport zu den Kunden aus dem Segment Flughäfen und Transportwesen zählt und AMC Theatres zu den Nutzern im Kinogeschäft. Weitere Abnehmer stammen unter anderem aus der öffentlichen Hand und der Industrie.

Zweites Standbein mit Synergieeffekten

Das Terminalgeschäft steht im Mittelpunkt der Aktivitäten, doch auch die Entwicklung und Herstellung kundenindividuell maßgeschneiderter IT-Lösungen hat für Pyramid Bedeutung. Denn oft stellt die professionelle Aufrüstung der Point-of-Sales (PoS) mit geeigneten Servern die Voraussetzung dar, um Terminals überhaupt betreiben zu können.

Die Gesellschaft vertreibt unter dem Label AKHET derzeit im Wesentlichen die Varioflex-Serie, eine modular aufgebaute Serverplattform, die individuell an die Kundenbedürfnisse angepasst und für Netzwerk- und Sicherheitsanwendungen genutzt werden kann. Kumuliert hat das Unternehmen mittlerweile mehr als 1 Mio. Server veräußert.

Management

Mit der Übernahme wurden auch die Managementkapazitäten erweitert, da die beiden bisherigen faytech-Vorstände, Arne Weber und Peter Trosien, an Bord geblieben und in den Vorstand der Pyramid AG aufgerückt sind.

Andreas Empl ist im dreiköpfigen Vorstand zuständig für die Kapitalmarktkommunikation, Peter Trosien agiert als Chief Operating Officer (COO) und Arne Weber als Chief Technology Officer (CTO). Die Verträge aller drei laufen bis Ende Januar 2026 und sichern damit Kontinuität an der Unternehmensspitze.

Aktionärsstruktur

Die ehemaligen Eigentümer der Pyramid Computer Friedrich Hansen und Nikolaus Hensler halten über ihre Beteiligungsgesellschaft PVB einen Anteil von rund 44,6 % an der Gesellschaft. Die übrigen 51,4 % sind dem Streubesitz zuzurechnen, darunter kleinere Aktienpakete von aktuellen und ehemaligen Gremienmitgliedern.

Gemischtes Geschäftsjahr 2022

In 2022 haben sich die beiden maßgeblichen Töchter ganz unterschiedlich entwickelt. Die Pyramid Computer GmbH konnte vom Wandel hin zu mehr Automatisierung am Point Of Sale (P.O.S.) bisher noch nicht im erhofften Maß profitieren und litt im vergangenen Jahr auch unter kurzfristigen Projektverschiebungen einiger Großkunden ins Jahr 2023. Zudem blieb auch die US-Tochter noch hinter den Erwartungen zurück. Auch deshalb wurde Peter Trosien zum neuen Geschäftsführer ernannt, um Kosteneinsparungen vorzunehmen und das Unternehmen operativ wieder in die Spur zu bringen. Dazu gehören auch eine aktualisierte Produktpalette und eine engere Verzahnung von Pyramid GmbH und faytech AG.

Die faytech AG hingegen konnte mit ihrer innovativen Touchscreen-Technologie signifikante Marktanteile hinzugewinnen und ist mit einer Umsatz- und Ergebnisverdopplung operativ geradezu explodiert.

Ende März hatte Pyramid vorläufige Geschäftszahlen für 2022 vorgelegt. Der Pro-forma Konzernumsatz belief sich auf etwa 95,7 Mio. Euro (+14,9 %) und lag damit im Rahmen der im 4. Quartal 2022 konkretisierten Prognose in Höhe von 95,5 Mio. Euro. Das Konzernergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (EBITDA) in Höhe von etwa 6,0 Mio. Euro sowie das Konzern-EBIT vor den durch die HGB-Kapitalkonsolidierung bedingten Abschreibungen (insbesondere auf den Firmenwert) in Höhe von etwa 5,5 Mio. Euro lagen über der im vierten Quartal konkretisierten Prognose für das Geschäftsjahr 2022. Das Konzern-EBIT vor HGB-Kapitalkonsolidierungsbedingten Abschreibungen legte um 8,0 % auf etwa 5,5 Mio. Euro zu.

Die am 23. November 2022 veröffentlichte Prognose für das Geschäftsjahr 2023 wurde bestätigt. Erwartet werden weiterhin ein Konzernumsatz von rund 108,5 Mio. Euro, ein Konzern-EBITDA von rund 7,5 Mio. Euro sowie ein Konzern-EBIT vor HGB-Kapitalkonsolidierungsbedingten Abschreibungen von rund 6,5 Mio. Euro. Dies entspricht im laufenden Jahr einem erwarteten Wachstum beim Konzernumsatz von rund 13,4 % gegenüber dem Vorjahr und einer überproportionalen Steigerung bei EBITDA und EBIT.

Zahlen des 1. Quartals 2023

Mitte April wurden dann Eckdaten für das 1. Quartal 2023 veröffentlicht. Mit einem Umsatz von rund 20 Mio. und einem EBIT von rund 2,1 Mio. Euro ist das Unternehmen stark in das neue Geschäftsjahr gestartet. Dabei profitierte das Unternehmen weiterhin von der anhaltend guten Nachfrage nach Informationsterminals, digitalen Kiosksystemen sowie Touchscreen-Monitoren.

Darüber hinaus wurde das 1. Quartal noch durch Umsatzverschiebungen positiv beeinflusst, die im Jahr 2022 hätten realisiert werden sollen. Somit stellt das 1. Quartal eine sehr komfortable Basis für das Gesamtjahr dar, doch für die Folgequartale ist mit einer etwas geringeren Dynamik zu rechnen.

Positiv wird sich allerdings auswirken, dass die Lieferketten-Probleme des letzten Jahres überwunden zu sein scheinen, was sich in der starken EBIT-Marge von knapp 10 % widerspiegelt. Dem entsprechend sind die Preise für Vorprodukte rückläufig und auch die Verfügbarkeitsprobleme scheinen überwunden. Hinsichtlich der Tochter faytech sollten für 2023 keine Wunder erwartet werden, weil das ausgesprochen erfolgreiche Geschäftsjahr 2022 hier eine sehr hohe Vergleichsbasis gelegt hat.

Innovationsoffensive

Im laufenden Jahr wird es ein umfangreiches Technologie-Portfolio-Update geben. Sowohl im X86- als auch im Embedded- und Monitorbereich sollen deutlich leistungsfähigere und effizientere Lösungen vorstellen und im Outdoor-Bereich und bei großen Touchscreen-Lösungen bis 86 Zoll neue Serien auf den Markt werden.

Im chinesischen Shenzen ist die faytech-Produktion umgezogen und soll am neuen Standort 20 % effizienter wirtschaften. In Huizhou wurde kürzlich die neue, vollautomatische Bonding-Line in Betrieb genommen, eine der weltweit modernsten und wettbewerbsfähigsten Anlagen für das großformatige Verkleben von Touchpanels und Coverglasses auf Open-Cell und LCD-Module.

Bei der internationalen Expansion stehen neben Südkorea vor allem die USA und Indien im Fokus. In diesen Märkten will man sich vom lokalen Vertriebs-, Service- und Logistikanbieter hin zum lokalen Hersteller entwickeln. Dadurch sollen die Marken des Unternehmens global, aber insbesondere in den USA, Südkorea und Indien deutlich gestärkt werden.

Black Box Securize IT Solutions AG

Bei der Tochter Securize IT Solutions AG hat die Pyramid AG im vergangenen Jahr um rund 1,2 Mio. Euro weiter aufgestockt und hält nach zuvor 14,5 % nun rund 24 % an dem Unternehmen. Securize wird daher nun in der Pyramid-Bilanz als Beteiligung ausgewiesen und das Ergebnis in die Berichterstattung einbezogen. Allerdings dürfte der Anteil demnächst Richtung 16 % fallen, da die noch neue Tochter RNT Rausch via Sachkapitalerhöhung vollständig in die der Securize eingebracht werden soll. Doch Andreas Empl deutet bereits an, dass Pyramid seinen Anteil kurzfristig wieder auf das zuletzt erreichte Niveau ausbauen könnte – und möglicherweise perspektivisch sogar eine Komplettübernahme.

Operativ gibt es Synergien zwischen Pyramid und faytech mit RNT Rausch, da Storage- und Serverbau eng beieinander liegen. Detaillierte Vorstellungen hierzu will Pyramid demnächst vorstellen.

Weitere Übernahmen geplant

Darüber hinaus schaut sich Pyramid einige Übernahmeziele an, die in der zweiten Jahreshälfte aktuell werden könnten. Hierzu hatte Vorstand Empl kürzlich erklärt, Pyramid wolle an seiner Buy-and-Build-Strategie festhalten. Dabei gehe der Blick in die USA, um sich dort auch mit Fertigungskapazitäten zu verstärken und „made in USA“ umsetzen zu können. Ein weiterer Fokus liege auf dem vertrieblichen Bereich, wo man sich in erster Linie im Bereich IT-Hardware-Reselling umsehe.

Bullcase vs. Bearcase

Der strategische Fokus von Pyramid ist auf Self-Service-Terminals gerichtet, mit denen Prozesse und Dienstleistungen digitalisiert werden können. Darüber hinaus bietet das Unternehmen ein fokussiertes Sortiment von Basiskomponenten der IT-Infrastruktur an, insbesondere Server und Industrie-Computer (IPCs). Dieser Bereich weist hohe Synergien zum Terminalgeschäft auf, da der „Point-of-Sale“ oftmals zunächst mit einer leistungsfähigeren Netzwerkstrukturausgerüstet werden muss, damit die Terminaldienste reibungslos genutzt werden können.

In dieses Leistungsangebot fügt sich die Produktpalette der Tochter faytech, die sich auf Touch-PCs und Touch-Monitore spezialisiert hat, sehr gut ein. Denn im Bereich der Kundeninteraktion kommen Touch-Monitore oftmals da zum Einsatz, wo komplexere Terminals nicht erforderlich sind, so dass Pyramid den Markt nun noch breiter abdeckt. Darüber hinaus können Erzeugnisse von faytech auch in Terminallösungen verbaut werden.

Aktuell gibt es im Markt für Self-Service-Terminals keinen dominanten Player. Die Angebotsseite ist noch stark fragmentiert und es werden viele unterschiedliche Strategien verfolgt. Pyramid gehörte bislang zu der Gruppe der Produzenten, die nur im geringen Umfang auf Standardprodukte setzen und sich stattdessen stark auf kundenspezifische Lösungen fokussieren. In diesem Segment zählt Pyramid zu den führenden Herstellern.

Mit der Übernahme von faytech hat sich der Standardisierungsgrad der Produktpalette etwas erhöht. Vor allem aber stammt mit dem Touchscreen nun ein wichtiges Element der Terminals aus der eigenen Fertigung. Damit hat sich das Unternehmen deutlich in Richtung eines höheren Integrationsgrades entwickelt und kann kostenseitig Synergien heben.

In der Vergangenheit hatte Pyramid einen eher defensiven Wachstumskurs verfolgt, was auch der knappen Kapitalausstattung geschuldet war. Die Börsennotierung bietet der Gesellschaft nun die Chance für eine Wachstumsbeschleunigung, da sich die Finanzierungsoptionenmit dem Schritt erheblich erweitert haben. Die Möglichkeit zur Nutzung der Aktie als Akquisitionswährung wurde bereits genutzt, was auf der Gegenseite natürlich zu einer Verwässerung der Altaktionäre führt. Zukäufe müssen also „liefern“, um einen Mehrwert für die Aktionäre zu schaffen.

Die Forcierung des Wachstums mit Übernahmen ist dabei marktseitig durchaus aussichtsreich, da die Angebotsstruktur, sowohl im Bereich der Self-Service-Kiosksysteme, als auch in vorgelagerten Stufen, noch stark zersplittert ist. Das Management verfolgt daher eine aktive Buy-and-Build-Strategie. Und hierin liegen die ganz besonderen Chancen, aber auch Risiken.

Chancen durch Zukäufe attraktiver Wettbewerber und/oder Unternehmen, die das eigene Angebotsspektrum erweitern und auf der Kostenseite zusätzliche Einsparpotenziale freisetzen. Risiken, weil Firmenübernahmen nicht immer klappen und sich Zukäufe auch mal als Fehlkäufe herausstellen. Pyramid hat hier bisher noch keinen langjährigen überzeugenden Trackrecord, so dass es erst noch beweisen muss, wie erfolgreich es hier auf Dauer agieren kann.

Die Pyramid AG bietet eine interessante Story in einem wachstumsstarken Sektor dürfte sich als Depotbeimischung durchaus lohnen.

Die 4 wichtigsten Dinge, die man über Pyramid wissen muss

  1. Die wenig erfolgreiche Beteiligungsgesellschaft mic AG hat die Pyramid Computer GmbH im Zuge eines Reverse-Takeovers übernommen und heißt nun Pyramid AG.
  2. Pyramid ist ein Spezialist für Automatisierungslösungen in den Sektoren Einzelhandel, Gastgewerbe und Lebensmitteleinzelhandel und verfolgt eine Buy-and-Build-Strategie.
  3. Übernahme der faytech AG, einem der führenden Hersteller von Touch-Lösungen und -Technologien im industriellen Umfeld und POS, ist Umsatz- und Ergebnistreiber.
  4. Der Markt ist stark fragmentiert und bisher ohne dominante Player. Pyramid will sich aktiv an der Marktkonsolidierung beteiligen und strebt weitere Akquisitionen an.
Disclaimer: Habe Pyramid weder auf meiner Beobachtungsliste noch in meinem Depot/Wiki,

1 Kommentar:

  1. hallo herr kissig, vielen dank für ihre immer interesanten u ausführlichen vorstellungen. warum haben sie die pyramid weder auf der wl noch im wiki? wahrscheinlich weil sie bestimmte kriterien nicht erfüllt. aber welche? mfg, anonym

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