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Artikel aus "Der Nebenwerte Investor" Ausgabe 4/2023 vom 27.04.2023
Aktienbesprechungen in dieser Ausgabe:
▶ IVU Traffic, Cancom, Secunet Security, Pyramid, Mutares, Bertrandt, Zeal Network
▶ IVU Traffic, Cancom, Secunet Security, Pyramid, Mutares, Bertrandt, Zeal Network
Cancom: Digitalisierungsprofiteur auf der Suche nach Profit
Cancom ist einer der führenden Anbieter für IT-Services und IT-Infrastruktur in Deutschland und fokussiert sich dabei auf die Beratung und Begleitung von Unternehmenskunden und öffentlichen Auftraggebern bei der Anpassung von IT-Infrastrukturen und Prozessen bei der Digitalisierung. Cancom ist ein Komplettlösungsanbieter und betreut seine Kunden ganzheitlich bei der Digitalisierung. Das Leistungsspektrum umfasst die Beratung hinsichtlich digitaler Prozesse, das System-Design samt IT-Support und geht bis hin zum Verkauf und der Lieferung von Hard- und Software.
Zielgruppe von Cancom sind überwiegend große und mittelständische Unternehmen. Dabei erzielt man den größten Teil des Umsatzes, nämlich und 92 %, im Heimatmarkt Deutschland. Darüber hinaus ist man in Österreich, der Schweiz, Belgien und in der Slowakei aktiv.
Das Geschäft in Großbritannien und Irland verkaufte Cancom vor knapp anderthalb Jahren an den spanischen Telekommunikationsriesen Telefonica. Den Verkaufserlös von 400 Mio. Euro nutzte man für eine Kapitalherabsetzung von 38,55 auf 35,37 Mio. Euro und reduzierte so die Zahl der Aktien.
Sein Business unterteilt Cancom in zwei Segmente: Cloud Solutions und IT Solutions.
Mit seinem Aufsatz 'Why Software is eating the world' erregte der Netscape-Gründer Marc Andreessen 2011 große Aufmerksamkeit und seine Prognose bewahrheitete sich seitdem immer mehr. Selbst Hardware-Spezialisten, wie das im Jahr 2000 wertvollste Unternehmen der Welt Cisco Systems versuchen zunehmend, ihre Produkte und Anwendungen auf Softwarelösungen umzustellen. Denn Hardware kommt zumeist mit schwachen Margen daher und ist anfällig für Störungen der Lieferketten. Das hat auch Cancom zu spüren bekommen und steht in hartem Wettbewerb beim Weiterverkauf der Hardware. Die operative Gewinnmarge löst mit 4,4 % keine Begeisterungsstürme aus.
Cancom berät und begleitet seine Kunden bei der Transformation ihrer Unternehmens-IT in eine Cloud-Delivery-Architektur und übernimmt sogar den Komplett- oder Teilbetrieb der IT für seine Kunden. Diese können dadurch eine teure Inhouse-IT-Abteilung und die eigene IT-Infrastruktur einsparen. In Zeiten zunehmender Cyberattacken kommt hinzu, dass Insellösungen deutlich anfälliger sind und die Auslagerung an große Spezialisten nicht ausschließlich ein Kostenfaktor ist. Zudem sind auch in der IT-Branche immer seltener Fachkräfte zu finden und Vakanzen auf diesen Positionen können Unternehmen in letzter Konsequenz sogar lahmlegen.
Das Segment ist hoch profitabel und kann gut skaliert werden. Es trägt letztlich trotz des kleinen Umsatzanteils von 20 % beinahe zwei Drittel zum Unternehmensergebnis bei. Dennoch ist die Sparte IT Solutions elementar für Cancom, denn sie ist oft der Türöffner bei der Gewinnung von Neukunden. Und diese versucht Cancom dann später für seine Cloud Solutions zu gewinnen.
Cancom präsentiert sich also als wachstumsstärker und profitabler als übliche reine Hardwareanbeter, kann diesbezüglich aber nicht mit reinen Softwarespezialisten mithalten.
Über diese doch eher verhaltenen Wachstumserwartungen dürfte sich jeder wundern, der in letzter Zeit mit der digitalen Servicewüste in Deutschland in Kontakt gekommen ist. Ob im Gesundheitssektor, der Telekommunikation oder im Behördendschungel. Der Bedarf ist enorm und steigt weiter an. Hohe gesetzliche Anforderungen und entwicklungshemmende Datenschutzbestimmungen bremsen viele Versuche frühzeitig aus und sorgen für lange Umsetzungszeiten. Gerade hier sind zunehmend Spezialisten gefragt.
In Deutschland tummeln sich lauf Bitkom rund 90.000 Unternehmen im IT-Sektor, wobei nur sechs Unternehmen überhaupt Umsätze von über 1 Milliarden Euro erwirtschaften. Mit 1,2 Mrd. Euro lag Cancom 2021 auf dem fünften Rang vor T-Systems, aber auch deutlich hinter Branchenführer Bechtle, der es beinahe auf das Dreifache brachte. Dieser zersplitterte Markt bietet somit auch Chancen, durch Übernahmen zu wachsen. Dies wird zunehmend auch hinsichtlich eines anderen Problems zum Schlüsselfaktor: Fachkräftemangel. Der Arbeitsmarkt ist in diesem Bereich weitgehend leergefegt und der Kauf einer IT-Firma kann hier zur alternativen Lösung werden, um an das begehrte Personal zu kommen.
Der IT-Dienstleister stellt einen Umsatz zwischen 1,32 Mrd. und 1,39 Mrd. Euro in Aussicht und damit lediglich ein mageres Wachstum von 2 %. Das operative Ergebnis (EBITDA) soll auf 114 bis 124 Mio. Euro steigen, nachdem es 2022 auch wegen eines einmaligen Sondereffekts um 14 % gesunken war.
Allerdings könnten sich die Prognosen auch als zu zurückhaltend erweisen. Die Materialverfügbarkeit hat sich inzwischen wieder spürbar verbessert und der vorherige Preisdruck hat sich relativiert. Dadurch dürften viele aufgeschobene Projekte nun wieder Realisierungschancen haben und auch bei Cancom für einen Nachfrageschub sorgen. Cancom zeigte sich hier aufgrund des hohen Auftragsbestands jedenfalls optimistisch.
Zudem hat Cancon nach dem Verkauf seines Geschäfts in Großbritannien noch eine üppig dotierte Kriegskasse von rund 393 Mio. Euro auf der Habenseite, während die Börsenkapitalisierung nur noch bei rund 1 Mrd. Euro liegt. Unter Berücksichtigung des Cash-Bestands läge das KGV bei knapp 14 und das lässt die Aktie in einem deutlich attraktiveren Licht erscheinen. Neben dem Zukauf von Wettbewerbern könnte Cancom auch eigen Aktien zurückkaufen und damit den abgestürzten Aktienkurs zu Wohle der Aktionäre ausnutzen.
Einiges an Fantasie hat Cancom interessierten Anlegern also durchaus zu bieten.
Zielgruppe von Cancom sind überwiegend große und mittelständische Unternehmen. Dabei erzielt man den größten Teil des Umsatzes, nämlich und 92 %, im Heimatmarkt Deutschland. Darüber hinaus ist man in Österreich, der Schweiz, Belgien und in der Slowakei aktiv.
Das Geschäft in Großbritannien und Irland verkaufte Cancom vor knapp anderthalb Jahren an den spanischen Telekommunikationsriesen Telefonica. Den Verkaufserlös von 400 Mio. Euro nutzte man für eine Kapitalherabsetzung von 38,55 auf 35,37 Mio. Euro und reduzierte so die Zahl der Aktien.
Sein Business unterteilt Cancom in zwei Segmente: Cloud Solutions und IT Solutions.
IT Solutions
Das Geschäftssegment IT Solutions (IT as a Concept) steht für etwa 80 % der Umsätze und umfasst alle Geschäftsaktivitäten rund um die IT-Infrastruktur. Das sind IT-Strategieberatung, Projektplanung und -durchführung, Systemintegration, die IT-Beschaffung oder professionelle IT-Services und Support.Mit seinem Aufsatz 'Why Software is eating the world' erregte der Netscape-Gründer Marc Andreessen 2011 große Aufmerksamkeit und seine Prognose bewahrheitete sich seitdem immer mehr. Selbst Hardware-Spezialisten, wie das im Jahr 2000 wertvollste Unternehmen der Welt Cisco Systems versuchen zunehmend, ihre Produkte und Anwendungen auf Softwarelösungen umzustellen. Denn Hardware kommt zumeist mit schwachen Margen daher und ist anfällig für Störungen der Lieferketten. Das hat auch Cancom zu spüren bekommen und steht in hartem Wettbewerb beim Weiterverkauf der Hardware. Die operative Gewinnmarge löst mit 4,4 % keine Begeisterungsstürme aus.
Cloud Solutions
In seinem kleineren Segment Cloud Solutions (IT as a Service) sieht das mit annähernd 29 % viel attraktiver aus. Hier erbringt Cancom Managed Services und bietet Cloud-Lizenzen oder andere Mietmodelle. Diese sorgen aufgrund langfristiger Kundenverträge für stetige und wiederkehrende Umsätze, die bei Anlegern so beliebten 'Recurring Revenues'. Cancom ist hier Partner bekannter Softwarehäuser wie HP, Microsoft, IBM, SAP, Symantec, Citrix, Apple und Adobe.Cancom berät und begleitet seine Kunden bei der Transformation ihrer Unternehmens-IT in eine Cloud-Delivery-Architektur und übernimmt sogar den Komplett- oder Teilbetrieb der IT für seine Kunden. Diese können dadurch eine teure Inhouse-IT-Abteilung und die eigene IT-Infrastruktur einsparen. In Zeiten zunehmender Cyberattacken kommt hinzu, dass Insellösungen deutlich anfälliger sind und die Auslagerung an große Spezialisten nicht ausschließlich ein Kostenfaktor ist. Zudem sind auch in der IT-Branche immer seltener Fachkräfte zu finden und Vakanzen auf diesen Positionen können Unternehmen in letzter Konsequenz sogar lahmlegen.
Das Segment ist hoch profitabel und kann gut skaliert werden. Es trägt letztlich trotz des kleinen Umsatzanteils von 20 % beinahe zwei Drittel zum Unternehmensergebnis bei. Dennoch ist die Sparte IT Solutions elementar für Cancom, denn sie ist oft der Türöffner bei der Gewinnung von Neukunden. Und diese versucht Cancom dann später für seine Cloud Solutions zu gewinnen.
Cancom präsentiert sich also als wachstumsstärker und profitabler als übliche reine Hardwareanbeter, kann diesbezüglich aber nicht mit reinen Softwarespezialisten mithalten.
Markt und Chancen
Durch seine Fokussierung auf den deutschen Markt ist dessen Marktentwicklung mit ausschlaggebend für den künftigen Geschäftserfolg. Der Branchenverband Bitkom erwartet Wachstumsraten zwischen 4,5 und 6,5 % in einem Markt, der es aktuell auf ein Volumen von rund 187 Mrd. Euro bringt.Über diese doch eher verhaltenen Wachstumserwartungen dürfte sich jeder wundern, der in letzter Zeit mit der digitalen Servicewüste in Deutschland in Kontakt gekommen ist. Ob im Gesundheitssektor, der Telekommunikation oder im Behördendschungel. Der Bedarf ist enorm und steigt weiter an. Hohe gesetzliche Anforderungen und entwicklungshemmende Datenschutzbestimmungen bremsen viele Versuche frühzeitig aus und sorgen für lange Umsetzungszeiten. Gerade hier sind zunehmend Spezialisten gefragt.
In Deutschland tummeln sich lauf Bitkom rund 90.000 Unternehmen im IT-Sektor, wobei nur sechs Unternehmen überhaupt Umsätze von über 1 Milliarden Euro erwirtschaften. Mit 1,2 Mrd. Euro lag Cancom 2021 auf dem fünften Rang vor T-Systems, aber auch deutlich hinter Branchenführer Bechtle, der es beinahe auf das Dreifache brachte. Dieser zersplitterte Markt bietet somit auch Chancen, durch Übernahmen zu wachsen. Dies wird zunehmend auch hinsichtlich eines anderen Problems zum Schlüsselfaktor: Fachkräftemangel. Der Arbeitsmarkt ist in diesem Bereich weitgehend leergefegt und der Kauf einer IT-Firma kann hier zur alternativen Lösung werden, um an das begehrte Personal zu kommen.
Risiken
In den letzten zwei Jahren waren die globalen Lieferketten aufgrund der Aus- und Nachwirkungen der Corona-Pandemie gestört und das traf auch Cancom. Einerseits waren Komponenten nicht verfügbar, andererseits schossen die Preise stark in die Höhe. Hieraus ergaben sich Projektverschiebungen und Margendruck aufgrund signifikant erhöhter Einkaufspreise.Verkorkstes 2022, maues 2023
Anfang Februar musste Cancom eingestehen, dass man seine 2022er Ergebnisziele nicht erreicht hat, trotz eines umsatzseitig rekordträchtigen Schlussquartals. Ende März folgte dann die nächste Enttäuschung, als ein unter den Erwartungen liegender Ausblick auf 2023 präsentiert wurde.Der IT-Dienstleister stellt einen Umsatz zwischen 1,32 Mrd. und 1,39 Mrd. Euro in Aussicht und damit lediglich ein mageres Wachstum von 2 %. Das operative Ergebnis (EBITDA) soll auf 114 bis 124 Mio. Euro steigen, nachdem es 2022 auch wegen eines einmaligen Sondereffekts um 14 % gesunken war.
Bullcase vs. Bearcase
Die Jahresprognosen kamen bei den Anlegern gar nicht gut an und der Kurs notiert mit 30 Euro nur etwa halb so hoch wie noch Ende 2021. Das KGV beträgt etwa 20 – das liegt zwar unter dem zehnjährigen Durchschnitt von 25, aber für ein Unternehmen ohne Wachstum ist dies auch nicht gerade günstig.Allerdings könnten sich die Prognosen auch als zu zurückhaltend erweisen. Die Materialverfügbarkeit hat sich inzwischen wieder spürbar verbessert und der vorherige Preisdruck hat sich relativiert. Dadurch dürften viele aufgeschobene Projekte nun wieder Realisierungschancen haben und auch bei Cancom für einen Nachfrageschub sorgen. Cancom zeigte sich hier aufgrund des hohen Auftragsbestands jedenfalls optimistisch.
Zudem hat Cancon nach dem Verkauf seines Geschäfts in Großbritannien noch eine üppig dotierte Kriegskasse von rund 393 Mio. Euro auf der Habenseite, während die Börsenkapitalisierung nur noch bei rund 1 Mrd. Euro liegt. Unter Berücksichtigung des Cash-Bestands läge das KGV bei knapp 14 und das lässt die Aktie in einem deutlich attraktiveren Licht erscheinen. Neben dem Zukauf von Wettbewerbern könnte Cancom auch eigen Aktien zurückkaufen und damit den abgestürzten Aktienkurs zu Wohle der Aktionäre ausnutzen.
Einiges an Fantasie hat Cancom interessierten Anlegern also durchaus zu bieten.
Die 4 wichtigsten Dinge, die man über Cancom wissen muss
- Cancom zählt zu den führenden IT-Dienstleistern in Deutschland, wo man etwa 92 % der Umsätze von rund 1,2 Mrd. Euro generiert.
- Das Segmente IT Solutions steht für 80 % der Umsätze, aber nur ein Drittel des Ergebnisses, während Cloud Solutions mit 29 % Gewinnmarge hoch profitabel ist.
- Für das laufende Jahr stellt Cancom nur ein Wachstum von 2 % in Aussicht, trotz eines hohen Auftragsbestands.
- Der hohe Cash-Bestand bietet auch Chancen für externes Wachstum durch Zukäufe. Alternativ könnte ein umfangsreiches Aktienrückkaufprogramm den Aktienkurs beflügeln.
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