In diesem Kurzportrait geht es um Mondelez International, eines der größten Snackfood-Unternehmen der Welt: Mondelez ist die Nummer eins bei Keksen und die Nummer zwei bei Schokolade und Kaugummi. Die globalen Marken von Mondelez sind Nabisco, Oreo, Milka, Philadelphia, belVita, Cadbury, Toblerone, Trident, Tang und Halls. Weitere wichtige Marken sind Ritz, Tate's, Lacta, LU, What Thins, Swedish Fish, Triscuit und Chips Ahoy. Viele dieser Marken sind die Nummer eins in ihrem Marktsegment oder ihrer Region.
Keimzelle von Mondelez ist der Lebensmittelkonzern Nabisco und dieser gehörte in den 1980er Jahren zu RJR Nabisco. Der andere Teil der Firma war Zigarettenhersteller Reynold‘s. RJR Nabisco wurde nach einer beispiellosen Übernahmeschlacht von KKR übernommen und dann aufgeteilt. Die Geschichte wurde in einem Buch festgehalten mit dem Titel "Barbarians at the Gate" und führte zum Ende der Ära kreditfinanzierter Management-Buyouts (LBOs), die in den Börsencrash von 1987 mündete. Nabisco landete bei General Foods, die ihrerseits 1989 mit Philip Morris fusionierten, die es an ihre damalige Tochter Kraft Foods weiterreichten. Kraft wiederum spaltete sich später auf und separierte sein Keks-und Snackgeschäft als Mondelez International als Spin-off an seine Aktionäre. Einer der bekanntesten war Warren Buffett und dieser war entschieden gegen die Aufspaltung; deshalb verkaufte er seinen Anteil an Kraft Foods und reduzierte seinen Bestand an Mondelez kräftig. Stattdessen erwarb Buffett einige Jahre später zusammen mit Finanzinvestor 3G Capital den Wettbewerber Heinz Ketchup - um diesen dann anschließend mit Kraft Foods zu Kraft Heinz zu fusionieren. Seinen Restbestand an Mondelez hat Buffett dabei noch immer im Portfolio. Die rund 500.000 Aktien bringen es auf 0,1 % Gewichtung und sind einer seiner kleinsten Positionen - aber durchaus eine der interessanteren...
Die Branche ist in ständiger Bewegung und auch Mondelez mischt kräftig mit. Zunächst brachte das Unternehmen sein Kaffeegeschäft in ein Joint Venture mit Douwe Egberts ein, aus dem schließlich JDE Peet's hervorging. Außerdem besaß man Aktien von Keurig Green Mountain, die nach der Fusion mit der Dr. Pepper Snapple Group schließlich in Keurig Dr. Pepper übergingen.
Die Aktienpakete an JDE Peet's und Keurig Dr. Pepper hat Mondelez zum Verkauf gestellt, denn Mondelez ändert seine Strategie und will sich künftig auf sein Kerngeschäft mit Keksen und Schokolade konzentrieren. Daher will man das Kaugummigeschäft veräußern inkl. der Marken Halls, Stimorol, Hollywood, Dentyne und Trident. Darüber hinaus veräußert Mondelez seine Kaffee-Aktivitäten, also die Beteiligungen an JDE Peet's und Keurig Dr. Pepper. Der Erlös soll für die Erweiterung des Snack-Portfolios verwendet werden und für Aktienrückkäufe.
Mondelez ist aktuell noch der zweitgrößte Anteilseigner von JDE Peet's und hat kürzlich weitere 7,7 Mio. Aktien des Kaffee- und Teeunternehmens zu durchschnittlich 26,10 Euro verkauft. Damit wurden rund 200 Mio. Euro eingenommen, während Mondelez auch noch Kaufoptionen für weitere 7,7 Mio. Aktien von JDE Peet's verkauft haben soll, was etwa 1,5 % des Aktienkapitals entspricht.
Wachstum über Akquisitionen
Mondelez peilt ein organisches Umsatzwachstum von 3 bis 5 % pro Jahr an, wobei Mondelez der Strategie der meisten Lebensmittelhersteller folgt, indem es Produkterweiterungen einführt, den Vertrieb ausbaut und Marketing betreibt. Doch Mondelez ist auch ein aktiver Firmen- und Markenkäufer und steigert sein Wachstum durch Akquisitionen. Seit 2018 wurden acht Firmen übernommen und dabei mehr als 2 Mrd. USD an Umsatz zugekauft. Die Strategie besteht darin, vielversprechende Marken als Plattform zu kaufen, wenn das Unternehmen in einem Segment, einer Preisklasse oder geografisch unterrepräsentiert ist. Anschließend baut das Unternehmen die neue Marke aus. Die acht erworbenen Marken sind Tate's Bake Shop, Perfect Snacks, Give & Go, Hu, Grenade, Gourmet Foods, Chipita und Ricolino.
Quelle: wallstreet-online.de |
Mondelez steigert seine Margen durch Kostensenkungen, senkt aber auch konsequent Emissionen, Lebensmittelabfälle, Wasserverbrauch und Verpackungsmüll; den Rest stellt man bis 2025 auf 100 % recycelbare Verpackungen um.
Mondelez weist einige Vorzüge ggü. seinen Wettbewerbern auf. So ist man mit rund 17 % Weltmarktanteil in der 104 Mrd. Dollar schweren Marktkategorie bei weitem der Marktführer bei Keksen. Campbell's ist die Nummer 2, allerdings mit nur etwa 3 bis 4 % Marktanteil. Tatsächlich hat Mondelez einen größeren Marktanteil und ein schnelleres Wachstum als mehrere seiner größten Wettbewerber zusammen. Neben Campbell's sind dies u.a. Kellogg, Ferrero, PepsiCo, Barilla und Nestle. Dank seiner Größe kann Mondelez die Vertriebs- und Produktionskosten auf mehr Marken und größere Mengen verteilen.
Außerdem ist das Unternehmen die klare Nummer zwei auf dem globalen Schokoladenmarkt mit einem weltweiten Marktanteil von etwa 12 %. Mars, das sich in Privatbesitz befindet, ist die Nummer eins, aber Mondelez wächst schneller und gewinnt Marktanteile. Nur Hershey wächst noch schneller. Neben Mars und Hershey sind u.a. Ferrero, Nestle, Lindt und Storck weitere starke Wettbewerber.
Darüber hinaus verfügt Mondelez über Markennamen mit hohem Wiedererkennungswert wie Oreo, Milka, Cadbury oder Philadelphia. Die Kombination aus ausgezeichnetem Bekanntheitsgrad der Markennamen, führendem Marktanteil und hohem Absatzvolumen verschafft dem Unternehmen einen Vorteil bei der Produktplatzierung im Einzelhandel.
Zahlen zum 1. Quartal 2023 und Anhebung des Jahresausblicks
Im 1. Quartal 2023 stieg der Nettoumsatz um 18,1%, angetrieben durch ein organisches Wachstum von 19,4%. Am stärksten legte das Unternehmen mit 25 % in den Schwellenländern zu, die inzwischen 39 % zu den Konzernerlösen beisteuern.
Der verwässerte Gewinn je Aktie lag bei 1,52 USD und damit um 149,2 % über dem Vorjahreswert; der bereinigte Gewinn je Aktie lag bei 0,89 USD (+17,3 % bei konstanten Wechselkursen). Mondelez konnte die gestiegen Kosten (+21 %) weitgehend durch Preisanhebungen kompensieren, aber eben nicht ganz. Deshalb sank die Bruttomarge (Non-GAAP) um 170 Basispunkte auf 37,6% gefallen und die EBIT-Marge von 17,8 auf 17,3%.
Der Cashflow aus betrieblicher Tätigkeit lag mit 1,0 Mrd. USD auf dem Niveau des Vorjahres, während der Free Cash Flow mit 0,9 Mrd. USD einen Rückgang um 0,1 Mrd. USD gegenüber dem Vorjahr hinnehmen musste. CEO Dirk van de Put kommentierte: "Sowohl in den Industrie- als auch in den Schwellenländern verzeichneten wir eine breit abgestützte Nachfrage, da die Konsumenten auf der ganzen Welt weiterhin unsere Kategorien und Marken für Schokolade, Kekse und gebackene Snacks bevorzugen. Auch bei unseren Initiativen zur Umstrukturierung des Portfolios haben wir weitere bedeutende Fortschritte erzielt. So haben wir unsere Kaffee-Beteiligungen reduziert und gleichzeitig starke Umsatz- und Gewinnsynergien aus den kürzlich erworbenen Unternehmensteilen, darunter Clif Bar, erzielt".
Aufgrund der starken Entwicklung hat Mondelez seinen Jahresausblick angehoben und geht nun davon aus, beim organischen Nettoumsatzwachstum und beim bereinigten Gewinn je Aktie um jeweils mehr als 10 % zuzulegen. Umsatzseitig waren bisher zwischen 5 und 7 % Wachstum anvisiert worden.
Meine Einschätzung
Mondelez ist ein sehr gut positioniertes Unternehmen mit einem Portfolio voller starker Marken, die sich bei den Kunden ungebrochener Beliebtheit erfreuen - über alle Wirtschaftslagen hinweg. Zudem verfügt Mondelez über eine ausgezeichnete und disziplinierte Kapitalallokation, die sich auf Reinvestitionen in das Kerngeschäft, Add-on-Fusionen und -Akquisitionen, Dividenden und Aktienrückkäufe sowie die Stärkung der Bilanz konzentriert. Alles in allem echt schmackhaft…
Disclaimer: Habe KKR, Mondelez auf meiner Beobachtungliste und im Depot/Wiki.
"ungebrochener Beleibtheit ..." lol! Das haben die Snacks so an sich.
AntwortenLöschenJa, das ist eindeutig einer meiner beleibtesten Flüchtigkeitsfehler. ^^
LöschenMilka auf die 1
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