Der März schleppte sich zwischen Bankenbeben und Börsenbibbern über die Runden. Heftige Kurseinbrüche wurden zumeist wieder aufgeholt, vor allem dank der erneuten Liquiditätsflutung durch die US-Notenbank. In der letzte Woche zeigte sich der März dann sehr frühlingshaft und so wurden die gröbsten Kursverluste am Ende wieder eingedämmt. Das gilt natürlich nicht für einzelne Werte, vor allem im Bankenbereich. Hort der Sicherheit waren einmal mehr die großen US-Technologieriesen...
Die bestimmenden Themen sind die gleichen geblieben: Inflation, Zinspolitik der Notenbanken, Ukraine-Krieg, (drohende) Rezession. Und da sich die Inflation als durchaus hartnäckig zu erweisen scheint, ist war die Zinssenkungsfantasie an den Märkten wieder verflogen. Dabei deuten die Frühindikatoren weiterhin auf eine Entspannung an der Preisfront hin, die ab dem 2. Quartal langsam bei den Verbraucherpreisen ankommen sollte. Sofern nicht die Lohnsteigerungen für einen deutlichen zusätzlichen Preisschub sorgen. Die Energiepreise fallen jedenfalls weiter und tragen ihren Teil zu den desinfaltionären Tendenzen bei.
Positive Begleiterscheinung der "kleinen Finanzkrise" in den USA mit den Pleiten der SignatureBank und der Silicon Valley Bank, die auch gleich die Muttergesellschaft SVB Financial mit in den Abgrund gerissen hat, sowie dem Absturz vieler Regionalbanken ist, dass die Fed ihren aggressiven Zinserhöhungskurs gebremst hat und wir vielleicht bereits den "Zinsgipfel" gesehen haben. Unisono sind sich inzwischen alle einig (bis auf die Fed selbst), dass die aggressiven Zinserhöhungen das Bankenbeben ausgelöst haben. Viele Banken, aber auch Versicherungen und "normale" Konzerne haben Anleihen im Bestand und deren Kurse sind kräftig gefallen wegen der stark gestiegenen Zinsen. Die Folge ist, dass die Unternehmen auf heftigen Kursverlusten sitzen. Solange sie die Anleihen bis zum Ende der Laufzeit behalten, realisieren sie diese Verluste nicht und bekommen am Ende 100 % ihres eingesetzten Kapitals zurück. Sind sie aber zum Verkauf gezwungen, z.B. weil sie Liquidität brauchen, dann werden die Buchverluste zu realen Verlusten und schlagen voll in die GuV und die Bilanz durch - und nagen am Eigenkapital. Daran ist die Silicon Valley Bank verendet. Und da auch die US-Notenbank kein Interesse an einer großen und womöglich globalen Finanzkrise hat, versucht sich gegenzusteuern, indem sie nun Anleihen als Sicherheiten akzeptiert für Liquiditätshilfen - und zwar zum Nominalwert von 100 % und nicht wie bisher zum Kurswert, bei dem dann die Abschreibung des Kursverlust erfolgen muss.
Unterm Strich dürfte auch diese Bankenkrise gut ausgehen und die Panikstimmung der Anleger sich im Nachhinein als übertrieben und gute Kaufgelegenheit erweisen.
Die Börsenentwicklung
Der März war wechselhaft und zuletzt weiterhin von Inflations- und Zinssorgen getrieben. Unterm Strich legten die meisten Indizes zu, vor allem Technologieaktien, während deutsche Small- und Midcaps Staub schlucken mussten.
• Dow Jones: +1,89 % (YTD: +0,38 % // 1 Jahr: -4,05 %)• S&P 500: +2,03 % (YTD: +5,50 % // 1 Jahr: -10,59 %)• NASDAQ: +7,65 % (YTD: +18,50 % // 1 Jahr: -12,64 %)• DAX: +1,72 % (YTD: +12,25 % // 1 Jahr: +8,42 %)• MDAX: -3,21 % (YTD: +10,13 % // 1 Jahr: -11,32 %)• SDAX: -1,70 % (YTD: +10,31 % // 1 Jahr: -7,67 %)• TecDAX: +3,68 % (YTD: +13,64 % // 1 Jahr: +0,68 %)
Deutsche Aktien konnte ihre Outperformance im letzten Monat nicht fortsetzen, so dass die US-Börsen Boden gutmachen konnten.
Entwicklung meiner Wikifolios
Soweit mein kurzer Monatsrückblick. Jetzt kommen wir zur Entwicklung meiner drei Wikis:
Kissigs Nebenwerte Champions ▶ zum Wiki
Investiertes Kapital: 1.942.800,- EUR
Preis: 118,62 (28.02.23: 119,70)
Rendite seit Start am 19.08.20: +18,6 %
Rendite 1 Monat: -0,9 %
Rendite in 2023: +6,0 % (YTD)
Rendite in 2022: -24,9 %
Rendite in 2021: +17,3 %
Rendite in 2020: +27,0 % (ab 19.08.)
Das Wiki hat sich vergleichsweise gut gehalten. Nach dem Übernahmeangebot für GK Software habe ich einen schnellen Gewinn gut 34 % eingestrichen. Dafür habe ich LendingClub aufgestockt, aber diese Position ist weiterhin deutlich im Minus - der Markt teilt meine positive Einschätzung bisher nicht und das Bankenbeben hat dem Kurs auch nicht gerade geholfen. Bei Ringmetall habe ich ebenfalls zugekauft wegen der ausgezeichneten Marktstellung; das Unternehmen plant neben organischem Wachstum auch weitere Übernahmen.
Kissigs Quality Investments ▶ zum Wiki
Investiertes Kapital: 667.200,- EUR
Preis: 88,46 (28.02.23: 90,17)
Rendite seit Start am 13.08.20: -11,5 %
Rendite 1 Monat: -2,0 %
Rendite in 2023: +0,4 % (YTD)
Rendite in 2022: -33,9 %
Rendite in 2021: +24,0 %
Rendite in 2020: +7,0 % (ab 13.08.)
Wieder etwas abwärts ging es in meinem Quality Investments-Wiki. Die Cashquote lag Anfang des Monats bei 9 %, zudem habe ich bei Microsoft und Qualys den Bestand etwas reduziert, um die freien Mittel in drei aussichtsreiche Zukäufe zu stecken: Airbnb, GE Healthcare und Roper Technologies. Alle drei sind in ihren Marktsegmenten Spitze und weisen einen starken ökonomischen Burggraben auf bei mittel- und langfristig weiterhin attraktiven Wachstumsaussichten.
Kissigs Turnaround-Spekulationen ▶ zum Wiki
Investiertes Kapital: 65.900,- EUR
Preis: 56,94 (28.02.23: 62,12)
Rendite seit Start am 12.10.21: -43,1 %
Rendite 1 Monat: -8,3 %
Rendite in 2023: +1,5 % (YTD)
Rendite in 2022: -38,1 %
Rendite in 2021: -9,4 % (ab 12.10.)
Meine Turnaround Spekulationen haben unter den Verwerfungen im Finanzsektor besonders stark gelitten und eine sehr schlechte Monatsperformance hingelegt; insbesondere Opendoor hat seine zwischenzeitlichen hohen Kursgewinne wieder weitgehend abgegeben und bleibt eine ganz heiße Spekulation auf den Rebound des US-Immobilienmarkts. Bei Qiagen und KION habe ich jeweils einen kleinen Teilverkauf vorgenommen und mit den verfügbaren Barmitteln den Aktienbestand bei Opendoor und Airbnb weiter aufgestockt.
Zu LendingClub: Dass ich hier bisher so kräftig schiefliege, ist umso schmerzlicher, weil ich LendingClub in allen drei Wikis hoch gewichtet habe und das die Performance von allen kräftig runtergerockt hat. Sollte meine Spekulation (irgendwann) aufgehen, dann würde sich dieser Effekt natürlich entsprechend in allen dreien umkehren und endlich für die von mir erwartete "flächendeckende" positive Entwicklung sorgen
Ende, aus, vorbei...
Es war ein weiter emotional fordernder Monat, nicht nur für Börsenneulinge. Ich bedanke mich an dieser Stelle wieder bei allen Anlegern, die mir mit ihren Investments das Vertrauen aussprechen und in die drei Wikis zusammen gut 2,7 Mio. EUR investiert haben. Das sind etwa 100.000 EUR weniger als vor einem Monat.
Meine durchschnittliche jährliche Zielrendite ist 15 %. Hinsichtlich meines "operativen Net Worth" habe ich in den letzten acht Jahren sechs Jahre mit Renditen zwischen 22 % und 37 % angeschlossen, während 2018 knapp 10 % Verlust einspielte und 2022 sogar -16,75 % - mein schlechtestes Ergebnis der letzten 20 Jahre (in 2000 habe ich prozentual noch deutlich mehr versenkt, aber mit einem deutlich kleineren Depot).
2023 steht mit +8,75 % (-1,25 % ggü. Februar) bisher sehr gut dar, vor allem dank des saustarken Januars, aber da fließen ja auch noch die operativen Ergebnisse meiner Firma und mein privates Budget mit ein, so dass die Entwicklung nicht 1:1 mit meinen Investment(miss)erfolgen vergleichbar ist.
Disclaimer: Habe die genannten Werte auf meiner Beobachtungsliste und/oder in meinem Depot/Wikifolio.
Hallo Herr Kissig,
AntwortenLöschenwarum haben Sie Blackstone nicht in den Wikifolios, aber im Investmentdepot ist es sehr hoch gewichtet?
Wegen der Dividende. In den Wikis werden US-amerikanische Dividenden nicht gutgeschrieben (aus steuerlichen Gründen) und daher "verliert" man mit jeder Ausschüttung Rendite, weil ja trotzdem der Kurs entsprechend sinkt. Ich setzte auf drei Alternative Asset Manager (APO, BX, KKR), von denen KKR die mit Abstand niedrigste Dividendenrendite hat - und daher ist nur KKR in meinem QI-Wiki enthalten.
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